Ist raffinierter Zucker vegan? Eine umfassende Untersuchung
Zucker ist ein allgegenwärtiger Bestandteil unserer Ernährung, der sowohl in offensichtlichen Quellen wie Süßigkeiten und Desserts als auch in versteckten Formen in vielen verarbeiteten Lebensmitteln vorkommt. Für Veganer, die tierische Produkte vollständig aus ihrer Ernährung streichen, stellt sich die Frage, ob raffinierter Zucker vegan ist. Dieser Artikel untersucht die Herstellung von raffiniertem Zucker, die potenziellen tierischen Bestandteile im Raffinationsprozess und die Verfügbarkeit von veganen Alternativen.
Die Herstellung von raffiniertem Zucker
Zucker wird hauptsächlich aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr gewonnen. Zunächst werden die Zuckerrüben zerkleinert und gepresst, um einen zuckerhaltigen Sirup zu gewinnen. Dieser Sirup wird dann verschiedenen Prozessen unterzogen, um ihn zu reinigen, zu entfärben und zu konzentrieren. Das Ergebnis ist raffinierter Zucker, der nahezu zu 100 % aus Zucker besteht.
Tierkohle in der Zuckerraffination
Ein potenzielles Problem für Veganer ist die Verwendung von Tierkohle bei der Raffination von Zucker. Tierkohle, auch bekannt als Knochenkohle, wird aus den Knochen von Tieren hergestellt, die bei hohen Temperaturen verkohlt werden. Sie dient als Filter, um Verunreinigungen und Farbstoffe aus dem Zuckersirup zu entfernen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Tierkohle nicht als Inhaltsstoff im Endprodukt enthalten ist. Sie wird lediglich als Verarbeitungshilfsmittel verwendet und muss daher nicht auf der Zutatenliste angegeben werden. Dies macht es für Verbraucher schwierig, festzustellen, ob bei der Herstellung von Zucker Tierkohle verwendet wurde.
Vegane Alternativen zur Raffination mit Tierkohle
Glücklicherweise gibt es auch alternative Methoden zur Zuckerraffination, die keine Tierkohle verwenden. Einige Hersteller verwenden stattdessen Aktivkohle aus pflanzlichen Quellen oder andere Filtertechnologien.
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Ist raffinierter Zucker in Deutschland vegan?
Die gute Nachricht ist, dass die großen Zuckerhersteller in Deutschland in der Regel keine Tierkohle mehr verwenden. Dies bedeutet, dass handelsüblicher Zucker in Deutschland fast immer vegan ist.
Stellungnahmen der Zuckerhersteller
Vegpool hat bei den größten Zuckerherstellern in Deutschland nachgefragt, ob sie Tierkohle bei der Herstellung von Zucker verwenden. Die Antworten der Hersteller bestätigen, dass sie keine Tierkohle oder andere tierische Produkte verwenden.
- Nordzucker AG: "Tierkohle findet und fand in einem zur Zeit nachvollziehbaren Zeitraum in der Zuckerherstellung aus Zuckerrüben in unseren Zuckerfabriken keine Anwendung. Dies gilt ebenso für die Raffination von Rohzucker zu Weißzucker."
- Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG ("Diamant Zucker"): "Gerne teilen wir Ihnen mit, dass wir für den gesamten Prozess der Zuckerherstellung weder tierische Zutaten noch tierische Produkte wie Tierkohle o.Ä. einsetzen. Unsere Zucker und Zuckersorten wie Raffinade, Puderzucker, Würfelzucker, Hagelzucker, Kandis oder brauner Zucker können somit als vegan eingestuft werden."
- Südzucker AG: "[…]der Rohstoff für die Produktion unserer Zuckersorten ist in aller Regel die Zuckerrübe. Es gibt jedoch auch einzelne Sorten, die aus dem Zuckerrohr gewonnen werden. Der gewonnene Zucker ist also immer rein pflanzlichen Ursprungs. Darüber hinaus kommen beim Zuckergewinnungsprozess und bei der weiteren Verarbeitung keine Zutaten oder Hilfsstoffe tierischer Herkunft zur Anwendung. Südzucker setzt bei der Gewinnung von Zucker keine Knochenkohle ein, verwendet werden beispielsweise bei der Saftreinigung Kalk und Kohlensäure (Naturprodukte), um die Nichtzuckerstoffe zu binden und auszufällen.[…]"
Vorsicht bei importiertem Zucker
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass importierter Zucker aus dem Ausland möglicherweise nicht vegan ist. In einigen Ländern, insbesondere in den USA, wird Tierkohle immer noch häufig bei der Zuckerraffination eingesetzt. Wenn Sie also Zucker aus dem Ausland kaufen, sollten Sie sich beim Hersteller erkundigen, ob Tierkohle verwendet wurde.
Vegane Alternativen zu raffiniertem Zucker
Für Veganer, die auf Nummer sicher gehen wollen oder eine Alternative zu raffiniertem Zucker suchen, gibt es eine Vielzahl von veganen Süßungsmitteln.
