Salz mit Zucker neutralisieren: Chemische Reaktionen und ihre Anwendung

Neutralisationsreaktionen sind spezielle Reaktionen zwischen Säuren und Basen, bei denen äquivalente Stoffmengen der Basen und Säuren miteinander reagieren. Bei dieser exothermen Reaktion heben sich die Wirkung der Säure und Base gegenseitig auf, und man erhält in der Regel eine neutrale Lösung mit dem pH-Wert von 7. Dieser Fakt wird bewusst in der Technik, in der Medizin bzw. auch in der Landwirtschaft ausgenutzt und spielt oft auch in der Natur eine Rolle. Aber was passiert, wenn man Salz und Zucker mischt? Kann man damit Säuren neutralisieren? Dieser Frage gehen wir in diesem Artikel auf den Grund.

Grundlagen der Neutralisation

Bei Neutralisationsreaktionen reagieren Säuren und Basen miteinander. Dabei bilden sich aus den Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen) der Säuren und den Hydroxid-Ionen der Basen Wassermoleküle. Die wesentliche Reaktion ist immer die Bildung der Wassermoleküle aus den Hydronium- und Hydroxid-Ionen. Deshalb wird bei allen Neutralisationsreaktionen die gleiche Wärmemenge von 57 kJ pro mol frei.

Neutralisationsreaktionen nach BRÖNSTED:

  • Na⁺ + OH⁻ + H₃O⁺ + Cl⁻ ⇄ Na⁺ + Cl⁻ + 2 H₂O Q = -57 kJ ⋅ mol⁻¹
  • K⁺ + OH⁻ + H₃O⁺ + F⁻ ⇄ K⁺ + F⁻ + 2 H₂O Q = -57 kJ ⋅ mol⁻¹
  • OH⁻ + H₃O⁺ ⇄ 2 H₂O Q = -57 kJ ⋅ mol⁻¹

Neutralisation im Alltag und in der Industrie

Setzt man äquivalente Stoffmengen der Basen und Säuren bei der Reaktion ein, erhält man eine neutrale Lösung mit dem pH-Wert von 7. Dieser Fakt wird in der Technik, in der Medizin bzw. auch in der Landwirtschaft häufig bewusst ausgenutzt, spielt aber auch in der Natur eine Rolle.

Antazida gegen Sodbrennen

Antazida sind Arzneimittel, die gegen „Sodbrennen“ eingesetzt werden. Sodbrennen kommt u. a. zustande, wenn die Säureproduktion im Magen zu stark ist. Wenn der Verschlussmechanismus des Magens nicht richtig funktioniert, gelangt die Magensäure in die Speiseröhre. Das saure Aufstoßen und das brennende Gefühl sind nicht nur unangenehm, sondern kann auch zu Entzündungen der Speiseröhre führen. Die Ursache kann in der Lebensweise bestehen, beispielsweise kann diese Überproduktion durch Stress oder auch falscher Ernährung ausgelöst werden. Zur Bekämpfung der Symptome können Antazida eingesetzt werden.

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Beispiele für Medikamente und ihre Inhaltsstoffe:

  • Bullrich-Salz®: Natriumhydrogencarbonat
  • Kompensan®: Aluminiumnatriumcarbonatdihydroxid
  • Talcid®: Hydrotalcid (Aluminiummagnesium-hydroxidcarbonathydrat)
  • Maloxan®: Aluminiumhydroxidgel, Magnesiumhydroxidgel
  • Aludrox®: Aluminiumhydroxid
  • Rennie®: Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat

Alle Wirkstoffe der verschiedenen Arzneimittel reagieren mit Wasser basisch. Auch das alte Hausmittel, bei Sodbrennen einen Löffel Natron NaHCO₃ in Wasser aufzulösen, führt natürlich zur Neutralisation der Säure und hilft somit gegen den niedrigen pH-Wert. Sieht man sich aber die Reaktionsgleichung genauer an, bemerkt man, dass als Reaktionsprodukt Kohlenstoffdioxid entsteht. Das Gas wiederum kann zu einem unangenehmen Völlegefühl führen, sodass Omas Hausmittel zwar wirkt, aber nicht das Mittel der ersten Wahl sein sollte.

