Die teuflische Kombination: Wie Rauchen Diabetes begünstigt und verschlimmert

In Deutschland raucht jeder dritte Mann und jede vierte Frau über 15 Jahre. Die Raucheranfänger werden immer jünger, obwohl die meisten wissen, wie gesundheitsschädlich der Zigarettenkonsum ist. Doch was viele nicht wissen: Rauchen und Diabetes sind eine besonders gefährliche Kombination. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Rauchen und Diabetes, die Risiken und Folgen und gibt Tipps zur Rauchentwöhnung.

Diabetes in Deutschland: Eine wachsende Herausforderung

Etwa 7,5 Millionen Menschen in Deutschland haben Diabetes, die sogenannte Zuckerkrankheit. Dabei ist der Zuckerstoffwechsel der Betroffenen gestört und der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht. Das hat langfristig zahlreiche negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Durch die erhöhten Zuckerspiegel werden Gefäße und verschiedene Organe geschädigt. Am häufigsten tritt mit 90% aller Diabetiker der Typ-2-Diabetes auf. Er ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich im Laufe des Lebens. Die Veranlagung zu Typ-2-Diabetes ist aber erblich. Wenn also Eltern oder Geschwister erkrankt sind, ist das Risiko erhöht, ebenfalls daran zu erkranken. Aber auch der Lebensstil spielt eine ganz bestimmte Rolle. Je nachdem, wie Dein Lebensstil aussieht, kann Dein Risiko, während Deines Lebens einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, erhöht oder vermindert werden. Hier spielen verschiedene Risikofaktoren eine wichtige Rolle.

Die Gefahren des Rauchens: Mehr als nur Lungenkrebs

Dass Rauchen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht, ist inzwischen weitreichend bekannt. Doch eine aktuelle Studie belegt, dass Raucher auch häufiger an Diabetes, der Zuckerkrankheit, leiden. In Deutschland sterben jährlich mehr als 127.000 Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums. Noch immer raucht rund ein Viertel der Männer und ein Fünftel der Frauen über 18 Jahren. Eigentlich weiß inzwischen fast jede und jeder, Rauchen ist schädlich. Dass Rauchen auch im Verdacht steht, Diabetes auszulösen, ist aber wohl den wenigsten Menschen bewusst.

Diabetes und Rauchen: Eine gefährliche Allianz

Diabetes führt durch den ständig erhöhten Blutzuckerspiegel zu einer Schädigung der Blutgefäße. Wenn Diabetiker rauchen, steigt bei ihnen also zusätzlich die Gefahr für Folgeerkrankungen, da auch der Tabakkonsum die Blutgefäße schädigt. Rauchen begünstigt die Versteifung und damit Verengung von Blutgefäßen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder einen Schlaganfall steigert. Außerdem wird durch den Tabakrauch die Zusammensetzung der Blutfette verändert. Die Menge des LDL-Cholesterins steigt, während das „gute“ Cholesterin HDL sinkt. Dadurch wird das Risiko für eine Herzschwäche oder Arterienverkalkung erhöht.

Der bei Diabetes permanent erhöhte Blutzuckerspiegel schädigt die Blutgefäße, wodurch das Risiko für Folgeerkrankungen an Augen, Nieren und Nerven steigt. Herzinfarkt und Schlaganfall stehen an erster Stelle der Todesursachen von Diabetikern. Diese Gefahren werden durch das Rauchen noch verschlimmert, da beides - Rauchen und Diabetes - die Gefäße schädigt und eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung) begünstigt. Das Risiko für Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, Herzkreislauferkrankungen oder Schlaganfall verdoppelt sich. Tabakrauch verändert zudem die Zusammensetzung der Blutfette: Die Menge an LDL-Cholesterin steigt, während sich die Menge an dem so genannten „guten“ HDL-Cholesterin verringert. Auch hierdurch erhöht sich die Gefahr für eine Herzschwäche und Arterienverkalkung. Weitere Nebenwirkungen des Tabaks sind die Schädigung der Herzmuskulatur, die Förderung von Blutgerinnsel (Thrombose) und die Einschränkung der Nierenfunktion. Auch Probleme mit der Sehfähigkeit, insbesondere Erkrankungen der durch das Rauchen schlecht durchbluteten Netzhaut oder gar eine Netzhautablösung können durch den Tabak-Konsum auftreten.

