Wespen: Nützliche Insekten, keine Honigproduzenten
Sommerzeit ist oft auch Wespenzeit. Viele Menschen fühlen sich durch die Insekten gestört oder geraten in Panik, wenn sie ein Wespennest entdecken. Dabei sind Wespen faszinierende und nützliche Tiere, die eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem spielen. Es gibt einige Dinge, die man beachten sollte, um den schwarz-gelb geringelten Insekten entspannt zu begegnen.
Wespen und ihre Rolle in der Natur
Wespen sind ein Teil unserer Natur und durch das Naturschutzgesetz geschützt. Im Naturkreislauf erfüllen sie wichtige Funktionen. Sie verwerten tote Insekten und Fallobst, jagen Fliegen, Blattläuse, Raupen und andere Insekten und halten diese damit in Schach. Wespen bestäuben, gemeinsam mit vielen anderen Insekten, Pflanzen. Sie sind Gesundheitspolizei, da sie tote Insekten in kleinen Portionen abtransportieren.
Nützliche Schädlingsbekämpfer
Wespen sind keinesfalls Veganer und daher nützliche und biologisch wertvolle Schädlingsbekämpfer im Garten. Sie reduzieren Schad-Insekten, was wichtig für den Erhalt des ökologischen Gleichgewichts ist. Die Deutsche und die Gemeine Wespe benötigen für ihr Volk jeweils tausende Fliegen, Mücken und andere Insekten als Nahrung. Einen noch höheren Bedarf haben die Europäischen Hornissen. Schädlingspopulationen lassen sich damit klein halten, was zum Beispiel in der Landwirtschaft wichtig ist.
Umweltpolizei und Bestäuber
Zudem treten die Wespen als eine Art Umweltpolizei auf und säubern die Natur von Aas und überreifem Fallobst, womit sie etwa die Entstehung von Fäulnis verhindern. Sie sind auch Bestäuber und fördern so die Artenvielfalt. Zudem sind die Wespen selbst natürlich auch Beute für andere Tiere, wie Vögel, Fledermäuse oder Spinnen. So ernährt sich z. B. der streng geschützte Vogel, der Bienenfresser (Merops apiaster) von ihnen. Die Wespen leisten also ihren Beitrag für die Vernetzung der Nahrungsketten.
Wespenarten und ihr Verhalten
Es gibt einige hundert Wespenarten in Deutschland. Doch nur zwei bedienen sich gern an unserem Tisch: die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Nimmt in der Natur das Nahrungsangebot ab, landen diese Arten auf der Suche nach Essbarem auch auf unserem Gartentisch. Sie besuchen Picknick, Barbecue oder Kuchentafel. Wer den Wespen schon vorab andere Leckereien anbietet - wie eine Schale mit etwas Zuckerwasser, überreife Trauben oder ein Stückchen Wurst abseits vom gedeckten Tisch - kann sein Essen meist ungestört genießen.
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Soziale Wespenarten
Bei den sozialen Wespenarten gründet meist eine überwinterte Wespenkönigin im Frühjahr ihr Volk mit dem Bau der ersten Wabe. Die Waben baut sie im Gegensatz zur Honigbiene nicht aus eigenem Wachs, sondern aus einer Art Papier. Dazu werden kleine Holzteilchen abgeschabt und mit Speichel zu einem Papierbrei vermischt. Wie bei den Honigbienen legt die Königin in jede Zelle ein Ei. Doch weil noch kein Hofstaat da ist, versorgt sie die schlüpfenden Larven selbst mit erbeuteten Insekten. Die Larven verpuppen sich und schlüpfen rund vier Wochen nach der Nestgründung als Arbeiterinnen. Sie übernehmen den weiteren Ausbau des Nestes und die Brutversorgung, während sich die Königin auf die Eiablage beschränkt.
