Ist Honig vegan? Eine umfassende Betrachtung
Die Frage, ob Honig vegan ist, sorgt immer wieder für Diskussionen unter bewussten Konsumenten. Die Antwort ist nicht immer einfach, da sie ethische, ökologische und rechtliche Aspekte berührt. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Facetten dieser Frage und bietet eine umfassende Betrachtung.
Was bedeutet vegan?
Veganismus ist eine Lebensweise, die darauf abzielt, jegliche Form der Ausbeutung von Tieren zu vermeiden. Dies betrifft nicht nur die Ernährung, sondern auch andere Bereiche wie Kleidung, Kosmetik und Unterhaltung. Veganer verzichten auf alle Produkte tierischen Ursprungs, einschließlich Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier und Honig.
Warum ist Honig nicht vegan?
Honig wird von Bienen produziert und dient ihnen als lebenswichtige Nahrungsquelle, insbesondere im Winter. Die kommerzielle Honigproduktion greift in diesen natürlichen Prozess ein und kann zu unnatürlichen Bedingungen und Ausbeutung der Bienen führen.
Die Perspektive der Veganer
Veganer lehnen jegliche Form der Tierausbeutung ab. Sie argumentieren, dass die Honigernte den Bienen ihre natürliche Nahrungsgrundlage entzieht und sie zwingt, auf minderwertigen Zuckerersatz zurückzugreifen. Zudem werden Bienen in der konventionellen Honigproduktion oft unter stressigen Bedingungen gehalten, was ihr Wohlbefinden beeinträchtigt. Einige Imker beschneiden sogar die Flügel der Königinnen, um das Schwärmen zu verhindern, oder töten unproduktive Völker.
Die Realität der Honigproduktion
Die idyllische Vorstellung von der Honigproduktion entspricht selten der Realität. In vielen Ländern hat sich eine Massenproduktion entwickelt, in der Bienen in sogenannten Magazinen gehalten werden. Diese Magazine sind Schachteln aus mehreren Schichten, die zur Honigentnahme geöffnet werden können. Die Bienen leben dabei in unnatürlichen Bedingungen, und ihr natürliches Schwärmen wird oft verhindert.
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Um sicherzustellen, dass die Bienen an ihr "Zuhause" gebunden sind, wird das natürliche Schwärmen der Bienen verhindert. Dabei werden die Bienenstöcke oft manipuliert oder teils sogar die Flügel der Bienenkönigin gestutzt, sodass die Königinnen und ihr Schwarm an einem Platz bleiben. Dies geschieht, indem sie die neu gebildeten Königinnenzellen mit den heranreifenden Jungköniginnen einfach zerquetschen, ein Prozess, der als "Entweiseln" bekannt ist. Auch Altköniginnen, die nicht mehr so produktiv sind, erleiden in der Regel dasselbe Schicksal. Der natürliche Schwarmprozess würde die Honigproduktion verringern und somit den Profit mindern.
Ähnlich wie in der Intensivtierhaltung sterben auch viele Bienen in der Honigindustrie vorzeitig.
Die Rolle der Bienen für die Umwelt
Bienen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen. Sie gewährleisten das Überleben vieler Wildpflanzen und sind für den Anbau zahlreicher Kulturpflanzen unverzichtbar. Ein Drittel der Nahrungsmittel, die wir essen, gäbe es ohne Bienen nicht.
Eine artenreiche Natur- und Kulturlandschaft wie in Deutschland ist auf die Bestäubungsleistung von Insekten angewiesen, auf die behaarten Hautflügler wie Honigbienen sowie die rund 550 heimischen Wildbienenarten ganz besonders. Auch die Hummeln gehören dazu. Sie gewährleisten nicht nur das Überleben vieler Wildpflanzen, sondern sind auch für den Anbau etlicher Kulturpflanzen unverzichtbar, die zu Futtermitteln, Agrotreibstoffen und natürlich Lebensmitteln werden. Dazu gehören Äpfel, Kirschen, Pflaumen und Beeren sowie Melonen, Gurken, Kürbisse und Erbsen.
