Waffel-Luise: Ein Stück Potsdamer Geschichte

Potsdam, die Stadt der Schlösser und Gärten, ist reich an Geschichte und Traditionen. Ein besonderes Kapitel davon spielte sich in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts in der Hofkonditorei Rabien ab, einem Ort, der weit mehr war als nur eine Anlaufstelle für süße Köstlichkeiten. Und nun, im 21. Jahrhundert, scheint eine neue kulinarische Institution in Potsdam Fuß zu fassen: "Waffel Luise", ein Waffel-Laden, der sich auf die Geschichte der Stadt beruft.

Die Hofkonditorei Rabien: Ein Treffpunkt der Potsdamer Gesellschaft

Um die Jahrhundertwende war die Hofkonditorei Rabien am Nauener Tor ein beliebter Treffpunkt der Potsdamer Gesellschaft. Bereits am Vormittag versammelte sich hier das Publikum, um die beispiellose Auswahl an Torten und Pasteten zu genießen.

Ein Kuchenbüfett der Extraklasse

Das Kuchenbüfett zur Linken des Raumes bot eine unglaubliche Vielfalt. Ob Lohengrin-Torte mit weißer Glasur, Petitfours und Walnussbuttercreme oder die Königin der Torten, die Genfer Torte - hier fand jeder Gaumen seine Freude. Die Genfer Torte bestand aus zwei Waffelböden mit Nougatfüllung, Zitronenbuttercreme, Schokoladenboden, Zitroneneiscreme und Biskuitboden. Die gesamte Torte war mit Johannisbeergelee bestrichen, in Marzipan gehüllt, mit rosa Fondant glasiert und mit einer zweiten Marzipandecke überzogen. Das Mittelstück war mit Früchten und Nüssen verziert, die einzelnen Felder mit gelben und grünen Geleekirschen ausgelegt und das Ganze mit kandierten Veilchen bestreut. Ein Stück dieser Torte kostete damals 30 Pfennig.

Ein Kommen und Gehen der Honoratioren

Gegen halb zwölf Uhr erschienen die Gardeoffiziere zum Frühstücken, und die ersten Dogcarts der Damen fuhren vor. Monokel, Lorgnons, Spitzen, Kragen mit Fischbeinstäbchen und große, mit Federn oder Blumen geschmückte Hüte prägten das Bild. Auffallend war, dass die Herrschaften das Büfett verließen, ohne zu zahlen. Die Rechnung wurde erst am Jahresende verschickt, und die Mädchen am Büfett mussten jeden Gast genau nach Titel und Namen kennen und notieren, was er verzehrt hatte.

Ein Ort der Großzügigkeit und des gesellschaftlichen Austauschs

Das Publikum der Konditorei Rabien war keineswegs hochmütig. Der Hofkonditor rechnete überall zur Familie; seine Kinder wurden zum Spielen oder zu Kindergeburtstagen eingeladen und waren später bei den Prinzenkindern zu Gast. Die Gräfin Wartensleben brachte der Konditorsgattin jedes Mal ein selbstgestricktes Baby-Jäckchen mit, wenn ein Sohn geboren wurde. Es herrschte eine Feudalwelt im alten Sinne, und Snoballüren waren eher in der Provinz zu finden als in Potsdam.

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Neumodische Einrichtungen und originelle Persönlichkeiten

Ein schrilles Läuten des Telefons, dieser neumodischen Einrichtung, kündigte eine Bestellung aus dem Neuen Palais an. Die Freifrau von Oertzen rauchte eine dicke, schwarze Brasilzigarre vor dem großen Wandspiegel, und die Modeschriftstellerin Frau Glume betrat das Café in einem für damalige Zeiten unmöglichen Hosenrock. In der Konditorei Rabien war man großzügig und tolerant. Selbst Herr Bebel, der den Hof und die Gesellschaft im Reichstag angriff, konnte hier ungestört seine Zeitung lesen. Sogar die Fürstin Wied soll eines Tages öffentlich im Café Rabien in einer Nummer des berüchtigten Simplizissimus geblättert haben, während die Tochter des Kaisers, Prinzessin Victoria-Luise, mit ihrer Gouvernante zu Besuch war.