Neutralisationsreaktionen im Boden

Überprüft man den pH-Wert von Böden mit einer guten Krümelstruktur, stellt man meist Werte fest, die im neutralen oder im leicht basischen Bereich liegen. Saurer Regen beeinflusst diesen pH-Wert in bestimmtem Maße. Überprüft man die Veränderungen des pH-Wertes bei Zugabe von sauren Lösungen zu Bodenproben, stellt man allerdings fest, dass der pH-Wert bis zu einer bestimmten Säuremenge fast konstant bleibt. Ganz einfach ist dieses unerwartete Ergebnis nicht zu erklären. Zuerst einmal denkt man natürlich an eine einfache Neutralisationsreaktion, die im Boden abläuft. Dabei würden sich die Hydroxid-Ionen und die Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen) zu Wassermolekülen verbinden. Dann müsste sich der pH-Wert aber schneller ändern. Da das nicht passiert, spricht man von der Pufferwirkung des Bodens.

Diese Wirkung beruht im pH-Bereich von 6,2-8,3 auf einem Kohlensäure-Hydrogencarbonat-System. Im Boden ist Kohlensäure enthalten. Sie gelangt durch die Reaktion von Kohlenstoffdioxid mit Wasser hinein. Die Kohlensäure reagiert mit Wasser. Dabei bilden sich Hydrogencarbonationen.

Reaktion nach BRÖNSTED: H₂CO₃ + H₂O ⇄ HCO₃⁻ + H₃O⁺

In der Natur läuft diese Reaktion ständig ab. Gleichzeitig bildet sich aber aus den entstandenen Reaktionsprodukten ständig wieder der Ausgangsstoff. So entsteht ein Gleichgewicht, in dem immer ein bestimmtes Verhältnis zwischen dem Ausgangsstoff (Kohlensäure) und den Reaktionsprodukten (Hydrogencarbonat-Ionen und Wasserstoff-Ionen) vorliegt.

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Durch dieses Puffersystem werden neu hinzukommende Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen), beispielsweise aus dem sauren Regen, praktisch „weggefangen“. Die Hydrogencarbonat-Ionen reagieren mit den „neuen“ Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen) zu undissoziierter Säure. Die Wasseratome als Bestandteil der Säuremoleküle beeinflussen den pH-Wert der Lösung nicht. Kommen jedoch zu viele Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen) hinzu, funktioniert dieses Puffersystem nicht mehr. Dann fällt der pH-Wert relativ stark ab.

Das Besondere an Puffersystemen ist, dass nicht nur Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen), sondern auch Hydroxid-Ionen in gewissem Maße abgepuffert werden. Hydroxid-Ionen reagieren mit der undissoziierten Säure und bilden dabei Salze und Wasser. Dadurch wird der pH-Wert ebenfalls kaum beeinflusst.

Das Puffersystem aus Kohlensäure und Hydrogencarbonat-Ionen spielt bei natürlichen Vorgängen häufig eine große Rolle. Für biochemische Prozesse ist es oft wichtig, dass ein konstanter pH-Wert eingehalten wird. Dies ist u. a. in der Mundhöhle der Fall. Speichel enthält ebenfalls die genannten Ionen. Dadurch können durch eine gute Speichelproduktion Säuren in der Mundhöhle abgepuffert werden. Aber auch im Blut wird der pH-Wert unter anderem durch dieses Puffersystem konstant gehalten.

Sinkt der pH-Wert des Bodens durch sauren Regen oder durch Austauschvorgänge zwischen Pflanzen und Boden zu stark ab, werden die Pflanzen nicht nur direkt beeinträchtigt, sondern es erfolgt auch eine Mineralstoffauswaschung. Außerdem werden an die Bodenteilchen gebundene Schwermetall-Ionen freigesetzt, die eine zusätzliche Belastung für die Pflanzen darstellen. Nur wenige Spezialisten ertragen pH-Werte im sauren Bereich. Die meisten Nutzpflanzen benötigen neutralen bzw. sogar leicht basischen Boden. Daher wird neben anderen Werten der pH-Wert des Bodens genau überprüft. Gegebenenfalls muss durch Düngung der pH-Wert erhöht werden. Dabei nutzt man Neutralisationsreaktionen aus.

Beispielsweise ist der Einsatz von Magnesiumoxid möglich, um saure Böden zu neutralisieren (Reaktion nach BRÖNSTED):

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SO₄²⁻ + 2 H₃O⁺ + MgO ⇄ Mg²⁺ + SO₄²⁻ + 3 H₂O

Ähnlich reagiert Calciumoxid. Durch die Verringerung der Konzentration der Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen) steigt der pH-Wert.

