Die faszinierende Geschichte des Kakao-Getränks

Kakao, gewonnen aus den Früchten des Kakaobaums (Theobroma cacao), blickt auf eine lange und vielschichtige Historie zurück. Ursprünglich in Süd- und Mittelamerika beheimatet, spielte Kakao in zahlreichen Kulturen eine bedeutende Rolle, weit bevor er als Süßigkeit seinen Siegeszug antrat.

Ursprünge in Mittelamerika

Die Geschichte des Kakaos beginnt etwa 400 v. Chr. in Mittelamerika. Die Olmeken, ein Volk, das bis etwa 400 v. Chr. in Mittelamerika lebte, nutzten bereits Kakaobohnen. Archäologische Ausgrabungen belegen dies durch den Fund von Kakao-Spuren in über 2000 Jahre alten Töpfen. Auch die Maya, deren Kultur zwischen 250 und 900 n. Chr. ihre Blütezeit erlebte, kultivierten Kakao und verfeinerten ihn als Brei und Getränk mit verschiedenen Gewürzen. Abbildungen der Kakaofrucht wurden gefunden, und das Wort „Schokolade“ wird auf das aztekische Wort „xocoatl“ zurückgeführt, was „bitteres Wasser“ bedeutet.

Kakao bei den Azteken

Als die spanischen Eroberer 1519 in das Reich der Azteken eindrangen, beobachteten sie, dass Kakao, von den Azteken "Cacahuatl" genannt, als Geschenk der Götter heilig war. Der aztekische König Moctezuma II. nutzte Kakao sogar als Zahlungsmittel, vorausgesetzt, die Bohnen waren gleichmäßig und stammten aus einer bestimmten Region Mexikos. Dieses Getränk wurde sowohl von Königen als auch vom Volk geschätzt und begleitete wichtige Momente des Lebens - von Ritualen zur Feier von Geburten bis hin zu Begräbniszeremonien.

Der Kakao eroberte schnell die Herzen der benachbarten Völker. Die Tolteken verehrten den Kakaobaum, den sie „Baum des Paradieses“ nannten, und ihren Gottkönig Quetzalcóatl, auch bekannt als „Gefiederte Schlange“. Der Legende nach lehrte Quetzalcóatl die Menschen, Kakao anzubauen und den Tchocoatl zuzubereiten - ein göttliches Getränk, das Stärke und Gesundheit verlieh.

Kakao in Europa: Vom bitteren Getränk zur süßen Verführung

Nach der Eroberung Mexikos im Jahr 1521 brachten die Spanier den Kakao nach Europa. Christoph Kolumbus hatte den Kakao bereits zuvor mit nach Spanien gebracht, fand aber wenig Anklang. Das Cacahuatl-Getränk der Azteken war kalt, bitter und mit Gewürzen wie Chili und Vanille zubereitet. Für den europäischen Gaumen war dies ungewohnt, weshalb der Kakaotrunk zunächst abgelehnt wurde. Die Spanier erkannten jedoch schnell den wirtschaftlichen Wert des Kakaos, insbesondere als Tauschmittel gegen Gold.

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Die wahre Entdeckung der Spanier war der Ersatz der Gewürze durch Rohrzucker. Das so entstandene Getränk war deutlich milder und angenehmer für die europäische Geschmackspalette. So wurde Kakao im 16. Jahrhundert zu einem Modegetränk für Adelige und wohlhabende Bürger. Angeblich sollte der Kakao auch medizinische und luststeigernde Wirkung haben, was wissenschaftlich jedoch nicht bewiesen ist. Da Spanien zu dieser Zeit eine sehr mächtige Nation war und Territorien auf der ganzen Welt besaß, profitierte es davon, dass alle Regionen, in denen Kakao angebaut wurde, spanische Besitzungen waren.