Ernährung der Wespen
Die neuen Arbeiterinnen ernähren sich von Süßem. Je nach Art mögen sie Baumsäfte, Blütennektar, Fallobst oder Nahrungsmittel des Menschen wie Limonade oder Kuchen. Die Wespenvölker wachsen über den Sommer. Sie erweitern ihr Nest und die Arbeiterinnen schwärmen aus, um den Nachwuchs mit proteinreicher Nahrung zu versorgen. Die Wespen ernähren ihre Brut mit anderen Insekten. Bei den Bienen werden sie wohl angelockt durch den Honigduft. Da die Bienen die Wespen nicht freiwillig in den Stock lassen, bekämpfen sie sich. Eine einzelne Biene ist einer Wespe unterlegen, trotzdem können sie lange miteinander kämpfen, da die Wespe die Biene nur zwischen die Hinterleib-Segmente stechen kann. Töten die Wespen eine Biene, können sie diese zerlegen und ihre Brut damit füttern. Die Wespen stehen in der Nahrungskette von Natur aus über den Bienen. Deshalb ist es natürlich, dass sie mit den Bienen um Futter kämpfen. Starke Völker können sich gegen Wespen wehren. Völker, die bereits Probleme mit der Varroamilbe haben, tun sich schwerer die Wespen zu bekämpfen. Vor einem engen Flugloch können die Bienen ihr Volk besser verteidigen. Faule Äpfel oder Zwetschgen locken die Wespen ebenfalls an. Auch Wespen haben Feinde: Hornissen. Armin Spürgin rät deshalb, die Hornissen nicht unnötig zu bekämpfen. Diese fangen zwar auch Bienen am Flugloch ab, um sie zu fressen, doch im Gegensatz zu Wespen könnten sie kein ganzes Bienenvolk töten.
Warum Wespen keinen Honig produzieren
Die meisten Menschen wissen, dass für die Herstellung von Honig allein die Bienen zuständig sind. Ihren süßen Vorrat können wir entweder direkt beim Imker vor Ort oder im Supermarkt kaufen. Doch während Bienen für ihren Fleiß gefeiert werden, taucht eine Frage selten auf: Welche Rolle spielen eigentlich Wespen - und könnten auch sie Honig produzieren?
Die Antwort ist eindeutig: Wespen produzieren keinen Honig. Doch woran liegt das - und warum können ausgerechnet ihre nahen Verwandten, die Bienen, diese Fähigkeit entwickeln? Nicht etwa, weil Wespen keinen Honig mögen. Im Gegenteil: Sie bedienen sich gelegentlich an fremden Vorräten und stehlen Honig von Bienen. Dennoch bevorzugen sie eine ganz andere Nahrung - nämlich Fleisch, andere Insekten oder allgemein eiweißreiche Kost.
Unterschiedliche Überlebensstrategien
Obwohl Bienen und Wespen eng verwandt sind, haben sie völlig unterschiedliche Lebensweisen und Überlebensstrategien. Bienen ernähren sich hauptsächlich von Nektar und Pollen. Sie verwandeln den Nektar in Honig, der ihnen als Energiereserve für den Winter dient. Das gesamte Volk überwintert gemeinsam in einer schützenden Traube. Wespen dagegen sind räuberisch veranlagt. Sie fressen andere Insekten, Fleisch, Früchte oder auch Süßspeisen. Zwar naschen sie gelegentlich auch an Honig, doch sie stellen ihn selbst nicht her.
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Keine Notwendigkeit für Honigproduktion
Der entscheidende Grund liegt in der Überwinterungsstrategie: Bienen benötigen Vorräte, um den Winter im Volk zu überleben. Daher haben sie im Laufe der Evolution die Fähigkeit entwickelt, Nektar in Honig umzuwandeln und einzulagern. Wespenvölker sterben im Herbst ab. Nur die Wespenkönigin überlebt, indem sie einen geschützten Platz aufsucht und in Winterstarre verfällt. Da das Volk nicht überwintert, braucht es keine Honigvorräte. Die Produktion von Honig wäre für Wespen also nutzlos - sie haben schlicht keine biologische Anpassung dafür entwickelt.
Ernährung der Wespen im Detail
Wespen sind Allesfresser, wobei viele Arten tierische Nahrung bevorzugen. Sie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, da sie andere Insekten wie Fliegen, Mücken oder Raupen fressen. Typische Nahrungsquellen sind kleinere Insekten und Larven, Fleischreste, reifes Obst sowie zuckerhaltige Getränke oder Kuchen (bei Begegnungen mit Menschen oft ein Problem). Durch ihre Ernährung tragen Wespen maßgeblich zur Regulation von Schädlingen bei - eine Funktion, die sie für das Ökosystem unersetzlich macht.
