Slowenien: Das Land des Honigs – Eine tiefe Verwurzelung der Imkerei in der Kultur
Slowenien, ein kleines Balkanland, hat sich international einen Namen als „Land des Honigs“ gemacht. Die Imkerei ist hier nicht nur ein Wirtschaftszweig, sondern tief in der Landeskultur verwurzelt. Ein alter slowenischer Sinnspruch sagt: „Bienenzucht ist die Poesie der Landschaft“. Diese emotionale Verbundenheit zur Imkerei spiegelt sich in verschiedenen Aspekten wider: dem Honig selbst, der einheimischen „Krainer Biene“, den farbenfrohen und einzigartig gestalteten Bienenkästen.
Die Krainer Biene: Ein slowenischer Stolz
Apis mellifera Carnica, besser bekannt als die „Krainer Biene“, ist der Stolz der slowenischen Bienenzucht. Ihr Ursprung liegt in diesem kleinen Balkanland, wo sie seit Jahrhunderten gezüchtet wird. Die Krainer Biene ist weltweit bekannt für ihre hervorragenden Eigenschaften:
- Hoher Honigertrag: Sie gilt als sanftmütig und besonders emsig, was zu einem hohen Honigertrag führt.
- Milbenresistenz: Sie ist widerstandsfähiger gegen Milbenbefall.
- Fruchtbarkeit: Ihre große Volksstärke trägt ebenfalls zum hohen Honigertrag bei.
- Reinigungsinstinkt: Sie besitzt einen ausgeprägten Reinigungsinstinkt, was zur Gesundheit des Bienenvolks beiträgt.
- Ruhe: Sie ist bekannt für ihr ruhiges Verhalten.
- Größe: Sie hat eine angemessene Größe.
- Anpassungsfähigkeit: Sie ist gut an die klimatischen Bedingungen der Region angepasst.
- Lange Flugzeit: Im Sommer fliegt die Krainer Biene durchschnittlich zehn Tage mehr auf die Weide als andere Bienen.
- Geringer Futterbedarf: Bei der Überwinterung braucht sie nur wenig Futter.
- Schnelle Vermehrung: Im Frühjahr vermehren sich ihre Völker rasch.
Die slowenischen Imker engagieren sich mit großem Enthusiasmus für den Erhalt ihrer indigenen Honigbienen. In den Julischen Alpen befindet sich beispielsweise das Bienen-Zuchtzentrum Rodica, das sich auf die Zucht der Krainer Biene spezialisiert hat.
Traditionelle Bienenhaltung und moderne Imkerei
In Slowenien gibt es Alpen-, Kontinental- und Karstbienenstöcke. Für die meisten Züchter bedeutet slowenische Imkerei in erster Linie Folklore und Tradition, weniger ein kommerzielles Gewerbe. Die Liebe zu den Bienen und zum Honig wird schon den Kindern nahegebracht. In Radovljica informiert seit 1960 ein Imkereimuseum (Čebelarski muzej) über die Bienenzucht. Dort sind auch volkstümlich bemalte Bienenstockbretter zu sehen.
Eine schöne Tradition in Slowenien sind die seit dem 18. Jahrhundert aufgekommenen hübschen, bunt bemalten Stirnbrettchen über den Flugöffnungen der Bienenstöcke. Die mit bäuerlicher Malerei verzierten Stirnbrettchen erleichtern den Bienen die Orientierung und den Imkern die Unterscheidung der Stöcke. Das älteste datierte bemalte Bienenbrett stammt von 1758 und zeigt die Muttergottes mit dem Kind.
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Allerdings gibt es auch eine neue Generation von Imkern, die dies ändern möchte. Sie wollen die traditionellen Pfade des Hobbyimkerns verlassen und mit Bienen und Honig auch wirtschaftlich erfolgreich sein. Ein Beispiel hierfür ist der Imker Erik Luznar, der als Vollerwerbsimker durchstarten möchte und dafür 300 Bienenvölker von seinem Vater Janez übernommen hat. Bereits in vierter Generation stellt Familie Luznar aus dem slowenischen Oberkrain Honig her.
