Fenchelhonig in der Stillzeit: Wirkung, Bedenken und Alternativen
Die Verwendung von Fenchelprodukten, insbesondere Fenchelhonig und Fencheltee, ist ein häufig diskutiertes Thema im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Stillzeit. Während Fenchel traditionell zur Linderung von Blähungen und Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt wird, gibt es aufgrund des Inhaltsstoffes Estragol Sicherheitsbedenken. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkung von Fenchelhonig in der Stillzeit, die potenziellen Risiken durch Estragol und stellt sichere Alternativen vor.
Estragol im Fenchel: Ein Bedenklicher Inhaltsstoff?
Im November letzten Jahres sorgte die Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA für Aufregung, Säuglingen und Kleinkindern unter vier Jahren keinen Fencheltee zu verabreichen. Auch schwangere Frauen und stillende Mütter sollten keine Lebensmittel konsumieren, die Fenchelfrüchte enthalten. Der Grund für diese Empfehlung sind Sicherheitsbedenken aufgrund des enthaltenen Estragols.
Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass Estragol, ein Inhaltsstoff des Fenchels, erbgutschädigend, krebserregend und leberschädigend wirken kann. Diese Erkenntnisse stammen jedoch hauptsächlich aus In-vitro- und tierexperimentellen Untersuchungen, bei denen eine hohe Konzentration an Estragol als Einzelsubstanz eingesetzt wurde. Aussagekräftige Daten In-vivo, also am Menschen, fehlen bis zum jetzigen Zeitpunkt.
Es ist wichtig zu beachten, dass Estragol im Fenchel nicht als Einzelsubstanz enthalten ist, sondern in einem Verbund an Inhaltsstoffen vorliegt, die sich gegenseitig beeinflussen. Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass die unerwünschten Effekte von bestimmten Stoffwechselprodukten (Metaboliten) des Estragols ausgehen, die allerdings erst bei der Aufnahme einer höheren Dosierung gebildet werden. Niedrige Konzentrationen werden zu harmlosen Metaboliten verstoffwechselt und ausgeschieden.
Estragol ist nicht nur im Fenchel enthalten, sondern beispielsweise auch im Anis oder in der Melisse. Die tägliche Aufnahme von Estragol über die Nahrung liegt im Bereich von 0,5mg pro Tag, variiert jedoch individuell und regional. Einen Grenzwert für eine sichere Aufnahmemenge gibt es nicht. Schwangere und Stillende sollten unter der 50,0µg Grenze bleiben, Kinder zwischen vier und zwölf Jahren sollten eine tägliche Höchstmenge von 1,0µg pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten. Bedenklich wird es laut EMA, wenn weitere Estragol enthaltende Lebensmittel pro Tag konsumiert werden.
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Fenchelhonig in der Stillzeit: Nutzen und Risiken
Fenchelhonig wird traditionell zur Linderung von Erkältungsbeschwerden und zur Unterstützung der Schleimlösung eingesetzt. Er enthält Fenchelöl, das schleimlösende und entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Allerdings ist Fenchelhonig in der Schwangerschaft und Stillzeit mit Vorsicht zu genießen, da er Fenchelöl in konzentrierter Form enthält.
Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen:
- Schwangerschaft: Fenchel kann in höherer Dosis erregend auf die glatte Muskulatur der Gebärmutter wirken und somit das Risiko eines Abortes erhöhen. Daher sollte Fenchelhonig in der Schwangerschaft vermieden werden.
- Stillzeit: Auch in der Stillzeit ist Vorsicht geboten, da die Zusammensetzung der im Handel befindlichen Fenchelhonig-Zubereitungen schwankt und das enthaltene Fenchelöl in zu hoher Konzentration zu Atemnot und Erregungszuständen bei der Mutter führen kann. Zudem kann Fenchelöl eine anregende Wirkung auf die Gebärmutter haben und vorzeitig Wehen auslösen.
- Säuglinge: Fenchelhonig ist für Säuglinge unter einem Jahr nicht geeignet, da er Botulismus verursachen kann.
Erlaubte Fenchelzubereitungen in der Schwangerschaft und Stillzeit:
- Fencheltee: In geringen Mengen kann Fencheltee gegen Übelkeit helfen oder ein Völlegefühl mindern. Es sollte jedoch nicht in zu großen Mengen oder über einen langen Zeitraum verzehrt werden.