Umgang mit Wespen
Meist sind die gelb-schwarzen Insekten mit sich und ihren Aufgaben so beschäftigt, dass sie uns Menschen nicht weiter ins Gehege kommen. Da sie ihren Stachel zur Verteidigung nutzen, ist trotzdem Vorsicht angebracht. Hektische Bewegungen sind nicht empfehlenswert: Wespen durch Wedeln oder Anpusten zu vertreiben, löst keine Probleme. Die Tiere fühlen sich angegriffen und stechen womöglich. Wird ein Wespennest am Haus oder im Garten bemerkt, ist Toleranz gefragt. Meist zeigen die Insekten überhaupt kein Interesse an uns. Daher gilt: Cool bleiben und beobachten, aber nicht stören.
Tipps für ein friedliches Zusammenleben
- Ruhe bewahren: Nicht nach den Tieren schlagen oder pusten.
- Gerüche vermeiden: Parfüm, Creme oder Angstschweiß können Tiere anlocken oder Aggressionen auslösen.
- Essen abdecken: Trinkgefäße und Speisen im Freien abdecken. Trinkhalme benutzen und vor dem Essen einen kurzen Blick auf Bratwurst, Kuchen und Obst werfen.
- Ablenkungsfütterung: Eine Schale mit Zuckerwasser, überreife Trauben oder ein Stückchen Wurst abseits vom Esstisch anbieten.
- Nest in Ruhe lassen: Wespennester nicht stören oder versuchen, sie zu entfernen.
- Lichtverschmutzung reduzieren: Haus- und Wegbeleuchtungen mit Bewegungsmeldern versehen und dauerhafte Beleuchtungen möglichst schwach ausfallen lassen.
Wespen können sich durch dunkel gekleidete Personen oder durch kontrastreiche Bekleidung (auch helle Kleidung auf gebräunter Haut) bedroht fühlen, besonders, wenn hastige Bewegungen ausgeführt werden. An ruhige und langsame Bewegungen können sie sich jedoch gewöhnen. Deshalb Ruhe bewahren und nicht nach den Tieren schlagen! Auch Gerüche wie Parfüm, Creme oder Angstschweiß können Tiere anlocken oder Aggressionen auslösen. Das Wegpusten der Tiere ist jedoch nicht ratsam. So gilt das in der Atemluft enthaltene Kohlendioxid als Alarmsignal und löst Abwehrreaktionen aus. Ebenso können Zigarettenrauch oder Grillfeuer Wespen in Abwehrstellung bringen und aggressiv machen.
Was tun bei einem Wespennest am Haus?
Zu allererst sollte man sich überlegen, ob man das Nest dort nicht auch einfach dulden kann. Gemeine und Deutsche Wespe stehen unter allgemeinem Schutz, das heißt, dass ihre Nester nur mit triftigem Grund entfernt werden dürfen. Da die allermeisten Wespen (und auch Hornissen) ihre Nester nur eine Saison lang nutzen, dürfen Nester entfernt werden, wenn diese nicht mehr bewohnt sind, in der Regel ab Oktober. Zum Winter hin gibt es ja einen Zeitpunkt, ab dem alle Insekten des Volkes abgestorben sind. Da es nicht wieder bezogen wird, ist dann quasi egal, was mit den Nestern passiert. Die Rückzugsorte und Fortpflanzungsstätten von Tieren, wozu dann bei den Wespen und Hornissen die Nester gehören, sind nur solange geschützt, wie sie auch aktiv genutzt werden.
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Wespennester dürfen laut Gesetz entfernt werden, wenn ein „vernünftiger Grund" vorliegt, beispielsweise bei Allergien oder wenn sich Kinder oder Tiere in der Nähe befinden. Eine Genehmigung ist nicht zwingend notwendig, wenn es um die herkömmlichen Wespen geht. Die Ausnahme stellen Feldwespen dar, die wohl hier und da auch alte Nester nochmal nutzen können. Wespennester am Haus dürfen nicht einfach eingeschlossen werden, da sich die Tiere dann einen anderen Ausgang suchen und so ins Haus gelangen können. Wespen können alternde Holzverschalungen oder Holzverkleidungen leicht beschädigen, da sie das Holz als Grundstoff zum Bau ihrer Nester verwenden.
