Die Geschichte der Zuckerfabrik Aarberg: Ein Blick auf Tradition, Wandel und Zukunft
Die Geschichte der Zuckerfabrik Aarberg ist eng mit der Geschichte der Stadt Aarberg selbst verbunden und spiegelt die Entwicklung der Zuckerproduktion in der Schweiz wider. Von den bescheidenen Anfängen bis zur modernen Fabrik hat die Zuckerfabrik Aarberg eine bedeutende Rolle in der regionalen Wirtschaft und Landwirtschaft gespielt.
Ursprünge des Zuckers und der Zuckerrübe
Die Geschichte des Zuckers beginnt auf dem Rübenacker. Hierzulande wird Zucker nämlich aus Zuckerrüben gewonnen, während er in wärmeren Ländern auch aus Zuckerrohr hergestellt wird. Eine Zuckerrübe ist ungefähr so groß wie ein Handball. Sie ähnelt vom Aussehen einem Rettich oder einem riesengroßen Radieschen, ist innen weiß und wächst unter der Erde. Alle Pflanzen bilden aus der Energie des Sonnenlichts Zucker. Den Zucker brauchen sie, um wachsen zu können, oder sie speichern ihn als Energiereserve. In Pflanzen wie zum Beispiel Kartoffeln wird Zucker in Stärke umgewandelt. In der Zuckerrübe und im Zuckerrohr wird der Zucker aber direkt gespeichert.
Aarberg: Eine Stadt im Wandel der Zeit
Aarberg ist im statistischen Sinne keine Stadt. Die Leute nennen es auch Stedtli. Heute hat es 4000 Einwohner. Historisch gesehen ist Aarberg sehr wohl eine Stadt. Ursprünglich burgundisch, kam sie zu Bern, erlebte nach der Reformation ihre Blütezeit als Marktort, stagniert aber seit dem Eisenbahnzeitalter. Am Anfang der Aarberger Stadtgeschichte steht Ulrich, Graf von Neuenburg. Seine Vorfahren waren burgundische Adelige gewesen. Bekannt waren sie als Herren von Fenis, dem heutigen Vinelz am Bielersee. Nach einem schweren Erdbeben, das die Hasenburg, den Stammsitz der Familie, verwüstete, verteilten sie sich auf das Dreiseengebiet mit Zentrum in Neuenburg. Ulrichs Vater, Rudolf, beherrschte mehrere Sprachen und wirkte als Kulturvermittler zwischen Burgundern und Schwaben. Er war Minnesänger im Gefolge des Kaisers. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts übernahm Ulrich die nördlichen Ländereien der Familie. Büren an der Aare und Valangin im Val de Ruz waren seine ersten Herrschaftszentren. Ulrich gründete auch zwei Städte: Nidau und Aarberg. Mit dem Bau von Aarberg begann er, nachdem die Zähringer ausgestorben waren. Die Aare hatte zu dieser Zeit noch den alten Verlauf. Sie mündete und verlief durch die Ebene zwischen Frienisberg und dem Bergrücken am Bielersee. Sie war ein wilder Fluss, in vielem auch eine Grenze. Wenige Inseln erleichterten den Übergang, und auf einer solchen stand Alt-Aarberg. Die frühen Quellen nennen den Namen in verwandter Form, Arberc, während die Siedlung „Opidum“ hiess. Am 1. Mai 1271 bestätigte Rudolf von Aarberg, ein Enkel des Stadtgründers, Aarberg das Stadtrecht erstmals schriftlich. Der Stadt und ihren Bürgern wurden Wald, Wiesen und Gewässer der Umgebung geschenkt. Zur Herrschaft zählten die Dörfer Lyss, Busswil, Bargen und Kappelen. Die Zeit der Stadtgründung war unsicher. Das Königreich Burgund kam 1034 ins Kaiserreich integriert worden. Das bestand damals aus Italien, wo der Papst das Sagen hatte, und dem Kaiser, der nördlich der Alpen regierte. Einen wirklichen Kaiser gab es seit dem Tod von Friedrich II. 1250 nicht mehr. Dafür erstarkten Adelige: in unserem Gebiet nebst den Neuenburgern die Kyburger mit Stammsitz bei Winterthur. Nach deren Aussterben 1264 setzten sich die Habsburger durch. 1273 wurden sie deutsche Könige und Kaiseranwärter, die sich daran machten, die verselbständigten burgundischen Barone, wie man den burgundischen Adel verächtlich nannten, zu unterwerfen. Das gelang König Rudolf von Habsburg noch kurz vor seinem Tod 1291 teilweise. Wirtschaftlich gehören das 12. und 13. Jahrhundert jedoch zu den guten. Das Klima erwärmte sich, die Bevölkerung wuchs. Ebenfalls aufstrebend war die Aarestadt Bern, 1191 gegründet. 