Fabian Sievers und der Trüffel: Eine Erfolgsgeschichte aus dem Leinebergland
Fabian Sievers hat sich im Leinebergland einen Namen als Trüffelbauer gemacht. Was als ungewöhnlicher Neustart begann, hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, die das Potenzial hat, die Region als Trüffel-Hochburg in Deutschland zu etablieren.
Vom Musiker zum Trüffelbauer: Ein Neuanfang im Leinebergland
Fabian Sievers kehrte seinem Leben in Hannover den Rücken und wagte einen Neustart auf dem Land als Trüffelbauer. Der 51-Jährige hat vor ein paar Jahren sein altes Leben als Musiker und Lichtdesigner in Hannover hinter sich gelassen und ist jetzt Trüffelbauer. "In die Stadt zieht mich nichts mehr", sagt der große, schlanke Mann mit dem wettergegerbten Gesicht. "Weder die Menschen noch die Kneipen noch die Autos." Stattdessen genieße er die Freiheit und Unabhängigkeit auf dem Land. Sievers wohnt in Alfeld im Landkreis Hildesheim.
An der Leine ziehen die elfjährige Woopee und die elf Monate alte Djuka. Die Hündinnen der Rasse Lagotto Romagnolo sind darauf trainiert, an den Wurzeln der Bäume die knolligen Edelpilze aufzuspüren. Die ältere Woopee gibt die ausgebuddelten Funde brav ab, während Djuka ihre aufgespürten Trüffel auch gern selbst verspeist. "Stopp, Djuka", ruft Sievers laut und fügt entschuldigend hinzu: "Bei ihr fehlt noch der Feinschliff. Das liegt an mir, ich muss mir mehr Zeit für die Ausbildung nehmen."
Wenn Fabian Sievers den Hang seiner Trüffelplantage im Leinebergland hinaufgeht, ist er glücklich.
Die Trüffelplantage: Ein Paradies für Mensch und Tier
Alfeld - 1,3 Hektar ist Fabian Sievers' (51) geheime Trüffel-Plantage groß. Gelegen am Waldrand bei Alfeld, ohne Hinweisschilder, nur mit Geländewagen oder per Fußmarsch zu erreichen. 2012 pflanzte er 700 geimpfte Trüffelbäume. Nach erster kleiner Ernte 2019 ist heute der Boden voll von reifen Früchten. Sievers' Hunde Woopee (11) und Djuka (9 Monate) erschnüffeln sie.
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Bei jedem Gang über die Plantage begleiten die Vierbeiner den Trüffel-Bauern: echte Lagotto Romagnolo. Sievers: „Das Gespür für Trüffel haben sie in den Genen, sind extra für die Trüffelsuche gezüchtet und absolut prädestiniert: ausdauernd, haben ihre Nase immer unten und nur einen schwach ausgebildeten Jagdtrieb.“ Das erfolgreiche Erschnüffeln lernten Woopee und Djuka bei Sievers innerhalb weniger Tage spielerisch. Mit Leberwurst zur Belohnung. Heute erschnüffeln und buddeln sie die Knollen im Minutentakt aus. Dann muss der 51-Jährige schnell sein, den Hund beiseitenehmen und selbst mit der Hand scharren: „Die Trüffel müssen unversehrt bleiben, nicht angeknabbert oder von den Pfoten zerkratzt sein. Sind Woopee und Djuka schneller als ich, fressen sie die Trüffel gerne auf.“ An einem einzigen Nachmittag geht Sievers in diesem Jahr schon mal mit 1,5 Kilo Trüffeln im Korb nach Hause. „Unsere Qualität ist besser als in Frankreich und Italien. Trüffel sind ein völlig natürliches und regionales Produkt, hier in der Gegend hunderte Jahre alt.“ Grund: „Der Muschelkalkboden im Leinebergland und den Sieben Bergen ist perfekt.“
Um die Trüffel zu finden geht Fabian Siefers mit seinen Trüffelhunden Woopee und Djuka auf die Suche nach dem stark riechenden, unterirdisch wachsenden Edelpilz. Die Nasen fest an den Boden geheftet, schnüffeln sich die beiden Wasserhunde von Baum zu Baum. Fündig geworden, graben sie die kostbaren Schlauchpilze aus dem Boden, legen sie vor Sievers ab und erhalten zur Belohnung ihr Leckerli. Meistens funktioniert das reibungslos, aber auch die Hunde sind Feinschmecker. „Wenn ich nicht aufpasse, gibt es auch Situationen, in denen sich die Hunde gleich selbst belohnen, indem sie die Knollen selbst verspeisen, anstatt die Belohnung abzuwarten“.