Die Debatte um die Ausbeutung von Bienen
Einige Veganer argumentieren, dass jede Nutzung von Tieren, auch die Honigproduktion, eine Form der Ausbeutung darstellt. Sie kritisieren das Töten kranker oder unproduktiver Völker und das Flügelstutzen der Königinnen.
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Kranke Bienenvölker werden tatsächlich bisweilen abgeschwefelt, also mit brennendem Schwefel vergast. Das kann bei der meldepflichtigen Amerikanischen Faulbrut vom Amtsveterinär angeordnet werden - das Volk würde aber ohnehin sterben. Ansonsten scheint das Töten eher die letzte Wahl zu sein. Schwache Völker, die zu wenig Honig erwirtschaften oder den Winter nicht überleben würden, löst der Imker in der Regel auf: Er vereint sie mit kräftigeren Völkern. Nur die Königin bleibt auch hier auf der Strecke. Die haben bei der Imkerei trotz potenziell langer Lebensdauer von fünf Jahren meist das Nachsehen. Imker wollen oft lieber junge Königinnen, die nur ein Jahr alt sind. Also entfernt man die „alte“, um den Ertrag zu steigern oder um andere genetische Eigenschaften beim Nachwuchs zu bekommen.
Sticht die Biene den Imker, dann stirbt sie - für viele Veganer ein ethisches Problem. Auch beim Abfegen der Bienen, wenn der Imker die Waben rausnimmt, sterben immer mal wieder einige Dutzend Tiere. Bei einer maschinellen Ernte sieht die Verlustrate noch ganz anders aus.
Die Rolle des Imkers
Bei Imkern gibt es erhebliche Unterschiede im Umgang mit den Tieren. Für die meisten Imker sind ihre Bienen ein Hobby. Im Schnitt halten Imker nur sieben Völker. Lediglich zwei Prozent der deutschen Imker besitzen mehr als 50 Völker, die im Frühsommer aus jeweils 40.000 bis 60.000 Tieren bestehen können. Da sie frei fliegen und sich nicht zähmen lassen, bleiben es Wildtiere.
Einige Imker achten sehr auf das Wohl ihrer Bienen und entnehmen nur so viel Honig, dass die Tiere ausreichend Nahrung für den Winter haben. Sie verzichten auf das Flügelstutzen der Königinnen und andere Praktiken, die den Bienen schaden könnten.
Die Abhängigkeit der Honigbienen vom Imker
Anders als die ursprünglich verbreitete Dunkle Honigbiene können die gezüchteten domestizierten Honigbienen ohne Imkerei in Deutschland nicht mehr überleben. In den üblichen Wirtschaftswäldern fehlt es an geeigneten Nistplätzen. Vor allem aber könnte ohne regelmäßige Behandlung durch die Imker kein Volk lange gegen den Befall der Varroa-Milbe bestehen. Diese Milbe ist seit einigen Jahrzehnten eine immense Bedrohung für die westliche Honigbiene und die Imkerei geworden. Inzucht durch einseitige Zuchtziele auf Sammelfleiß und Sanftmut haben die über Millionen Jahre erfolgreichen Honigbienen genetisch anfällig gemacht. Zudem belastet die industrialisierte Landwirtschaft mit ihren Pestiziden die Gesundheit der Bienen. Der zunehmende Maisanbau führt dazu, dass Bienen vielerorts nicht mehr ausreichend Nahrung finden. Eine Ironie, wo ausgerechnet viele industrielle Monokulturen auf die Bestäubung durch Honigbienen angewiesen sind.
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Die Auswirkungen der Honigbienen auf Wildbienen
Wildbienen sammeln auch Nektar, legen aber keine Honigvorräte an, weil sie einzeln leben oder nicht als Volk überwintern. Sie sind häufig auf bestimmte Blüten spezialisiert, brauchen unbearbeiteten Boden und kommen noch schlechter mit Pflanzenschutzmitteln und der ländlichen Artenarmut zurecht. Ein massenhaftes Auftreten der westlichen Honigbiene kann Wildbienen verdrängen oder sie mit Krankheiten infizieren. Und selbst geringe Bestände an Honigbienen können das Überleben von Wildbienen gefährden, wenn im Frühsommer plötzlich Nahrungsmangel herrscht, weil vermeintliche Unkräuter abgemäht werden. Die Hälfte der Wildbienenarten steht auf den Roten Listen der Bundesländer für gefährdete Arten.