Die beschriebenen chemischen Vorgänge bewirken eine sehr schnelle Änderung des pH-Wertes und können deshalb nicht überall zum Einsatz kommen. Mit dem Einsatz von Calciumcarbonat oder Magnesiumcarbonat kann man ebenfalls den pH-Wert beeinflussen. Die Wirkung erfolgt jedoch langsamer, dafür umso schonender. Im Übrigen wird durch die Gabe von Kalk nicht nur der Ackerboden behandelt. Man versucht auch, durch die Düngung der Wälder mit calciumcarbonathaltigen Düngemitteln die Folgen des sauren Regens zu vermindern.

Kaugummi gegen Säuren im Mund

Mit der Nahrung nehmen wir erstaunlicherweise viele säurehaltige Nahrungsmittel zu uns. Dazu gehört selbst Mineralwasser und viele Süßigkeiten. Außerdem bilden sich in Zahnbelägen (Plaque) unter dem Einfluss von Bakterien aus Zucker ebenfalls Säuren.

Die Säuren greifen den Zahnschmelz an, unter einem pH-Wert von 5,7 erfolgt die Demineralisierung, das heißt die Calcium-Ionen werden aus den Zähnen gelöst. Infolge der bakteriellen Tätigkeit im Plaque kann der pH-Wert auf 3,5 sinken.

Vor nicht allzu langer Zeit wurde daher geraten, nach jedem Essen sofort die Zähne gründlich mit einer Zahnbürste zu reinigen. Nach neuesten Erkenntnissen ist diese Hygienevorschrift aber überholt. Gerade weil die Säuren (die mit der Nahrung aufgenommen werden) den Zahnschmelz angreifen, soll man die Zähne in dieser Phase möglichst nicht mit der Bürste bearbeiten, denn dadurch werden Schäden am Zahn hervorgerufen. Das Milieu in der Mundhöhle muss sich erst wieder normalisieren, sodass der Schmelz wieder härten kann. Dann müssen die Zähne natürlich gereinigt werden, um die Ausbildung von Plaque zu verhindern.

Direkt nach einer Mahlzeit bzw. wenn man säurehaltige Lebensmittel wie Obstsäfte zu sich genommen hat, kann man die Herstellung des normalen Milieus unterstützen. Empfohlen wird, den Mund mit Wasser auszuspülen. Man kann aber auch (zuckerfreien) Kaugummi kauen, dabei muss es sich eigentlich nicht einmal um einen sogenannten Zahnpflegekaugummi handeln. Der wesentliche Bestandteil der Kaugummis ist die Kaumasse, die oft aus Kautschuk besteht. Wichtig ist für die Zahngesundheit natürlich, dass keine Saccharose, Fructose oder Glucose enthalten sind, die man beim Kauen noch besonders mit dem Zahn in Berührung bringt. Die positive Wirkung des Kaugummis für die Zahngesundheit beruht darauf, dass durch das Kauen der Speichelfluss angeregt wird. Speichel hat zwar einen pH-Wert von ca. 6,5 (und ist somit nicht basisch), er enthält aber Ionen, die Säuren „puffern“. Hauptsächlich handelt es sich um Hydrogencarbonat-Ionen. So laufen Neutralisationsreaktionen ab, bei denen die Anzahl der Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen) verringert wird (siehe Neutralisationsreaktionen im Boden).

Neutralisation von Abwässern

Abwässer aus Haushalten sind häufig nicht neutral. Sie enthalten Säuren aus Badreinigern, Säuren aus Lebensmitteln, basischen Seifenlösungen oder basische Rohrreiniger u. a. Auch die Abwässer aus der Industrie liegen selten pH-neutral. Hinzu kommen saure Lösungen aus der Regenentwässerung, wenn der pH-Wert durch Reaktionen mit Industrieabgasen im sauren Bereich liegt. Alle dies Abwässer gelangen in Klärwerke, denn sie müssen gereinigt werden, ehe sie wieder in Oberflächengewässer eingeleitet werden können.