1293 befreite König Rudolf von Nassau, kein Habsburger, die Stadt vor adeligen Übergriffen. Er gab ihr eine eigene Verfassung und verlieht ihr königliche Aufgaben im Aaretal. Seit 1324 hatte die Stadt Bern mit Laupen ein eigenes Untertanengebiet. In den 1330er Jahren eskalierte der Zwist mit den Burgundern. Aarberg stellte sich auf ihre Seite. 1339 kam es zur Entscheidung. Bern belagerte Aarberg vergebens, gewann aber in Laupen. Stadtherr war damals Peter von Aarberg - ein veritabler Raubritter. Ihn besiegte schliesslich die Pest, die über die Rhone nach Norden kam und das Mittelland 1348 erfasste. Man verarmte. Das Kloster Frienisberg verkaufte seine Herberge in Aarberg, woraus das Restaurant Krone als Gasthof entstand. Stadtherr Peter wiederum geriet 1351 in finanzielle Schwierigkeiten. Er verpfändete die Stadt an Bern, dann verkaufte man sie nach Nidau. 1375, nach dem Aussterben der Neuenburger in Nidau, zahlte Bern die neukyburgischen Erben aus, und nahm so das ursprünglich burgundische Städtchen in Besitz. Kaiser Karl IV., der letzte König von Burgund, bestätigte den Seitenwechsel. Peters Sohn, ebenfalls Peter genannt, der nichts mehr zu erben hatte, schloss sich den Habsburgern an. Er war in der Schlacht von Sempach Bannerträger - gegen die Eidgenossen. 1414 regelt König Sigismund von Ungarn, kein Freund der Habsburger und Kyburger, auf seinem Weg zur Kaiserkrönung mit grossen Federstrichen neu. Den Savoyern im Süden wies er die Alpenpässe zu, den Bernern das Aaretal. Die Herrschaft Aarberg, erweitert durch Affoltern, Kallnach, Niederried und Radelfingen, vermachte er definitiv der Stadt, wenn auch als königliches Lehen. Gleich zweimal brannte die Holzstadt Aarberg in der Folge nieder - 1419 ein erstes, 1477 ein zweites Mal. Denn man war in die Zwistigkeiten zwischen der Stadt Bern und den burgundischen Herzögen in Dijon geraten. Wie man weiss, gewannen Bern und die Eidgenossen diese Auseinandersetzung auf den Schlachtfeldern. Der zweite Brand blieb nicht ohne weitreichende Folgen. Aarberg wurde neu gebaut: nun versetzte man die Häuserzeilen um je 10 Meter nach hinten, sodass in der Mitte ein grosser Platz entstand. Aarberg wandelte sich zum bernischen Landstädtchen, wie man es heute noch kennt. Es war eine Zeit des Aufstiegs, wie man bis heute am Ortsbild erkennen kann. 1496 wird erstmals ein Rathaus gebaut, das den Burgerrat unter dem bernischen Landvogt beherbergte. 1526 schloss man das mittelalterliche Bargenspitel vor der Stadt; dafür baute man den jetzigen Kirchturm, das Spital und die erste Schule. Mitten drin trat man zur Reformation über, wagte sogar einen Aufstand. 1529 hatte Aarberg für einen Jahr einen Schultheissen. Bern wusste das in der Folge zu unterbinden, und entsandte wieder Landvögte. Die mehrten das Stadtbild durch eine neue Brücke und eine neue Kirche. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts kannte Aarberg seine Blütezeit. Die grossen Umwälzungen begannen erst 1798 mit dem Überfall der revolutionären französischen Truppen, deren Besatzung das Stedtli in Mitleidenschaft zog. 1815, nach der konservativen Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress, rüstete man in Aarberg auf. Rund um die Stadt wurden Schanzen gebaut. 1830 legt man noch einen Zacken zu, unterstützt von konservativen Kräften in der schweizerischen Armee. Doch sprang der revolutionäre Funke aus Frankreich auch auf die Berner Landschaft über. Mit den Privilegien der Patrizier in Bern wurde jetzt aufgeräumt. Die Liberalen wie sie sich nannten, wollten Freiheit und Gleichheit für alle. Seit 1801 war Aarberg Hauptort eines Amtsbezirkes. 