Rote Glasur Keramik Rezept: Von der Theorie zur Praxis
Die Herstellung von Keramik mit roter Glasur ist ein faszinierender Prozess, der sowohl wissenschaftliches Verständnis als auch handwerkliches Geschick erfordert. Bevor jedoch eine Glasur mit bestimmten Rohstoffen immer wieder neu angesetzt werden kann und jedes Mal die gleichen Ergebnisse zeigt, müssen Proben erstellt werden. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Rezeptentwicklung für rote Glasuren in der Keramik, von den grundlegenden Bestandteilen bis hin zu praktischen Anwendungstipps.
Grundlagen der Glasurherstellung
Glasuren sind ein wichtiger Bestandteil der Keramik, da sie sowohl die ästhetische Erscheinung der Objekte verbessern als auch ihre Funktionalität steigern, indem sie die Oberfläche vor äußeren Einflüssen schützen.
Im Anfang steht die Theorie, die in Praxistests überprüft wird. Zuerst werden die einzelnen Rohstoffe - Basalte, Lavagestein, Feldspate, Kaolin, Tone - in ihren chemischen Bestandteilen bestimmt. Das Verhältnis von Alkalien, Erdalkalien und Quarz muss stimmen. Dann wird die Zusammensetzung mit Hilfe der „Segerformel“ für eine bestimmte Temperatur ausgerechnet und als Grundmischung aufgeschrieben. Ebenso wird festgehalten, welche der Inhaltsstoffe in welchen Prozentanteilen zugesetzt werden. Je genauer die Aufzeichnungen im Anfangsstadium sind, umso einfacher lassen sie sich später zurückverfolgen und für andere Glasurmischungen nutzen. Aus diesen Probenreihen wird die beste Glasur herausgesucht und das „Rezept“ ins Glasurenheft geschrieben. Die 10-Gramm-Proben, deren Bestandteile vorher mit der Apothekerwaage abgewogen wurden, werden jetzt, auf 10 Kg umgerechnet, mit Wasser vermischt, gesiebt, auf die Keramik aufgetragen und gebrannt.
Meine Hefte mit Probenreihen sind bis zur letzten Seite gefüllt. Für eine einzige Glasur sind in der Regel fünf bis zehn Probereihen nötig. Jeweils eine Veränderung/Verbesserung eines Rohstoffes wird im folgenden Brand getestet. Meine Rezept-Büchlein umfassen über 500 getestete Glasuren in ebenso vielen Farbabstufungen. Bestimmte Steinen und Erden enthalten die erforderlichen Glasur-Rohstoffe. Für die Proben werden die fein gemahlenen Steine in kleinen Mengen genau abgewogen, mit Wasser vermischt und auf einen gebrannten Scherben aufgetupft. Für eine Probenserie wird jeweils ein bestimmtes Gesteinsmehl oder ein Metalloxyd in unterschiedlichen Mengen zugesetzt. Der beste Glasuransatz wird heraus gesucht und die Prozedur beginnt von Neuem - mit einem anderen Stein, Ton oder Metall. Das wird so lange wiederholt, bis die Glasur den Anforderungen entspricht. Die letzten Tests brenne ich auf Frühstückstellern.
Glasurtypen
Die meisten meiner Glasuren sind farbig und glänzend. Dadurch leuchten die Farben, wenn das Licht darauf fällt. Sie sind entweder transparent (durchscheinend bis auf die Keramik, wirken dadurch meist heller), oder haben eine opake (deckende) Glasuroberfläche. Damit sind sie einem Edelstein ähnlich in Farbe, Struktur oder Augenschein.
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Glasuren haben die gleiche Zusammensetzung wie farbige Edelsteine. Sie bestehen zum grössten Teil aus Quarz (Kieselsäure), Alkalien wie Natrium (Pottasche), Erdalkalien wie Kalium, einigen Metallen - wie Eisen für die braune, rote oder gelbe Farbe, Mangan für Rosa und Violett sowie Kupfer und Chrom für Grün und Kobald für Blau - und viel Aluminiumsilikat (Kaolin, Tonerde).
Niedrigbrand- und Hochbrandglasuren
Niedrigbrandglasuren eignen sich für Keramiken, die bei Temperaturen zwischen 1000 und 1100 °C gebrannt werden. Sie werden vor allem bei Steingut verwendet, einem Material, das kostengünstiger in der Herstellung ist. Steingut hat eine poröse Struktur und benötigt daher eine Glasur, um wasserundurchlässig zu werden. Es wird für eine Vielzahl von Objekten genutzt, sowohl dekorative als auch funktionale, und muss glasiert werden, um seine Wasserbeständigkeit zu gewährleisten.Hochbrandglasuren sind für Keramiken geeignet, die bei Temperaturen zwischen 1200 und 1300 °C gebrannt werden, wie Steinzeug. Steinzeug ist auch ohne Glasur bereits wasserundurchlässig und wird oft für robustere Anwendungen wie Geschirr, Fliesen oder als Baustoff verwendet.
