Warum Belgische Schokolade so Besonders Ist: Eine Reise in die Welt des Kakaos
Wer an belgische Schokolade denkt, dem läuft nicht selten das Wasser im Munde zusammen. Feine Pralinen in vielfältigen Formen und Aromen, ein zarter Schmelz, edle Füllungen und ein verführerisch körperreiches Schokoladenaroma, das sich im Mund ausbreitet und lange anhält, sind charakteristisch. Aber was macht belgische Schokolade so besonders? Dieser Artikel nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise, um das Geheimnis zu lüften.
Die Ursprünge des Kakaos
Die Kakaopflanze hat ihren Ursprung in den tropischen Ländern Lateinamerikas. Die Ureinwohner kannten die Pflanze und ihre Früchte, insbesondere die darin enthaltenen Samen, schon lange. Sie beherrschten die Kunst, unreife, weiße Kakaosamen durch Fermentation und Röstung in aromatische braune Kakaobohnen zu verwandeln.
Im Jahr 1492 entdeckte Christoph Kolumbus auf seiner ersten Reise über den Atlantik die karibischen Inseln und damit Amerika. Auf seiner vierten und letzten Reise im Jahr 1502 betrat er am 14. August erstmals amerikanisches Festland. Bereits am 30. Juli 1502 entdeckte er die Insel "Guanaja", die heute zu Honduras gehört. Dort begegnete er einem vollbeladenen Handelskanu der Maya. Die europäischen Seeleute beobachteten, dass die Maya sich sofort bückten, um heruntergefallene Kakaobohnen aufzuheben. Was es mit diesen Bohnen auf sich hatte, blieb Kolumbus jedoch verborgen.
Von Lateinamerika nach Europa
Die Kakaobohnen wurden zunächst wie bei den Maya und Azteken verwendet: zermahlen, mit Gewürzen vermengt und mit heißem Wasser aufgegossen. Dieser Kakao schmeckte dem europäischen Gaumen jedoch nicht. Im Laufe der Zeit wurden die Gewürze reduziert und stattdessen Zucker hinzugefügt, um das reizvolle Geschmacksbild des "süßlich-herben" zu erzeugen.
Die ersten Kakaobohnen erreichten das Gebiet des heutigen Belgiens um das Jahr 1635, als es noch von den spanischen Habsburgern verwaltet wurde. Neben dem gesüßten Schokoladentrunk wurde eine grobkörnige Schokolade entwickelt, die man in heißem Wasser oder Milch schmelzen konnte. Aber auch ohne Flüssigkeit war das Gemisch von gemahlenem Kakao und Zucker sehr verführerisch, wenn auch schwer herzustellen.
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Die Revolution der Schokoladenherstellung
Im Jahr 1826 erfand der Schweizer Philippe Suchard den "Mélangeur", eine Maschine zur Vermengung von Zucker und Kakaopulver. Ein weiterer Meilenstein war die Erfindung der Conche. Durch einen ausgiebigen Walzprozess wurden Kakaobohnen und Zucker so fein, dass sie auf der Zunge nicht mehr als feste Bestandteile erkennbar waren - der unwiderstehliche "Schokoladenschmelz" war geboren. Zudem entstand durch das lange Walzen Wärme, die die Aromen der Kakaosorten zur vollen Entfaltung brachte.
Heute gibt es Schokoladen aus verschiedenen Herkunftsländern, die unterschiedlich stark gesüßt werden, um die Aromatik der jeweiligen Kakaobohnen bestmöglich darzustellen. Diese stammen aus Ländern mit tropischem Klima wie Ecuador, Ghana, Indonesien, Papua-Neuguinea, Brasilien, der Elfenbeinküste oder Sao Tomé & Príncipe. Die Schokoladen schmecken entsprechend unterschiedlich und haben teils große Preisunterschiede.
Der Belgische Beitrag: Pralinen und mehr
Belgien ist zwar kein Kakaoanbauland, hat aber dennoch einen bedeutenden Beitrag zur Schokoladenherstellung geleistet. Die Erfindung der Praline wird oft einem deutschen Koch zugeschrieben, der im Dienst des César de Choiseul, Comte de Plessis-Praslin stand. Das Konfekt bestand entweder aus in Karamellsirup getauchten Nüssen und Früchten oder aus in Schokolade getauchten Marzipanstücken.
Die entscheidende Weiterentwicklung erfolgte jedoch erst im Jahr 1912 durch den belgischen Chocolatier Jean Neuhaus in Brüssel. Er entwickelte das Verfahren, Formen aus Metall mit fein conchierter Schokolade auszukleiden und diese Hohlformen mit Zutaten wie Nüssen, Schokoladenkomponenten, Marzipan und Nusspasten zu füllen. Mit einem Schokoladenplättchen verschlossen, stürzte er die kleinen Kunstwerke aus der Form - eine bis dahin unbekannte Köstlichkeit war geboren.
Was Macht Belgische Schokolade so Besonders?
Mehrere Faktoren tragen zur Einzigartigkeit belgischer Schokolade bei:
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- Hoher Kakaoanteil: Belgische Schokolade zeichnet sich durch einen höheren Kakaoanteil aus, der bei mindestens 43 % liegen muss.
- Reine Kakaobutter: Die Verwendung von 100 % reiner Kakaobutter ohne Zusatz von pflanzlichen Fetten ist ein weiteres Qualitätsmerkmal.
- Hochwertige Kakaobohnen: Für die Herstellung werden nur Kakaobohnen von höchster Qualität verwendet, die sorgfältig geröstet werden.
- Feine Struktur: Durch einen besonders feinen Mahlgrad (15-18 Mikrometer) erhält die Schokolade eine zarte Textur.
- Belgischer Schokoladenkodex: Dieser Kodex stellt sicher, dass nur echte belgische Schokolade sich auch so nennen darf. Er verpflichtet die Hersteller zur Einhaltung hoher Qualitätsstandards, die über die EU-Richtlinien hinausgehen.
Belgische Schokoladenmarken und Hotspots
Belgien ist die Heimat zahlreicher erstklassiger Schokoladenmarken, darunter Godiva, Leonidas und Côte d’Or. Auch die größte Schokoladenfabrik der Welt, Bally Callebaut in Wieze, befindet sich in Belgien.
Für Schokoladenliebhaber gibt es in Belgien zahlreiche Hotspots:
- Brügge: Die Stadt gilt aufgrund der vielen Chocolatiers als Schokoladenstadt Belgiens. Ein Besuch im Schokoladenmuseum Choco-Story und im Geschäft "The Chocolate Line" lohnt sich besonders.
- Brüssel: Der "Le Grand Sablon" ist mit seinen vielen Cafés und Schokoladengeschäften der süßeste Platz Brüssels. Hier finden sich unter anderem die Geschäfte von Neuhaus, Godiva, Elisabeth Chocolatier und Corné Port-Royal.
- Belgian Chocolate Village (Brüssel): Das Museum bietet Einblicke in die Herstellungsprozesse und beliebte Verkostungen.
- Planete Chocolat (Brüssel): Hier werden Pralinen und Schokoladenskulpturen mit besten Zutaten hergestellt.
- Mary Chocolatier (Brüssel): Die Traditionsfirma bietet edle Schokoladenkreationen an.
- La Chocolaterie Darcis (Verviers): Das Haus ist Boutique und Gourmet-Zentrum des Schokoladen-Botschafters JeanPhilippe Darcis.
- Chocolate Nation (Antwerpen): Das Museum bietet Ausstellungen, Workshops und handwerklich hergestellte Schokoladen.
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