Marzipan von Weltruf: Eine Reise durch Geschichte und Genuss in Lübeck
Lübeck, die Königin der Hanse, ist weit mehr als nur Holstentor, Thomas Manns „Buddenbrooks“ und Günter Grass. Die Stadt an der Trave, geprägt von Wasser und Weltoffenheit, birgt eine reiche Geschichte und eine lebendige Gegenwart. Ein Spaziergang durch die Altstadt, seit 1987 UNESCO-Welterbe, offenbart über tausend Gebäude aus verschiedenen Epochen. Doch was wäre Lübeck ohne sein berühmtes Marzipan? Diese Süßigkeit, die ursprünglich aus dem Orient stammt, hat in Lübeck eine einzigartige Erfolgsgeschichte geschrieben.
Lübeck: Stadt der sieben Türme und Backsteingotik
Ein Blick über die Trave offenbart das Panorama der "Stadt der sieben Türme", die von den fünf imposanten Hauptkirchen - Jakobikirche, Marienkirche, Petrikirche, Aegidienkirche und Dom - gebildet wird. Neben den Kirchen prägen das Holstentor und das Rathaus das Bild der Backsteingotik. Das Rathaus, eine Mischung aus Gotik, Renaissance und Moderne, und die Marienkirche sind unbedingt einen Besuch wert.
Literarische Spuren: Buddenbrookhaus und Günter-Grass-Haus
Unter den Gewölben des historischen Kanzleigebäudes hindurch gelangt man zum Buddenbrookhaus, dem einstigen Wohnhaus der Großeltern von Thomas und Heinrich Mann. Das Museum gibt Einblick in das Leben und Werk des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann. Nur wenige Straßen weiter befindet sich das Günter-Grass-Haus, ein Forum für Literatur und Bildende Kunst, das das Schaffen des Schriftstellers würdigt.
Gänge und Stiftshöfe: Mittelalterliche Oasen
Die Gänge, Zeugen des mittelalterlichen Städtebaus, sind schmale Durchgänge, die zu idyllischen Innenhöfen führen. Sie entstanden aus Platznot in den Hinterhöfen der wachsenden Stadt. Eine weitere Besonderheit sind die Stiftshöfe, die von angesehenen Lübeckern gegründet wurden, um Witwen und Waisen von Seefahrern und Kaufleuten zu versorgen. Der Füchtingshof in der Glockengießerstraße ist die berühmteste dieser Stiftungen.
Das Lübecker Marzipan: Mehr als nur eine Süßigkeit
Ein Bummel durch Lübeck ist ohne den Genuss des Lübecker Marzipans undenkbar. Das Café Niederegger ist der beste Ort, um das Original zu probieren. Neben Toledo in Spanien und Aix-en-Provence ist Lübeck eine der Hochburgen der Marzipanproduktion. Ursprünglich stammt die Süßigkeit aus dem Orient und wurde in den Lübecker Zunftrollen erstmals 1573 als „Martzapaen“ erwähnt. Johann Gerhard Maret produzierte sie ab Ende des 17. Jahrhunderts in seiner Konditorei Maret, die heute Lübecks älteste Konditorei ist. Seinem Gesellen Georg Niederegger verdankt das Lübecker Marzipan seinen Weltruf.
Lesen Sie auch: Weihnachtliche Leckereien einfach zubereitet
Die Geschichte des Marzipans: Eine Reise vom Orient nach Lübeck
Marzipan, diese genussvolle Kostbarkeit, hat ihre Wurzeln im Orient. Dort, wo Mandeln und Zucker beheimatet sind, wurde Marzipan erfunden. Der persische Arzt Rhazes (850-923) pries das Gemisch aus Mandeln und Zucker in einem Buch als Heilmittel an. Die Kreuzritter brachten bei ihrer Rückkehr aus dem Orient Gewürze und orientalische Geheimnisse mit. Im 13. Jahrhundert wurden in Venedig, Neapel und auf Sizilien Gewürze und Konfekt in kleinen Schächtelchen gehandelt. Das Wort „Mataban“ für Schachtel wurde im Laufe der Zeit auf den Inhalt übertragen: Mazapane (ital.), Massepain (franz.), Marzipan (deutsch).
Thomas von Aquin beschäftigte sich bereits im 13. Jahrhundert mit dem Genuss von Marzipan und schrieb in seinen Lehren, dass Marzipan das Fasten nicht breche. Boccaccio hob in seinen Geschichten den Zusammenhang zwischen Leidenschaft und Marzipan hervor. Um Marzipan als Krönung der süßen Lust hervorzuheben, wurde es mit Blattgold belegt.
