Die faszinierende Geschichte des Lebkuchens: Von Weiss Herkunft bis zur Weltspitze
Der Lebkuchen, ob klassisch auf der Oblate, als Herz für die Liebsten oder als bunt verziertes Lebkuchenhaus, ist ein Gebäck mit langer Tradition. Seine Geschichte reicht von den Pharaonen Ägyptens bis in die moderne Süßwarenindustrie.
Ursprünge in der Antike
Die Ursprünge des Lebkuchens lassen sich bis ins alte Ägypten zurückverfolgen. Wandmalereien und Steinreliefs geben Hinweise auf Honigkuchen, die mit Datteln oder Feigen gesüßt wurden. Der älteste Lebkuchen-Fund stammt aus einem ägyptischen Felsengrab und wird auf 2200 v. Chr. datiert. Auch im antiken Griechenland gab es süße Küchlein aus Mehl und Honig, die als Festmahl galten und als Opfergaben dienten.
Über die Römer gelangte der Honigkuchen als Handelsware in Umlauf und fand seinen Weg in die nördlichen Provinzen der Alpen. Ab dem frühen Mittelalter bis ins 12. Jahrhundert wurden Lebkuchen, auch Honigzelten genannt, hauptsächlich in Klöstern und Klosterapotheken hergestellt. Mönche und Nonnen nutzten die Zutaten des Lebkuchens für medizinische Zwecke, beispielsweise zur Behandlung von Magenbeschwerden.
Die Entwicklung im Mittelalter und der Aufstieg Nürnbergs
Im 13. Jahrhundert, mit der fortschreitenden Spezialisierung in Handwerk und Gewerbe, bildete sich im süddeutschen Raum, in Österreich und Ungarn die Berufsgruppe der Lebzelter. Die frühesten urkundlichen Hinweise auf Lebzelter in Nürnberg stammen aus dem Jahr 1395, obwohl die Stadt heute als Lebkuchen-Metropole gilt.
Der Nürnberger Lebkuchenkrieg
In der Mitte des 17. Jahrhunderts entbrannte in Nürnberg ein 100 Jahre andauernder Streit zwischen Lebzeltern und Bäckern. Die Bäcker fürchteten, keine Lebkuchen mehr herstellen zu dürfen, und wollten die Abspaltung der Lebküchner als eigenständige Zunft nicht zulassen.
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Ein weiterer Konflikt, der sogenannte Nürnberger Lebkuchenkrieg, entstand, als Nürnberg 1806 Teil des Königreichs Bayern wurde. Zuckerbäcker und Lebzelter stritten um die Herstellungserlaubnis. König Maximilian I. Joseph verfügte schließlich, dass beide Berufsgruppen Lebkuchen herstellen und verkaufen dürfen.
Honig vs. Zucker: Ein Wandel in der Süßung
Viele Jahrtausende lang war Honig das Süßungsmittel der Wahl. Rohrzucker, aus beispielsweise Indien oder Persien, galt als "weißes Gold" und war nur für die Reichen zugänglich. Mit der Entdeckung der Zuckergewinnung aus Rübensaft änderte sich dies, und Zucker wurde allmählich auch für das einfache Volk verfügbar. Damit verloren die strengen Zunftordnungen und das Monopol der Lebzelter auf Süßgebäck an Bedeutung. Zuckerbäcker und Konditoren wurden zu Konkurrenten der Lebzelter.
Der Lebkuchen im 19. und 20. Jahrhundert
Dank neuer Methoden, Lebkuchen mit Schokolade zu überziehen, erfuhr das Gebäck einen zweiten Frühling und erfreute sich um die Jahrhundertwende neuer Beliebtheit. Der Schokoladenüberzug schützte vor Austrocknung und bewahrte das Aroma der Gewürze.
Mitte der 1950er Jahre wurde die Bezeichnung Lebzelter aus der Handwerksordnung gestrichen und durch den Beruf des Konditors ersetzt. Der Honigkuchen verschwand fast vollständig aus den Regalen, und der Oblatenlebkuchen, insbesondere der Nürnberger Lebkuchen, wurde zum Favoriten. Dieser zeichnete sich durch eine streichfähige Masse mit hohem Nussanteil und hochwertigen Zutaten aus.
Reichlich verzierte Lebkuchendosen aus Blech gibt es seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie ermöglichten es, Lebkuchen haltbar zu verschicken und sind bis heute ein beliebtes Geschenk zur Advents- und Weihnachtszeit.
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Die Herkunft des Namens
Die Herkunft des Namens „Lebkuchen“ ist nicht eindeutig geklärt. Eine Theorie besagt, dass der Name auf das Wort „Laib“ zurückgeht, also auf ein geformtes Backwerk. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Name vom lateinischen Wort „libum“ abstammt, was Fladen, Kuchen oder Opferkuchen bedeutet.
Heute sind Lebkuchen unter vielen Namen bekannt: Honigkuchen, Pfefferkuchen oder Gewürzkuchen.
