Suchard Schokolade Bludenz: Eine Geschichte von Fabrik und Menschen
Die Geschichte der Suchard Schokolade in Bludenz ist eine faszinierende Erzählung von Innovation, Expansion und dem Einfluss globaler Veränderungen auf ein traditionsreiches Unternehmen. Gegründet im Jahr 1888, hat sich die Fabrik in Bludenz zu einem bedeutenden Standort in der Schokoladenindustrie entwickelt. Franz Schütte würdigt in seinem Buch "Geschichte einer Fabrik und ihrer Menschen" die Arbeit der vielen Menschen, die dazu beigetragen haben, die Fabrik zu dem zu machen, was sie heute ist: die drittgrößte Schokoladenfabrik von Mondelez in Europa.
Die Anfänge: Philippe Suchard und die Revolution der Schokoladenherstellung
Der Schweizer Schokoladenpionier Philippe Suchard, geboren am 17. Oktober 1797 in Boudry, Kanton Neuenburg, legte im 19. Jahrhundert den Grundstein für ein globales Schokoladenimperium. Seine Reise in die Welt der Süßigkeiten begann 1814 mit einer Lehre als Zuckerbäcker in der Berner Confiserie seines Bruders Frédéric. Nach einer gescheiterten Geschäftsreise nach Amerika im Jahr 1824 kehrte Suchard in die Schweiz zurück und eröffnete 1825 in Neuenburg eine eigene Confiserie-Chocolaterie.
Bereits ein Jahr später verlegte er die Produktion in eine leerstehende Mühle im Vorort Serrières, da die Räumlichkeiten zu klein geworden waren. Dort entstand die erste Fabrik von Suchard, wo der Grundstein für eines der größten Schokoladenimperien gelegt wurde.
Der Mélangeur: Eine bahnbrechende Innovation
Suchards Erfindung des "Mélangeurs" revolutionierte die Schokoladenherstellung. Diese Maschine erleichterte und verbesserte das Vermengen von Kakaopulver und Zucker. Die feinere Konsistenz der Schokolade trug zur wachsenden Beliebtheit bei. Bis heute wird der "Mélangeur" weltweit in der Schokoladenproduktion eingesetzt.
Expansion und Wachstum: Von Serrières nach Bludenz
Mit dem Erfolg in Serrières expandierte das Unternehmen ab den 1880er Jahren ins Ausland, darunter nach Lörrach in Deutschland (1880) und Bludenz in Österreich (1888). Philippe Suchard, gefolgt von seinem Sohn Philippe Suchard Jr. und Schwiegersohn Carl Russ-Suchard, führte das Unternehmen durch eine Phase schnellen Wachstums. Die Tagesproduktion stieg von bescheidenen 30 Kilogramm im Jahr 1826 auf beeindruckende 60 Tonnen bis 1924.
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Bludenz als Produktionsstandort
Die Wahl von Bludenz als Standort für eine weitere Fabrik war strategisch klug. Österreich-Ungarn bot einen attraktiven Markt und die Region Vorarlberg verfügte über gute Verkehrsverbindungen. So begann 1888 die Erfolgsgeschichte der Suchard Schokolade in Bludenz.
Milka: Eine Marke schreibt Geschichte
Ein Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens war die Einführung der Milchschokolade unter dem Namen "Milka" im Jahr 1901. Der Name, eine Wortschöpfung aus "Milch" und "Kakao", wurde zur weltweit bekannten Marke. Die ikonische lila Verpackung und die lila Kuh wurden zu unverkennbaren Symbolen.
Werbung und Markenbildung
Suchard setzte früh auf kunstvoll gestaltete Werbematerialien, um seine Schokolade in den Köpfen der Menschen zu verankern. Plakate, Postkarten und Schilder vermittelten Genuss und Luxus. Auch die ansprechende Verpackung trug zur Exklusivität des Produkts bei.
Ein rezentes Beispiel erfolgreicher Produktwerbung von Suchard sind Werbeslogans wie „Die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt“, komponiert von Christian Bruhn, ein in Radio und TV eingesetztes Jingle mit Ohrwurmcharakter. Bekannt dürfte Ihnen auch Peter Steiner sein, auch wenn der Name Ihnen nicht gleich etwas sagt: Er ist der bärtige, ältere Herr, der in den 1990er Jahren den charmanten “Alm-Öhi” verkörperte.
Herausforderungen und Veränderungen im 20. Jahrhundert
Die Geschichte von Suchard war nicht nur eine von Wachstum, sondern auch von Veränderungen. 1970 fusionierte das Unternehmen mit Tobler zur Interfood, und 1982 übernahm der Unternehmer Klaus J. Jacobs die Aktienmehrheit, was zur Gründung von Jacobs Suchard führte.
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Globalisierung und Umstrukturierungen
Die Globalisierung machte auch vor der Schokoladenbranche nicht Halt: 1990 übernahm Philip Morris das Unternehmen, und die traditionsreiche Marke wurde in Kraft Jacobs Suchard umbenannt, bevor 2012 eine erneute Umstrukturierung zu Mondelēz International stattfand.
Suchard heute
Heute, mehr als 150 Jahre nach der Gründung, ist die Schokolade aus dem Hause Suchard noch immer auf der ganzen Welt bekannt. Produktionsstandorte für diese Marken sind weiterhin Lörrach und Bludenz.
Bludenz als Schokoladenstadt
Die Firma Suchard begann 1888 mit ihrer Schokoladenproduktion in Bludenz und veranstaltet alljährlich ein "Milka Schokofest", was die Stadt als Schokoladenstadt bekannt werden ließ. Sichtbare Spuren an die Habsburger gibt es nicht mehr - dafür durchzieht ein kakaohaltiger Duft die Stadt. Plötzlich ist ein riesengroßes "Milka"-Schild zu sehen.
Suchard und die Kunst
Susi Weigel arbeitete als Grafikerin für den Süßwarenhersteller Suchard, bekannt wurde etwa ihre Banderole für die „Dino“-Schokolade.
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