Hilft Schokolade bei Migräne? Ernährung, Triggerfaktoren und individuelle Auslöser
Die Frage, ob Schokolade Migräne auslösen kann, ist ein viel diskutiertes Thema. Viele Menschen, die unter Migräne leiden, vermuten einen Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und dem Auftreten ihrer Attacken. Doch ist diese Annahme berechtigt? Dieser Artikel beleuchtet die Rolle der Ernährung bei Migräne, geht auf potenzielle Triggerfaktoren ein und zeigt, wie man individuelle Auslöser identifizieren kann.
Ernährung und Migräne: Ein komplexes Zusammenspiel
Die genauen Ursachen von Migräne sind noch nicht vollständig erforscht. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Gehirn von Migränepatienten empfindlicher auf Veränderungen im Körper und in der Umwelt reagiert. Diese Veränderungen können Migräneattacken auslösen und werden als Triggerfaktoren bezeichnet.
Es ist wichtig zu betonen, dass Triggerfaktoren individuell sehr unterschiedlich sind. Was bei dem einen eine Attacke auslöst, hat bei dem anderen keine Wirkung. Einige Beispiele für häufig genannte Triggerfaktoren sind abrupte Wechsel zwischen Ruhe und Stress, veränderte Schlaf-Wach-Rhythmen und bestimmte Nahrungs- und Genussmittel.
Die Suche nach den persönlichen Triggerfaktoren
Da die Auslöser von Migräne so individuell sind, gibt es keine allgemeingültige "Migräne-Diät". Es ist nicht sinnvoll, pauschal bestimmte Lebensmittel zu meiden, von denen bekannt ist, dass sie Anfälle provozieren können. Stattdessen gilt es, die eigenen, persönlichen Triggerfaktoren zu identifizieren und diese gezielt vom Speiseplan zu streichen.
Ein Kopfschmerztagebuch kann dabei eine wertvolle Hilfe sein. In diesem Tagebuch werden neben den Kopfschmerzen auch die Ernährungsweise und andere Faktoren notiert, die als Auslöser in Frage kommen. Bei der Auswertung des Tagebuchs ist zu beachten, dass zwischen der Aufnahme eines Nahrungsmittels und dem Auftreten einer Attacke mehrere Stunden, manchmal sogar ein ganzer Tag, liegen können.
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Potenzielle Auslöser in Lebensmitteln
Einige Migränepatienten berichten, dass bestimmte Lebensmittel wie Käse oder Rotwein ihre Attacken auslösen können. Andere reagieren empfindlich auf Eiweißstoffe in Joghurt und Milchprodukten oder auf Inhaltsstoffe bestimmter Früchte wie Bananen. Auch Koffein in Kaffee und koffeinhaltigen Limonaden kann eine Attacke verursachen, während bei manchen Patienten der Koffeinentzug am Wochenende einen Anfall auslöst. Konservierungsstoffe in Fertiggerichten, Nitrate in Wurstwaren und der Geschmacksverstärker Glutamat, der häufig in asiatischen Gerichten verwendet wird, können ebenfalls Migräneattacken provozieren. Sogar Speiseeis kann aufgrund des Kälteschocks eine Migräne auslösen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Nahrungsmittel nicht bei allen Migränepatienten eine Rolle spielen. Selbst wenn ein bestimmtes Nahrungsmittel als Triggerfaktor identifiziert wurde, kann es vorkommen, dass es bei manchen Gelegenheiten vertragen wird, wenn keine weiteren Störfaktoren hinzukommen.
Schokolade: Mythos oder Wahrheit?
Früher wurde auch Schokolade als Migräneauslöser verdächtigt. Inzwischen gibt es jedoch Hinweise darauf, dass der Heißhunger auf Süßigkeiten, der oft vor einer Migräneattacke auftritt, ein Signal für den bevorstehenden Anfall sein kann. In diesem Fall wäre die Lust auf Schokolade also nicht die Ursache, sondern ein Symptom der Migräne. Es gibt keinen eindeutigen Nachweis, dass Schokolade Migräne auslösen kann. Die Forschenden nehmen an, dass der Heißhunger auf Süßes, von dem viele Betroffene erzählen, ein Ankündigungssymptom für eine Migräneattacke ist. Ob man Schokolade isst oder nicht, spielt dabei keine Rolle - man bekommt Migräne, weil sie schon unterwegs ist.
Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Einige Mediziner vermuten, dass durch Nahrungsmittel ausgelöste Migräneattacken eine Art allergische Reaktion darstellen. Tatsächlich konnte in einer Studie gezeigt werden, dass eine Auslassdiät, bei der bestimmte Nahrungsmittel gemieden werden, die Häufigkeit von Migräneattacken bei einigen Patienten reduzieren kann. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass bei nahrungsmittelinduzierten Migräneattacken im Blut unter anderem der für Allergien typische Botenstoff Histamin nachweisbar ist. Allerdings konnten die fraglichen "Migräne-Allergene" bisher nicht mit allergologischen Methoden dingfest gemacht werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass keine Diät Patienten vollständig von ihrer Migräne befreien kann. Nahrungsmittel werden als Auslöser wohl eher über- als unterschätzt. Ein bestimmtes Essverhalten vor einer Migräneattacke könnte bereits ein Symptom der Anfangsphase einer Attacke sein.
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Empfehlungen für Migränepatienten
Migränepatienten sollten wissen, dass Nahrungsmittel im Einzelfall ein Co-Faktor für die Auslösung einer Attacke sein können. Eine Auslassdiät ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn sich ein Nahrungsmittel eindeutig als Triggerfaktor identifizieren lässt.
Eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit frischen, vollwertigen Produkten wirkt sich positiv auf den gesamten Organismus aus und wird daher allen Migränepatienten empfohlen. Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von ungesättigten Fettsäuren, die in vielen Nahrungsmitteln enthalten sind und die Zusammensetzung der Blutfettwerte sowie die Bildung von Entzündungsmediatoren beeinflussen können.
Regelmäßige Mahlzeiten sind ebenfalls wichtig, um Blutzuckerschwankungen zu vermeiden. Das Auslassen von Mahlzeiten kann in Verbindung mit einem veränderten Schlafverhalten ein Migräneauslöser sein.
Weitere Faktoren, die eine Rolle spielen
Neben der Ernährung spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle bei Migräne. Dazu gehören Stress, Schlafmangel, Wetterumschwünge und hormonelle Veränderungen. Es ist wichtig, diese Faktoren zu berücksichtigen und gegebenenfalls Maßnahmen zur Stressbewältigung und Entspannung zu ergreifen.
Effektive Migräneprophylaxe
Eine effektive Migräneprophylaxe basiert auf vier Säulen:
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- Ausreichend ungesättigte Fettsäuren
- Entsprechende, ausgewogene Ernährung
- Regelmäßige Entspannungsübungen
- Rationale Schmerzmittel-Therapie
Insbesondere wichtig ist die sinnvolle Medikamenten-Einnahme, die bei einer möglichst langfristig ausgerichteten Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt so reduziert werden kann, dass keine schmerzmittelabhängigen Nebenwirkungen zu befürchten sind. Durch ein sinnvolles Prophylaxe-Programm ist es durchaus möglich, dass der nächste Migräne-Anfall entweder gar nicht erst auftritt oder sich die Intervalle zwischen den Attacken vergrößern.
Die Rolle von Serotonin und Aminen
Serotonin ist eine lebenswichtige Substanz, die der menschliche Organismus braucht, um bestimmte Regelungen bewerkstelligen zu können. Serotonin ist am Blutdruckgeschehen beteiligt, regt die Darmtätigkeit an, signalisiert Sättigung, regelt den Schlaf-Wach- Rhythmus und spielt eine entscheidende Rolle für die jeweilige Stimmungslage. So ist beispielsweise die Lust auf Süßigkeiten eine Folge des Serotonin-Mangels im Gehirn, der durch eiweißreiche und kohlehydratarmer Kost ausgelöst werden kann. Serotonin ist abhängig von seiner Vorstufe, dem sogenannten Tryptophan, das besonders in Cashewnüssen, Haferflocken, Sojabohnen, Weizenkeimen und Käse enthalten ist. Es wird vermutet, dass Migräniker einen zu geringen Anteil an Tryptophan haben, da das Serotonin zu Beginn einer Migräne-Attacke sehr erniedrigt ist.
Amine beeinflussen die Gefäßdurchlässigkeit im menschlichen Körper und die Schmerzempfindung. Die biogenen Amine, die sowohl in pflanzlichen wie tierischen Lebensmitteln vorkommen, wirken als Hormone oder Neurotransmitter. Man unterteilt sie in psychoaktive Amine (Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin) und vasoaktive Amine (Histamin, Tyramin). Frische Lebensmittel enthalten keine oder nur äußerst geringe Mengen an biogenen Aminen, fermentierte pflanzliche und tierische Nahrungsmittel je nach dem Grad der Be- und Verarbeitung sowie Transport- und Lagerzeiten unterschiedlich hohe Amingehalte.
Was hilft wirklich?
Gegen Migräne helfen nicht nur Medikamente. So ist zum Beispiel die progressive Muskelentspannung nach Jacobson inzwischen grundlegender Bestandteil vieler Schmerz- und Stressbewältigungsprogramme. Sie senkt das Aktivierungsniveau für Attacken. Denn Entspannungstechniken reduzieren die Empfindlichkeit für akute Schmerzreize einerseits und aktivieren andererseits Hirnbereiche, die für die Schmerzdämpfung zuständig sind. Außerdem werden so Angstzustände abgebaut, was wiederum die Schmerztoleranz erhöht.
Die so genannte kognitive Verhaltenstherapie zielt auf die Veränderung der psychischen Einstellung des Patienten und das damit verbundene Körpererleben. Der Patient soll lernen, die schmerzbezogene Belastung und die Begleiterscheinungen zu bewältigen. Kognitive Ansätze helfen, flexibler und effektiver mit Schmerzen umzugehen. Dazu gehört insbesondere der Umgang mit negativen Stimmungen. "Diese Form der Psychotherapie ist ein gutes Mittel gegen Schmerzzustände- es wirkt zwar nicht so schnell wie ein Schmerzmedikament, dafür aber nachhaltiger", erklärt Prof. Kropp.
Biofeedback ist ein wissenschaftliches Verfahren, mit dessen Hilfe normalerweise unbewusst ablaufende psychophysiologische Prozesse durch Rückmeldung (feedback) wahrnehmbar gemacht werden. Körperliche Prozesse, zum Beispiel Blutdruck oder die Atemfrequenz, werden elektronisch gemessen und dem Patienten über ein Signal zurückgemeldet. Der Patient wendet diese Signale an, um zum Beispiel Kontrolle über die Muskelspannung oder das Erregungsniveau - beide sind eng mit Schmerzzuständen verbunden - zu gewinnen und zu verändern.
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