Die Anfänge der Schokolade in Frankreich sind umstritten. Einerseits heißt es, Lyon sei die erste Station des Kakaos nördlich der Pyrenäen gewesen, eingeführt durch den Bruder von Kardinal Richelieu. Andererseits erzählt die bekanntere Legende, dass vertriebene Juden aus Spanien bereits 1609 den Kakao nach Frankreich brachten, als sie sich in Bayonne niederließen. Im 17. Jahrhundert gehörte das heutige Belgien zu den Spanischen Niederlanden. Diese politische Verbindung brachte die Schokolade in unsere Breitengrade. Die Geschichte der belgischen Schokolade beginnt somit 1635 in der Region Gent. Ausgehend von der Iberischen Halbinsel erreichte der Kakao auch Italien, später Österreich, dann die Britischen Inseln und schließlich Deutschland.

Demokratisierung der Schokolade

Kakao war zunächst teuer, so dass ihn sich nur wenige Menschen leisten konnten. Erst im 17. Jahrhundert konnte die Schokolade auch öffentlich verkauft werden. Der Niederländer „Huesden“ machte dies möglich, indem er in Bremen erstmals öffentlich Schokolade ausschenkte. Mehrere Entwicklungen trugen zur Demokratisierung der Schokolade bei.

Am Ende des 18. Jahrhunderts begann für die Schokoladenproduktion eine neue Ära. 1780 wurde die erste Schokoladenfabrik in Barcelona gegründet. Im selben Jahr wurde in Bayonne eine Dampfmaschine eingeführt, um Kakaobohnen zu mahlen und Kakaopaste herzustellen. Im 19. Jahrhundert erfand der Niederländer Coenraad Van Houten eine Maschine zur Verarbeitung von Kakaobohnen. Seine Erfindung ermöglichte es, Kakaobutter zu extrahieren, wodurch ein Kakaopulver entstand, das leichter löslich und verdaulich war. Die Pralinen wurden in Brüssel geboren, inspiriert von einem Apotheker, der im 19. Jahrhundert auf die Idee kam, seine medizinischen Präparate mit Schokolade zu überziehen, um deren Bitterkeit zu mildern. Anfang des 20. Jahrhunderts griff sein Enkel diese Idee auf, ersetzte jedoch die Medikamente durch Creme. So entstand 1912 die erste Praline! Drei Jahre später entwarf die Frau dieses Erfinders eine spezielle Verpackung für die empfindlichen Pralinen, die wie ein kleines Kästchen gestaltet war. Dies war die Geburtsstunde der berühmten belgischen Pralinen-Ballotin!

Die Schokoladentafel wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in Frankreich erfunden. Ein Pariser Drogist stellte in seiner Apotheke im Marais-Viertel allerlei Präparate für Apotheker her, darunter Pulver und Schokolade, die damals verwendet wurden, um den Geschmack bestimmter Medikamente zu verbessern. 1836 wurde die erste Schokoladentafel in einer pharmazeutischen Fabrik hergestellt. Sie bestand aus sechs halb-zylindrischen Riegeln. Die Erfindung der Schokoladentafel erlebte schnell ihren Durchbruch und verwandelte Schokolade in einen erschwinglichen Genuss. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verstärkte sich dieser Trend, als große amerikanische und europäische Marken den Markt mit Schokoladenprodukten überschwemmten, die für ein immer breiteres Publikum zugänglich wurden.

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Innovationen in der Schokoladenherstellung

Im 19. Jahrhundert trugen zahlreiche Erfindungen dazu bei, die Qualität und Vielfalt der Schokolade zu verbessern. Der Schweizer Phillippe Suchard erfand den „Melangeur“, mit dem man die unterschiedlichen Zutaten der Schokolade besser vermischen konnte. Henri Nestlé entwickelte das Milchpulver, was den Grundstein für den Durchbruch von Milchschokoladen legte. Rodolphe Lindt erfand die Conche, die die heute bekannte zarte Textur einer Tafelschokolade erzeugt. Der Schweizer Robert Victor Neher erfindet die Alufolie und revolutioniert damit die Verpackung und den Transport von Schokolade.

