Schokoladenproduktion weltweit: Eine umfassende Betrachtung

Schokolade ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Ob als Genussmittel, Zutat in zahlreichen Speisen oder sogar in der Kosmetikindustrie, die Kakaopflanze hat eine bemerkenswerte Reise hinter sich. Dieser Artikel beleuchtet die Länder, in denen Schokolade hergestellt wird, sowie die komplexen Prozesse und Herausforderungen, die mit ihrer Produktion verbunden sind.

Ursprünge und Geschichte des Kakaos

Die Geschichte der Schokolade lässt sich über 5.500 Jahre zurückverfolgen. Als Kulturpflanze hat Kakao seinen Ursprung in den Tiefen des Amazonas. Neue Untersuchungen im Hochland von Ecuador zeigen, dass Kakao hier schon seit etwa 5500 Jahren genutzt wird. Das Hochland von Ecuador ist daher Ausgangspunkt für den frühen Handel bis an die Pazifikküste sowie für die Ausbreitung der Nutzung des Kakaos nach Norden. Ob pur, in gegärter Form als alkoholisches Getränk, als Medizin oder Zahlungsmittel - die Geschichte der Kakaopflanze und ihre vielfältigen Einsatzformen lässt sich weit zurückverfolgen.

In Mittelamerika war der Kakaobaum bereits vor fast 4.000 Jahren bekannt. Während man in Südamerika hauptsächlich das Fruchtfleisch nutzte, pur oder in gegärter Form als alkoholisches Getränk, wurde in Mittelamerika sowohl das Fruchtfleisch als auch die Bohne verwendet. Funde aus den Siedlungsgebieten belegen jedoch, dass die Olmeken bereits 1.800 bis 1.000 v. Chr. ein Kakaogetränk zubereiteten.

Die Maya verzierten Gefäße mit Aufschriften und Ornamenten und kennzeichneten so die Verwendung des Kakaogetränkes. Auch als Grabbeigaben wurden sowohl Kakao als auch Trinkgefäße beigelegt. Außerdem wurde Kakao bei den Maya als ein Allheilmittel genutzt, das bei Durchfall, Masern oder Geburtsschmerzen zum Einsatz kam. Die Kakaobutter dagegen wurde dank ihrer desinfizierenden Eigenschaften bei Entzündungen, Schuppen und Tierbissen aufgetragen oder als generelle Hautpflege eingesetzt. Kakaobohnen wurden bei den Azteken auch als Währung genutzt. Die Azteken machten aus der Geschichte des Kakaos eine Geschichte der Schokolade. Sie nannten sowohl den Kakao als auch das Kakaogetränk „cacahuatl“.

Die Ankunft des Kakaos in Europa

Erst Mitte des 16. Jahrhunderts erreichte die beliebte Kakaobohne das europäische Festland und eroberte von dort die ganze Welt. Der erste belegte Nachweis, der besagt, dass der Kakao in Europa landete, stammt aus dem Jahr 1544. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erfuhr Kakao wachsenden Zuspruch. Heißgetränke waren in Europa in dieser Zeit etwas Exotisches und Außergewöhnliches. Im Laufe der Zeit änderte sich auch das Wort des Getränks und wurde zu „chocolatl“ und später zu „chocolate“.

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Das Kakaogetränk war unter den spanischen Siedlern in Mesoamerika bereits weit verbreitet, als es im 16. Jahrhundert den Weg nach Europa fand und ab dem 17. Jahrhundert innerhalb des europäischen Adels der Alten Welt fest etabliert war. Durch regelmäßige Kakaolieferungen um 1700 und die Auflösung des spanischen Kakaomonopols durch den Anbau in anderen europäischen Kolonien verbreitete sich der Kakao von Spanien aus in den Adelsschichten der anderen europäischen Länder. Der europäische Adel zelebrierte das Trinken von Schokolade durch die Zugabe von Zucker und bekannten Gewürzen wie Zimt und Anis vor allem im familiären Kreis. Darüber hinaus entwickelten sich diverse Gefäße und Service, die speziell dem Konsum des Kakaogetränks dienten.

Industrialisierung der Schokoladenherstellung

Bis zum 19. Jahrhundert veränderte sich die Herstellung des Schokoladengetränks nur geringfügig. 1819 setzten der französische Schokoladenhersteller Pelletier und die englische Firma Joseph Fry die erste Dampfmaschine bei der Schokoladenherstellung ein. Hierdurch wurde die Geschichte der Schokolade untrennbar mit den Errungenschaften der Industrialisierung verknüpft.

