Kakaoanbau weltweit: Eine Reise von den Tropen bis zur Schokoladentafel
Haben Sie sich jemals gefragt, woher die Kakaobohnen stammen, die die Grundlage für unsere geliebte Schokolade bilden? Die Kakaobohne hat ihren Ursprung in den tropischen Regionen Mittel- und Südamerikas. Heute wird sie weltweit in vielen Ländern angebaut, hauptsächlich in Afrika, in der Karibik, in Südamerika und in Asien. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Aspekte des Kakaoanbaus, von den Anbauregionen über die Anbaumethoden bis hin zu den Herausforderungen und Chancen für eine nachhaltigere Zukunft.
Der Kakaogürtel: Wo Kakao gedeiht
Der Kakaobaum, lateinisch Theobroma Cacao L., gehört zur Familie der Malvengewächse. Er ist eine anspruchsvolle Pflanze, die besondere klimatische Bedingungen benötigt, um Kakaofrüchte zu tragen. Kakao gedeiht am besten in tropischen Regenwäldern, nördlich und südlich des Äquators, wo hohe Luftfeuchtigkeit, viel Regen und konstant hohe Temperaturen zwischen 25 und 30 °C herrschen. Der sogenannte Kakaogürtel liegt zwischen dem 23. Grad nördlicher Breite und dem 23. Grad südlicher Breite und durchzieht vier Kontinente.
Die wichtigsten Anbauländer sind die Elfenbeinküste, Ghana und Kamerun, wobei die Republik Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) mit einem Marktanteil von 40 Prozent das wirtschaftlich bedeutendste Produktions- und Exportland für Kakao ist. Insgesamt stammt mehr als 65 Prozent des Kakaos für Schokolade aus Westafrika.
Anbauregionen im Überblick
Westafrika: Das Herz der Kakaoproduktion
Afrika, und hier insbesondere Westafrika, erschien erst Ende des 19. Jahrhunderts auf der Kakaolandkarte. Im Jahr 1824 brachten Portugiesen die ersten Kakaopflanzen von Brasilien nach Sao Tomé und Gabun. Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Kakaoanbau zunächst nach Ghana und Nigeria, ehe im Jahr 1905 in der Côte d‘Ivoire die ersten Pflanzungen angelegt wurden.
Heute werden in der Côte d’Ivoire und Ghana rund 63 Prozent aller weltweit angebauten Kakaobohnen produziert, insgesamt mehr als 3 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Côte d’Ivoire allein erzeugt rund 43 Prozent. Daneben haben sich auch Kamerun und Nigeria als bedeutende Anbauländer etabliert. In kleinerem Maße produzieren Sierra Leone, Benin, Kongo, Sierra Leone, Uganda und Tansania die begehrte Kakaobohne.
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Westafrika bietet der Kakaopflanze nahezu perfekte Anbaubedingungen. Primär wird die Sorte „Forastero“ angebaut. Dieser zeichnet sich aus durch ein harmonisches Geschmacksprofil. Der Kakaoanbau in Westafrika ist geprägt von kleinbäuerlichen Strukturen, mit kleinen Anbauflächen von durchschnittlich zwei bis sieben Hektar. Neben Kakao bauen die Familienbetriebe unter anderem noch Maniok, Bananen oder Ananas an, die auf lokalen Märkten verkauft werden. Auch in Afrika ist Kakaoanbau vor allem Handarbeit. Anders als in Lateinamerika werden die Bohnen mit der Haufen-Methode fermentiert. Dafür wird eine Mulde ausgehoben und mit Bananenblättern ausgelegt. Darauf wird die frische Pulpe gegeben und mit Bananenblättern bedeckt. So fermentieren die Bohnen für vier bis fünf Tage, bis das gesamte Fruchtfleisch vergoren ist.