Militärmusik und kaiserlicher Stil

Um ein Uhr mittags war von ferne Marschmusik zu hören, die immer näher kam. Das Erste Garderegiment zu Fuß kehrte vom Bornstedter Feld durch das Nauener Tor zurück. An der Spitze ritt der schwarze Kesselpauker Sambo in Gardeuniform und wurde von der Schuljugend begeistert begrüßt. Der Hof diktierte den Stil der Zeit bis in die kleinsten Einzelheiten. Die Herren trugen den Habyschnurrbart wie der Kaiser, und der Dackel wurde zum Modehund. Die Damen wählten ihre Hüte nach dem Vorbild der Kaiserin.

Pflichtdiners und zuckerhaltige Kunstwerke

Für die Pflichtdiners der Hofgesellschaft in Potsdam lieferte der Konditormeister all die Vorspeisen, Pasteten, Torten und Eisbomben. Tafelaufsätze aus Zucker, Marzipan und Tragant durften auf keiner Festtafel fehlen. Meister Rabien verbrachte mit seinem Gehilfen halbe Nächte in der Backstube, um diese "Kunstwerke" zu formen. Die alten Bestellisten verzeichneten riesige Arrangements von Marzipanfrüchten, den "Zeppelin mit mythologischen Figuren", die gesamte Neptunsgruppe vom Exerzierplatz am Stadtschloß und sogar den Pionier Klinke, der im dänischen Krieg die Düppeler Schanze stürmte - alles in Marzipan geformt.

Streiche und Triumphe

Es kam vor, dass die Herren Fähnriche von der Kriegsschule die Durchfahrt des Nauener Tors mit Gartentischen, Stühlen und Efeukästen verrammelten und das Firmenschild "Hofconditorei E. Rabien" über der Barrikade aufhängten. Am Nachmittag genossen sie dann ihren stillen Triumph bei Absinth, Pasteten und Torte in der Konditorei Rabien.

Ein glanzvoller Treffpunkt an Festtagen

Besonders an den Festtagen der Residenzstadt war die Hofkonditorei Rabien der glanzvolle Treffpunkt für all die Gäste, die zu solchen Gelegenheiten nach Potsdam kamen. Nach einem offiziellen Frühstück im Stadtschloss drängten sich hohe Offiziere, Adjutanten und zylindergeschmückte Herren am Büfett, um tüchtig zu frühstücken. Auch nach dem Schrippenfest auf dem Mopke fand ein Galadiner für die geladenen Gäste im Muschelsaal des Neuen Palais statt.

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"Waffel Luise": Eine Hommage an die Potsdamer Geschichte

Im Februar soll nun in der Friedrich-Ebert-Straße "Waffel Luise" seine Türen öffnen. Der Name ist eine Hommage an Königin Luise von Preußen und soll den Bezug zu Potsdam deutlich machen. Der Waffel-Laden befindet sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Kinos Melodie und wurde mit viel Herzblut und Investitionen neu gestaltet.

Ein vielfältiges Waffelangebot

"Waffel Luise" wird drei verschiedene Waffelsorten anbieten: Herzwaffeln, Belgische Waffeln und Bubble Waffeln. Zu den Waffeln werden Erdbeeren, Bananen, Äpfel, Kiwi, Himbeeren und Blaubeeren serviert. Neben Waffeln gibt es auch Kaffee, Eis und Säfte.

Ein Treffpunkt für Jung und Alt

Die Hauptzielgruppe von "Waffel Luise" sind junge Menschen, die von dem bunten Innendesign angesprochen werden sollen. Ein Highlight ist die bemalte Wand mit zwei Engeln, zwischen denen Besucher ein Erinnerungsfoto schießen können.

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