Im Klärwerk wird das Wasser nicht nur mechanisch, sondern auch mithilfe von Mikroorganismen gereinigt. (In vielen Klärwerken erfolgt zudem noch eine chemische Phosphat- und Nitratfällung). Die Mirkoorganismen bauen gelöst vorliegende Verunreinigung ab. Das erfolgt in sogenannten Belebungsbecken. Für die biochemischen Reaktionen wird Sauerstoff benötigt, der in diese speziellen Becken durch ein Belüftungssystem realisiert wird. Die Mirkoorganismen vertragen keine großen Schwankungen des pH-Wertes. Sie benötigen ein neutrales Milieu. Daher wird der pH-Wert der Abwässer geprüft und die Lösungen mit Säuren oder Basen behandelt, um sie zu neutralisieren. Ist das Abwasser sauer, wird Natriumhydroxid eingesetzt (Reaktion nach BRÖNSTED):

Na⁺ + OH⁻ + H₃O⁺ ⇄ Na⁺ + 2 H₂O

Zu basischen Abwässern wird Säure hinzugefügt.

Neutralisationsreaktionen zur Maßanalyse

Die Säure-Base-Titrationen (Neutralisationstitrationen) dienen zur Bestimmung von Konzentrationen von Säure- bzw. Baselösungen. Dabei wird ausgenutzt, dass die Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen) der Säurelösung mit den Hydroxid-Ionen der Baselösung zu Wassermolekülen reagieren und sich entsprechend der pH-Wert der Lösung ändert. Am Äquivalenzpunkt sind die Mengen der Säure und der Base exakt gleich. Man bestimmt diesen Punkt, indem zu einer Analysenlösung mit einem bekannten Volumen, aber unbekannter Konzentration eine Maßlösung mit einer bekannten Konzentration hinzufügt. Mithilfe eines geeigneten Indikators kann man der Punkt erkennen, an dem sich die Säure und die Base in ihrer Wirkung aufheben, also weder ein Überschuss an Wasserstoff-Ionen noch an Hydroxid-Ionen vorliegt. Mithilfe der ermittelten Messwerte kann die Konzentration der Analysenlösung berechnet werden.

Salz im Kaffee: Mythos oder Wahrheit?

Immer wieder werden neue Kaffee-Kreationen erfunden, vermarktet und im Internet geteilt. Ein aktueller Trend: eine kleine Prise Salz vor dem Kochen zum Kaffeepulver geben. Das soll den bitteren Geschmack des Getränks neutralisieren. Hinter diesem Phänomen steckt tatsächlich eine bereits erforschte chemische Reaktion.

Chemische Reaktion lässt Kaffee milder schmecken

Trotz Trend ist Zucker im Kaffee wohl immer noch weitaus bekannter und beliebter. Das Versprechen, dass Salz den Kaffee weniger bitter schmecken lässt, ist gar nicht so neu und basiert auf Forschungen der 1980er Jahre. Das Prinzip dahinter ist simpel: Natriumchlorid, also Kochsalz, beeinflusst die Geschmacksrezeptoren der Zunge und maskiert die Bitternote im Kaffee.

„Solche ‚Maskierungen‘ von Geschmack - besonders von Bittergeschmack - funktionieren, indem ein anderer geschmacklicher Reiz den ursprünglichen ausschaltet. Dies liegt am Aufbau unserer Geschmacksrezeptoren auf der Zunge. In diesem Zusammenhang ist es oft besonders wichtig, die sogenannten ‚Typ-2-Bitterrezeptoren‘ auszuschalten - und genau dieses Ausschalten funktioniert optimal über die sogenannten ‚Typ-1-Rezeptoren‘, also diejenigen, die durch Salz aktiviert werden“, erklärt Britta Mattern vom Deutschen Kaffeeverband.

Das Salz neutralisiert die im Kaffee enthaltenden Bitterstoffe und Säure - das Getränk soll ein wenig milder und weniger herb schmecken. Gleichzeitig kann Salz auch das natürliche Aroma der gemahlenen Kaffeebohnen auch verstärken. Theoretisch müsse man das Salz auch nach dem Kochen hinzugeben können und denselben Effekt erzielen. Besser sei aber die Zugabe vor dem Kochen zum Kaffeepulver, da die Salzkristalle so länger Zeit zum Auflösen haben, so Matter.