Mittel- und Südamerika: Ursprung und Edelkakao
Schon vor tausenden Jahren nutzten und konsumierten die Ureinwohner Kakao und Trinkschokolade: Der älteste Fundort von Tonscherben, auf denen Kakaoreste identifiziert werden konnten, ist in Santa Ana La Florida in Ecuador. Die gefundenen Reste werden von Experten auf rund 5.000 Jahre geschätzt. Die Ursprungsregion von Kakao ist heute insbesondere für Edelkakao bekannt. Er wird auch „fine flavor cocoa“ genannt. Man pflanzt ihn auch in der Karibik an, zum Beispiel in Jamaica oder Trinidad und Tobago.
Mittel- und Südamerika bieten eine große Vielfalt an Varianten. Neben den etablierten Kakaosorten finden sich seltene wie zum Beispiel die Nacional, Porcelana und Chuao, die sich durch einen besonderen Geschmack auszeichnen. Trinitario ist ein Hybridgewächs und erstrahlt in den unterschiedlichsten Farben. Die mittel- und südamerikanischen Kakaobauern wenden für die Fermentierung und Verarbeitung und der geernteten Kakaofrüchte eine besondere Technik an. Die frische Pulpe, also die Samen aus der Frucht, werden auf der Farm und in hölzernen Boxen fermentiert. Über Thermometer kontrollieren die Farmer die optimale Temperatur. Die Trocknung der fermentierten Bohnen erfolgt auf langen Tischen. Dächer schützen vor Regen.
Asien und Ozeanien: Aufstrebende Kakaoregionen
Folgt man dem Kakaogürtel von Afrika weiter in Richtung Osten, so landet man in Asien, der jüngsten Anbauregion. Länder wie Indonesien oder Vietnam, die bislang für andere landwirtschaftliche Produkte bekannt waren, setzen seit einigen Jahren verstärkt auf Kakao, insbesondere um die Schokoladenwünsche in Asien zu erfüllen. Der Kakaoanbau in Asien ist deutlich jünger als in Amerika und Afrika, erst seit den 1980er-Jahren steigt die Erntemenge signifikant an. Heute wird in Indonesien die drittgrößte Kakao Tonnage weltweit produziert und andere asiatische Länder ziehen nach. In Asien wächst der Hunger nach Schokolade kontinuierlich Jahr für Jahr. Zwar sind die Zuwachsraten im Verhältnis kleiner, angesichts der Bevölkerungsdichte von fast 4,4 Milliarden Menschen ist das Potenzial riesengroß. Diesem Ruf folgen auch die Kakaoproduzenten. Nicht nur für den Export, sondern auch für den eigenen Markt wird hier Kakao angebaut. In Indonesien wird vor allem Criollo gepflanzt. Die roten Samen bergen ein mildes, verwöhnendes Aroma. Zwischen turmhohen Kokospalmen stehen die kleineren Kakaobäume.
Östlich von Australien, mitten im pazifischen Ozean liegen die Inselgruppen Ozeaniens. Auch in diesen Regionen wird Kakao angebaut, vor allem in Papua Neuguinea, der größten Insel des Verbundes. Seit Jahren produzieren die Kakaobauern dort konstante Erträge in Höhe von rund 40.000 Tonnen pro Jahr. Die Kakaobohnen aus Papua Neuguinea gelten als besonders aromatisch und kräftig im Geschmack.
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Vom Baum zur Bohne: Anbau und Verarbeitung
Die Pflege von Kakaobäumen ist arbeitsintensiv und erfordert viel Sorgfalt. Die Ernte der Kakaobohnen ist ein entscheidender Schritt in der Schokoladenproduktion. Die Kakaofrüchte reifen das ganze Jahr über, mit zwei Haupterntezeiten, die sich je nach Region unterscheiden können. Kakaofrüchte benötigen bis zur vollständigen Reife etwa fünf bis sechs Monate. Die Kakaofrüchte dürfen nicht zu früh oder zu spät geerntet werden, da dies die Qualität der Kakaobohnen beeinträchtigen kann. Die Ernte der Kakaofrüchte erfolgt traditionell von Hand.
