Lauterbachs Kritik am Zuckerkonsum: Ein Aufstand bahnt sich an?
Karl Lauterbach, der bekannte Gesundheitsminister, ist nicht nur für seine Expertise, sondern auch für seine gesundheitsbewussten Ansichten bekannt. Sein Verzicht auf Salz und seine Kritik am Fleischkonsum sind bereits öffentlich thematisiert worden. Nun gerät er jedoch wegen seiner Haltung zum Zuckerkonsum in die Kritik.
Lauterbachs Zucker-Rüge und die Reaktion der Minister
Ein Vorfall während einer Video-Vorbesprechung zur Gesundheitsministerkonferenz sorgte für Aufsehen. Laut Medienberichten rügte Lauterbach seine Parteikollegin, die Hamburger Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard, für den Genuss eines Kitkat-Riegels. Dies stieß offenbar auf Unmut und führte zu einer demonstrativen Reaktion anderer Minister. Bei der nächsten Videoschalte sollen mehrere Minister demonstrativ Süßigkeiten konsumiert haben. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) soll sogar das Etikett einer Colaflasche in die Kamera gehalten haben. Einige sehen darin ein Zeichen von Autoritätsverlust für Lauterbach.
Lauterbachs Kritik am Fleischkonsum
Neben seiner Kritik am Zuckerkonsum hat sich Lauterbach auch kritisch zum Fleischkonsum geäußert. Er argumentiert, dass der Fleischkonsum in Deutschland in vielerlei Hinsicht unvernünftig sei, da die Tiere in der Regel unter Qualen leben und die Menge an Fleisch, die hierzulande gegessen werde, zahlreiche Krankheiten begünstige. Zudem hob er die negativen Auswirkungen auf das Klima hervor, insbesondere die CO2- und Methanfreisetzung durch die Rinderzucht.
Die Debatte um eine Zuckersteuer in Deutschland
Die Auseinandersetzung um Lauterbachs Kritik am Zuckerkonsum fällt in eine Zeit, in der die Debatte um eine Zuckersteuer in Deutschland wieder an Fahrt gewinnt. Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) erhält bei seinem Kampf gegen zu viel Zucker Unterstützung aus den Bundesländern. Mehr als die Hälfte der Bundesländer fordert eine Zuckersteuer auf besonders zuckerhaltige Getränke.
Befürworter der Zuckersteuer
Befürworter der Zuckersteuer argumentieren, dass diese ein wirksames Instrument zur Reduzierung des Zuckerkonsums und zur Vorbeugung von Übergewicht und Fettleibigkeit sei. Sie verweisen auf Erfolge in anderen Ländern wie Großbritannien, wo die Einführung einer Zuckersteuer zu einer Senkung des Zuckergehalts in Getränken und einem Rückgang der Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen geführt hat.
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Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert ebenfalls eine Zuckersteuer, um Übergewicht und Fettleibigkeit bei Heranwachsenden vorzubeugen. Karl Lauterbach selbst hat sich in der Vergangenheit für eine schrittweise Einführung einer Zuckersteuer ausgesprochen, beginnend mit einer Abgabe auf Süßigkeiten und andere zuckerhaltige Waren, die sich an Kinder richten. Die Einnahmen aus der Steuer sollten dann in einen Fonds zur Finanzierung von gesundem Schulessen fließen.
Auch Krankenkassen wie die AOK unterstützen eine Zuckersteuer und verweisen auf Länder, die mit einer solchen Steuer positive Erfahrungen gemacht haben. Sie argumentieren, dass eine Zuckersteuer den Konsum von Süßgetränken reduziert und die Verbraucher dazu anregt, gesündere Alternativen zu wählen.
Gegner der Zuckersteuer
Trotz der Unterstützung aus einigen Bundesländern und von Gesundheitsorganisationen gibt es auch Widerstand gegen eine Zuckersteuer. Kritiker, insbesondere aus der FDP und der CDU, argumentieren, dass eine solche Steuer eine Bevormundung der Bürger darstelle und die Wahlfreiheit der Verbraucher einschränke. Sie betonen, dass die Verantwortung für eine gesunde Ernährung beim Einzelnen liege und dass Aufklärung und Bildung die besseren Instrumente seien, um einen verantwortungsvollen Umgang mit Zucker zu fördern.
Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki hält die Pläne für „weiterhin falsch“ und glaubt nicht, dass „das Werbeverbot helfen wird, das eigentliche Gesundheitsproblem, nämlich den Bewegungsmangel der Kinder, zu beheben“. Auch die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion von CDU/CSU, Gitta Connemann (CDU), ärgerte sich indes über „Bevormundung pur“.
Das Bayerische Verbraucherschutzministerium sieht ebenfalls keine Notwendigkeit für weitere staatliche Vorgaben und betont die Verantwortung der Konsumenten und Eltern bei der Entscheidung über den Konsum von Softdrinks.
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Der Vorschlag von Cem Özdemir zur Einschränkung von Werbung für ungesunde Lebensmittel
Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) möchte Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett und Salz, die sich an Kinder richtet, per Gesetz eindämmen. Die neuen Regelungen sollen die bisherigen freiwilligen Selbstverpflichtungen ablösen. Vorgesehen ist ein Werbeverbot von Lebensmitteln, die zu viel Zucker, Fett oder Salz beinhalten, in allen für Kinder relevanten Medien und als Außenwerbung. Auch für Werbung, die ungesunde Snacks anpreist, sich aber nicht inhaltlich speziell an Kinder richtet, soll es Einschränkungen geben, beispielsweise zeitliche Beschränkungen.
Der Gesetzentwurf stößt jedoch auf Kritik von verschiedenen Seiten. Verbraucherschützer bemängeln, dass der Kompromissvorschlag zu stark aufgeweicht wurde, während die Lebensmittelwirtschaft, die Opposition und die FDP die Pläne ablehnen.
Internationale Erfahrungen mit der Zuckersteuer
Ein Blick ins Ausland zeigt, dass die Einführung einer Zuckersteuer in einigen Ländern zu positiven Ergebnissen geführt hat. In Großbritannien wurde 2018 eine gestaffelte Zuckersteuer auf Getränke eingeführt, die dazu führte, dass viele Hersteller den Zuckergehalt ihrer Getränke senkten. Studien zeigen, dass dadurch die Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen gesunken ist und 45 Millionen Kilo Zucker eingespart wurden.
Auch Mexiko und Chile, wo es ebenfalls Zuckersteuern gibt, melden Erfolge. Nach der Besteuerung sank der Softdrink-Konsum dort spürbar, während der Verbrauch von Trinkwasser stieg.
Die gesundheitlichen Folgen von übermäßigem Zuckerkonsum
Experten weisen seit Jahren auf die gesundheitlichen Folgen eines übermäßigen Zuckerkonsums hin. Übergewicht und Adipositas sind weit verbreitet, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Mögliche Folgen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Gelenkprobleme und Depressionen.
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Laut AOK enthalten rund 80 Prozent der Fertigprodukte in deutschen Supermärkten zugesetzten Zucker, was es für Verbraucher oft schwer macht, den Zuckergehalt von Lebensmitteln zu erkennen.
Mögliche Ausgestaltung einer Zuckersteuer in Deutschland
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) plädiert für eine gestaffelte Besteuerung von zuckerhaltigen Getränken, wie sie in Großbritannien praktiziert wird. Eine solche Staffelung würde einen finanziellen Anreiz für die Hersteller schaffen, den Zuckergehalt in ihren Getränken zu reduzieren, um unter einen niedrigeren Steuersatz zu fallen.
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