Honig schleudern oder pressen: Unterschiede und Methoden der Honiggewinnung
Die Honiggewinnung ist ein zentraler Aspekt der Imkerei. Im Laufe der Jahrtausende haben sich verschiedene Methoden entwickelt, um an den wertvollen Honig zu gelangen. Bevor die Honigschleuder erfunden wurde, waren Imker auf alternative Techniken angewiesen. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen dem Schleudern und Pressen von Honig, betrachtet die Vor- und Nachteile beider Methoden und gibt einen Überblick über die moderne Honiggewinnung.
Traditionelle Methoden der Honiggewinnung
Vor der Erfindung der Honigschleuder im Jahr 1865 durch Francesco de Hruschka, mussten Imker auf andere Methoden zurückgreifen. Eine gängige Praxis war das direkte Verwenden der Honigwaben samt Wachs und Propolis. Alternativ nutzten sie Wärme, um den Honig zu gewinnen. Dabei wurden die Honigwaben beispielsweise in einem Korb über einer Schüssel in die Sonne gestellt, bis der Honig durch die Sonnenstrahlen flüssiger wurde und in die Schüssel tropfte. Eine andere Methode bestand darin, die Honigwaben in einem Topf zu erhitzen, um das Wachs zu schmelzen und es anschließend abzuschöpfen. Allerdings können bei Temperaturen über 40 °C viele der wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs verloren gehen.
Eine weitere traditionelle Methode war das Herauspressen des Honigs aus den Waben mithilfe einer Honigpresse.
Vom Naturwabenbau zur modernen Honiggewinnung
Wer keine Honigschleuder verwenden möchte, kann auf einfachere Methoden und Betriebsweisen wie den Naturwabenbau zurückgreifen. Hierbei wird der Honig beispielsweise durch Auswringen der Honigwaben in einer Obstpresse gewonnen. Eine andere Möglichkeit ist das Zerhacken der Waben und das anschließende Ablaufenlassen der Honig-Wachs-Pampe durch ein oder mehrere Siebe oder ein feines Seihtuch aus Polyester.
Die Honigschleuder: Eine Revolution in der Imkerei
Die Erfindung der Honigschleuder revolutionierte die Honiggewinnung. Sie ermöglichte es erstmals, reinen und unbehandelten Honig zu ernten, ohne den Wabenbau zu zerstören. Dies war ein entscheidender Fortschritt, da die Bienen die Waben wiederverwenden konnten, was den Energieaufwand für den Neubau sparte.
Lesen Sie auch: Gesundheitliche Lage von Heinz Hoenig im Detail
Funktionsweise der Honigschleuder
Die Honigschleuder besteht im Wesentlichen aus einem Kessel, einem Schleuderkorb, einer Drehachse, einem Antrieb und einem Auslaufhahn. Der Imker entfernt zunächst die Wachsdeckel von den Honigwaben, entweder mit einer Entdeckelungsgabel, einem beheizbaren Entdeckelungsmesser oder in Großbetrieben mit einer vollautomatischen Entdeckelungsmaschine. Anschließend werden die Waben in den Schleuderkorb eingesetzt. Durch die Drehung des Korbes entstehen Zentrifugalkräfte, die den Honig aus den Waben schleudern. Der Honig läuft im Schleuderkessel zusammen und fließt durch eine Öffnung in einen Auffangeimer, der mit einem Grob- und einem Feinsieb versehen ist, um Wachsreste zu entfernen.
Arten von Honigschleudern
Es gibt verschiedene Arten von Honigschleudern, die sich in ihrer Bauweise und Funktionsweise unterscheiden:
- Tangentialhonigschleuder: Bei dieser Bauart stehen die Wabenrähmchen tangential zum Schleuderkessel, d.h. die Öffnung einer Wabenseite zeigt zur Kesselwand. Der Imker muss die Waben zwischendurch wenden, um den Honig aus beiden Seiten zu gewinnen.
- Radialhonigschleuder: Hier stehen die Rähmchen vertikal zur Drehachse, ähnlich den Speichen eines Rades. Der Honig kann beidseitig herausfließen, ohne dass der Imker die Waben wenden muss.
- Selbstwendeschleuder: Diese Schleudern kombinieren die Vorteile der Tangential- und Radialschleuder. Die Rähmchen drehen sich während des Schleuderns automatisch, sodass der Honig beidseitig ausgeschleudert wird, ohne manuellen Eingriff.
Antriebsarten
Auch beim Antrieb gibt es Unterschiede:
- Handantrieb: Diese Variante ist preisgünstig und für kleinere Imkereien geeignet. Die Honigschleuder wird mit einer Handkurbel betrieben.
- Motorantrieb: Für mittelgroße Honigschleudern empfiehlt sich ein Motorantrieb, der das Schleudern erleichtert. Die Drehgeschwindigkeit lässt sich meist stufenlos regulieren.
- Vollautomatikantrieb: Selbstwendehonigschleudern und größere Imkereien profitieren von einem Vollautomatikantrieb, der den Schleudervorgang automatisiert und dem Imker Zeit für andere Aufgaben lässt.
Das Pressen von Honig: Eine traditionelle Alternative
Das Pressen von Honig ist eine traditionelle Methode, die heute vor allem von Hobbyimkern und Naturbauimkern praktiziert wird. Dabei werden die Honigwaben zerkleinert und der Honig mithilfe einer Honigpresse oder einer Obstpresse aus den Waben gepresst.
Vor- und Nachteile des Pressens
Vorteile:
- Geringere Anschaffungskosten: Eine Honigpresse ist in der Regel günstiger als eine Honigschleuder, insbesondere wenn man bereits eine Obstpresse besitzt.
- Weniger Zubehör: Im Vergleich zum Schleudern benötigt man weniger Zubehör wie Entdeckelungswanne, -messer, Hobbocks und Abfüllbehälter.