Falls sich Wespen an ungünstiger Stelle angesiedelt haben, wenden Sie sich an Fachkundige vor Ort für eine Beratung. Manchmal gibt es sogar die Möglichkeit, ein problematisches Nest schonend umsiedeln zu lassen, anstatt es gleich dem Schädlingsbekämpfer zu überlassen. Falls eine Abtötung unumgänglich ist, wenden Sie sich an ökologisch arbeitende Schädlingsbekämpfer, die sich zum Beispiel am Berufsverbandsiegel des vFöS (Verein zur Förderung der ökologischen Schädlingsbekämpfung) erkennen lassen. Lassen Sie sich immer erklären und zeigen, welche Mittel der Schädlingsbekämpfer einsetzen will. Übrigens besteht kein grundsätzlicher Anspruch des Nachbarns auf Entfernung des Nestes.
Was tun bei einem Wespenstich?
Sobald man doch einmal gestochen wurde, hilft es, eine halbierte Zwiebel auf den Stich zu drücken. Durch die ätherischen Öle und Verdunstungskälte wird der Schmerz und die Schwellung gelindert. Noch besser sind batteriebetriebene Stichheiler geeignet, die das Insektengift denaturieren und so Schwellungen und Juckreiz minimieren. Beim Stich können von Wespen Alarmpheromon freigesetzt werden (vor allem in der Nähe des Nestes), welches weitere Stiche provozieren kann.
Wespen füttern?
Wespen zu füttern kommt wahrscheinlich kaum jemandem in den Sinn, da die Tiere nicht den besten Ruf haben. Das negative Image ist jedoch ungerechtfertigt. Tatsächlich gibt es mehrere Hundert Wespenarten in Deutschland und lediglich zwei - die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe - machen sich ungeniert über die gedeckte Kaffeetafel her. Baumschädlinge wie Blattläuse, Raupen, Stechmücken, Heuschreckenlarven, Fliegen oder Spinnen gehören zu den bevorzugten Nahrungsmitteln der Wespen. Als Larven werden die Wespen sogar ausschließlich mit lebenden Insekten gefüttert.
Wespen sind mindestens genauso wichtig für ein funktionierendes Ökosystem wie die Bienen und verdienen daher genauso, unterstützt zu werden. Zudem gibt es bei uns kaum aggressive Wespenarten. Solange Sie die Tiere in Ruhe lassen, tendiert das Risiko, gestochen zu werden, gegen null. Das gilt übrigens auch für die vermeintlich gefährlichen Hornissen.
Wespen im Winter
Ab dem ersten starken Frost sterben die Wespen. Unser Experte Prof. Dr. med. vet. Norbert Mencke, hat hier für Sie interessante Fakten über Wespen zusammengestellt. Die alte Wespen-Königin mitsamt der Arbeiterinnen und der Drohnen stirbt in der Zeit vom Spätsommer bis in den Herbst. Der Wespenstaat erlebt den Winter also nicht. Nur die Jungköniginnen überwintern alleine an geschützten Stellen in der Kältestarre. Also ist es gar nicht notwendig, Energie auf Vorrat etwa in Form von Honig zu produzieren.
Bei den Wespen überwintern nur die begatteten Jungköniginnen als Einzeltiere. Am Ende des Herbstes finden sie dazu beispielsweise in Holzstößen einen passenden Ort. Entscheidend ist es, dass es sich um ein trockenes, frostsicheres und dunkles Quartier handelt. In sich tragen die Jungköniginnen die Spermien, die für die Eiablage im nächsten Jahr entscheidend sind. Sie haben sich ein zuckerhaltiges Fett- und Glykogenpolster angefressen, um zu überdauern. Mit den sinkenden Temperaturen fährt eine junge Königin dann ihren Stoffwechsel herunter. Sie begibt sich in die Kältestarre (Diapause) und kann selbst tiefste Temperaturen von bis zu minus 19 Grad Celsius überstehen. Vorräte legen die Wespen anders als die Honigbienen nicht an. Die Königinnen leben alleine von den eingelagerten Energiereserven. Die Winterruhe endet dann zum Beispiel bei der Deutschen Wespe Ende April.
Bei den Wespen kommt es gegen Ende des Jahres zu einem regelrechten Massensterben. In der Zeit von etwa September bis November, spätestens aber mit dem ersten strengen Frost, stirbt das Wespenvolk mit Ausnahme der frisch begatteten Jungköniginnen. Die Arbeiterinnen sterben im Prinzip aufgrund von Altersverschleiß. Noch früher sterben die Drohnen. Sie gehen kurz nach den Paarungsflügen, etwa in der Zeit von August bis September, ein. Nach der Begattung verhungern oder erfrieren sie. Die alte Königin wiederum stirbt, weil sie von den Arbeiterinnen nicht mehr gefüttert wird.
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