Grenzen des Salzkonsums

Zu viel Salz ist aber auch nicht gut: Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt die Obergrenze an Salz bei sechs Gramm. Alles darüber könne der Gesundheit schaden. Große Mengen sind bereits in verarbeiteten Lebensmitteln enthalten. Studienergebnisse zeigen, dass auch Zucker und Milch zu der Neutralisation von Bitterstoffen beitragen. Der Kaffee-Trend auf Social Media kommt also nicht aus dem Nichts - mit der Salzmenge sollte man trotzdem nicht übertreiben.

Salz und Zucker im Zusammenspiel: Mehr als nur Gegensätze

Die Idee, Salz und Zucker gemeinsam zu verwenden, mag zunächst ungewöhnlich erscheinen. Doch in vielen Kulturen und Küchen finden sich Beispiele, in denen diese Kombination bewusst eingesetzt wird, um Aromen zu verstärken oder auszugleichen.

Die Prise Salz im Süßen

Eine Prise Salz in süßem Gebäck, Cremes oder Desserts ist ein bekanntes Geheimnis vieler Köche und Konditoren. Das Salz hebt die Süße hervor und sorgt für eine komplexere Geschmackserfahrung. Ähnlich verhält es sich mit einer kleinen Menge Zucker in salzigen Speisen, besonders wenn Säure im Spiel ist.

Salz, das Süße erzeugt?

Eine interessante Beobachtung ist, dass Salz in bestimmten Fällen den Eindruck von Süße verstärken kann. So kann man beispielsweise eine unreife Ananas, deren Geschmack durch Zucker nicht besser wird, mit Salz bestreuen und sie dadurch genießbar machen. Auch bei Grapefruit oder Zitronen kann dieser Effekt auftreten. Es schmeckt zwar auch salzig, aber erstaunlicherweise taucht dabei eine Süße auf, die man sich nicht sofort erklären kann.

Dieses Phänomen wird auch im Patisseriebereich genutzt, wenn Schokolade mit Fleur de Sel oder mit Räuchesalzen gewürzt wird, oder Karamell oder andere Dessertkreationen mit größeren Mengen Salz. Länger schon gibt es diverse Süßigkeiten mit Salz, dänische Lakritz, französische Salzbonbons o.ä.

Die wissenschaftliche Erklärung

Die genaue Ursache für diesen Effekt ist noch nicht vollständig geklärt. Eine mögliche Erklärung ist, dass Salz und Säure die gleichen Kanäle zur Geschmacksübermittlung nutzen und dadurch konkurrieren. Wenn Salz die Säure maskiert, kann der Geschmack „süß“ stärker hervortreten.

Es gibt auch die Theorie, dass Natriumchlorid mit etwas in der Frucht reagiert und eine basische Lösung bildet, die dann einen Teil der Säure neutralisiert und so die relative Süße erhöht.

Experimente und Erfahrungen

Einige Experimente zeigen, dass die Zugabe von Salz zu Wasser den pH-Wert leicht erhöhen kann, was auf eine basische Reaktion hindeutet. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Wahrnehmung von Geschmack subjektiv ist und von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann.

Die Chemie der Salze: Mehr als nur Kochsalz

Salze sind chemische Verbindungen, die aus positiv geladenen Ionen (Kationen) und negativ geladenen Ionen (Anionen) aufgebaut sind. Zwischen diesen Ionen liegen ionische Bindungen vor. Fast alle Verbindungen mit diesem Bindungstyp nennt man Salze. Bei anorganischen Salzen werden die Kationen häufig von Metallen und die Anionen häufig von Nichtmetallen oder deren Oxiden gebildet. Als Feststoff bilden sie gemeinsam ein Kristallgitter.

Vielfalt der Salze

Da recht viele verschiedene Kationen und Anionen existieren, sind auch eine hohe Zahl unterschiedlicher Salze bekannt. Anders als das Halogenid Cl⁻, bilden andere Nichtmetalle oxidische Anionen. Stickstoff kann unter anderem das Nitrat-Anion (NO₃⁻) bilden. Das Sulfat-Anion (SO₄²⁻) ist auch ein oxidisches Anion, trägt aber zwei negative Ladungen.

Die Kationen werden meist von Metallen gebildet. Sie können ein- oder mehrwertig sein, also eine oder mehrere positive Ladungen tragen. Salze, die von Metallkationen gebildet werden, nennt man gelegentlich Metallsalze.