Trüffelanbau im Leinebergland: Eine Frage der Geduld und des richtigen Bodens
Bereits 2012 pflanzte er rund 1000 Bäume, etwa 750 von ihnen waren mit Sporen von heimischen Burgundertrüffeln geimpft. 2019 erntete er die ersten Knollen. 2022 sei wegen der anhaltenden Trockenheit ein katastrophales Jahr gewesen, erzählt Sievers, während er seine treue Helferin Woopee tätschelt. Nun ist der Landwirt happy: "2023 ist das mit Abstand das beste Trüffeljahr."
Fabian Sievers aus Alfeld im Leinebergland hat 2012 seine Trüffelplantage angelegt. Erste Trüffel kann er seit 2019 ernten, die Mengen sind dabei witterungsabhängig. Mittlerweile sind die einst kleinen Stämmchen zu stattlichen Bäumen gewachsen. Auf einem Hektar pflanzte Sievers 700 beimpfte Trüffelbäume wie Haselnuss, Linde, Eiche, Rot- und Hainbuche. Weitere 300 Bäume wie Wildapfel und -kirsche oder Felsenbirne wurden als Begleitbäume gepflanzt. Dabei bildet eine flache, breite, halboffene Baumkrone, bei der der Schatten überwiege, im Sommer das perfekte Klima für Trüffel, heißt es vom Landvolk weiter.
Das Besondere beim Trüffelanbau sei die lange Wartezeit, bis die Knollen wachsen: "Fünf, sechs oder zehn Jahre - keiner kann es vorhersagen", meint Fabian Sievers. Insgesamt stecke Deutschland beim Trüffelanbau noch in den Kinderschuhen: Die ersten Plantagen gehen derzeit in Produktion. Wegen des langen Vorlaufs werde der Trüffelanbau wohl immer ein Nischenprodukt bleiben, meint der Trüffelbauer. Und neben Geduld braucht man für eigene Trüffel noch eines: den richtigen Boden. Kalkhaltig sollte er bestenfalls sein. Die Burgundertrüffel toleriert aber auch andere Böden.
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Nach Angaben des Trüffelverbands ist ein kalkhaltiger Boden ideal für den Anbau - etwa im Oberrheingraben, in Franken oder auf der schwäbischen Alb. Das Leinebergland sei ebenfalls ein wichtiges Anbaugebiet. Trüffel könnten aber auch auf Kreide wachsen, zum Beispiel auf der Ostsee-Insel Rügen.
Die Ernte und ihre Qualität
Dreimal habe er bislang seine Plantage abgeerntet und einige Kilos herausgeholt. Alles, was Sievers nicht verkauft, verarbeitet er zu Impfstoff für seine Trüffelbaumproduktion. „Mir geht kein Gramm verloren. Das ist für mich genauso wichtig“, sagt er.
Regenreiches Wetter sorgt für große Pilze, aber die Qualität leidet etwas. Das regenreiche Frühjahr sorgte auch bei Niedersachsens Trüffelbauern für eine besondere Ernte. Im Leinebergland bei Alfeld sind Fabian Sievers und Steffen Schumny täglich auf ihren Trüffelplantagen, um die Delikatessen aus der Erde noch bis zum März zu ernten bzw. von ihren vierbeinigen Helfern erschnüffeln zu lassen. „Der viele Regen hat sich etwas auf die Qualität der Trüffel ausgewirkt.