Nach der Ernte werden die Früchte aufgebrochen, um die Kakaobohnen zu entnehmen. Eine Kakaobohne ist das Herzstück der Kakaofrucht und damit die Basis für die Herstellung von Schokolade. In jeder Frucht stecken bis zu 60 länglich ovale Samen. Kakaobohnen sind etwa zwei bis drei Zentimeter lang und ein bis zwei Zentimeter breit. Im Inneren besteht die Kakaobohne aus zwei großen, fettreichen Keimblättern, die den Kakao-Nib enthalten. Kakaobohnen unterscheiden sich in Größe, Form und Farbe je nach Anbaugebiet und Sorte.
Die Kakaobohnen-Verarbeitung erfolgt in mehreren Schritten:
- Fermentation: Nach der Ernte werden die Kakaobohnen in großen Behältern oder unter Bananenblättern fermentiert. Dieser Prozess dauert etwa fünf bis sieben Tage.
- Trocknung: Nach der Fermentation werden die Bohnen getrocknet, um den Feuchtigkeitsgehalt auf etwa sechs bis sieben Prozent zu reduzieren.
- Röstung: Die getrockneten Bohnen werden geröstet, was die Aromen weiterentwickelt und die Bohnenfarbe vertieft.
- Brechen und Schälen: Die gerösteten Bohnen werden gebrochen und von ihrer Schale getrennt.
- Mahlen: Die Kakaonibs werden anschließend gemahlen, wodurch Kakaomasse entsteht.
Edelkakao vs. Konsumkakao: Ein Geschmacksunterschied
In der Welt des Kakaos unterscheidet man grundsätzlich zwischen Edelkakao und Konsumkakao, basierend auf dem Aroma und Geschmack. Allerdings sind Criollo-Pflanzen empfindlich und anfällig für Krankheiten, was den Anbau erschwert. Er ist besonders widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge, weshalb diese Sorte gerne angebaut wird.
Herausforderungen und Chancen im Kakaoanbau
Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen
Ein ernstes Problem in der Kakaoindustrie sind Kinderarbeit und die oft schlechten Arbeitsbedingungen der Plantagenarbeiter. Organisationen wie die Rainforest Alliance, Fairtrade und Fairtrade Cocoa arbeiten daran, diese Probleme zu bekämpfen. Bei NOMO kaufen wir Kakao, der Rainforest Alliance-zertifiziert ist, über ein Modell namens "Mass Balance". Nachhaltigkeit spielt im Kakaoanbau eine immer wichtigere Rolle. Ein Fokus liegt auch auf der Reduzierung des Pestizideinsatzes und der Förderung biologischer Anbaupraktiken.
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Klimawandel und Kakaopreise
In den letzten Jahren sind die Preise für Kakaobohnen weltweit gestiegen. Die Hauptproduzentenländer, darunter die Elfenbeinküste, Ghana und Indonesien, stehen vor Herausforderungen wie Wetterextremen und Pflanzenkrankheiten, die die Ernten beeinträchtigen können. Klimakrise als Kakaokiller Seit Jahren warnen Forscher:innen bereits, dass die Produktion von Kakao in Zukunft einbrechen könnte. Der Klimawandel macht landwirtschaftliche Flächen teilweise unbrauchbar. Klimaextreme wie Dürren, Starkregen und Überflutungen vernichten Ernten. Neue Pflanzenkrankheiten treten auf. Zudem schadet der globale Temperaturanstieg dem Gleichgewicht der empfindlichen Kakaopflanze. Die Folgen spüren Verbraucher:innen bereits an der Supermarktkasse. Schokolade wird immer teurer. Das Forschungszentrum International Center for Tropical Agriculture (CIAT) prognostiziert bereits, dass diese Ausfälle zunehmen werden. Die Wissenschaftler:innen berechneten, dass 90 Prozent der Anbauflächen in Ghana und der Elfenbeinküste im Jahr 2050 für den Kakaoanbau deutlich weniger geeignet sein werden.