Herausforderungen für die slowenische Imkerei
Die moderne Imkerei in Slowenien steht jedoch auch vor Herausforderungen. So begibt sich Erik Luznar mit einem Teil seiner Völker auf Wanderschaft, um sie an anderer Stelle Pollen sammeln zu lassen, da viele Bienen verhungern. Eine Aufgabe, die durch die große Konkurrenz und den begrenzten Platz nicht einfach ist.
Weitere Probleme, mit denen sich Erik herumschlagen muss, sind:
- Bedrohung der Artenreinheit: Die angestrebte Artenreinheit der Krainer Biene ist durch benachbarte italienische Bienen bedroht.
- Bären: Auch Bären bereiten den Imkern zunehmend Sorgen.
- Wetter: Das Wetter spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Imkerei. Ein kaltes und regnerisches Jahr kann eine Katastrophe für die Imker sein.
Anton Janša: Der Pionier der modernen Bienenzucht
Ein wichtiger Pionier der modernen Bienenzucht war Anton Janša (1734-1773). Bereits seit seiner Kindheit begeisterte er sich für die Imkerei. 1770 wurde er zum Leiter und Dozent der k.u.k Imkerschule in Wien berufen und verfasste zahlreiche Monografien über Bienenzucht und Imkerei.
Janša empfahl bereits, dass man die Bienen zu den Weideplätzen fahren solle, um durch die Nutzung verschiedener Trachten bessere Honigernten zu erzielen. Aus den in der Krain üblichen horizontal ausgerichteten Bienenstöcken entwickelte Janša den »Krainischen« (Krainer Bauernstock) mit abnehmbaren Boden- und Stirnbrettern, was die Inspektion der Bienenvölker sowie den Transport und die Stapelbarkeit der Stöcke erleichtert.
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Janšas auf Deutsch verfasste Vollständige Lehre von der Bienenzucht (1775) erschien 1792 in Celje in einer slowenischen Übersetzung durch den steirischen Imker und Pfarrer Janez Goličnik (1737-1807). Erzherzogin Maria-Theresia bestimmte in einem Erlass, dass im ganzen Land die Imkerei nach den Prinzipien des slowenischen Meisters Janša betrieben werden soll. Zu Ehren Anton Janšas legten die Vereinten Nationen den Weltbienentag auf seinen Geburtstag, den 20. Mai.
Weitere bedeutende Persönlichkeiten der slowenischen Imkerei
Neben Anton Janša gab es weitere bedeutende Persönlichkeiten in der slowenischen Imkerei:
- Peter Pavel Glavar (1721-1784): Ebenfalls Priester und Imker. Auf seinem Landsitz Schloss Lanšprež in Mittelkrain betrieb er eine Imkerei mit etwa 200 Bienenstöcken.
- Anton Žnideršič (1874-1947): Slowenischer Imker und Geschäftsmann, der um die Jahrhundertwende einen neuen Bienenkasten erfand, den man oben öffnen konnte, um die Kästen stapeln zu können und damit den Transport beim Wandern der Bienen zu erleichtern.
Die Bedeutung der Bienen für die Umwelt und die Gesundheit
Bienen haben eine enorme Bedeutung in der Natur, da sie als Bestäuber zur Erhaltung von Wild- und Kulturpflanzen und deren Erträgen beitragen. Ohne Bienen würde die Nahrungskette zusammenbrechen. Es wird angenommen, dass die Menschen innerhalb von 4 Jahren keine Lebensgrundlage mehr hätten. Dem Bienenhonig werden viele positive Auswirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben.
Slowenien als Reiseziel für Honigliebhaber
Slowenien ist nicht nur ein Land des Honigs, sondern auch ein attraktives Reiseziel. Die vielfältigen Landschaften sorgen für Pflanzenreichtum, ausreichend Nektar und sortenreinen Honig von höchster Qualität. Besucher können die Imkereien besichtigen, Honig verkosten und mehr über die traditionelle und moderne Imkerei erfahren. Wer ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung in Slowenien sucht, findet eine große Auswahl.
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