Seit Juni wird geerntet, und dieses Jahr liegen viele Trüffel in der Erde. „50 Prozent sind aber nicht einwandfrei, wurden entweder vom Trüffelkäfer oder Mäusen angefressen oder weisen kleine Löcher auf und sind innen faul. Die riechen dann auch ganz anders, eher moderig“, erklärt Schumny. Nur 30 Prozent sind 1a Premium-Trüffel. Die Trüffel von nur guter Qualität werden für Trüffelbutter verwendet oder zur Ausbildung der Trüffelhunde und zur Impfung neuer Trüffelbäume genutzt.
Vermarktung und Visionen: Trüffel aus dem Leinebergland für Feinschmecker
Noch verkauft Sievers seine Trüffel vor allem an Privatpersonen. Aber auch bei einem Hannoveraner Caterer und im Hotel in Kassel lagen sie schon mal auf dem Teller. Während sich die Preise auf dem Trüffel-Markt in den letzten vier Wochen auf 1,20 Euro/Gramm verdoppelt haben, bleibt Sievers bei rund 80 Cent/Gramm.
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Für seine Trüffel bekommt Fabian Sievers gutes Geld: Burgunder-Trüffel steht weltweit an dritter Stelle des kulinarischen Wertes, sagt er. Für ein Gramm kann er bis zu einem Euro verdienen. Gastronomen würden für das Kilo trotzdem nicht 1000 Euro bezahlen, sagt er. Da liege der Preis bei etwa 500 bis 600 Euro.
Sievers hofft auch auf ein Umdenken in der Gastronomie. Auch dieses regionale Produkt soll den Weg in die Küchen finden. „Der Mythos, dass Trüffeln etwas Exotisches sind, muss aufhören. Das ist ein absolut regionales, traditionelles Naturprodukt, das es hier schon immer gab“.
Seine Vision ist, mit dem Edelpilz auch einen Beitrag zum Tourismus zu leisten: Alfeld und das Leinebergland als Trüffelregion. Schließlich gebe es auch Trüffelreisen in die italienische Region Piemont oder in das französische Périgord.
Alfelder Trüffelbutter: Ein erstes erlebbares Ergebnis
Für dieses Produkt hat sich Fabian Sievers mit dem gelernten Koch Marco Schwerdtfeger zusammengetan. Schwerdtfeger, Gründer und Inhaber des erfolgreichen „HeimatLiebe Eventcatering“ musste nicht lange gebeten werden: „Die Idee, dass wir uns intensiver mit dem Thema „Trüffel“ beschäftigen, ist bei meinem Team und mir auf Begeisterung gestoßen. Als erstes erlebbares Ergebnis ist die „Alfelder Trüffelbutter“ ab sofort im Handel zum Einführungspreis von 9,90 Euro erhältlich. Weitere Produkte, die dann auch in der Küche/Manufaktur der HeimatLiebe in Alfeld produziert werden, sind in Arbeit.
Tipps vom Experten
Einmal im Monat bietet der Trüffel-Experte Kurse an: mit Verkostung und allen Infos zur Hundearbeit, Trüffel-Kunde und Geschichte.
Sievers' Trüffel-Tipps:
- Raspeln statt Hobeln! Schmeckt nach mehr.
- Trüffel zu Butter verarbeiten, anstatt ihn einzufrieren. „Trüffel-Butter ist der Kunstgriff!“
- Weniger ist mehr: keine aufwendigen Kochkreationen, sondern Trüffel-Butter auf Weißbrot schmieren, in Rührei oder Kartoffelstampf rühren.
Förderung des Trüffelanbaus in der Region
Sievers freut sich, dass im Zuge seiner zehnjährigen Anbauberatung weitere Liebhaber des Edelpilzes den Schritt zum Trüffelanbau gewagt haben: „Ich möchte aktiv den Trüffelanbau in der Region voranbringen. Das Leinebergland ist mit seinen Muschelkalkböden hierfür wie geschaffen. Langfristig kann und sollte es Trüffel-Hochburg werden“.
