Nuss-Nougat-Cremes im Test: Inhaltsstoffe, Kritik und Empfehlungen
Nuss-Nougat-Cremes sind ein beliebter Brotaufstrich für Kinder und Erwachsene. Doch wie gesund sind sie wirklich? ÖKO-TEST hat 21 Nuss-Nougat-Cremes untersucht und dabei erschreckende Ergebnisse erzielt. Der Test offenbart Probleme bei den Inhaltsstoffen, insbesondere Mineralöl, zu viel Zucker und mangelnde Bemühungen um bessere Arbeitsbedingungen in den Anbauländern.
Beliebte Marken fallen durch
Ausgerechnet Nutella, die heißgeliebte Nuss-Nougat-Creme, fällt im Test durch und erhält die Note "ungenügend". Genauso schlecht schneidet die Milka Haselnusscreme ab. Mit über 56 Prozent Zucker sind diese beiden Produkte die süßesten Aufstriche im Test. Außerdem enthalten beide, wie viele andere Nuss-Nougat-Cremes auch, Mineralölbestandteile, genauer gesagt die Kohlenwasserstoffe MOSH. MOSH reichern sich im Körper an, und die langfristigen Auswirkungen sind bisher unklar.
Ein weiteres Problem bei der Milka Haselnusscreme ist der geringe Haselnussanteil. Obwohl sie sich "Haselnusscreme" nennt, enthält sie lediglich fünf Prozent "Haselnussmasse" - der mit Abstand geringste Gehalt im gesamten Test.
Die Problematik der Inhaltsstoffe
Die Zusammensetzung vieler Nuss-Nougat-Cremes ist bedenklich. Sie bestehen zu rund 50 Prozent aus Zucker und enthalten oft mehr als 35 Prozent Fett. Der Nussanteil variiert zwischen 5 und 36 Prozent, der Kakaopulvergehalt zwischen 3,7 und 12 Prozent. Die Hauptzutat ist also Zucker.
Ein hoher Zuckerkonsum fördert Übergewicht und Karies. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, täglich nicht mehr als fünf Prozent der Energie in Form von freien Zuckern aufzunehmen. Kinder überschreiten dieses Limit bereits mit 30 Gramm einiger Nuss-Nougat-Cremes.
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Mineralöl in Nuss-Nougat-Cremes
Das beauftragte Labor wies in insgesamt 17 von 21 getesteten Nuss-Nougat-Cremes Mineralölbestandteile (MOSH) nach. In den anderen vier Produkten wurden zumindest Spuren gefunden. Bisher schafft es kein Anbieter, ein Produkt komplett ohne Verunreinigungen mit Mineralöl herzustellen.
Die Verunreinigungen können entstehen, wenn das Produkt oder die Rohwaren in Kontakt mit Schmierölen kommen. Kakaobohnen werden beispielsweise häufig in mit Mineralöl behandelten Jute- oder Sisalsäcken transportiert.
Verantwortung in den Anbauländern
Auch die Herkunft der Zutaten Haselnüsse und Kakao ist kritisch. In den Anbauländern gibt es oft Probleme mit Arbeitsbedingungen und Umweltschutz. ÖKO-TEST fragte die Hersteller nach ihren Bemühungen um soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit. Glaubhafte Belege, etwa durch Zertifikate von unabhängigen Programmen, wurden gefordert.
- Fairtrade: Fairtrade-zertifizierte Produkte unterliegen strengen Kriterien in Sachen soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit. Der Standard sichert einen Mindestpreis für die Rohware zu, was für die Bauern wichtig ist, da sie sonst von den schwankenden Weltmarktpreisen abhängig sind.
- Rainforest Alliance/UTZ: UTZ und Rainforest Alliance haben sich 2018 zusammengeschlossen. Die Organisation kämpft gegen Kinderarbeit und Regenwaldrodung, geht aber in ihren Kriterien nicht so weit wie das Fairtrade-Siegel.
- RSPO: Der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) ist ein Mindeststandard, der aber als bester verfügbarer Ansatz in Sachen Palmöl gilt.
Überraschend war, dass die meisten Bio-Anbieter das Thema Haselnüsse offenbar nicht ausreichend berücksichtigen. In den Hauptanbauländern wie der Türkei ist Kinderarbeit ein massives Problem. Nur ein Bio-Anbieter legte ein unabhängiges Zertifikat für die Nüsse vor, während Eigenmarken konventioneller Discounter und Supermärkte ihre Haselnüsse aus Rainforest-Alliance-zertifizierten Quellen beziehen.
Das Thema Palmöl haben die Hersteller inzwischen besser im Blick. Fast alle belegen, dass sie zertifiziertes Palmöl beziehen. Riesige Monokulturen in Malaysia und Indonesien führen jedoch zur Rodung von Regenwald und bedrohen die Artenvielfalt.
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Auch beim Kakao gibt es massive Probleme im Anbau, von illegaler Entwaldung über miserable Arbeitsbedingungen bis hin zu Kinderarbeit. Einige Anbieter legten gar keine Zertifikate für ihren Kakao vor, darunter auch Bio-Anbieter.
Testverfahren
ÖKO-TEST hat 21 Nuss-Nougat-Cremes eingekauft, darunter Eigenmarken großer Discounter und Supermärkte sowie bekannte Marken wie Nutella, Nusspli oder Milka. Die Produkte wurden in einem spezialisierten Labor auf Mineralölbestandteile, Fettschadstoffe (3-MCPD und Glycidol) sowie Schimmelpilzgifte in Haselnüssen untersucht. Die deklarierten Fett- und Zuckergehalte wurden ebenfalls überprüft. Zudem wurden die Deckel und Folien der Verpackungen auf PVC/PVDC und chlorierte Verbindungen untersucht.
Bewertungsgrundlagen
Die Bewertung der Inhaltsstoffe erfolgte anhand folgender Kriterien:
- Abwertung um zwei Noten:
- Ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg.
- Ein deklarierter Zuckergehalt von mehr als 15 Gramm pro 30-Gramm-Portion. Dies entspricht einer Ausschöpfung von mehr als 100 % der von der WHO empfohlenen Zuckeraufnahme für Kinder.
- Abwertung um eine Note:
- Ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 1 bis 2 mg/kg.
- Ein deklarierter Zuckergehalt von mehr als 7,5 Gramm bis 15 Gramm pro 30-Gramm-Portion.
Die Bewertung der "weiteren Mängel" führte zu folgenden Abwertungen:
- Abwertung um zwei Noten:
- Es wurde nur für eine oder keine der drei kritischen Zutaten (Haselnüsse, Kakaopulver und Palmöl/-fett) ein Zertifikat vorgelegt, welches gewisse soziale und ökologische Standards in der Produktion und Verarbeitung unabhängig kontrolliert und belegt.
- Angabe einer unrealistisch kleinen Portionsgröße (hier: 15 Gramm) auf der Produktvorderseite, mit der die Kalorienangabe kleingerechnet wird.
- Abwertung um eine Note:
- Es wurde nur für zwei von den drei kritischen Zutaten ein Zertifikat vorgelegt.
- PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung.
- Unnötige Auslobung, die etwas Besonderes hervorhebt, obwohl vergleichbare Produkte dieses ebenso aufweisen (hier: "keine Konservierungsstoffe, keine Farbstoffe").
Das Gesamturteil basiert auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein "gutes" Testergebnis bei den "weiteren Mängeln" verschlechtert das Gesamturteil nicht, ein "befriedigendes" oder "ausreichendes" Testergebnis verschlechtert es um eine Note.
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