Gubor Schokolade: Eine Schwarzwälder Geschichte von Erfolg, Übernahmen und Schließung
Die Geschichte der Gubor Schokolade ist eine bewegte Reise von einer kleinen Pralinenmanufaktur in der Schweiz zu einem international agierenden Unternehmen mit wechselnden Besitzern und schließlich der Schließung der Produktionsstätten im Schwarzwald. Die Marke Gubor, bekannt für ihr auffallendes Verpackungsdesign und ihre feinen Pralinen und Tafelschokoladen, hat im Laufe der Jahrzehnte viele Veränderungen erlebt.
Gründung und frühe Erfolge in der Schweiz
Der Grundstein für Gubor wurde 1939 in der Schweiz gelegt. Gottfried Uebersax, der Gründer, fertigte zunächst feinste Pralinen in einem kleinen Gebäude auf dem elterlichen Anwesen. Der Firmenname Gubor leitet sich dabei aus seinem Namen und seinem Geburtsort ab: Guttfried Bo aus Übersax und das O und das R aus Oberönz. Die Auslieferung an die ersten Kunden erfolgte mit dem Fahrrad.
Der anhaltende Erfolg ermöglichte bereits 1940 die Gründung einer kleinen Betriebsstätte. Doch nur zwei Jahre später, im Jahr 1942, zerstörte ein verheerendes Feuer die junge Produktionsstätte. Uebersax wich daraufhin in eine kleine Garage in Herzogenbuchsee, einem Nachbarort von Oberönz, aus. In dieser Garage produzierte er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen.
Nach dem Krieg erholte sich die Wirtschaft, und Gubor erlebte seinen größten Firmenerfolg mit der Herstellung von Pralinen mit Kirschwasserfüllung ohne Zuckerkruste. Diese Spezialität wurde ein großer Erfolg und ermöglichte die Expansion nach Deutschland.
Expansion nach Deutschland und erste Übernahmen
Zusammen mit seinem Vater eröffnete Gottfried Uebersax eine Produktionsstätte in Untermünstertal, im Schwarzwald nahe der Schweizer Grenze. Diese Expansion markierte einen wichtigen Schritt in der Firmengeschichte von Gubor.
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Zum 25-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1964 hatte das Unternehmen bereits 600 Mitarbeiter. Gubor hatte sich zu einem bedeutenden Schokoladenhersteller entwickelt.
Im Laufe der Jahre erlebte Gubor eine Reihe von Übernahmen durch verschiedene Unternehmen. Dazu gehörten namhafte Firmen wie Bahlsen und Lindt. Diese Übernahmen spiegeln die Dynamik und den Wettbewerb in der Süßwarenindustrie wider.
Übernahme durch Hershey's und weitere Wechsel
1991 übernahm Hershey's, der weltgrößte Schokoladenhersteller, Gubor. Diese Übernahme schien zunächst vielversprechend, doch es folgten weitere Wechsel in der Eigentümerstruktur.
Nach mehreren Zwischenstationen übernahmen die Brüder Oliver und Claus Cersovsky die Markenrechte und vertrieben weiterhin Waren unter dem Namen Gubor. Diese Phase zeigt, dass die Marke Gubor trotz der wechselnden Eigentümer ihren Wert und ihre Bekanntheit behielt.
Die Ära Barry-Callebaut und die Schließung der Werke im Schwarzwald
Schließlich wurde Gubor von Stollwerk übernommen, welcher wiederum im vergangenen Jahr von der Barry-Callebaut-Gruppe übernommen wurde. Barry-Callebaut ist ein global agierender Konzern und der zweitgrößte Hersteller von Schokoladenkuvertüren sowie eines der weltweit größten kakaoverarbeitenden Unternehmen mit 21 Standorten in Europa, Asien, Amerika und Afrika.
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Die Übernahme durch Barry-Callebaut markierte einen Wendepunkt in der Geschichte von Gubor. Im Januar wurde bekannt, dass die Gubor-Werke in Müllheim und Münstertal geschlossen werden sollen. Diese Nachricht traf die 270 Beschäftigten überraschend und führte zu Protesten und Arbeitskampfmaßnahmen.
Proteste und Resignation
Die Belegschaft erfuhr von dem Schließungsbeschluss Ende Januar aus der Tageszeitung. Betriebsrätin Luisa Angelini berichtete, dass die Menschen überrascht waren und erst allmählich begriffen, wie ernst die Lage war. Im März begannen Arbeitskampfmaßnahmen wie Warnstreiks, Unterschriftenaktionen und Demonstrationen, auch am Hauptsitz in Müllheim.
Die Proteste konnten die Schließung jedoch nicht verhindern. Laut Wolf Rosskamp, Vorsitzender des DGB-Ortsverbands Müllheim, verfolgte der Konzern das Ziel, möglichst wenig Personal an möglichst wenigen Standorten zu konzentrieren, um maximale Gewinne zu erzielen. Er argumentierte, dass die Schließung nicht aufgrund finanzieller Not erfolgte, sondern weil die Standorte nicht genügend Rendite abwarfen.
Einziger Erfolg der monatelangen Proteste war eine Abfindung für jeden Beschäftigten von durchschnittlich 1,17 Monatsgehälter pro Jahr Betriebszugehörigkeit. Ursprünglich hatte der Konzern nur ein halbes Monatsgehalt zahlen wollen. Eine geforderte Beschäftigungsgesellschaft für die Belegschaft wurde jedoch nicht eingerichtet. Rosskamp erklärte, dass die Gubor-Beschäftigten nach dem "Hickhack der letzten Zeit" einfach kampfesmüde und resigniert waren.
Die Rolle der Globalisierung und die Konsequenzen für die Region
Der Fall Gubor verdeutlicht die Auswirkungen der Globalisierung auf regionale Unternehmen und Arbeitsplätze. Die Schließung der Werke im Schwarzwald wird als Beispiel dafür gesehen, wie Konzerninteressen über die Belange der Mitarbeiter und der lokalen Wirtschaft gestellt werden.
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Die Tatsache, dass Teile der angeblich veralteten Maschinen aus Müllheim in andere Werke des Konzerns verfrachtet wurden, wo sie weiterhin Schokoladenprodukte der Marke "Gubor" herstellen sollen, unterstreicht die Kritik an der Konzernpolitik. "Die Menschen werden entlassen, der Markenname bleibt", so Rosskamp.
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