Die Hansekoggen brachten Gewürze und andere Zutaten in den Norden. Zunächst durften nur Apotheker mit Zucker und Gewürzen handeln. Später, als es den Beruf des Zuckerbäckers gab, durften auch die "Canditors" Marzipan herstellen.
Die ersten, die in Europa Marzipan schätzen lernten, waren Könige und Wohlhabende. Königin Elisabeth I. von England (1533-1603) galt als süchtig nach allem Süßen. Der Begriff „königlicher Genuss“ entstand. Auch bei den Festen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. von Frankreich durften riesige Tafelaufsätze mit Marzipan nicht fehlen. Alles, was das Herz begehrte, wurde möglichst naturgetreu aus Marzipan nachgebildet.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten auch Bürger in Kaffeehäusern Marzipan genießen. Mit der Gewinnung des Zuckers aus der Zuckerrübe wurden die Süßigkeiten etwas erschwinglicher. Auch in Lübeck wurde Marzipan besonders begehrt und geschätzt.
Lesen Sie auch: Marzipan-Christstollen selber machen
Johann Georg Niederegger: Der Marzipanpionier
Die Lehr- und Wanderjahre führten Johann Georg Niederegger von Ulm nach Lübeck zum Konditor Maret. Im Jahr 1806 eröffnete er sein eigenes Geschäft und lieferte seine Produkte an Könige und Zaren. Durch beste Qualität mehrte er stetig seinen Ruf. Sein Marzipanrezept aus soviel Mandeln wie möglich, so viel Zucker wie nötig, dazu noch ein Geheimnis, wird seit seinem Tode von Generation zu Generation weitergereicht.
Niederegger Marzipanfiguren: Fast wie Madam Tussaud
Im Café Niederegger kann man im Marzipanmuseum lebensgroße Marzipanfiguren bewundern, die berühmte Persönlichkeiten naturgetreu darstellen.
Travemünde: Seeluft und Ostseestrand
Ein Ausflug nach Travemünde, dem 20 Kilometer entfernten Ostseebad an der Lübecker Bucht, ist eine willkommene Abwechslung. Ob mit dem Rad entlang der Trave oder mit dem Zug, in Travemünde erwarten den Besucher Möwen, Seeluft und ein breiter Sandstrand. Sehenswert sind die Kapitänshäuser in der Vorderreihe und der Alte Leuchtturm. Eine Radtour entlang der Strandpromenade über das Brodtener Steilufer nach Niendorf bietet traumhafte Ausblicke auf die Ostsee.
Lübeck: Ein dynamischer Wirtschaftsstandort
Die wirtschaftliche Struktur Lübecks ist seit über 875 Jahren von Dynamik geprägt. Neben Handel und Logistik waren später traditionelle Industrie und Schiffbau prägend. Heute stehen insbesondere die Branchen Gesundheitswirtschaft, Ernährungswirtschaft, Logistik, Maschinenbau sowie unternehmensnahe Dienstleistungen im Fokus. Firmen von Weltruf wie Dräger, die Reederei Oldendorff, Coherent Niederegger, Brüggen, Baader, SLM-Solutions, Possehl oder die Hypoport AG sind hier ansässig. Die Lübecker Hochschulen, das Fraunhofer-Institut für Marine Biotechnologie, der Gründercube und das Technikzentrum Lübeck sorgen für zusätzliche Dynamik.
Der Port of Lübeck gehört zu den größten RoRo- und Fährhäfen Europas und ist ein Kernhafen des Transeuropäischen Transportnetzes (TEN-T). Lübeck verfügt über vier leistungsfähige Hochschulen und verschiedene Forschungseinrichtungen, wie das Kompetenzzentrum CoSA.
Lesen Sie auch: Süße Köstlichkeiten: Marzipan-Kreationen
Lübeck: Eine Stadt im Wandel
Lübeck verändert sich stetig. Die Hansestadt pflegt enge internationale Beziehungen zu ihren Partnerstädten La Rochelle, Kotka, Klaipeda, Visby/Gotland und Wismar sowie zu den durch Freundschaftsvertrag verbundenen Städten Kawasaki/Japan, Venedig/Italien und Shaoxing/China.
tags: #Marzipan #von #Weltruf #Geschichte