- Fenchelgewürz: Fenchelgewürz kann als Ergänzung für gesunde Speisen verwendet werden.
- Fenchelgemüse: Fenchel kann in seiner "puren Form" als Gemüse bedenkenlos genossen werden.
Alternativen zu Fenchelhonig in der Stillzeit
Wenn Sie während der Stillzeit unter Erkältungsbeschwerden leiden, gibt es viele sichere und wirksame Alternativen zu Fenchelhonig:
- Hausmittel:
- Viel trinken: Wasser oder Kräutertees wie Ingwertee oder Kamillentee können helfen, die Symptome zu lindern. Salbeitee und Pfefferminztee sollten jedoch gemieden werden, da sie einen milchreduzierenden Effekt haben können.
- Luftfeuchtigkeit erhöhen: Achten Sie darauf, die Luftfeuchtigkeit in Ihrem Zuhause zu erhöhen, um die Schleimhäute nicht austrocknen zu lassen.
- Inhalationen: Inhalationen mit warmem Wasser und Meersalz helfen, die Atemwege zu befreien.
- Zwiebelsäckchen: Ein Zwiebelsäckchen neben dem Bett kann beim Schleimlösen helfen.
- Halswickel mit Zwiebeln: Ein Halswickel mit warmen Zwiebeln kann bei Halsschmerzen helfen.
- Brustwickel: Ein Brustwickel mit warmen Kartoffeln oder Quark kann Hustenreiz lindern und die Durchblutung fördern.
- Honigmilch: Warme Milch mit einem Teelöffel Honig kann den Hals beruhigen und Hustenreiz lindern (nicht für Säuglinge unter einem Jahr geeignet).
- Tee aus Eibischwurzel oder Malve: Diese Kräuter bilden einen schützenden Film über die gereizten Schleimhäute im Hals und können so den Hustenreiz beruhigen.
- Hustenbonbons mit Isländisch Moos: Diese beruhigen die Schleimhäute und mildern den Hustenreiz.
- Brust einreiben: Mit milden ätherischen Ölen (z. B. Lavendel oder Fichtennadelöl, in geringer Konzentration) können Sie die Brust sanft einreiben.
- Thymianhonig: Dieser Honig wirkt schleimlösend und entzündungshemmend.
- Zwiebelhustensaft: Zwiebelhustensaft ist ein altbewährtes Hausmittel, das stark schleimlösend wirkt und in der Stillzeit unbedenklich ist.
- Medikamente:
- Paracetamol: Paracetamol gilt als Mittel der Wahl, wenn Sie Schmerzen oder Fieber haben. Es ist gut verträglich und stellt kein Risiko für Ihr Baby dar.
- Hustenlöser: Hustenlöser wie Acetylcystein oder Ambroxol können eine hilfreiche Option sein.
- Pflanzliche Mittel: Extrakte aus Efeublättern, Thymian oder Spitzwegerich gelten als unbedenklich in der Stillzeit und können helfen, Schleim zu lösen und den Husten zu lindern.
Es ist ratsam, sich immer mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme abzusprechen, bevor Sie Medikamente oder pflanzliche Mittel während der Stillzeit einnehmen.
Ätherische Öle in der Stillzeit
Bei der Anwendung von ätherischen Ölen ist gerade bei Säuglingen, Schwangeren und Stillenden auf einen Einsatz im Niedrigdosisbereich zu achten. Eine Mischung aus einem Basisöl, kaltgepresstes, fettes Pflanzenöl wie z.B. Mandelöl, plus einem ätherischen Öl in einer Konzentration von 0,25% bei Säuglingen und 0,5-1,0% in der Schwangerschaft und Stillzeit ist für geeignete ätherische Öle in diesen Phasen möglich.
Geeignete ätherische Öle für Schwangere und Stillende sind beispielsweise Kamille römisch, Koriander, Lavendel fein, Kreuzkümmel, Engelwurz, Ingwer, Mandarine rot und Benzoe Siam. Diese Öle können für feucht-warme Auflagen oder Kompressen für das Bäuchlein eingesetzt werden.
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