Die Geschichte der Schokoladenherstellung ist reich an bahnbrechenden technischen Errungenschaften, die ihre Produktion revolutionierten. Im Jahr 1811 machte Poincelet einen wichtigen Schritt vorwärts, indem er den Mélangeur entwickelte. Dieses Gerät ermöglichte es, Kakaomasse und Zuckeranteil effizient zu vermischen und trug wesentlich zur Verfeinerung der Schokoladenmasse bei. Ein weiterer Meilenstein folgte 1828, als der holländische Chemiker Van Houten die Kakaobutterpresse erfand. Die industrielle Produktion von Schokolade wurde 1846 durch die Konstruktion der Eintafelanlage durch den Techniker Daupley verbessert. Zum ersten Mal konnte Schokolade in einheitlicher Größe und in größeren Mengen produziert werden. Nur ein Jahr später, 1847, brachte das englische Unternehmen Fry & Sons die erste feste Essschokolade auf den Markt. Im Jahr 1873 leistete das deutsche Unternehmen Stollwerck einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Schokoladenqualität, indem es den Fünfwalzenstuhl konstruierte. Dieses Gerät ermöglichte es, Schokolade fein zu walzen, was ihre Textur und Qualität erheblich verbesserte. Die Herstellung von Milchschokolade wurde 1875 durch den Schweizer Daniel Peter revolutioniert, der das von Henri Nestlé entwickelte Milchpulver verwendete. Diese Innovation verlieh der Milchschokolade ihren unverwechselbaren Geschmack.

Schokoladenproduktion im 20. Jahrhundert

Mit der Gründung des Verbandes deutscher Schokoladenhersteller im Jahre 1877 verpflichteten sich die teilnehmenden Schokoladenhersteller zur Reinheit der Schokolade und druckten den Verweis „Garantiert rein Kakao und Zucker“ auf ihren Verpackungen ab. Die moderne Geschichte der Schokolade beginnt im Zweiten Weltkrieg. Die deutsche Schokoladenindustrie produzierte fast ausschließlich für die Armee. Kakao als Notration und Stärkungsmittel wurde ständig mitgeführt. Ab den 1960er-Jahren entwickelte sich die Schokolade weiter: Nun wurden auch Riegel angeboten. Die Hauptzielgruppe waren Kinder.

Heutige Produktionsländer und -mengen

Anbauländer

Die Kakaopflanze, botanisch bekannt als Theobroma cacao, ist eine tropische Diva, die nur in bestimmten Regionen der Welt gedeiht. Der sogenannte Kakaogürtel erstreckt sich über Länder, die nicht mehr als 20 Grad nördlicher und südlicher Breite vom Äquator entfernt liegen. Innerhalb dieses Gürtels müssen auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Höhenlage stimmen, damit die Kakaobäume optimal wachsen und Früchte tragen können.

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Der Kakaogürtel umfasst vor allem Länder in Afrika, Mittel- und Südamerika sowie einige Länder in Asien. Aus Australien und Ozeanien stammen nur geringe Anteile der Welternte. Die Ursprungsregionen des Kakaos in Mittel- und Südamerika sind heute eher für Spezialitätenkakaos bekannt. Der Löwenanteil der weltweiten Kakaoproduktion kommt aus Westafrika. Das mit Abstand größte Produktionsland ist die Elfenbeinküste. Schätzungen der ICCO (International Cocoa Organization) für das noch nicht komplett ausgewertete Erntejahr 2019 / 2020 ergaben einen Anteil von 2,1 Mio. Tonnen. Ghana folgt mit deutlichem Abstand und einer Erntemenge von 812 Tsd. Tonnen. So machen die Ernteanteile allein dieser beiden Länder jährlich rund 70 % des gesamten Weltmarktes aus. Zusammen mit der Ernte aus anderen afrikanischen Ländern (z. B. Kamerun und Nigeria) ergibt sich so für 2019 / 2020 ein Anteil von mehr als 75 % der gesamten Jahresmenge weltweit. Die gesamte Jahresmenge - das waren beispielsweise in der Saison 2018 / 2019 über 4,8 Mio.