Kakaoanbau heute

Heute wird Kakao in tropischen Regionen rund um den Äquator angebaut, wobei etwa die Hälfte der weltweiten Produktion aus Westafrika stammt. Dort sind Kinderarbeit und schlechte Arbeitsbedingungen verbreitet - und überhaupt sind die Arbeitsbedingungen in der Kakaoindustrie auch heute noch eher schlecht. Die Kakaopflanze ist sehr empfindlich und liebt den Schutz des Regenwaldes. Sie gedeiht am Besten zusammen mit anderen Pflanzen in der sog. Mischkultur. Diese Vorliebe ist es auch, die die Kakaopflanze als besonders geeignet auszeichnet für den biologischen Anbei durch Kleinbauern.

Die Familie schneidet vorsichtig die reifen, goldgelben Kakaofrüchte vom Stamm, die tiefer hängenden mit Macheten, die höheren mit Lanzen. Kleinbauern liefern nun ihre Ernte zu einem sogenannten Beneficio zur Kakaoverarbeitung. Auf großen Plantagen gehört dieser Beneficio mit dazu. Zunächst schlagen Arbeiter die Kakaofrüchte vorsichtig auf, um die Samen nicht zu beschädigen. Samen werden samt Fruchtfleisch herausgeholt, Familie Salazar füllt sie dann in einen kleinen Holzbehälter und deckt sie mit Bananenblättern zu. Viele Kleinbauern nutzen nur Bananenblätter. Kräftig unterstützt durch das warme Klima beginnt es nun heftig zu brodeln. Das Fruchtfleisch gärt erst zu Alkohol, später zu Essig, Fleisch und Schleimstoffe lösen sich langsam von den Samen. Die Samen beginnen kurz zu keimen, was für das spätere Aroma entscheidend ist und sterben, sobald die Temperatur auf fast 50 Grad gestiegen ist, wieder ab. Vier bis fünf Tage dauert der Prozess, in dem die Samen alle 24 Stunden umgeschichtet werden, um eine gleichmäßige Fermentation sicherzustellen. Noch sind die Bohnen zu feucht für Transport und Weiterverarbeitung. Am einfachsten ist die Trocknung unter der tropischen Sonne. Aber das Auslegen der Kakaobohnen unter freiem Himmel funktioniert nicht überall. Familie Salazar behilft sich mit einer simplen Konstruktion, in denen die Bohnen unter aufgespannter Plastikfolie regengeschützt trocknen. Eleganter sind Trockenkästen auf Rollen in größeren Treibhäusern. Bei sonnigem Wetter werden diese Kästen nach draußen geschoben, bei einem Regenguss und nachts fährt man sie einfach wieder hinein. Es geht aber auch deutlich schneller: Einige Betriebe legen die Bohnen auf große Metallroste, durch die von unten 50 Grad warme Luft einströmt. Bereits innerhalb von 30 Stunden sind die Bohnen trocken. Nach der Trocknung haben sich das Aroma und die Farbe der Bohnen vollständig ausgebildet. Sie werden nun in Säcke verpackt und an die Kakaofabriken im Land oder an die Häfen gebracht. Von dort wird der Kakao an die Schokoladenfabriken in aller Welt geliefert.

Schokolade im 21. Jahrhundert

Schokolade ist heute ein fester Bestandteil unseres Alltags. Schokoladenaufstrich begleitet unser Frühstück, Pralinen werden zu jeder Gelegenheit verschenkt, heiße Schokolade wird ständig neu interpretiert, und Kinder lieben Schokoladenfiguren, zum Beispiel zum Nikolausfest. Die weltweite Nachfrage zwingt die Schokoladenhersteller dazu, nachhaltigere und umweltfreundlichere Praktiken zu übernehmen.

Die Geschichte des Kakaos erzählt eine faszinierende Reise durch die Jahrhunderte und Kontinente. Von seinen heiligen Ursprüngen in Mittelamerika bis zu seinem heutigen Status als weltweite Köstlichkeit spiegelt Schokolade ein Stück unserer eigenen Geschichte wider.

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