Der wesentliche Unterschied zwischen Niedrigbrand- und Hochbrandglasuren liegt in den Brenntemperaturen und den damit verbundenen Materialeigenschaften. Niedrigbrandglasuren sind für Steingut geeignet, das weicher und poröser ist, während Hochbrandglasuren für Steinzeug erforderlich sind, das eine höhere Festigkeit aufweist und auch ohne Glasur wasserundurchlässig ist.
Die Rolle von Farbkörpern und Oxiden
Farbkörper werden zum Einfärben von Glasuren und als Unterglasurfarben eingesetzt. Sie bestehen aus einer Mischung metallischer Oxide, Stabilisatoren und Füllstoffen und sind im Handel in vielen verschiedenen Farbnuancen erhältlich. Da die Farbkörper calciniert, d.h. Eine chemische Verbindung mit Sauerstoff nennt man Oxid. In der Keramik werden Metalloxide verwendet, um den Schmelzpunkt einer Glasur oder das Sintern einer Tonmasse zu verändern. Färbende Oxide (z.B. Eisenoxid) werden sowohl zum Einfärben von Massen als auch zur Farbgestaltung einer Glasur verwendet.
Entwicklung eines Rezepts für rote Glasur
Die Entwicklung eines Rezepts für rote Glasur ist ein iterativer Prozess, der sorgfältige Planung und Experimente erfordert. Hier sind die Schritte, die typischerweise unternommen werden:
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- Bestimmung der gewünschten Eigenschaften: Definieren Sie die gewünschte Farbe, Textur und den Glanzgrad der Glasur. Soll sie transparent oder opak sein? Glänzend oder matt?
- Auswahl der Rohstoffe: Wählen Sie die Rohstoffe aus, die die gewünschten Eigenschaften liefern können. Eisenoxid ist ein Schlüsselbestandteil für rote Glasuren, aber auch andere Oxide können verwendet werden, um den Farbton zu modulieren.
- Berechnung der Rezeptur: Verwenden Sie eine Glasur-Berechnungssoftware oder die Segerformel, um eine erste Rezeptur zu erstellen. Berücksichtigen Sie dabei die Schmelztemperatur der Glasur und die Eigenschaften der einzelnen Rohstoffe.
- Erstellung von Testreihen: Mischen Sie kleine Mengen der Glasur (z.B. 10-Gramm-Proben) mit unterschiedlichen Anteilen der einzelnen Rohstoffe. Notieren Sie genau, welche Inhaltsstoffe in welchen Prozentanteilen zugesetzt werden.
- Auftragen der Glasur auf Teststücke: Tragen Sie die Glasurproben auf gebrannte Keramikscherben auf. Achten Sie darauf, die Glasur gleichmäßig aufzutragen. Wenn ein Muster sichtbar sein soll, so wie bei meinen Pflanzenabdrücken, war es besser dünn aufzutragen. Hier gibt es bestimmt auch noch Glasuren die besser dafür geeignet sind. Aber bei manchen Stücken hat es gut geklappt. Ohne Muster würde ich wirklich wie auf der Packung angegeben 2-3 Mal dick auftragen.
- Brennen der Teststücke: Brennen Sie die Teststücke im Keramikofen bei der vorgesehenen Temperatur. Notieren Sie die Brenntemperatur und die Brenndauer.
- Beurteilung der Ergebnisse: Beurteilen Sie die Ergebnisse der Testbrände. Welche Glasuren haben die gewünschten Eigenschaften? Welche müssen angepasst werden?
- Anpassung der Rezeptur: Passen Sie die Rezeptur basierend auf den Ergebnissen der Testbrände an. Wiederholen Sie die Schritte 4 bis 7, bis Sie eine Glasur erhalten, die Ihren Anforderungen entspricht. Jeweils eine Veränderung/Verbesserung eines Rohstoffes wird im folgenden Brand getestet.
Praktische Tipps für die Anwendung von Glasuren
Das Glasieren erfordert exaktes und schnelles Arbeiten, da die poröse Oberfläche des gebrannten Tons die Glasierflüssigkeit sofort aufsaugt und nur eine pulverartige Schicht hinterlässt. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen, gute Ergebnisse zu erzielen:
- Vorbereitung der Glasur: Die Glasierflüssigkeit muss eine sahneartige Konsistenz aufweisen. Rühren Sie die Glasur gründlich um, um sicherzustellen, dass alle Bestandteile gut vermischt sind. Die Glasierflüssigkeit muss eine sahneartige Konsistenz aufweisen. Um ein möglichst gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen, wird das Werkstück übergossen oder getaucht. Dies geschieht meist mithilfe einer speziellen Glasierzange, mit der das Objekt während des Glasierens festgehalten und gedreht wird. Bei Gefäßen wird zunächst das Innere mit etwas Glasurflüssigkeit gefüllt und mit kreisender Bewegung geschwenkt, bis die Wände gleichmäßig damit überzogen sind.