Vegane Alternativen zu Honig
Für Veganer gibt es eine Vielzahl von köstlichen Alternativen zu Honig. Dazu gehören:
- Ahornsirup: Wird aus dem Saft des Zuckerahorns gewonnen und zu Sirup verdickt.
- Agavendicksaft: Wird aus der Agavenpflanze gewonnen und hat eine ähnliche Süßkraft wie Honig.
- Reissirup: Wird aus Reis gewonnen und ist weniger süß als Honig.
- Dattelsirup: Wird aus Datteln gewonnen und hat einen karamellartigen Geschmack.
- Löwenzahnsirup: Wird aus Löwenzahnblüten hergestellt und ist eine regionale Alternative.
- "Wonig": Eine Honigalternative, die aus verschiedenen Zutaten wie Zucker, Wasser, Apfelsaftkonzentrat und Tonkabohne hergestellt wird. Es gibt sie in vielen verschiedenen Sorten, z.B. Apfel-Chili.
Vegablum bietet eine leckere Honig-Alternative in über 15 verschiedenen Sorten an. Vom klassischen „Löwenzahnhonig“ (so nannte man ihn früher schon, denn dieser beruht auf einem uralten Rezept) bis hin zu außergewöhnlichen Sorten wie Apfel-Chili findet man alles, was das Wonig-Herz höher schlagen lässt. Jedes Glas Wonig wird in der Produktionsstätte in Plettenberg produziert. Er ist bio, zu 100 % vegan und kommt ohne künstliche Aromen oder Zusatzstoffe aus. Sogar einige Sorten aus Tapioka gibt es, diese Sorten sind fructosearm.
Rechtliche Aspekte
Die Bezeichnung "Honig" ist rechtlich geschützt und darf nur für echten Bienenhonig verwendet werden. Auch Wort-Kombinationen mit geschützten Bezeichnungen wie "Honig" oder "Milch" sind grundsätzlich kritisch. Es gibt aber unterschiedliche Gerichtsurteile zu solchen Fällen.
Produktnamen und Wortspielereien, die Bezug auf geschützte Bezeichnungen nehmen, sind heikel. So hat der Europäische Gerichtshof in seinem Grundsatzurteil im Jahr 2017 klargestellt, dass Begriffe wie "veganer Käse" oder "vegane Milch" unzulässig sind. Das Gleiche dürfte auch für „veganen Honig“ gelten. Allerdings gibt es Urteile, die Hinweise wie „Käse-Alternative“ oder „rein pflanzliche Alternative zu Butterschmalz“ für zulässig erklärt haben.
Die Urteile zeigen, dass es im Einzelfall auf die konkrete Ausgestaltung der Aufmachung der Produkte ankommt. Insbesondere, wenn aus der Aufmachung klar hervorgeht, dass es sich um eine Alternative für das tierische Produkt handelt und eine Verwechslungsgefahr ausgeschlossen ist, kann ein solches Produkt zulässig sein.
Ein Beispiel für ein Produkt, das diese Kriterien erfüllt, ist die "vegane Honigalternative Tonka-Apfel", die aus Zucker, Wasser, Apfelsaftkonzentrat und Tonkabohne besteht.
Honig als vermeintliches Heilmittel
Honig wird oft als natürliches Heilmittel bei Erkältungssymptomen empfohlen, aber das bedeutet nicht automatisch, dass er generell gesund ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Bienen den Honig als ihre Nahrungsquelle und Vorrat für den Winter benötigen. Die hochgelobten Bienenenzyme machen nur etwa 3% des Honigs aus, sind jedoch für die Bienen von großer Bedeutung, da sie ihnen bei der Verdauung und Verarbeitung von Nektar helfen. Wenn der Honig den Bienen weggenommen wird, fehlt ihnen eine wichtige Nahrungsquelle.


