Warum Schokolade teurer geworden ist: Eine Analyse der steigenden Preise
Verbraucher haben in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme der Schokoladenpreise festgestellt. Ob es sich um goldene Schoko-Osterhasen, riesige Schokoeier oder neue Tafelsorten handelt - die Nachfrage nach Süßigkeiten steigt stetig. Allerdings trübt ein Wermutstropfen die Freude: Die Preise für Schokolade sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Diese sogenannte "Schoko-Inflation" belastet die Haushaltskassen der Verbraucher erheblich.
Die "Schoko-Inflation" und ihre Auswirkungen
Das Angebot an Schokolade ist groß, doch die Preisauszeichnung oft unübersichtlich. Ein kleiner Goldhase von Lindt kostet beispielsweise 4,29 Euro, wobei die Preisinformation oft versteckt auf der Unterseite der Verpackung zu finden ist. Neben den hohen Preisen haben einige Hersteller auch die Größe ihrer Schokoladentafeln reduziert. So wiegt beispielsweise die beliebte Milka-Tafel nur noch 90 statt 100 Gramm - bei gleichem Preis. Verbraucherschützer bezeichnen dies als bewusste Verbrauchertäuschung. Der Hersteller Mondelez begründet diese Veränderung mit gestiegenen Produktionskosten.
Eine Schokoladentafel war im Dezember 2024 durchschnittlich 14,6 Prozent teurer als im Jahr zuvor, wie Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen. Große Handelsketten wie Aldi, Edeka, Kaufland, Rewe und Rossmann bieten die klassischen Milka-Tafeln aktuell für 1,99 Euro statt der bisherigen 1,49 Euro an. Dies wurde durch eine Auswertung des Preisvergleichsportals Smhaggle festgestellt. Auch Ritter Sport Schokolade ist deutlich teurer geworden und kostet mittlerweile fast 2 Euro.
Ursachen für die steigenden Kakaopreise
Ein wesentlicher Faktor für die Preisentwicklung ist die weltweite Kakaoernte. Die Erträge sind in den letzten Jahren um 30 Prozent gesunken, was zu einem Anstieg des Kakaopreises an den Börsen von 3.000 auf 12.000 Dollar pro Tonne führte. Obwohl der Preis inzwischen um 30 Prozent gefallen ist, gibt es laut Experten eigentlich Spielraum für Preissenkungen.
Kakaobohnen, Kakaobutter und Kakaopulver kosten an den internationalen Rohstoffbörsen aktuell bis zu 75 Prozent mehr als im Vorjahr. Missernten, Ernteausfälle durch Pilzerkrankungen und ungünstige Wetterbedingungen haben das Angebot des begehrten Rohstoffs verringert. Spekulationen an den Rohstoffbörsen tragen ebenfalls zu schwankenden Kakaopreisen bei.
Lesen Sie auch: Gefahren von Honig für Babys im ersten Lebensjahr
Andreas Ronken, ein Experte, erklärt, dass die Lagerbestände in den letzten Jahren abgebaut wurden. Zudem hat der Klimawandel erhebliche Auswirkungen auf die Kakaoernte in Ländern wie Ghana und der Elfenbeinküste, wo die Wahrscheinlichkeit schlechter Ernten deutlich gestiegen ist. Erfreulich sei jedoch, dass sich die Situation für die Kakaobauern verbessert, da höhere Preise es ihnen ermöglichen, Flächen anzulegen und die Produktivität zu steigern. In Lateinamerika herrscht diesbezüglich eine regelrechte Goldgräberstimmung.
Die Rolle des Einzelhandels und der Schokoladenkonzerne
Auch der Lebensmittelhandel steht unter Druck. Die großen Schokoladenkonzerne nutzen ihre Marktmacht aus, und Einzelhändler können es sich kaum leisten, deren Produkte aus dem Sortiment zu nehmen. Bekannte Marken haben eine starke Position im Lebensmitteleinzelhandel, obwohl die Marktmacht der größten Händler enorm ist. Produkte von großen Herstellern wie Mondelez (Milka), Nestlé, Ferrero und Ritter Sport sind in Supermärkten unverzichtbar, was diesen Unternehmen eine bessere Verhandlungsposition verschafft.