1832 wurde man auch bernische Gemeinde; 1834 kam eine Sekundarschule hinzu, und 1843 die Ersparniskasse. Aus Untertanen wurden Bürger, mit Bildung, befähigt zum Geschäften und Politisieren in den Wirtschaften. Das 19. Jahrhundert sollte in vielem die Wende Aarbergs bringen: zum Guten und zum Schlechten. Zuerst baut die junge Eidgenossenschaft den Hagneck-Kanal. Mit ihm wurde die Aare gebändigt. Aarberg ist seither keine Insel mehr, und es kann auf die Wasserwehr verzichten. Fast gleichzeitig wurde die erste Eisenbahnlinie im Seeland eröffnet. Von Bern nach Biel/Bienne. Doch machte die nicht in Aarberg halt, sondern im Bauerndorf Lyss, das sich schrittweise zu Konkurrenzstadt entwickelte. Die Verlagerung des Waren- und Personenverkehr vom Wasser auf die Schiene verkraftete Aarberg nie ganz. Verbesserungen suchte man zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in der Industrialisierung der Landwirtschaft; die Zuckerfabrik steht hierfür. Erweitert hat man auch die Arbeitsmöglichkeiten, von der traditionellen Ziegelei zur modernen Betonfabrikation. Zwei politische Höhepunkte hatte Aarberg in jüngster Zeit. 2008 feierte die Feuerwehr Jubiläum, und Bundesrat Samuel Schmid, damals schon BDP Bundesrat, höchstpersönlich lobte die Tatkraft der liberalen Bürger in Aarberg, für ihre Sicherheit selber zu sorgen. 2010 kam dann auch sein Gegenspieler, Alt-Christoph Blocher nach Aarberg, um mit einer viel gehörten Rede über berühmte Seeländer, den Wahlkampf der Konservativen SVP für Regierung und Parlament zu eröffnen. Selber habe ich meinen Weg nach Aarberg aus anderen Gründen gefunden. 2006 feierte man mit Grössen wie Moritz Leuenberger und Benedikt Weibel “100 Jahre Postauto” in Aarberg. 1906 eröffnete man nämlich von Bern via Detligen nach Aarberg die erste schweizerische Autolinie des gelben Riesen. Bis heute ist sie eine meistbefahrenen. Und auch ich gehörte zu den regelmässigen Fahrgästen. Und wir steigen nun in eben dieses Postauto, um unserer Jubilarin, Regula Baumgartner, zu ihrem 50. Geburtstag alle Ehre zu erweisen: irgendwo in Bernwest werden wir wieder aussteigen, wenn die Wetterfee es erlaubt.
Die Gründung und Entwicklung der Zuckerfabrik Aarberg
Die Industrialisierung der Landwirtschaft um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war ein entscheidender Faktor für die Gründung der Zuckerfabrik Aarberg. Sie ist ein Beispiel für die Bemühungen, die regionale Wirtschaft zu stärken und neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Herausforderungen und Anpassungen im 21. Jahrhundert
Die Zuckermarktreform in der Europäischen Union und Anpassungen in der Agrarstruktur haben die Zuckerbranche massiv unter Druck gesetzt. "Vor zehn Jahren kostete die Tonne Zucker 1000 Franken, momentan gerade noch die Hälfte", bemerkte Joachim Pfauntsch. Mit der Marktöffnung wurde in der EU rund 20 Prozent mehr Zucker produziert und der Markt überschwemmt. In Indien und Thailand rechnet man zudem mit guten Ernten. Erträge aus rund 300 Hektar Anbaufläche werden mit Lastwagen aus Süddeutschland und aus etwa 1000 Hektar Fläche mit der Bahn aus Norddeutschland angeliefert. Da die deutschen Bauern für Rüben, die in die Schweiz gehen, keine Zusatzzahlungen der EU bekommen und noch Transportkosten hinzukommen, muss Pfauntsch einen anständigen Preis bezahlen, dass er die Rüben überhaupt bekommt. Schweizer Bauern sehen es zwar nicht gerne, wenn die Rüben aus Deutschland kommen, sie wissen mittlerweile aber auch, dass der Bestand der einzigen Schweizer Zuckerfabrik bei zu geringer Auslastung gefährdet wäre.