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Passivrauchen: Auch unbeteiligte sind gefährdet

Das Risiko für Folgeerkrankungen wird nicht nur erhöht, wenn Diabetiker rauchen, sondern auch wenn sie Passivrauch ausgesetzt sind. Im Passivrauch sind die gleichen giftigen Stoffe enthalten und kann daher auch die gleichen Krankheiten begünstigen, wie beim direkten Rauchen. Außerdem steigt das Risiko für ein Metabolisches Syndrom oder eine Glukoseintoleranz (Vorstufe des Diabetes).

Rauchen als Risikofaktor für Diabetes

Neueste Forschungsergebnisse internationaler Wissenschaftler zeigen außerdem, dass Rauchen nicht nur zahlreiche Raucherkrankheiten verursacht, sondern auch einen Risikofaktor für Diabetes darstellt. So haben Raucher eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, irgendwann Typ-2-Diabetes zu bekommen. Dabei steigt das Krankheitsrisiko mit der Anzahl gerauchter Zigaretten an. So ist es bei starken Rauchern mit mindestens 20 Zigaretten pro Tag am höchsten. Bei starken Rauchern sind im Vergleich zu Nichtrauchern demnach 57% mehr von Diabetes betroffen. Doch auch bei leichtem oder mittelstarkem Zigarettenkonsum ist Dein Erkrankungsrisiko bereits um 21% bzw. 34 %höher als bei einem Nichtraucher. Daher treten Diabetes und Rauchen oft im Doppel auf.

Eine Reihe an Studien zeigen, dass Rauchende im Vergleich zu Nichtrauchenden ein etwa doppelt so hohes Risiko haben, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Ähnliches gilt für Passivrauchende. Laut einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2015 konnte bei 11,7 Prozent der männlichen und 2,4 Prozent der weiblichen Diabetes Typ-2-Betroffenen, der Diabetes dem aktiven Rauchen zugeschrieben werden, wenn man von einem kausalen Zusammenhang ausgeht. Wie hoch dein Risiko ist, durch Rauchen an Diabetes zu erkranken, hängt aber von deiner individuellen Ausgangssituation ab. Es kommt darauf an, wie gesund du bist, wie viele Zigaretten du pro Tag rauchst, wann du angefangen hast zu rauchen und wie alt du heute bist. Passivrauchen hat übrigens eine ähnliche Wirkung: Menschen, die in der Kindheit und Jugend bei ihren Eltern „mitgeraucht“ haben, erkranken später häufiger an Typ-2-Diabetes als Kinder von Nichtrauchenden.

Ursachenforschung: Wie Rauchen Diabetes begünstigt

Was der Grund für das erhöhte Diabetesrisiko durch das Rauchen ist, ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Vermutet wird, dass das Kohlenmonoxid und Nikotin im Zigarettenrauch die Produktion des wichtigen blutzuckersenkenden Hormons Insulin durch die Bauchspeicheldrüse reduzieren könnte, und damit den hohen Blutzuckerspiegel begünstigt. Durch den Tabakkonsum wird das erhöhte Krankheitsrisiko durch Diabetes nochmal erhöht.

Zu der Frage, wie genau Rauchen das Diabetesrisiko erhöht, gibt es mehrere Theorien und Ansätze. Einige Studien weisen darauf hin, dass Rauchen die Insulinausschüttung in der Bauchspeicheldrüse erhöht. Andere gehen davon aus, dass Schadstoffe im Tabak die Insulinrezeptoren unempfindlicher machen: Zu den möglichen Übeltätern gehören beispielsweise Kohlenmonoxid, Arsen und Schwermetalle wie Cadmium. Sie könnten dazu beitragen, dass Rauchen eine Insulinresistenz verursacht.

