Kakao und Blutdruck: Wirkung, Vorteile und Schattenseiten

Kakao ist vielseitig einsetzbar, sei es als warmes oder kaltes Getränk, als Zutat in Süßspeisen oder Backwaren. Schon die Maya und Azteken schätzten Kakao als Heilmittel und Luxusgut und bereiteten daraus zeremonielle Getränke zu. Ab dem 16. Jahrhundert eroberte Kakao Europa und wurde zur beliebten Schokolade. Doch was macht Kakao zum Superfood und wie wirkt er sich auf den Blutdruck aus?

Kakao: Ein Superfood?

Rohe Kakaoprodukte bestehen aus fermentierten, getrockneten und ungerösteten Kakaobohnen ohne Zusatz von Zucker, Milchpulver oder Palmöl. Unverarbeiteter Kakao enthält viele Nährstoffe und Inhaltsstoffe, vor allem wenig Zucker. Kakao bietet zudem viele gesunde Vorteile, deren wissenschaftliche Belege jedoch bisher noch nicht ausreichend sind. Kakao wird auch als "Speise der Götter" bezeichnet.

Von der Kakaobohne zur Schokolade

Die Kakaobohne entsteht aus dem Samen der Kakaofrucht des Kakaobaums (Theobroma cacao). Sie ist in das süßlich schmeckende, weiße Fruchtfleisch eingebettet. Der Kakaobaum trägt ganzjährig Früchte, deren Farben - gelb, orange oder rot - den Reifezustand anzeigen. Äußerlich ähnelt die Kakaofrucht einer großen, länglichen Zitrone oder Honigmelone und hat je nach Sorte ein Gewicht von 300 bis 1000 Gramm. Der Kakaobaum bevorzugt ein tropisch-feuchtheißes Klima und viel Regen. Die Hauptanbaugebiete liegen in Westafrika, Süd- und Mittelamerika, in der Karibik sowie in Südostasien. Kakao wird in vier verschiedene Sorten unterteilt: Criollo, Forastero, Trinitario und Arriba Nacional. Seit Jahrtausenden werden die Samen der Kakaofrucht geerntet und ihre Herkunft ist so alt wie die Zivilisationen der Olmeken, Maya oder Azteken. Diese frühen Kulturen verehrten die Kakaobohne wegen ihrer einzigartigen Eigenschaften und ihres Aromas, machten aus ihr ein Getränk der Götter namens „Xocolatl“ und verwendeten sie als Zahlungsmittel im Handel. Im 15. Jahrhundert entwickelte der Niederländer Casparus van Houten die erste industrielle und finanziell erschwingliche Methode, um das Fett aus gerösteten Kakaobohnen zu separieren. Kakaopulver wird durch Zerkleinern der Kakaobohnen und Entfernen des Fetts oder der Kakaobutter hergestellt.

Inhaltsstoffe und ihre Wirkung

Kakao enthält eine Vielzahl von Nährstoffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können.

Mineralien und Ballaststoffe

Kakao ist eine ausgezeichnete Magnesiumquelle, die Energie für die Muskeln liefert, den Knochenaufbau und Zahnerhalt unterstützt und sich positiv auf eine ausgewogene psychische Verfassung auswirkt. Magnesium fördert besonders die Gesundheit des Herzmuskels, indem es Stress mindert und entkrampfend wirkt. Außerdem enthält Kakao viel Kalium, Eisen und Kalzium. Kalzium stärkt besonders die Zahngesundheit, den Knochenaufbau und die Muskelkontraktion, trägt zur Regulierung der Blutgerinnung bei und unterstützt die Nervenfunktion. Spurenelemente wie Zink und Kupfer sowie Vitamine wie D, B, C und E stärken das Immunsystem. Reiner Kakao oder Kakao kann bis zu 499 mg Magnesium pro 100 g enthalten, was mehr als 130 % der empfohlenen Tagesdosis entspricht. Magnesium ist ein Energielieferant, fördert die Konzentration, reguliert die Funktion des Nervensystems, verbessert die Arbeit des Gehirns, verbessert das Gedächtnis, reduziert die unangenehmen Auswirkungen von Stress und stärkt das Immunsystem.