Amerikanischer Kakao kommt vor allem aus Ecuador (328 Tsd. Tonnen 2019 / 2020) und Brasilien (201 Tsd. Tonnen 2019 / 2020). Länder wie Peru, die Dominikanische Republik und einige andere stellen dagegen deutlich geringere Mengen her. Jedoch haben viele dieser Länder das Privileg, sich als Hersteller von Edelkakao bezeichnen zu dürfen. Diese sogenannten „fine flavour cocoa“-Nationen werden regelmäßig vom ICCO festgelegt und umfassen derzeit 23 Länder. Edelkakao zeichnet sich durch seine besonderen Aromenspektren aus. Die ICCO legt zudem die Mengen an Edelkakao fest, die aus einem Land kommen sollen. So gibt es Mischländer, wie z. B. Ecuador, das 75 % Edelkakao liefert. Dagegen gilt beispielsweise Kakao aus Bolivien zu 100 % als edel. Insgesamt beläuft sich der Weltmarktanteil amerikanischen Kakaos mit 864 Tsd. Tonnen auf ca. 18 % für das Jahr 2019 / 2020 - ein gravierender Unterschied zu den über 75 % afrikanischen Kakaos.

Asien, Ozeanien und Australien bringen es im Vergleich dazu nur auf knapp 6 %, wobei Indonesien mit 200 Tsd.

Verarbeitungsländer

Die weitere Verarbeitung des Rohstoffes Kakao findet kaum in den Erzeugerländern statt. Fast ausschließlich Länder der Nordhalbkugel (allen voran Europa und die USA) vermahlen die Bohnen und stellen Schokolade und andere Endprodukte daraus her. Zu Europas Schokoladenmarktführern zählen Mars Incorporated, Ferrero, Mondelez International, Nestlé sowie Lindt & Sprüngli.

Liste von Ländern, aus denen Schokolade bezogen wird

Einige Länder, in denen Kakao produziert wird, werden zu Paketen zusammengefasst. Es ist spannend, wie jeder Schokoladenhersteller und Chocolatier seine eigene Handschrift und Verarbeitung in die Produktion einbringt.

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Herausforderungen und Nachhaltigkeit

Die globale Nachfrage nach Kakao hat negative Folgen für Mensch und Umwelt. Kakao gehört weltweit zu den größten landwirtschaftlichen Entwaldungstreibern. Die Elfenbeinküste und Ghana haben bereits bis zu 90 Prozent des Waldes unter anderem durch den Kakaoanbau verloren. Schuld daran ist ein Teufelskreis. Oft sind Plantagen bereits sehr alt und die Erträge viel geringer als das eigentliche Potential. Der Großteil des Kakaos wird in Monokultur angebaut. Zudem haben die Bäuerinnen und Bauern oft keine gesicherten Landrechte, weshalb es sich nicht lohnt in einen nachhaltigeren Anbau zu investieren. Wenn die Bäume kaum noch Früchte tragen, ziehen die Kleinbäuerinnen und -Bauern weiter und erschließen sich durch Brandrodungen neue Flächen. Daher wird immer mehr Wald für den Kakaoanbau zerstört.

Auch die sozialen Probleme befeuern die Naturzerstörung. Die Preise, die die Bäuerinnen und Bauern erhalten, sind oft nicht existenzsichernd und unterliegen starken Schwankungen. Von dem Preis, den wir pro Tafel Schokolade zahlen, erhalten die Bäuerinnen und Bauern nur wenige Cent. Oft sind sie darauf angewiesen, dass die Kinder auf den Plantagen mithelfen, was zu schweren Formen von Kinderarbeit führt. Durch den Anbau in Monokultur ist Kakao meist die einzige Einkommensquelle. Sind die Preise besonders tief oder fällt die Ernte schlecht aus, verlieren sie ihre gesamte Lebensgrundlage. Auch die Tatsache, dass die Bohnen zur Weiterverarbeitung größtenteils exportiert werden, führt dazu, dass nur wenig Geld in den Ländern bleibt, in denen der Kakao angebaut wird.