- Einfacher Arbeitsablauf: Das Entdeckeln und Rühren des Honigs entfällt.
- Geeignet für kleine Mengen: Für Imker, die nur ihren Eigenbedarf decken möchten, ist das Pressen eine praktikable Option.
Nachteile:
- Höherer Arbeitsaufwand: Das Zerkleinern der Waben und das Auspressen des Honigs kann zeitaufwendiger sein als das Schleudern.
- Waben werden zerstört: Die Waben können nicht wiederverwendet werden, was einen höheren Aufwand für den Wabenbau bedeutet.
- Qualitätsverluste: Durch das Pressen können mehr Wachs und Pollen in den Honig gelangen, was die Qualität beeinträchtigen kann.
- Nicht für große Mengen geeignet: Für Imker mit vielen Bienenvölkern ist das Pressen keine effiziente Methode.
Ablauf des Honigpressens
Beim Honigpressen wird folgendermaßen vorgegangen:
Lesen Sie auch: Herstellungsprozess von Blaue Biene Honig detailliert erklärt
- Die Honigwaben werden stockwarm direkt in den Presskorb geschnitten.
- Im Presskorb werden die Waben in Würfel geschnitten, um den Honig besser freizusetzen.
- Der Honig wird ausgepresst (dauert 5-10 Minuten).
- Der Honig wird direkt in Gläser abgefüllt.
Hygiene und Qualitätssicherung bei der Honiggewinnung
Unabhängig von der gewählten Methode ist es wichtig, hohe Hygienestandards einzuhalten, um die Qualität des Honigs zu gewährleisten. Dies gilt sowohl für Magazinimker als auch für Naturbauimker, die ihren Honig nur zum Eigenbedarf produzieren.
Raum- und Personalhygiene
Der Raum, in dem der Honig gewonnen wird, sollte sauber und abwischbar sein. Im Idealfall handelt es sich um einen gefliesten Raum, der von der Toilette durch mindestens einen Raum getrennt ist. Vor dem Schleudern oder Pressen sollte der Raum gründlich gereinigt werden, um Staub, Spinnweben und andere Verunreinigungen zu entfernen. Auch die Personalhygiene ist wichtig. Vor Beginn der Arbeit sollten die Hände gründlich gewaschen und desinfiziert werden.
Gerätschaften und Behälter
Alle Gerätschaften und Behälter, die mit dem Honig in Kontakt kommen, müssen sauber, trocken und lebensmittelecht sein. Honigbehälter sollten unbeschädigt und frei von Gerüchen sein. Es empfiehlt sich, in größere Honigsiebe und Auffang- bzw. Lagerbehälter zu investieren.
Wassergehalt des Honigs
Der Wassergehalt des Honigs ist ein entscheidendes Qualitätsmerkmal. Laut Honigverordnung darf er nicht über 20 Prozent liegen, nach Vorgaben des Deutschen Imkerbundes sogar unter 18 Prozent. Der Imker kann den Wassergehalt mit einem Refraktometer überprüfen. Waben mit einem zu hohen Wassergehalt sollten nicht geschleudert oder gepresst werden, sondern zurück in das Volk gegeben werden.
Filtration und Lagerung
Nach dem Schleudern oder Pressen wird der Honig gesiebt, um Wachsreste und andere Verunreinigungen zu entfernen. Dabei sollte ein feines Sieb verwendet werden, das jedoch nicht so fein ist, dass wertvolle Pollen verloren gehen. Vor der Lagerung lässt man den Honig eine Zeit lang stehen, damit Wachsteilchen und Luftblasen als Schaum nach oben steigen. Der Honig wird dann in saubere und trockene Lagerbehälter abgefüllt, die mit Datum und Losnummer versehen werden.
Lesen Sie auch: Natürliches Heilmittel bei Erkältung
Missverständnisse und Qualitätsmerkmale von Honig
In den Medien kursieren oft Missverständnisse über Honig. Viele Verbraucher glauben, dass Honig stark gefiltert oder gar mit Zucker versetzt sei. Deshalb fordern sie explizit „Rohhonig“. Echter Rohhonig kann jedoch kleine Unreinheiten enthalten, wie Bienen oder deren Teile sowie winzige Holzpartikel. Statt den Honig industriell zu filtern, setzen qualitätsbewusste Imker auf ein feines Sieb, das lediglich grobe Verschmutzungen entfernt, ohne wertvolle Inhaltsstoffe zu verlieren.
Kaltgeschleuderter Honig
In Deutschland wird Honig üblicherweise „kalt“ geschleudert. Das bedeutet, dass der Honig nicht erhitzt wird, um ihn zu verflüssigen. Flüssiger Honig wird unmittelbar nach dem Schleudern abgefüllt, während cremige Honige in speziellen Rührfässern bei ca. 14 °C angerührt werden.
Wabenhonig und Scheibenhonig
Wabenhonig ist Honig, der in der natürlichen Wabe abgefüllt wird. Jede einzelne Wabe ist so belassen, wie die Bienen sie selbst geschaffen haben. Scheibenhonig wird in speziellen Rähmchen gewonnen, die bewusst ohne Mittelwand konstruiert sind. Die Bienen bauen eine perfekte, ununterbrochene Wabe. Aufgrund des enormen Aufwands hat Scheibenhonig seinen höheren Preis.
Echter Deutscher Honig
Echter deutscher Honig zeichnet sich durch Transparenz in der Herkunft und eine naturbelassene Verarbeitung aus. Vertrauen Sie auf Imkereien, die höchste Qualitätsstandards einhalten und mit transparenter Herkunftsauszeichnung überzeugen.
tags: #Honig #schleudern #oder #pressen #unterschiede