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Antioxidantien Flavanole

Flavanole sind Pflanzenwirkstoffe aus der Gruppe der Flavonoide und wirken als starke Antioxidantien. Sie fördern die Durchblutung, senken den Blutdruck und unterstützen die Herzgesundheit, indem sie die Gefäße erweitern und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verringern. Zudem verbessern sie die Cholesterinwerte und schützen die Zellen vor freien Radikalen. Aufgrund ihrer antioxidativen Wirkung wird ihnen ein Anti-Aging-Effekt zugeschrieben, da sie die Hautalterung verlangsamen und indirekt vor UV-Strahlung schützen können. Antioxidantien ersetzen jedoch keinen Sonnenschutz - bei Sonneneinstrahlung sollten entsprechende Schutzmittel verwendet werden. Kakao hat einen besonders hohen Gehalt an Flavanolen wie Epicatechin, Catechin und Procyanidinen. Diese Pflanzeninhaltsstoffe regen in der Gefäßwand die Bildung von Stickstoffmonoxid an. In der Folge weiten sich die Gefäße und der Blutdruck sinkt. Interessant ist, dass die Flavanole der Schokolade einfacher gebaut sind als beispielsweise die des grünen Tees und als Catechine und Epicatechine bezeichnet werden.

Stimmungsaufheller

Kakao enthält Tryptophan, das im Gehirn zu Serotonin, Anandamid und Dopamin umgewandelt wird. Diese sogenannten Glückshormone steigern nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirken auch besonders stimmungsaufhellend. Theobromin ist ebenfalls Bestandteil des Kakaos und eng mit Kaffee verwandt. Es kann somit eine leicht anregende Wirkung haben.

Gesunde Haut

Kakao kann auch zur Hautpflege eingesetzt werden. Ein Beispiel ist Kakaobutter, die in zahlreichen Körperpflegeprodukten wie Cremes, Ölen, Seifen und Lippenpflegestiften zu finden ist. Kakaobutter hinterlässt ein weiches Gefühl auf der Haut, spendet viel Feuchtigkeit und eignet sich besonders gut für trockene und rissige Haut. Die tägliche Anwendung von Kakaobutter kann auch Schwangerschaftsstreifen vorbeugen.

Kakao und Blutdruck: Was sagt die Forschung?

Wer regelmäßig Schokolade und Kakao verzehrt, senkt damit geringfügig seinen Blutdruck. Voraussetzung ist allerdings, dass das Naschwerk möglichst naturbelassen und dadurch reich an Flavanolen ist.

Der blutdrucksenkende Effekt

Wie groß der blutdrucksenkende Effekt in der Praxis tatsächlich ist, wurde in der Vergangenheit mehrfach untersucht. Die Analyse gestaltete sich schwierig, da die in Form von Kakaoprodukten konsumierte Menge an Flavanolen stark schwankte. Dennoch war die von den Forschern errechnete durchschnittliche Blutdrucksenkung um 2,77 mmHg systolisch und 2,2 mmHg diastolisch statistisch signifikant.

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Das Interesse am Kakao als Blutdrucksenker wurde durch eine kuriose Entdeckung geweckt. Bei den mittelamerikanischen Kuna-Indianern, die täglich drei bis vier Tassen Kakao trinken, kommt Bluthochdruck nämlich bis ins hohe Alter so gut wie nie vor. Ändern sie jedoch ihre Lebensgewohnheiten und konsumieren weniger Kakao, steigt die Hypertonie-Prävalenz. Das Getränk, das die Kuna traditionell kalt und ungesüßt trinken, wird aus unbehandelten, getrockneten und pulverisierten Kakaobohnen zubereitet und enthält etwa 3,6 Prozent Flavanole. Zum Vergleich: Selbst dunkle Schokolade mit hohem Kakaogehalt enthält nur 0,5 Prozent Flavanole.

Studienlage

Eine Meta-Analyse der Cochrane-Library (2012) zeigte, dass schon ein Stückchen Schokolade den systolischen und diastolischen Blutdruck um mehrere Millimeter Quecksilbersäule senken kann. Die Wirkung fiel jedoch bescheiden aus. In einer niederländischen Studie mit 470 Männern war der systolische Blutdruck bei Männern mit dem höchsten Kakao-Konsum (mehr als 2,3 g Kakao pro Tag) im Schnitt um 3,7 mmHg und der diastolische um 2,1 mmHg niedriger als bei Kakao-Verächtern (weniger als 0,4 g Kakao pro Tag).