Agroforstsysteme als Lösung
Entscheidend ist ein vielfältiges Anbausystem in naturnahen Agroforstsystemen. Das bietet im Gegenteil zu Monokultur zahlreiche Vorteile. Anstatt das sich ausschließlich Kakaobäume auf einer Fläche befinden, wächst der Kakao in Agroforstsystemen im Schatten von Bananenbäumen, Edelhölzern oder Palmen. Auf dem Boden werden medizinische Kräuter oder anderes Obst und Gemüse angebaut. Das positive Zusammenspiel von Landwirtschaft und Wald kann zu einer erhöhten Produktivität der Pflanzen beitragen, denn die Bäume und Pflanzen profitieren voneinander, spenden sich gegenseitig Schatten oder reichern den Boden mit Nährstoffen an. Zudem werden weniger Pestizide benötigt, was Tiere und Insekten anzieht und die biologische Vielfalt erhält. Agrofrostsysteme sind zudem widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel. Auch für die Bäuerinnen und Bauern hat dies Vorteile. Durch den Anbau verschiedener Produkte sind sie nicht nur von dem Kakao als einzige Ernte abhängig, sondern können auch viele weitere Produkte für den eigenen Bedarf oder für lokale und internationale Märkte produzieren. So können sie ihr Einkommen diversifizieren.
Kakao als Nährstoffquelle
Kakaobohnen sind wahre Nährstoffbomben und bieten eine Vielzahl gesunder Inhaltsstoffe. Kakaobutter (ca. Eiweiß (ca. Zellulose (ca. Stärke und Pentosane (ca. Gerbstoffe und farbgebende Bestandteile (ca. Wasser (ca. Mineralstoffe und Salze (ca. Theobromin (ca. verschiedene Zucker (ca. Koffein (ca. Wusstet ihr, dass einige Inhaltsstoffe in Kakao auch das Wohlbefinden steigern können?
Tipps für Verbraucher:innen: Wie man nachhaltigen Kakao erkennt
Nachhaltigkeitssiegel sind mittlerweile auf vielen Supermarktprodukten zu finden, sollten jedoch immer kritisch hinterfragt werden. Zertifizierungen und Standards können zwar eine Orientierung bieten und einen Beitrag zur Rückverfolgbarkeit des Kakaos und Verbesserung von Nachhaltigkeitsaspekten leisten, aber sie können die Einhaltung oft nicht garantieren. Sie sind daher nicht die einzige Lösung für die Probleme des Kakaosektors, sondern nur ein kleiner Baustein. Bei Siegeln am Besten auf den Kauf von Bio-Schokolade in Kombination mit anderen Siegeln wie Fairtrade und Rainforest Alliance achten. Anders als die Rainforest Alliance garantiert das Fairtrade-Siegel den Bäuer:innen einen Mindestpreis pro Tonne Kakao - also eine Art Absicherung in Zeiten niedriger Weltmarktpreise. Rainforest Alliance hat dafür ein Kriterium zum Schutz der Wälder.
Achtet beim Kauf von Schokolade auf Initiativen, bei denen der Großteil der Wertschöpfung vor Ort stattfindet, das heißt, die Schokolade wird in den Anbauländern selbst hergestellt, zum Beispiel Fairafric in Ghana oder Paccari in Ecuador.
Schokolade ist ein besonderes Luxusgut: Genießt Schokolade in Maßen und schätzt sie wert. Fragt bei eurem Lieblingsschokoladenhersteller nach, ob die Schokolade fair ist. Fairhandelsorganisationen wie zum Beispiel GEPA gehen über die Fairtrade-Standards hinaus und zahlen teilweise deutlich höhere Preise als den Fairtrade-Mindestpreis. Informiert euch, teilt euer Wissen und informiert andere über den nachhaltigen Genuss von Schokolade.
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