McDonald's Eismaschinen: Eine Odyssee zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Jeder kennt es: Die Lust auf ein McFlurry oder McSundae ist groß, man steuert den nächsten McDonald's an, und dann die Enttäuschung - die Eismaschine ist mal wieder defekt. Dieses Phänomen hat sich zu einem Running Gag entwickelt, und die Frage, ob die Maschinen wirklich kaputt sind oder ob das Personal einfach keine Lust auf die aufwendige Reinigung hat, beschäftigt viele. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels: findige Köpfe und Gesetzesänderungen könnten die Softeis-Versorgung bald sicherer machen.
Das Mysterium der defekten Eismaschinen
Statistiken zeigen, dass etwa 10 % aller McDonald's Eismaschinen ständig außer Betrieb sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein wichtiger Faktor ist die tägliche Reinigung, die zur Vorbeugung von Keimen und Salmonellen unerlässlich ist. Dieser Prozess dauert im Schnitt etwa drei Stunden und wird oft nachts durchgeführt. Einige Filialen sind jedoch rund um die Uhr geöffnet, was die Reinigung zu einer zusätzlichen Herausforderung macht.
Ein weiterer Grund für die Ausfälle liegt in der komplexen Technik der Maschinen. Oft sind es nur Softwareprobleme, die zum Stillstand führen. Das Problem: Der Hersteller Taylor hält Fehlercodes und Wartungsanleitungen unter Verschluss, sodass selbst bei einfachen Defekten der teure Kundendienst gerufen werden muss.
Der Kampf um das Recht auf Reparatur
Die Intransparenz des Herstellers hat den Ruf nach dem Recht auf Reparatur laut werden lassen. Die Idee: Betreiber sollen in die Lage versetzt werden, ihre Maschinen selbst zu warten und zu reparieren.
iFixit plädierte bereits im Oktober 2023 dafür, dass man bei den zickigen Maschinen selbst Hand anlegen dürfe. Denn oft, so die Eisliebhaber, stünde nur die Software zwischen einem McFlurry und dem Kunden. Wer die Maschinen auslesen und etwaige Fehlercodes zurücksetzen könne, wäre in der Lage, zahlreiche inaktive Geräte wieder ans Laufen zu bringen oder einfache Reparaturen nach Anleitung selbst zu übernehmen.
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Der US-amerikanische Digital Millennium Copyright Act (DMCA) erschwerte dies jedoch. Paragraph 1201 untersagte es, Softwaresperren in Geräten zu umgehen - selbst dann, wenn man sie reparieren wollte. Alle drei Jahre konnte man die Copyright-Behörde bitten, für bestimmte Geräte eine Ausnahme im DMCA zu machen.
Es gab bereits Erfolge bei Ausnahmen für iPhones bis Traktoren. Eine erfolgreiche Anfrage für Eismaschinen würde bedeuten, dass man die Maschinen nicht nur auseinandernehmen, sondern auch ihre Software genauer anschauen könnte.
Kytch und der Traum von der einfachen Fehlerbehebung
Ein Unternehmen namens Kytch versuchte bereits, eine Lösung zu finden. Es entwickelte ein Gerät, das Fehlercodes in einfache Anweisungen übersetzte. Taylor, der Hersteller, soll deren Funktion jedoch wegen "Sicherheitsbedenken" stets wieder blockiert haben. Der Vorwurf: Taylor habe kein Interesse daran, dass einfachste Arbeiten von Dritten durchgeführt werden, da ein gut ausgelasteter Kundendienst viel Geld bringe, so "iFixit".
Ein Blick ins Innere der Eismaschine
Die Experten von iFixit haben sich die Eismaschine genauer angesehen und festgestellt, dass viele Teile leicht selbst ersetzt werden könnten: einen Hitzeumwandler mit Kupferrohren, einen Motor und einen Treibriemen und drei Leiterplatten.
Der Freedom of Repair Act
Um die Reparatur von Eismaschinen und anderen Geräten zu erleichtern, wurde der US-Kongress gebeten, den Freedom of Repair Act wieder einzuführen. Dieser würde alle Tools für die Reparatur legalisieren und dafür sorgen, dass für alle Reparaturen eine Ausnahme vom DMCA Abschnitt 1201 gilt.
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McBroken: Die Eiskarte für Softeis-Jäger
Ein Hamburger Softwareentwickler namens Rashiq Zahid hat das Problem der defekten Eismaschinen auf seine Weise angegangen. Während seines Informatik-Studiums in Berlin hatte er oft spät am Abend Lust auf ein Eis, doch die nahegelegene McDonald's-Filiale hatte regelmäßig eine defekte Eismaschine.
Als Zahid bemerkte, dass er sein McFlurry auch online bestellen konnte, kam ihm eine Idee. Er stellte fest, dass die McDonald's-App anzeigte, wenn das Softeis nicht verfügbar war. Innerhalb von zwei bis drei Tagen entwickelte er einen Code, der die aktuelle Softeis-Verfügbarkeit überprüft.
Dieses Tool nannte er „McBroken“. Es wurde zuerst in den USA eingeführt und erfreute sich dort großer Beliebtheit. Die Software trackt quasi fast in Echtzeit, wo die Eismaschine läuft und wo nicht. Rote Punkte markieren Filialen ohne funktionstüchtige Eismaschine, grüne jene, bei denen der gewünschte McFlurry mit Smartie-Topping zu bekommen ist. So sieht die „Eiskarte“ aus.
Zahid entwickelte ein API, das pro Berliner Filiale und Minute einen McSundae in den Warenkorb legte. Die Security-Mechanismen der App blockierten die Zugriffe - zu offensichtlich handelte es sich bei seinem Programm um einen Bot. Eine Nacht lang experimentierte Zahid mit unterschiedlichen Zeitintervallen. Die Zeitspanne zwischen den Massenbestellungen, die den Sicherheitsvorkehrungen der App nicht als verdächtig auffielen? 30 Minuten.
Konnte der Bot die Bestellung in einer Filiale erfolgreich hinzufügen, erscheint sie als grüner Punkt auf der Karte, wenn nicht, als roter. Zur Überprüfung, ob sein Bot funktioniert, klapperte Zahid auf seinem Fahrrad alle McDonalds-Filialen der Hauptstadt ab und bestellte dort Eis - und McBroken lieferte.
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Die App funktioniert momentan für die USA, Kanada, UK und auch für Deutschland. Geld verdient Zahid mit seiner Idee kaum, Spenden decken die Kosten knapp.
Ausnahmeregelung des Patentamts
Es gibt gute Neuigkeiten für alle Softeis-Liebhaber: Das US-amerikanische Patentamt hat eine Ausnahmeregelung erlassen, die es Drittanbietern erlaubt, die Eismaschinen von McDonald's zu reparieren. Ab sofort darf jeder die Maschinen diagnostizieren, Wartungsarbeiten ausführen und Reparaturen vornehmen.
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