Klimawandel als Kakaokiller

Seit Jahren warnen Forscher:innen bereits, dass die Produktion von Kakao in Zukunft einbrechen könnte. Der Klimawandel macht landwirtschaftliche Flächen teilweise unbrauchbar. Klimaextreme wie Dürren, Starkregen und Überflutungen vernichten Ernten. Neue Pflanzenkrankheiten treten auf. Zudem schadet der globale Temperaturanstieg dem Gleichgewicht der empfindlichen Kakaopflanze. Die Folgen spüren Verbraucher:innen bereits an der Supermarktkasse. Schokolade wird immer teurer. Das Forschungszentrum International Center for Tropical Agriculture (CIAT) prognostiziert bereits, dass diese Ausfälle zunehmen werden. Die Wissenschaftler:innen berechneten, dass 90 Prozent der Anbauflächen in Ghana und der Elfenbeinküste im Jahr 2050 für den Kakaoanbau deutlich weniger geeignet sein werden.

Agroforstsysteme als Lösung

Entscheidend ist ein vielfältiges Anbausystem in naturnahen Agroforstsystemen. Das bietet im Gegenteil zu Monokultur zahlreiche Vorteile. Anstatt das sich ausschließlich Kakaobäume auf einer Fläche befinden, wächst der Kakao in Agroforstsystemen im Schatten von Bananenbäumen, Edelhölzern oder Palmen. Auf dem Boden werden medizinische Kräuter oder anderes Obst und Gemüse angebaut. Das positive Zusammenspiel von Landwirtschaft und Wald kann zu einer erhöhten Produktivität der Pflanzen beitragen, denn die Bäume und Pflanzen profitieren voneinander, spenden sich gegenseitig Schatten oder reichern den Boden mit Nährstoffen an. Zudem werden weniger Pestizide benötigt, was Tiere und Insekten anzieht und die biologische Vielfalt erhält. Agrofrostsysteme sind zudem widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel. Auch für die Bäuerinnen und Bauern hat dies Vorteile. Durch den Anbau verschiedener Produkte sind sie nicht nur von dem Kakao als einzige Ernte abhängig, sondern können auch viele weitere Produkte für den eigenen Bedarf oder für lokale und internationale Märkte produzieren. So können sie ihr Einkommen diversifizieren.

Initiativen für nachhaltigen Kakao

Es gibt immer mehr Initiativen und Siegel, die darauf abzielen, die Arbeitsbedingungen im Kakaosektor zu verbessern und eine faire Entlohnung zu gewährleisten. Schokoladen in Bioqualität oder aus fairem Handel gewinnen zunehmend an Bedeutung und Beliebtheit, da K… Der WWF engagiert sich in der Multi-Akteurs-Plattform Forum Nachhaltiger Kakao. Da der Anbau von Kakao und die steigende weltweite Nachfrage nicht ohne Auswirkungen auf die Umwelt bleibt und teilweise zur Rodung tropischer Regenwälder beiträgt, setzt der WWF sich im Forum für die nachhaltigere Ausgestaltung des Kakaoanbaus und der Lieferkette ein, um Transparenz, Rückverfolgbarkeit und die Lebensbedingungen in den Anbauländern zu verbessern und weitere Entwaldung zu verhindern.

Tipps für Verbraucher:innen

  • Nachhaltigkeitssiegel: Bei Siegeln am Besten auf den Kauf von Bio-Schokolade in Kombination mit anderen Siegeln wie Fairtrade und Rainforest Alliance achten. Anders als die Rainforest Alliance garantiert das Fairtrade-Siegel den Bäuer:innen einen Mindestpreis pro Tonne Kakao - also eine Art Absicherung in Zeiten niedriger Weltmarktpreise. Rainforest Alliance hat dafür ein Kriterium zum Schutz der Wälder.
  • Wertschöpfung vor Ort: Achtet beim Kauf von Schokolade auf Initiativen, bei denen der Großteil der Wertschöpfung vor Ort stattfindet, das heißt, die Schokolade wird in den Anbauländern selbst hergestellt, zum Beispiel Fairafric in Ghana oder Paccari in Ecuador.
  • In Maßen genießen: Schokolade ist ein besonderes Luxusgut: Genießt Schokolade in Maßen und schätzt sie wert.
  • In den Austausch gehen: Fragt bei eurem Lieblingsschokoladenhersteller nach, ob die Schokolade fair ist. Fairhandelsorganisationen wie zum Beispiel GEPA gehen über die Fairtrade-Standards hinaus und zahlen teilweise deutlich höhere Preise als den Fairtrade-Mindestpreis. Informiert euch, teilt euer Wissen und informiert andere über den nachhaltigen Genuss von Schokolade.

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