- Unraffinierter Vollrohrzucker: Dieser Zucker wird aus Zuckerrohr gewonnen und nicht raffiniert. Er enthält noch Melasse, die ihm eine bräunliche Farbe und einen karamellartigen Geschmack verleiht.
- Rohrohrzucker: Dieser Zucker wird ebenfalls aus Zuckerrohr gewonnen, ist aber weniger stark raffiniert als weißer Zucker. Er hat eine hellbraune Farbe und einen leicht malzigen Geschmack.
- Ahornsirup: Dieser Sirup wird aus dem Saft von Zuckerahornbäumen gewonnen. Er hat einen süßen, karamellartigen Geschmack und ist vielseitig einsetzbar. Achten Sie auf die Qualitätsstufe (Grad A ist empfehlenswert).
- Agavendicksaft: Dieser Sirup wird aus Agaven gewonnen. Er hat eine flüssige Konsistenz und einen sehr süßen, aber neutralen Geschmack.
- Reissirup: Dieser Sirup wird aus Reis gewonnen. Er hat eine milde Süße und eine leicht malzige Note.
- Kokosblütenzucker: Dieser Zucker wird aus dem Nektar der Kokospalmenblüten gewonnen. Er hat einen karamellartigen Geschmack und eine feinkörnige Konsistenz.
- Stevia: Dieses Süßungsmittel wird aus den Blättern der Stevia-Pflanze gewonnen. Es ist sehr süß und kalorienarm.
- Xylit: Dieser Zuckeralkohol wird aus Birkenrinde oder anderen Pflanzen gewonnen. Er ist zahnfreundlich und hat weniger Kalorien als Zucker.
Zuckeralkohole: Erythrit und Xylit
Zuckeralkohole wie Xylit und Erythrit sind weitere beliebte vegane Alternativen. Xylit, oft aus Birkenrinde gewonnen, ist bekannt für seine zahnschonenden Eigenschaften und geringere Kalorienanzahl im Vergleich zu herkömmlichem Zucker. Erythrit ist eine weitere Option, die oft gut vertragen wird und kaum Kalorien enthält.
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Zuckerreduzierte und zuckerfreie Ernährung
Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine zuckerreduzierte oder sogar zuckerfreie Ernährung. Dies kann verschiedene Gründe haben, wie z.B. der Wunsch nach Gewichtsabnahme, die Vermeidung von Blutzuckerspitzen oder die Reduzierung des Risikos für bestimmte Krankheiten.
Herausforderungen einer zuckerfreien veganen Ernährung
Eine zuckerfreie vegane Ernährung kann jedoch auch Herausforderungen mit sich bringen. Viele vegane Produkte enthalten zugesetzten Zucker, um Geschmack und Textur zu verbessern. Es ist daher wichtig, die Zutatenlisten sorgfältig zu lesen und auf natürliche Süßungsmittel wie Obst oder Datteln zurückzugreifen.
Tipps für eine zuckerarme Ernährung
- Lesen Sie die Zutatenlisten sorgfältig: Achten Sie auf versteckte Zuckerarten wie Glukose, Fruktose, Saccharose, Maltose, Sirup, Nektar oder Dicksaft.
- Bevorzugen Sie unraffinierte Produkte: Unraffinierter Vollrohrzucker oder Rohrohrzucker enthalten noch Melasse und somit mehr Nährstoffe als raffinierter Zucker.
- Verwenden Sie natürliche Süßungsmittel: Süßen Sie Ihre Speisen und Getränke mit Obst, Datteln, Ahornsirup, Agavendicksaft oder Reissirup.
- Kochen und backen Sie selbst: So haben Sie die volle Kontrolle über die Zutaten und können den Zuckergehalt selbst bestimmen.
- Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung: Essen Sie viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte.
Versteckter Zucker in veganen Produkten
Es ist wichtig zu beachten, dass viele vegane Produkte, insbesondere verarbeitete Lebensmittel, überraschend hohe Mengen an Zucker enthalten können. Beispiele hierfür sind vegane Wurst, Sojamilch und glutenfreies Brot. Achten Sie beim bewussten Einkaufen und Essen darauf, Produktetiketten sorgfältig zu lesen und die Inhaltsstoffe zu verstehen.
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Zucker
Ein hoher Zuckerkonsum kann negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass Zucker weniger als 10 Prozent der gesamten Energiezufuhr ausmachen sollte, was etwa 50 Gramm Zucker pro Tag bei einem Kalorienverbrauch von 2000 kcal entspricht.
Zucker und Gewichtszunahme
Ein hoher Zuckerkonsum kann zu einer Gewichtszunahme beitragen, da zuckerhaltige Lebensmittel oft energiereich und wenig sättigend sind. Zudem können zuckerhaltige Getränke flüssige Kalorien liefern, ohne dass ein Sättigungsgefühl eintritt.
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Zucker und Karies
Zucker ist ein Hauptverursacher von Karies. Bakterien im Mundraum wandeln Zucker in Säure um, die den Zahnschmelz angreift.
Zucker und andere Gesundheitsprobleme
Ein hoher Zuckerkonsum kann auch das Risiko für andere Gesundheitsprobleme erhöhen, wie z.B. Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten und Lebererkrankungen.
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