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Bio-Rüben als Chance für die Zukunft?
Ein Lichtblick im Zuckerrübenanbau könnten Bio-Rüben werden, von denen in der Schweiz 65 Hektar angebaut werden. Im Vergleich zu den 20.000 Hektar im konventionellen Anbau ist das jedoch noch recht bescheiden. Die Zuckerrübe ist allerdings eine der herausforderndsten Pflanzen, wenn es darum geht, ohne konventionelle Pflanzenschutzmittel auszukommen. In der anschließenden Diskussionsrunde mit den Produzenten, Vermarktern und Konsumenten wollte Stephan Roth, der in Eigeltingen eine Bonbon-Manufaktur betreibt, wissen, wie er zu günstigem regionalen Biozucker aus der Schweiz kommt. Es gibt aber die Möglichkeit einer passiven Veredelung, wenn man deutsche Rüben in der Schweiz zu Zucker verarbeitet. Dann fällt nur der Zoll für den Mehrwert an, was einem Viertel vom eigentlichen Zollsatz entspricht.
Zuckerproduktion weltweit und Vorurteile
Die Zuckerrübe sorgt für rund 25 Prozent der weltweiten Zuckerproduktion. Das Gros wird durch das Zuckerrohr produziert. In den Köpfen der Menschen ist noch fest verankert, dass weißer Zucker ungesünder sei als brauner Zucker. Das ist allerdings ein Vorurteil. Der braune Zucker hat einen Anteil von rund 96 Prozent Zucker. Der weiße Zucker besteht aus 99,97 Prozent reinem Zucker, der Rest aus Wasser und ganz kleinen Verunreinigungen.
Umweltauswirkungen und Grundwasserqualität
Die Grundwasserqualität im Berner Seeland wurde durch die Versickerung organischer Abfälle der Zuckerfabrik Aarberg (ZRA) grossräumig beeinträchtigt. Die daraus entstehende Redoxfahne hat sich jedoch in den letzten 60 Jahren kontinuierlich zurückgebildet. Allerdings dürfte es noch viele Jahrzehnte andauern, bis sich im Abstrom der ehemaligen ZRA-Deponien wieder oxidierende Bedingungen im Grundwasser einstellen werden.
Bedeutung von Zucker und Zuckerkonsum
Haushaltszucker und seine "Verwandten" - also Traubenzucker, Fruchtzucker oder auch Milchzucker - stecken in vielen Lebensmitteln: Jeder weiß, dass bei vielen Süßigkeiten die Hauptzutat Zucker ist. Übersehen wird oft, dass auch in anderen Lebensmitteln wie Brot oder Tiefkühlpizza Zuckerstoffe versteckt sind. Obst ist gesund, aber auch Äpfel, Bananen und alle anderen Obstsorten enthalten von Natur aus viel Fruchtzucker. Jeder von uns isst und trinkt pro Jahr ungefähr 34 Kilo Zucker. Das ist ganz schön viel, denn wer dauerhaft zu viel Zucker isst, kann richtig krank werden. Besonders gefährlich ist der Zucker, der in Getränken wie Cola und Limo versteckt ist. Denn obwohl diese Getränke so viel Zucker enthalten, machen sie nicht satt. Wer sein Essen und seine Getränke nicht fertig kauft, sonders selbst kocht und mixt, kann darauf achten, weniger Zucker zu verwenden. Es schmeckt nämlich auch, wenn es etwas weniger süß ist … 1. Die Weltgesundheitsorganisation sagt: Wir sollen maximal sechs Teelöffel Zucker am Tag zu uns nehmen, um gesund zu bleiben. So viel Zucker steckt bereits in einer halben Flasche Spezi. Kein Wunder also, dass wir viel zu viel davon essen: Bei jedem von sind das jedoch durchschnittlich 17 Teelöffel Zucker täglich, in den USA sogar fast 20.
Modellbahn-Nachbau der Zuckerfabrik
In der Modellbahn-Community erfreuen sich detailgetreue Nachbauten von Industrieanlagen großer Beliebtheit. Ein Modellbahn-Enthusiast hat seine Zuckerfabrik detailgetreu nachgebildet und auf seiner Anlage integriert. Dabei wurden Gebäude, Fahrzeuge und die typische Atmosphäre einer solchen Fabrik gekonnt dargestellt.
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