Eine griechische Studie zeigte, dass der tägliche Verzehr einer 100-Gramm-Tafel süß-bitterer Schokolade mit 74 Prozent Kakao den Blutdruck senken kann. Ähnliche Erfolge konnte eine italienische Arbeitsgruppe bei Menschen mit essentieller Hypertonie belegen. Nach 14 Tagen Diät mit täglich 100 Gramm dunkler Schokolade sank der Blutdruck systolisch sogar um 12 mmHg, diastolisch um 8,5 mmHg. Weiße, Kakao-freie Schokolade hatte dagegen keinen Effekt auf den Blutdruck.

Eine Studie von Professor Malte Kelm vom Uniklinikum Aachen zeigte, dass der Konsum von Flavonoid-reichem Kakao die Konzentration von blutdrucksenkenden Stickstoffmonoxid-Donatoren im Plasma innerhalb einer Stunde steil ansteigen ließ und die flußvermittelte Vasodilatation verbesserte.

Kakaoflavanole und ihre Wirkung auf die Blutgefäße

Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Kakaoflavanole die altersbedingten Veränderungen der Blutgefäße abmildern und Herz und Gefäße auch bei gesunden und jungen Menschen schützen können. Hierfür sind vor allem zwei Effekte verantwortlich:

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  • Kakaoflavanole senken den Blutdruck: Bluthochdruck kann die Blutgefäße schädigen. Eine mögliche Schutzwirkung bieten Kakaoflavanole. So senkte der tägliche Verzehr von dunkler Schokolade in einer Langzeitstudie den Blutdruck und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Kakao-Inhaltsstoffe wirken vermutlich wie ein natürlicher ACE-Hemmer.
  • Kakaoflavanole verbessern die Elastizität der Blutgefäße: Flavanole senken vermutlich nicht nur den Blutdruck, sondern erhöhen auch die Elastizität der Blutgefäße. Flexible, elastische Blutgefäße stehen in engem Zusammenhang mit einem geringen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Weitere gesundheitsfördernde Eigenschaften von Kakaoflavanolen

Wissenschaftlich untersucht sind vor allem folgende Effekte:

  • Gedächtnisleistung: Kakaoflavanole können sich positiv auf die Gehirnfunktionen auswirken.
  • Krebsprävention: Studien deuten darauf hin, dass Flavonoide das Risiko, an Krebserkrankungen zu sterben, verringern können.
  • Immunsystem: Flavanole beeinflussen das Immunsystem, insbesondere die angeborene Entzündungsreaktion und die Immunreaktion des Körpers und des Darms.

Bitter, Zartbitter oder lieber Kakaonibs?

Der Kakaoanteil in Schokolade hat einen direkten Einfluss auf ihren Geschmack und gesundheitliche Vorteile. Je höher der Kakaoanteil, desto intensiver ist der Geschmack und desto mehr Flavonoide sind enthalten.

Bitterschokolade

Bitterschokolade enthält meist 70 bis 85 Prozent Kakao, einige Sorten sogar bis zu 100 Prozent. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, Schokolade mit mindestens 60 Prozent Kakaoanteil zu wählen. Bitterschokolade bietet eine gesündere Alternative zu industriell hergestellter Milch- oder Vollmilchschokolade, da sie kein Milchpulver und wenig Zucker enthält. Die gesundheitlichen Vorteile von Bitterschokolade sind vielversprechend: Sie wirkt blutdrucksenkend, fördert die Durchblutung und unterstützt die Gesundheit von Herz und Gefäßen. Zudem kann sie die Wundheilung fördern und die Reparatur von Hautzellen unterstützen. Auch die Stimmung profitiert von Bitterschokolade, da sie stimmungsaufhellend wirkt und Heißhungerattacken vorbeugt. Dennoch sollte sie in Maßen genossen werden, da der hohe Kaloriengehalt bei übermäßigem Verzehr gesundheitsschädlich sein kann. Um die Vorteile von dunkler Schokolade optimal zu nutzen, sollte man ein Produkt wählen, das mindestens 70 % Kakaoanteil enthält.

Kakaonibs

Kakaonibs, die zerkleinerten oder geraspelten getrockneten Kakaobohnen, sind eine beliebte und gesunde Alternative. Sie haben einen herben bis leicht bitteren Geschmack und enthalten keine Zusatzstoffe oder Zucker - einige Produkte sind jedoch mit natürlichen Mitteln gesüßt. Kakaonibs sind reich an Nährstoffen, insbesondere Magnesium, Calcium, Ballaststoffen und Theobromin. Sie eignen sich hervorragend als Snack oder als Topping für Müslis und Bowls und bieten eine geschmacksintensive Möglichkeit, von den Vorteilen des Kakaos zu profitieren.