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E-Zigaretten: Keine harmlose Alternative

Stattdessen zur E-Zigarette zu greifen, ist ebenfalls keine besonders gute Idee. Zwar existieren derzeit kaum Studien, die den Zusammenhang zwischen E-Zigaretten und Diabetes untersuchen. Es gibt aber Hinweise darauf, dass E-Zigaretten das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen ebenfalls erhöhen.

Doppelbelastung für Herz und Lunge

Gut belegt ist, dass Rauchen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atherosklerose begünstigt. Nikotin verengt die Blutgefäße: Das kann dazu führen, dass der Blutdruck steigt. Zudem können die Blutgefäße beschädigt werden sowie Blutgerinnsel entstehen und die Blutfettwerte sich verändern: In der Regel erhöht sich die Menge des (als ungünstig geltenden) LDL-Cholesterins, während der Anteil des „guten“ HDL-Cholesterins abnimmt. Kommt dann noch eine ungesunde Ernährungsweise dazu, steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen weiter an. Eine weitere Doppelbelastung besteht im Bereich der Lunge. Denn interessanterweise haben viele Diabetes-Betroffene auch ohne zu rauchen bereits eine eingeschränkte Lungenfunktion: Mehr als ein Viertel der von Typ-2-Diabetes Betroffenen entwickeln im Verlauf der Erkrankung Lungenprobleme und wahrscheinlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Diabetes und einer Lungenfibrose. Ein Grund mehr, es dem Organ nicht durch Rauchen noch schwerer zu machen.

Zucker in Zigaretten: Eine unterschätzte Gefahr

Zigarettentabak besteht nicht nur aus Tabak. Meist werden noch andere Zusatzstoffe hinzugefügt, darunter auch Zucker. Allerdings können Zusatzstoffe die Schädlichkeit von Zigaretten nochmals erhöhen. Viele Raucherinnen und Raucher scheinen sich einer aktuellen Studie zufolge dessen jedoch nicht bewusst zu sein. Institutionen wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) kritisieren dieses Vorgehen. Denn es gebe keine ausreichende wissenschaftliche Basis, die einen Einsatz dieser Zusatzstoffe auch in Tabakprodukten rechtfertigen würde. Denn bei der Verbrennung von Zusatzstoffen können aus sonst eher harmlosen Substanzen gesundheitsschädliche Verbindungen entstehen. Nach Angaben des DKFZ entstehen bei der Verbrennung von Zucker sogenannte Aldehyde wie Acetaldehyd. Acetaldehyd gilt jedoch als chemische Verbindung mit vermutlich krebsauslösender Wirkung. Studien deuten darauf hin, dass Acetaldehyd auch das Suchtpotential von Nikotin verstärkt. Zucker in der Zigarette kann dadurch auch indirekt schaden: Weil es den Rauch verträglicher macht und die Stimmung aufhellt, verleitet es möglicherweise dazu, mehr zu rauchen und entsprechend mehr giftige Substanzen aufzunehmen.

Fehlendes Wissen bei Rauchern

Die Verwendung von Zucker als Zusatzstoff scheint aber nur wenigen Raucherinnen und Raucher bekannt zu sein, wie Ergebnisse einer aktuellen Studie aus den USA nahelegen. Der Forscher Andrew Seidenberg und sein Team haben mehr als 4.000 Raucherinnen und Raucher dazu befragt, ob sie glauben, dass Zucker als Zusatzstoff in normalen Zigaretten genutzt wird. Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, nicht zu wissen, ob Zucker ein Zusatzstoff ist. Etwa 30 Prozent der Raucherinnen und Raucher waren sich in der Befragung sicher, dass das nicht der Fall ist. Lediglich 5 Prozent wussten vom Zuckerzusatz in einigen Zigaretten und weniger als vier Prozent der befragten Raucherinnen und Raucher wussten, dass der Zusatz von Zucker die ohnehin hohen Gesundheitsgefahren des Tabakrauchens zusätzlich erhöht.