Eigenschaften von Salzen

Viele Salze sind bei Raumtemperatur Feststoffe mit relativ hohen Schmelzpunkten. Etliche Salze sind recht hart und spröde und haben glatte Bruchkanten bei mechanischer Bearbeitung. Diese Eigenschaften sind recht typisch für Feststoffe, die durch ein Ionengitter aufgebaut sind und daher Kristalle bilden. Aber nicht jeder kristalline Stoff ist ein Salz. So bildet Zucker (Saccharose) auch Kristalle, hat aber kein Ionengitter und zählt nicht zu den Salzen.

Zahlreiche Salze sind löslich in Wasser und fast immer unlöslich in organischen Lösungsmitteln. Bei wasserlöslichen Salzen überwindet das Wasser die Gitterenergie des Ionengitters durch Hydratisierung. Ist die Hydrationsenergie ähnlich groß oder größer als die Gitterenergie, ist das Salz mäßig oder gut löslich. In Lösungen sind die einzelnen Ionen von Wassermolekülen recht eng und intensiv ummantelt.

Das Lösen von Salzen in Wasser kann den pH-Wert der jeweiligen Lösung verändern. Beeinflusst das Salz den Wert nicht, spricht man von neutralen Salzen. Zu den neutralen Salzen zählt auch das Natriumchlorid. Andere Salze heben oder senken den pH-Wert. Man spricht von basischen bzw. sauren Salzen. Wie ein bestimmtes Salz reagiert, lässt sich nur schwierig aus der Zusammensetzung der Verbindung abschätzen. Grundsätzlich gilt jedoch: Anionen (Säurereste) von starken Säuren reagieren meist neutral. Säurereste von schwachen Säuren reagieren meist basisch.

Metalloxide und Sulfide

Metalloxide bilden einen großen Teil der Erdkruste und können auch als Salze betrachtet werden. Das Anion O²⁻ (Oxid-Ion) tritt als solches jedoch nur bei Salzen im geschmolzenen Zustand auf, im festen Zustand oder in deren wässrigen Lösungen ist es nicht bekannt. Dem Metall (M) wird bevorzugt eine Oxidationszahl (Wertigkeit) zugeordnet, anstatt von Kationen zu sprechen.

Mineralien sind in der Natur häufig als Sulfide (S²⁻) zu finden. Auch Sulfide kann man als Salze betrachten. Natriumsulfid (Na₂S) ist ein lösliches Salz, die meisten Sulfide, wie Zinksulfid (ZnS) und Kupfer(II)-sulfid (CuS), sind in Wasser so gut wie unlöslich.

Komplexe Salze

Als komplexe Salze bezeichnet man Salze, bei denen unter Mitwirkung von Molekülen eigenständige (stabile) Ionen vorliegen - im Gegensatz zu Ionen wie [CrO₄]²⁻, die aus Atomen bestehen. Bei Kaliumhexacyanoferrat(II) (K₄[Fe(CN)₆]) bildet das Eisenion Fe²⁺ zusammen mit sechs Cyanid-Gruppen (CN⁻) gemeinsam ein stabiles Anion mit vier negativen Ladungen. Das Hexacyanoferrat(II)-Anion zählt somit zu den Komplexen.

Salze mit Kristallwasser

Viele Salze enthalten neben den Ionen in bestimmten Mengen auch Wassermoleküle, das sogenannte Kristallwasser. Es wird in der Verhältnisformel mit angegeben, wie im hier im Beispiel von Natriumsulfat-Dekahydrat: Na₂SO₄ · 10 H₂O.

Doppelsalze

Neben Salzen mit nur einer Art von Kationen (M), sind auch Salze mit zwei verschiedenen Kationen bekannt. Man nennt diese Salze Doppelsalze, wie die Alaune mit der allgemeinen Zusammensetzung MIMIII(SO₄)₂.

Organische Salze

Neben den oben beschriebenen anorganischen Salzen gibt es auch zahlreiche Salze organischer Verbindungen. Die Anionen dieser Salze stammen von den organischen Säuren ab. Wichtig sind hier die Salze der Carbonsäuren, wie beispielsweise die Essigsäure, von der viele Salze, die so genannten Acetate (CH₃COO⁻) bekannt sind. So kann sich mit Na⁺ das Salz Natriumacetat oder mit Cu²⁺ das Kupferacetat bilden.

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