Kakao und seine Schattenseiten

Genießen Sie Kakao in Maßen. Grundsätzlich sind maximal 25 Gramm Schokolade pro Tag unbedenklich. Greifen Sie dabei allerdings lieber zu Schokoladen mit einem Kakaoanteil von 70 Prozent. Kakao kann potenziell Schadstoffe enthalten, deren Höchstmengen jedoch in der Regel gesetzlich geregelt sind. Industriell verarbeitete Produkte hingegen enthalten oft einen hohen Zuckeranteil. Zudem steht die Kakaoproduktion seit langem in der Kritik aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen und Umweltbelastungen. Diese Aspekte sollten Sie bei der Auswahl und Verwendung von Kakao stets berücksichtigen.

Zu viele Kalorien und hoher Zuckergehalt

Industriell verarbeiteter Kakao ist sehr kalorienreich: 100 Gramm Kakaopulver entsprechen 350 kcal. Das erhöht das Risiko für Adipositas, vor allem bei Kindern. Industriell verarbeitetes Kakaopulver sowie Trinkkakaomischungen enthalten zudem viel Fett und Zucker. Der Zuckeranteil beträgt teilweise bis zu 80 Prozent. Wird Kakao zu Schokolade verarbeitet, wirkt es weniger gesund als das natürliche Ursprungsprodukt. Die Kakaomasse wird bei der Produktion von Schokolade erwärmt und die wertvollen sekundären Pflanzenstoffe gehen dabei verloren. Zusätzlich enthält industriell hergestellte Schokolade viel Zucker und häufig weitere Zusatzstoffe wie Aroma- und Konservierungsstoffe.

Schadstoffe

In den Bohnen der Kakaopflanze kann sich das Schwermetall Cadmium anreichern. Ablagerungen von Cadmium im Körper können zu Schäden an Nieren und Knochen führen. Der zudem in den Bohnen nachweisbare erhöhte Aluminiumgehalt kann bei langfristiger Aufnahme die Funktion der Nieren, Knochen und des Nervensystems beeinträchtigen. Wird Oxalsäure in hohen Mengen aufgenommen, bilden sie zusammen mit dem körpereigenen Calcium Kristalle, die sich im Körper ablagern. Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Osteoporose und Nierenleiden sollten aber den Genuss von Kakao einschränken.

Anbau und Arbeitsbedingungen

Für den Anbau von Kakaobäumen werden häufig Wälder gerodet. Das hat schwerwiegende Folgen für die vorherrschende Tier- und Pflanzenwelt. Werden giftige Pestizide eingesetzt, belastet dies sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Kakaobauern und Arbeiter auf den Plantagen. In der Kritik stehen zunehmend auch die geringe Entlohnung der Arbeitskräfte sowie leider immer wieder vorkommende Kinderarbeit. Achten Sie beim Kauf von Kakaoprodukten auf das Fairtrade-, Bio- oder GEPA-Siegel. Auf diese Weise unterstützen Sie nicht nur nachhaltige Landwirtschaft, sondern auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Kakaobauern. Das Bio-Siegel steht für umweltfreundlichen Anbau ohne den Einsatz chemischer Pestizide, während das GEPA-Siegel faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen garantiert.

Weitere Aspekte rund um den Blutdruck

  • Lachen kann den Blutdruck senken.
  • Das Koffein im Kaffee kann den Blutdruck kurzzeitig erhöhen.
  • Musik beeinflusst das vegetative Nervensystem und kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.
  • Verschiedene Entspannungstechniken können effektiv dazu beitragen, einen zu hohen Blutdruck zu senken.
  • Körperliche Aktivität kann den Blutdruck vorübergehend erhöhen, aber regelmäßiger Sport hilft, den langfristigen Blutdruck zu senken.
  • Der Besitz eines Haustieres kann sich positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken.
  • Interessanterweise neigen Menschen dazu, bei kaltem Wetter einen höheren Blutdruck zu haben.
  • Die Wahrscheinlichkeit für eine Hypertonie bei Partnerinnen von Betroffenen ist erhöht.

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