Transparenz bei Zusatzstoffen

Über die Kenntnisse von Raucherinnen und Rauchern in Deutschland liegen aktuell zwar keine Studien vor, sie haben aber die Möglichkeit, sich detailliert über Zusatzstoffe von bestimmten Zigarettenmarken zu informieren. Seit Mai 2016 gelten in den Ländern der Europäischen Union verschärfte Regel zur Verwendung von Zusatzstoffen in Tabak. Unter anderem sind die Hersteller von Tabakerzeugnissen dazu verpflichtet, eingesetzte Tabakzusatzstoffe zu melden. Gelistet sind diese in der Datenbank „Tabakzusatzstoffe“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Zudem wurden einige Zusatzstoffe mit der Gesetzesänderung verboten. Dabei handelt es sich unter anderem um Substanzen wie Vitamine, Taurin oder Kaffee, die einen gesundheitlichen Nutzen oder eine Steigerung der Fitness vorgaukeln könnten. Aber auch Substanzen wie Eukalyptus, Salbei oder Nelken, die der Zigarette ein charakteristisches Aroma verleihen, dürfen seitdem nicht mehr verwendet werden. Für bestimmte Produkte, darunter auch Mentholzigaretten, gibt es noch eine Gnadenfrist bis Mai 2020.

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Wege aus der Sucht: Hilfsangebote zur Rauchentwöhnung

Daher sollten Diabetiker unbedingt mit dem Rauchen aufhören . Ein Rauchstopp reduziert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich. Für den Rauchausstieg gibt es zahlreiche Hilfsangebote wie das Onlineprogramm von NichtraucherHelden.de . Hier wirst Du Schritt für Schritt auf den Rauchstopp vorbereitet und von einem erfahrenen Tabakentwöhner und Lungenarzt begleitet.

Aber die meisten Diabetes Betroffenen wissen, wie schwer es ist, sich von seinen Gewohnheiten zu verabschieden. Aber natürlich gilt, wer seinen Diabetes verbessern möchte, muss etwas daran ändern - allen voran bei den Gewohnheiten, die den Diabetes (mit) ausgelöst haben. Dazu gehört eben neben der richtigen Ernährung und ausreichend Bewegung auch das Rauchen. Wer mit dem Rauchen aufhört, reduziert nämlich das Risiko für Diabetes um satte 30 bis 40 Prozent. Interessant ist übrigens, dass ein Rauchstopp das Diabetesrisiko oft kurzzeitig zuerst erhöht, gerade weil Menschen dazu tendieren in dieser Zeit an Gewicht zuzunehmen. Die fehlenden Zigaretten sollten also nicht mit Süßigkeiten kompensiert werden. Die Senkung des Risikos für Diabetes und deren Folgeerkrankungen durch den Raucherstopp braucht also etwas Zeit, es lohnt sich aber immer aufzuhören.

Neben Entwöhnungshilfen wie Kaugummi und Pflaster aus der Apotheke greifen viele Menschen auch auf Akupunktur, Hypnose, Entspannungstechniken oder Homöopathie zurück. Hier sollte sich jeder seine individuelle Therapie suchen. Darüber hinaus bieten Rauchentwöhnungsprogramme von Arztpraxen, Volkshochschulen oder Krankenkassen an, mit Unterstützung und Beratung von Experten dauerhaft vom Glimmstengel loszukommen. Zur Unterstützung beim Aufhören gibt es heutzutage unzählige Angebote: Nikotinpflaster oder Kaugummis sollen zumindest am Anfang die körperlichen Entzugssymptome abschwächen. Um die Abhängigkeit zu besiegen, haben sich unter anderem aber auch Meditations- und Entspannungstechniken bewährt. Alternative Methoden wie Akupunktur und Hypnose können ebenfalls einen Versuch wert.

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