Nürnberg als Lebkuchen-Hochburg
Im 16. Jahrhundert entwickelte sich Nürnberg zur Lebkuchen-Hochburg. Der Reichswald im Nürnberger Umland beherbergte viele Imker, die den Honig an die Lebküchner lieferten. Zudem kreuzten die Straßen des europäischen Handelsverkehrs Nürnberg, wodurch die wichtigen orientalischen Gewürze bezogen werden konnten.
Das schmackhafte Gebäck wurde mit Gewürzen, getrockneten Früchten, Nüssen und Mandeln verfeinert, sodass der "Nürnberger Lebkuchen" entstand. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der "Nürnberger Lebkuchen" gesetzlich geschützt.
Elisenlebkuchen
"Feinste Oblaten-Lebkuchen" werden auch unter der Bezeichnung "Elisenlebkuchen" angeboten. Den edlen "Elisenlebkuchen" kennt man seit 1808 als Meisterstück der Zunft. Elisenlebkuchen zeichnen sich durch einen besonders hohen Anteil an Mandeln, Haselnüssen und Walnüssen aus.
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Lambertz: Ein Traditionsunternehmen schreibt Geschichte
Ein bedeutender Name in der Lebkuchenherstellung ist Lambertz. Das Unternehmen blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück.
Von der kleinen Bäckerei zum Weltmarktführer
Gegründet im Jahr 1688 als kleine Bäckerei in Aachen, entwickelte sich Lambertz zu einem internationalen Gebäckkonzern und Weltmarktführer diverser Ganzjahresgebäcke. Die Devise des Unternehmens lautet: „Tradition pflegen, Innovation leben“.
Meilensteine der Unternehmensgeschichte
- 1688: Gründung der Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz GmbH & Co. KG
- 1872: Ernennung zum „Hoflieferanten“
- 1872: Beginn der Herstellung der Schokoladenprinte
- 1938: Erweiterung der Produktpalette um die Saftprinte
- 1984: Gründung des Spezialitäten-Hauses G. Schultheis GmbH
- 1988: Beteiligung an der Feinbäckerei Otten GmbH & Co. KG
- 1989: Übernahme der Heemann Lebkuchen- und Süßwaren-Spezialitäten GmbH
- 1994: Übernahme der Lebkuchenfabrik Max Weiss GmbH
- 1998: Erste Lambertz „Monday Night“
- 1999: Übernahme der Traditionsmarken Wilhelm Kinkartz GmbH & Co.
- 2000: Übernahme von Kinkartz, Haeberlein Metzger und Schöller-Lebkuchen
- 2004: Listung im Global Family Business Index der Universität St. Gallen
- 2004: Produktion des ersten Lambertz FineArt Kalenders
- 2013: 325-jähriges Jubiläum und Auszeichnung mit dem goldenen Bundesehrenpreis
- 2019: ISM Award für Dr. Hermann Bühlbecker
- 2021: 333-jähriges Bestehen und Gestaltung eines Online-„Showrooms“
Internationale Expansion
Lambertz expandierte international durch die Gründung der Lambertz Polonia Sp. z o.o. in Polen und den Einstieg in den US-amerikanischen Markt.
Übernahmen und Beteiligungen
Durch Übernahmen und Beteiligungen an anderen Traditionsbäckereien setzte Lambertz seine Erfolgsgeschichte fort und wurde zum Weltmarktführer bei Herbst- und Weihnachtsgebäck. Zu den übernommenen Unternehmen gehören unter anderem:
- Wilhelm Kinkartz GmbH & Co.
- Die Dr. Quendt GmbH & Co.
- F.A. Crux GmbH & Co.
- Ferdinand Wolff GmbH & Co.
- Vereinigte Nürnberger Lebkuchen- und Schokoladenfabrik Haeberlein-Metzger AG
- Wilhelm Kinkartz GmbH & Co. KG
- Schuhmann GmbH & Co.
- Wendler Nougat GmbH & Co.
- Feinbäckerei Otten GmbH & Co. KG
- Dr. Quendt GmbH & Co.
Lambertz und Lebkuchen Weiss
Lambertz übernahm im Jahr 1994 die Lebkuchenfabrik Max Weiss GmbH aus Neu-Ulm, zu der auch Wolff Lebkuchen gehörte. Hermann Bühlbecker sicherte der Familie Weiss persönlich zu, dass ihre Tradition in der Lambertz Gruppe weitergeführt wird.
Lebkuchen Weiss: 100 Jahre Tradition
Lebkuchen Weiss feiert bald sein 100-jähriges Jubiläum. Im Gegensatz zu Nürnberger Lebkuchen, Aachener Printen oder Dresdner Christstollen stehen die Produkte „Made in Neu-Ulm“ nicht unter einer geschützten geografischen Herkunftsbezeichnung. Dennoch ist der Ulmer Spatz im Logo für viele Kenner ein Zeichen für Qualität und Herkunft. Zur Firma Weiss gehört seit vielen Jahren die Nürnberger Lebkuchenfabrik Wolff.
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