Beumer & Lutum: Eine Berliner Bäckereigeschichte von Tradition, Innovation und ökologischem Engagement

Die Bäckerei Beumer & Lutum ist seit 1993 ein fester Bestandteil der Berliner Bäckereiszene. Gegründet von Antonius Beumer und Christa Lutum im Herzen des Wrangelkiezes, hat sich das Unternehmen von einer kleinen Hinterhofbäckerei zu einer etablierten Größe mit sechs Filialen und über 170 Verkaufsstellen entwickelt. Die Geschichte von Beumer & Lutum ist geprägt von dem Mut, Konventionen zu brechen, Backtraditionen zu transformieren und authentischen Geschmack immer weiter zu verbessern.

Die Wurzeln: Bio-Pioniere im Wrangelkiez

Die Gründung von Beumer & Lutum im Jahr 1993 war ein Statement. In einer Zeit, in der Bio-Produkte oft mit schwerem Vollkornbrot assoziiert wurden, wagten es Antonius Beumer und Christa Lutum, Bio neu zu denken. Sie wollten ökologische Backwaren aus der Nische herausholen und einem breiteren Publikum zugänglich machen. So entstand die erste Bio-Schrippe Berlins, ein Symbol für Freidenken und Andersartigkeit.

Die Bäckerei befand sich damals tief im Wrangelkiez, nur 500 Meter von der innerdeutschen Grenze entfernt, inmitten einer Szene von Punk und Podiumsdiskussionen. Dieser besondere Ort prägte die Philosophie von Beumer & Lutum von Anfang an: Handwerk statt Industrie, Vielfalt statt Leitkultur, Fairness statt Frust, Geschmack statt Ideologie und Bio für alle statt nur für eine Elite.

Das Konzept: Geschmack aus Prinzipien und freiem Denken

Für Beumer & Lutum ist Geschmack alles - aber nur, wenn er aus guten Prinzipien und freiem Denken entsteht. Die Bäckerei hat eine eigene Tradition der Vielfalt entwickelt, die sich in multikultureller Teamarbeit und einem facettenreichen Vollsortiment widerspiegelt. Immer wieder werden neue Ansätze verfolgt, aber die handwerkliche Herstellung bleibt kompromisslos.

Beumer & Lutum scheuen sich nicht, mit Konventionen zu brechen. Sie brachten das Auszugsmehl ins Bioregal und den Dinkel ins Brot. Später holten sie Spezialitäten aus anderen Kulturen in die Hauptstadt und befreiten das Toastbrot aus der Fast-Food-Ecke, um es in die Mitte des ökologischen Universums zu stellen.

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Die Werte: Genderinklusion, Multiethnizität und soziales Engagement

Das Team von Beumer & Lutum steht für progressive Werte ein. Genderinklusion und Multiethnizität sind für die Bäckerei selbstverständlich. Der gemeinsame Spirit ist geprägt von Ausprobieren, Ausdiskutieren und dem Willen, aus dem Möglichen das Beste zu machen.

Beumer & Lutum engagieren sich auch sozial. Antonius Beumer setzt sich gemeinsam mit der BIO COMPANY und anderen für die Bio-Brotbox-Aktion ein, um gutes Essen in die Schulen zu bringen. Seit 2024 ist Beumer & Lutum dem Bündnis Gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung beigetreten.

Die Produktion: Manufakturelle Ideale und moderne Methoden

Gutes Backen bedeutet für Beumer & Lutum, manufakturelle Ideale und moderne Methoden intelligent und ehrlich zu verbinden. Der Teig wird maschinell geknetet, um die Bäckerinnen zu entlasten, aber jedes Teil wird mindestens einmal von Menschenhand berührt. Die Bäckerinnen stellen sich immer wieder auf den aktuellen Teig ein, der lange geführt wird, also mit viel Zeit, was ihn besonders bekömmlich macht. Technische Enzyme oder Zusätze kommen natürlich nicht zum Einsatz.

Das Sortiment: Vielfalt und Innovation

Das Sortiment von Beumer & Lutum ist breit gefächert und umfasst internationale Klassiker wie Schweizer, Bagels, Baguettes und Filonen oder Zimtschnecken. Die Bäckerei stellt aber auch das vielleicht beste Burgerbrötchen und den modernsten Cranberrystollen der Stadt her. Das Dinkeltoastbrot sorgt für gute Laune am Morgen, und das mehlfreie Neandertalerbrot bringt Sportler*innen auf die Spur.

Ein besonderes Zukunftsprojekt ist der Roggen. Im Rahmen der bundesweiten Biostrategie 2030 möchte Beumer & Lutum diesem Korn im gesamten Sortiment mehr Gewicht geben - vom freigeschobenen Brot bis zum handverzierten Dessert. Roggen ist ein aromatischer, klimakrisenresistenter Alleskönner, der perfekt zu den Brandenburger Sandböden passt.

