Was tun mit altem Honig: Ein umfassender Leitfaden zur Verwendung und Entsorgung
Honig ist ein bemerkenswertes Naturprodukt, das aufgrund seiner einzigartigen Zusammensetzung und der Art und Weise, wie Bienen ihn herstellen, eine erstaunliche Haltbarkeit aufweist. Archäologen haben in ägyptischen Gräbern 3000 Jahre alten Honig gefunden, der noch essbar war. Die Unsterblichkeit des Honigs beruht auf einem Zusammenspiel natürlicher Konservierungsmechanismen, die Mikroorganismen keine Chance lassen.
Warum Honig so lange haltbar ist
Die Haltbarkeit von Honig ist auf drei Hauptfaktoren zurückzuführen:
- Niedriger Wassergehalt: Honig besteht zu 95-99 % aus Zucker, wodurch der Wassergehalt sehr gering ist. Die Wasseraktivität liegt bei nur 0,6, was weit unter dem Minimum liegt, das Bakterien, Hefen oder Schimmelpilze zum Überleben benötigen. Die hohe Zuckerkonzentration entzieht eindringenden Mikroben durch Osmose das lebenswichtige Wasser.
- Saurer pH-Wert: Der pH-Wert von Honig liegt zwischen 3,2 und 4,5. Diese Säure, hauptsächlich durch Gluconsäure verursacht, schafft ein Milieu, in dem die meisten schädlichen Bakterien nicht überleben können.
- Wasserstoffperoxid: Das Enzym Glucoseoxidase produziert kontinuierlich kleine Mengen Wasserstoffperoxid. Diese reaktive Verbindung schädigt Zellstrukturen und DNA von Bakterien.
Kristallisation: Kein Grund zur Sorge
Viele Menschen entsorgen kristallisierten Honig fälschlicherweise, weil sie ihn für verdorben halten. Tatsächlich ist Kristallisation ein völlig natürlicher Prozess, bei dem Glucose, die weniger löslich als Fructose ist, mit der Zeit feste Kristalle bildet. Der Honig bleibt dabei vollkommen genießbar. Um kristallisierten Honig wieder zu verflüssigen, kann man das verschlossene Glas in 35 °C warmem Wasser erwärmen, bis sich die Kristalle auflösen. Es gibt aber auch viele Liebhaber, die die leicht knusprigen Zuckerkristalle auf Backwaren schätzen oder den Kristallisationsprozess in ihren frischen Honiggläsern absichtlich beschleunigen.
Wann Honig schlecht wird
Obwohl Honig theoretisch ewig hält, gibt es eine entscheidende Schwachstelle: Wasser. Steigt der Feuchtigkeitsgehalt über 20 %, verliert Honig seine schützende niedrige Wasseraktivität. Dies kann durch feuchte Lagerung, nasse Löffel oder unsachgemäße Versiegelung passieren. Echter Verderb zeigt sich durch sauren oder alkoholischen Geruch, Blasenbildung und einen gewölbten Deckel.
Gärung erkennen
Ein gewölbter Deckel und ein „Plopp“ beim Öffnen des Honigglases verraten eindeutig: Der Honig steht unter Druck, er gärt. Auch der typische Geruch von Hefe und Alkohol ist ein Alarmzeichen von gärendem Honig. Verantwortlich für die Gärung von Honig sind Hefen, die Zucker in Kohlendioxid und Alkohol umwandeln, wenn sie auf geeignete Bedingungen treffen (Wasser, Zucker und eine Umgebungstemperatur von 15-25 °C).