Dies ist auch der Grund, warum Fabian Sievers mit seiner Firma Leinebergland-Trüffel seit vielen Jahren als Berater für den Anbau von Trüffelkulturen arbeitet und selbst auch eine große Auswahl von geimpften Trüffelbäumen und -sträuchern vertreibt. Das heißt also, dass man zur Trüffelernte nur auf das eigene Grundstück gehen bräuchte, oder sich eine eigene kleine Trüffelplantage auf einer landwirtschaftlichen Fläche anlegen kann. Hierbei ist Sievers gern behilflich: „Ein weiterer Traum von mir ist, dass das Leinebergland DAS Trüffelanbaugebiet in Deutschland wird. Dazu bedarf es eigentlich „nur“ interessierter Menschen, die bereit sind, Trüffelbäume anzupflanzen und - mit ein wenig Geduld - dieses natürliche Produkt wieder groß zu machen. Ich freue mich sehr, dass ich bei diesem Plan von der Stadt Alfeld, dem Regionalverein Leinebergland e.V. und dem Forum Alfeld Aktiv e.V.
Schumny, der gemeinsam mit Sievers den Anbau von Trüffeln im Leinebergland und entlang des Hils voranbringen will, hat inzwischen zwei Plantagen mit einer Größe von 20.000 Quadratmetern. Gemeinsam veranstalten sie bis zu drei Mal im Monat Trüffel-Tastings und vermarkten die Erzeugnisse direkt. Bei dem Trüffelsuchhund-Wochenendseminar unterstützen ihn seine Frau Angela und die zweijährige Flat Coated-Retrieverhündin Joni. Gemeinsam versuchen sie, die Seminarteilnehmer in die Lage zu versetzen, geeignete Lebensräume und damit mögliche Trüffelstellen in beliebiger Umgebung anhand ökologischer, geologischer und topografischer Parameter zu bestimmen sowie den Hund auf den Trüffelgeruch zu trainieren. „Durch praktische Übungen lernt der Hund an potenziellen Stellen in der Erde verborgene Trüffel anzuzeigen.
Trüffel als regionales Produkt mit Tradition
Abschließend verweist Sievers auf eine Erwähnung aus dem Jahr 1893: „Köthner A. Sievers erhielt gegen eine Pachtgebühr von 5,50 Mark im Jahr im Meinbergsforst bei Langenholzen/Alfeld die Genehmigung zur Trüffelsuche.
Fabian Sievers ist Trüffelbauer aus Niedersachsen. "Die Deutschen haben es vergessen, dass es bei uns Trüffeln gibt!"Fabian Sievers, Trüffelbauer aus Niedersachsen Prinzipiell gib es zig unterschiedliche Trüffelarten weltweit, sagt Fabian Sievers. "Unsere wertvollste heimische Art, die wir haben, ist die Burgunder-Trüffel." Sie ist in Deutschland an meisten verbreitet. Und es gebe sie hier schon sehr lange - auch wenn das vielen gar nicht klar sei: "Deutschland war eine Trüffel-Exportnation", sagt Fabian Sievers. Die Landwirte hätten sich etwas dazu verdient, indem sie in den Wäldern mit ihren Schweinen Trüffel ausbuddelten.
Anreise zur Trüffelplantage
Anreise mit der Bahn bis Alfeld (Leine). Alfeld (Leine) liegt verkehrsgünstig an der Nord-Süd-Hauptstrecke der Bahn. Die Züge der Deutschen Bahn AG und der Metronom Eisenbahngesellschaft mbH ermöglichen eine stündliche An- und Abreise nach und von Alfeld (Leine). Bus Linie 602 Richtung Alfeld (Leine) Krankenhaus bis Haltelstelle Alfeld (Leine) Sindelberg. Aus Norden kommend verlassen Sie die A7 an der Abfahrt 59 (B443/Laatzen) und fädeln Sie sich in Richtung Pattensen/Sarstedt ein. Fahren Sie nach ca. 9 km auf die B3 in Richtung Elze/Alfeld (Leine). Fahren Sie ca. Aus Süden kommend verlassen Sie die A7 an der Ausfahrt 69 (Northeim-Nord) auf die B3 in Richtung Hameln/Einbeck/Alfeld (L.). Fahren Sie ca. 37 km auf der B3 in nördlicher Richtung. Der Ith-Hils-Weg führt Sie über naturnahe Wege, teilweise entlang des Ith-Kammes und durch den Hils.
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