Trotz gestiegener Verkaufspreise hat sich die Situation für viele Kakaobauern kaum verbessert. In Ländern wie Ghana wird der Kakaopreis staatlich festgelegt, sodass Kleinbauern oft wenig von den globalen Preissteigerungen profitieren. Großkonzerne verfügen zudem über langfristige Lieferverträge, sodass Preisanstiege die Bauern erst verzögert erreichen. Für kleine landwirtschaftliche Betriebe sind stabile Mindestpreise und verlässliche Lieferbeziehungen wichtig, die nachhaltige Anbaumethoden honorieren.
Strategische Überlegungen und Verbraucherverhalten
Die Rohstoffkosten für Kakao machen nur einen kleinen Teil des Verkaufspreises von Schokolade aus. Experten schätzen, dass lediglich etwa 7 Prozent des Preises einer Tafel Schokolade den Kakaobauern zugutekommen. Viel größeren Einfluss auf die Preisgestaltung haben strategische Überlegungen zu Schwellenpreisen, Preisgefüge, Marktumfeld und die Analyse der Zahlungsbereitschaft der Verbraucher.
Trotz der steigenden Kosten bleibt Schokolade für viele unverzichtbar. Nach den Schweizern geben die Deutschen europaweit am meisten Geld für Schokolade aus. Psychologen erklären dies damit, dass Schokolade Kindheitserinnerungen weckt und mit positiven Emotionen verknüpft ist.
Lesen Sie auch: Die Risiken von Honig für Babys
Nachhaltigkeit und Alternativen
Wer beim Schokoladenkauf sparen und nachhaltiger konsumieren möchte, kann auf Eigenmarken setzen, die oft eine ähnliche Qualität wie Markenprodukte bieten, jedoch günstiger sind. Zudem sollte man auf Schokolade mit zertifizierten Nachhaltigkeitssiegeln wie Fairtrade achten, die zumindest einen gewissen Schutz für die Kakaobauern bieten. Ein Preisvergleich kann ebenfalls helfen, da die Preise für Schokolade von Händler zu Händler stark variieren können.
Eine weitere Alternative ist die Herstellung von Schokolade zu Hause. In vielen Großstädten gibt es Schokoworkshops, in denen Verbraucher die Herstellung selbst ausprobieren können.
Auswirkungen des Klimawandels und Krankheiten
Extremwettereignisse wie lange Dürreperioden, Starkregen oder Überflutungen führen zu geringeren Erträgen, schlechterer Qualität oder vollständig zerstörten Ernten. Vielerorts werden die Kakaobäume zudem von Krankheiten befallen. Im konventionellen Anbau wird Kakao oft in Monokulturen angebaut, die anfälliger für Pilzkrankheiten oder Wetterschäden sind. Kakao aus biologischem Anbau stammt meist aus Mischkulturen, die widerstandsfähiger gegen extreme Witterungsbedingungen sind.
Die Rolle von Bio-Kakao und fairem Handel
Die Nachfrage nach Bio-Kakao entwickelt sich seit Jahren positiv. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) meldete für 2024 einen Rekordwert: 86 Prozent des in Deutschland gekauften Kakaos in Süßwaren stammten aus nachhaltigem Anbau. Bereits 37 Prozent der im Jahr 2022 verkauften Fairtrade-Schokoladen waren zusätzlich bio-zertifiziert.
Die deutsche Bundesregierung setzt sich für einen nachhaltigen Kakaosektor ein, um den Anteil nachhaltig erzeugten Kakaos in der Wertschöpfungskette sowie dessen Verfügbarkeit und Qualität langfristig sicherzustellen. Deutschland ist einer der größten Exporteure von Schokoladenprodukten weltweit, und Kakao spielt hierzulande eine wichtige wirtschaftliche Rolle.
Lesen Sie auch: Agavendicksaft oder Zucker: Ein detaillierter Vergleich
tags: #warum #ist #schokolade #teurer #geworden