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Qualitätsstandards
Schon bei der Honigernte ist darauf zu achten, einen reifen Honig zu schleudern. Er sollte einen geringen Wassergehalt haben, sonst besteht die Gefahr, dass dieser später gärt. Honig darf als klassischer Blütenhonig nach der Deutschen Honigverordnung nicht mehr als 20 % Wasser enthalten. Nach den Richtlinien des Deutschen Imkerbundes dürfen es maximal 18 % sein. Die Empfehlung liegt sogar bei nicht mehr als 17,6 % Wassergehalt. Ab diesem Wert droht keine Vergärung mehr. Eine Ausnahme ist übrigens beim Heidehonig gegeben, dieser darf einen Wassergehalt von 21,4 Prozent nicht überschreiten.
Was tun mit altem oder gegorenem Honig?
Wenn der Honig gegoren ist, darf er laut Honigverordnung nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, ihn zu verwenden oder zu entsorgen:
Alternative Verwertung
- Backhonig: Gegorener Honig kann als günstiger „Backhonig“ angeboten werden. Für Backhonig gelten einige Ausnahmen, die bei keiner anderen Honigart erlaubt sind: Er darf angegoren sein, er darf Fremdaromen aufweisen, er darf erhitzt worden sein. Allerdings sollte auch Backhonig nach der Verordnung nicht mehr als 23 Prozent Wassergehalt haben. Wer Backhonig verkaufen möchte, muss diesen allerdings mit der Kennzeichnung „Nur zum Kochen und Backen“ versehen.
- Met, Honigsenf oder Apfelmus: Gegorenen Honig kann man für die Herstellung von Met, Honigsenf oder Apfelmus verwenden. Wenn bei der Herstellung der Honig stark erhitzt wird, entweicht Alkohol und die Hefen sterben ab.
- Honiglebkuchen: Wenn der Honig in der späteren Hälfte des Jahres vergoren ist und die Weihnachtszeit vor der Tür steht, wären Honiglebkuchen mit hohem Honiganteil als kleine Give-aways eine schöne und süße Überraschung.
- Glasur: Kristallisierter Honig eignet sich hervorragend als Glasur für Huhn, Rind, Schwein und Fisch.
- Getränke: Kristallisierter Honig löst sich leicht in warmen Getränken jeglicher Art auf.
Entsorgung
- Restmüll: Kleinere Mengen Honig können so in den Restmüll gegeben werden, dass er unzugänglich für Bienen ist (gut verpackt in Mülltüten und darauf achten, dass der Mülleimer stets gut verschlossen ist). Gerade zu den trachtarmen Zeiten ist dies besonders wichtig. Man sollte den Honig nicht auf den Kompost oder in der Natur entsorgen.
- Abwasser: Stark mit Wasser verdünnt kann der Honig auch im Abwasser entsorgt werden. Wer mehrere Liter verdünnten Honig im Abwasser entsorgen möchte, sollte sich auf jeden Fall erst einmal mit den Betreibern der Abwasserentsorgung absprechen.
- Mülldeponie/Müllverbrennungsanlage: Wer größere Mengen an vergorenem Honig loswerden möchte, sollte sich vorab bei der örtlichen Mülldeponie schlaumachen oder bei einer Müllverbrennungsanlage anfragen.
Honig zurückfüttern?
Gegorener Honig darf nicht an Bienen verfüttert werden! Alkohol hat bei den Bienen die gleiche Wirkung wie bei uns Menschen! Die im gärenden Honig enthaltenen Hefen sind zudem schädlich für die Bienen. Allerdings kann man unter bestimmten Umständen und mit Vorsicht Honig an die Bienen zurückfüttern:
- Unverdünnt: Honig pur zurückfüttern ist an sich kein Problem. Aufgrund der Haltbarkeit sollte der Honig aber pur sein und nicht mit Wasser vermischt.
- Flache Schale: Die Waben nur in ein Gefäß legen ist nicht so optimal. Die Bienen kommen nicht an den gesamten Honig ran. Alles über eine flache Schale, dann kommt teilweise ein Absperrgitter drüber, da drauf die Wabe oder Waben. Die Bienen zerschrotten dann regelrecht die Waben. Der Honig wird entnommen. Die Wachreste fallen in die Waben.