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Die Herausforderungen: Corona, Inflation und Fachkräftemangel

Auch Beumer & Lutum standen in der letzten Zeit vor vielfältigen Herausforderungen. Die Infektionsschutzverordnungen während der Corona-Zeit zwangen zur Schließung des Bistro-Bereichs. Der Ukraine-Krieg und die Inflation führten zu Umsatzrückgängen. Zudem kämpft die Bäckerei wie viele andere Handwerksbetriebe mit dem Fachkräftemangel.

Biobackwaren: Mehr als nur ein Trend

Biobackwaren erfreuen sich immer größerer Beliebtheit bei Konsumenten, die bewusst auf eine gesunde Ernährung achten. Im Gegensatz zu konventionell hergestellten Backwaren werden Biobackwaren aus Zutaten aus ökologischem Anbau hergestellt und enthalten keine chemischen Zusatzstoffe.

Die Vorteile von Biobackwaren

  • Ökologischer Anbau: Keine chemischen Pestizide oder Kunstdünger, verbesserte Bodenqualität und Erhaltung der natürlichen Vielfalt.
  • Gesundheitliche Vorteile: Frei von künstlichen Aromen, Konservierungsstoffen und Geschmacksverstärkern, Verwendung von natürlichen Zutaten wie Vollkornmehl, unraffinierter Zucker und gesunde Fette.
  • Geringere Pestizidbelastung: Reduziert das Risiko von Pestizidbelastungen im Körper.
  • Höherer Nährstoffgehalt: Können einen höheren Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien aufweisen.
  • Weniger Zusatzstoffe: Reduziert das Risiko von Allergien und Unverträglichkeiten.
  • Keine Gentechnik: Vermeidet mögliche Risiken und Nebenwirkungen des Verzehrs von genetisch veränderten Lebensmitteln.

DIN-Normen für Biobackwaren

DIN-Normen gewährleisten die Qualität und Sicherheit von Biobackwaren:

  • DIN EN ISO 22000: Lebensmittelsicherheitssysteme für Organisationen in der Lebensmittelkette.
  • DIN EN 45011: Anforderungen an Stellen, die Zertifizierungen von Produkten durchführen.
  • DIN EN 13718-1: Methoden zur Analyse von Biobackwaren (Inhaltsstoffe, Rückstände, Kontaminanten).
  • DIN 10350: Kennzeichnung von Bioprodukten (Inhaltsstoffe, Herkunft, Zertifizierung).
  • DIN EN 14380: Anforderungen an Biobackwaren im Rahmen des ökologischen Landbaus.

Wo kann man Biobackwaren kaufen?

Biobackwaren sind in Bioläden, Naturkostläden, Wochenmärkten, Reformhäusern und Supermärkten erhältlich. Achten Sie auf das Bio-Siegel oder andere Bio-Zertifizierungen auf der Verpackung.

Die Zukunft: Roggen, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

Die Bäckerei Beumer & Lutum blickt optimistisch in die Zukunft. Der Fokus liegt weiterhin auf Roggen, Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung. Das Unternehmen setzt auf kurze, regionale Wege und Partnerschaften mit Höfen aus Brandenburg. So stammen die Rohstoffe größtenteils von der Paulick-Mühle im Spreewald oder der Getreidemühle Wolter in Wustermark. Auch auf dem Biohof Brodowin wurde für die Bäckerei bereits eine spezielle Weizensorte angebaut, um deren Klimaverträglichkeit zu testen.

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Beumer & Lutum engagiert sich intensiv für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und soziale Verantwortung. Solaranlagen auf den Produktionsstätten und eine E-Lieferflotte gehören beispielsweise zu den Maßnahmen, die ihren ökologischen Fußabdruck minimieren. Innerhalb des Teams werden flexible Arbeitszeiten, eine Frauenquote von 40% und aktuell 28 Auszubildende, die jährlich ihre Ausbildung beginnen, großgeschrieben.

Die Weihnachtszeit: Ein Hauch von Zauber

Wenn der Dezember naht, verwandelt sich Beumer & Lutum in eine winterliche Weihnachtsbäckerei. Leckereien wie Spekulatius und Lebkuchen gehören zur festlichen Tradition und werden mit viel Liebe von Hand gefertigt. Auch der beliebte Cranberry-Stollen, verfeinert mit Ingwer und dafür ganz ohne Rosinen und Orangeat, darf nicht fehlen.

Ein Großteil der Lebkuchen ist mittlerweile auf Dinkel umgestellt, da sich das hochwertige Getreide bei den Berliner*innen seit Jahren wachsender Beliebtheit erfreut. Außerdem gibt es immer mehr vegane Winterprodukte. Rund 1/4 des saisonalen Angebots wird bereits aus rein pflanzlichen Rohstoffen hergestellt.

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