- Auftragen der Glasur: Tragen Sie die Glasur gleichmäßig auf das Werkstück auf. Verwenden Sie eine Glasierzange, um das Objekt während des Glasierens festzuhalten und zu drehen. Bei kleinen Objekten wird der Glasurüberzug mit einem weichen Pinsel aufgetragen.
- Trocknen der Glasur: Lassen Sie die Glasur vollständig trocknen, bevor Sie das Werkstück in den Ofen stellen.
- Brennen der Glasur: Brennen Sie die Glasur bei der empfohlenen Temperatur. Achten Sie darauf, die Einsatzplatten des Ofens mit einem Trennmittel einzupinseln und brennen, damit die Töpferstücke nicht daran kleben bleiben. Dank einem Tipp habe ich den ersten Schrühbrand und die Platten gleichzeitig gebrannt.
Vermeidung von Glasurfehlern
Glasurfehler können frustrierend sein, aber sie sind oft vermeidbar. Hier sind einige häufige Fehler und wie man sie vermeidet:
- Krater oder Nadelstiche: Sie können durch eine Vielzahl von keramischen Problemen beim Brennen entstehen, wie z.B. kleine Lufteinschlüsse in der Masse oder in der Glasur, Glasurzusammensetzung.
- Blasenbildung: Die Blasenbildung ist ein Glasurfehler, der durch Gas abspaltende Reaktionen während des Brennvorgangs auftritt.
- Haarrisse: Teller mit Glasurproben verkörpern ein typisches Töpfer-Frühstücksgeschirr. In der täglichen Dauerbelastung zeigt sich, welche Glasuren sich gut für Gebrauchsgeschirre eignen. Erweisen sich die Glasuren als kratzfest? Kommen sie mit der gleichen Farbe aus der Spülmaschine wie sie hineingegangen sind? Wie sehen sie aus, wenn sie Zitronensaft oder Backpulver über sich ergehen lassen mussten? Neigen sie zu Haarrissen? Wenn diese täglichen Härtetests beendet sind, wähle ich das beste Glasur aus. Aus den verschiedenen - genau abgewogen - Rohstoffen mische ich einen grossen Eimer voll. Diese Glasur verwende ich so lange in der Werkstatt, bis ein anderes Glasurrezept ausgereift ist.
- Zusammenziehen der Glasur: Die Glasur zieht sich stark zusammen. Diese Glasurfehler entstehen u.U. Die Schmelztemperatur einer Glasur ist abhängig von der Zusammensetzung der Rohstoffe.
Keramik und rote Glasur: Ein Zusammenspiel
Meine Keramik entsteht in reiner Handarbeit. Sie ist lebensmittelecht, wasserdicht, spülmaschinengeeignet und backofenfest. Ich drehe jedes Stück einzeln auf der Töpfer-Drehscheibe. Tone und Massen „Die Masse“ werden sämtliche feuchten Tone vor dem Brennen genannt - ganz einfach. Keramiker ordnen die Tonfarben nicht den rohen Tonen vor dem Brennen zu. Genau wie Edelsteine weisen meine Glasuren keine einheitliche Oberfläche auf.
Persönliche Erfahrungen und Tipps
Töpfern ist Neuland für mich. Meine Kindheitserfahrungen mal ausgeschlossen. Wer jetzt denkt: „Wieso macht sie nicht nen Kurs vorher?“ hat nicht unrecht. Ich habe mich für einen Drehkurs im September angemeldet. Einen früheren oder anderen Kurs habe ich leider nicht gefunden. Lieber geht was schief. Learning by doing ist ja auch eine Alternative, wenn man damit leben kann, das eben viel schief geht.
Farbverläufe und Füße
Ich habe einfach wild rumprobiert und bis auf eine Variante find eich die Farbverläufe furchtbar.Im Zweifel würde ich also nach meiner ersten Erfahrung davon abraten. Oder zumindest den Farbverlauf nicht an den Rand machen, sieht irgendwie so nach Grundschule aus. Also nächstes Mal werde ich versuchen auf die Füsse zu verzichten. Sinn dieser ist es die Platte zu schützen, aber sie ist ja durch das Trennmittel geschützt. Die Füsse sind leider oft an den Töpferstücken hängen geblieben. Mir war auch nicht klar das sich die Form des Tons noch verändert, deshalb ahben sich einige Stücke auch durch gebogen. Wenn also Füsse, dann gleichmässig unter dem Ton verteilen.
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Boden unglasiert lassen
Ich schiebe es auf meine Mutter. Die hat nämlich den Boden eines Schälchens mit glasiert, aber sie wusste es eben nicht besser. Nach dem trail and error Prinzip hab ich so gelassen. Das kleine Füsschen hab ich abbekommen, aber es sieht jetzt nicht so schön aus. Und ich hab mir volle Kanne in die Fingerkuppe geschnitten. Gilt übrigens auch für Löcher. Das musste meine Tochter leider schmerzlich lernen, denn ihr erster selbstgetöpferter Becher ist hart auf dem Boden gelandet.
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