- Glas mit Löchern: Abgeschleuderten Honig kann man im Frühjahr, wenn hier nix zu holen ist; und dann nur nachts, nur in kleinen Mengen, nur superpenibel gearbeitet und tatsächlich mit Wasser vermischt im Glas mit Löchern zurückfüttern.
- Verdünnt zur Brutstimulation: Mit etwas Wasser verdünnter Honig kommt er Nektar sehr nahe und reizt die Bienen mehr zum Brüten, wird länger umgetragen und erzeugt so Brutnestwärme. Am Ende landet weniger Honig in den Waben als Wintervorrat.
Mischungsverhältnisse
- 1:1 (Honig:Wasser) ergibt eine sehr flüssige Lösung, die praktisch Nektar entspricht (ca. 70 % Wassergehalt).
- 2:1 (Honig:Wasser) oder 3:1 (Honig:Wasser) sind ebenfalls gängige Mischungsverhältnisse.
Vorsicht bei sehr altem Honig
Bei sehr altem Honig (z.B. 30 Jahre) sollte man vorsichtig sein und ihn nicht mehr an Bienen verfüttern. Aufgrund der langen Lagerung kann die Enzymaktivität im Keller und der HMF-Wert (Hydroxymethylfurfural) weit oben sein, was unter Umständen bereits toxisch für Bienen ist. Der Grenzwert für HMF in der EU liegt bei 40mg/kg, beim DIB (Deutscher Imkerbund) sogar bei 15mg/kg. In solchen Fällen ist es ratsam, den Honig analysieren zu lassen.
Umgang mit Honigwaben
Wenn man Honigwaben hat, die man nicht schleudern möchte, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sie zu verwenden:
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- Zurück in die TBH legen: Die Waben ausschneiden und in die TBH (Top-Bar-Hive) legen. Wenn die Fluglochfern gelegt werden und man ein starkes Volk hat, sollte es nicht zu einer Räuberei kommen können.
- Keilförmig einschneiden: Die HW keilförmig einschneiden und in den BR (Brutraum) hinter die letzte BW (Brutwabe) zu hängen.
- Trockenzucker oder Futterteig: Den Honig drin lassen und die Damen mit Trockenzucker oder Futterteig bei Laune zu halten.
Honig im Kreislauf: Ein Imker-Dilemma
Einige Imker stehen vor dem Dilemma, dass sie ihren gesamten geschleuderten Honig wieder an die Bienen verfüttern müssen, weil sie keine Zeit mehr haben, ihn zu vermarkten. In solchen Fällen ist es wichtig, die Gesundheit der Bienenvölker zu gewährleisten und die Arbeitsbelastung zu reduzieren.
Tipps zur Arbeitsentlastung
- Verkauf im Eimer: Was man verkaufen kann, im Eimer verkaufen, das macht ja keine Arbeit.
- Honig bei den Bienen lassen: Ab nächstes Jahr den Bienen einfach den Honig lassen. Nur ca. 30 kg von allen Völkern zusammen ernten für sich und einige Nachbarn. Der Rest bleibt ungeschleudert bei den Bienen.
- Weniger Zuchtziele: Mit dem Züchten und Umweiseln usw. aufhören. Bei den Bienen still umweiseln lassen. Ausschließlich Varroatoleranz bzw. -resistenz wichtig nehmen. Andere Zuchtziele wie Honigleistung, Volksstärke, Freundlichkeit usw. den Bienen selber entscheiden lassen.
- Einfache Betriebsweise: Im Frühjahr eine Brutzarge unter und einen Honigraum ohne Absperrgitter drauf stellen. Ohne Absperrgitter schwärmen die Immen nur selten. Dann Königinnenableger zur Vermehrung und Varroareduktion machen. Die großen weisellosen Volksteile schaffen sich eine Weisel nach. Wenn dann noch Schwärme flöten gehen, kannst du sie fliegen lassen.
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