Honig aus Waben gewinnen ohne Schleudern: Eine detaillierte Anleitung
Die Gewinnung von Honig aus Waben ohne Schleuder ist eine faszinierende Alternative zur traditionellen Imkerei. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Methoden, Vor- und Nachteile sowie wichtige Aspekte, die bei dieser Art der Honigernte zu beachten sind.
Einführung
Die traditionelle Honigernte beinhaltet in der Regel das Schleudern, bei dem die Honigwaben in einer Schleuder geschwenkt werden, um den Honig durch Zentrifugalkraft zu extrahieren. Es gibt jedoch auch alternative Methoden, um an den Honig zu gelangen, ohne eine Schleuder zu verwenden. Diese Methoden sind besonders für Hobbyimker mit wenigen Völkern oder für Bienenhalter in Bienenkisten interessant, bei denen die Waben nicht für das Schleudern geeignet sind.
Die Herausforderung der konventionellen Honigernte
Konventionelle Imker verwenden Honigschleudern, um Honig zu gewinnen. Dazu sind Waben mit Rahmen und Draht erforderlich, um die Stabilität zu gewährleisten. In Bienenkisten werden jedoch keine Rahmen verwendet, und die Waben werden an Holzleisten befestigt. Diese Konstruktion erlaubt zwar die Entnahme der Waben, macht das Schleudern aber unmöglich, da die Waben ohne Rahmen nicht stabil genug sind.
Methoden zur Honiggewinnung ohne Schleudern
Es gibt verschiedene Methoden, um Honig aus Waben ohne Schleuder zu gewinnen. Die am häufigsten verwendeten sind:
1. Die Abtropfmethode
Bei der Abtropfmethode werden die Honigwaben von den Trägerleisten geschnitten, in kleine Stücke zerteilt und in ein Sieb gegeben. Der Honig tropft dann durch das Sieb in ein darunter stehendes Gefäß. Dieser Prozess kann einige Tage dauern, liefert aber einen reinen Honig.
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Vor- und Nachteile der Abtropfmethode
- Vorteile:
- Keine Anschaffung und Lagerung einer Schleuder erforderlich.
- Keine Notwendigkeit, Rähmchen zu bauen, zu kaufen, zu warten und zu lagern.
- Nachteile:
- Keine Möglichkeit, leere, ausgebaute Waben ins Bienenvolk zurückzugeben.
- Längere Dauer, insbesondere bei vielen Völkern.
2. Die Zerstampfungsmethode
Bei dieser Methode werden die Honigwaben zerstampft und anschließend durch ein feines Netz oder Tuch gepresst. Der Honig fließt durch das Netz, während die Wachsreste zurückbleiben.
Schritte der Zerstampfungsmethode
- Waben vorbereiten: Nicht in den Honig gehörende Bestandteile wie Mittelwände, Pollen, tote Bienen und Brut aus den Waben herausschneiden.
- Waben zerstampfen: Die Waben in einem Eimer zerstampfen. Ein Kartoffelstampfer oder ein Honigrührer kann hilfreich sein.
- Honig abseihen: Die zerstampfte Masse durch ein Gemüseschutznetz oder ein anderes feines Netz in einen Eimer laufen lassen.
- Abtropfen lassen: Den Honig einige Tage abtropfen lassen, um eine klare Flüssigkeit zu erhalten.
- Abfüllen: Den Honig in Gläser abfüllen.
3. Die Auspressmethode
Diese Methode ähnelt der Zerstampfungsmethode, verwendet jedoch eine Honigpresse, um den Honig aus den Waben zu pressen. Dies ist effizienter als das einfache Zerstampfen, erfordert jedoch die Anschaffung einer Presse.
Verwendung einer Honigpresse
- Waben vorbereiten: Die Waben von den Rähmchen schneiden und zerkleinern.
- Waben pressen: Die zerkleinerten Waben in eine Honigpresse geben und den Honig herauspressen.
- Honig filtern: Den gepressten Honig durch ein Sieb filtern, um Wachsreste zu entfernen.
4. Die Sonnenwärme-Methode
Diese traditionelle Methode nutzt die Wärme der Sonne, um den Honig aus den Waben zu gewinnen. Die Waben werden in einem Korb über einer Schüssel in die Sonne gestellt, bis der Honig durch die Wärme flüssig wird und in die Schüssel tropft.
Nachteile der Sonnenwärme-Methode
- Hohe Temperaturen können wertvolle Inhaltsstoffe des Honigs zerstören.
5. Die Wärmemethode
Hierbei werden die Honigwaben in einem Topf erhitzt, um das Wachs zu schmelzen. Das Wachs setzt sich an der Oberfläche ab und kann abgeschöpft werden.
Nachteile der Wärmemethode
- Temperaturen über 40 °C können die wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs zerstören.
Reife und Qualität des Honigs
Ein entscheidender Faktor für die Qualität des Honigs ist sein Wassergehalt. Laut der deutschen Honigverordnung darf der Wassergehalt nicht über 20 % liegen, und nach den Vorgaben des Deutschen Imkerbundes sogar unter 18 %. Bienen erkennen, wann der Honig reif ist, und verschließen die Waben mit einem Deckel aus Bienenwachs.
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Anzeichen für reifen Honig
- Mindestens zwei Drittel der Wabenfläche sind mit einem Wachsdeckel verschlossen.
- Der Wassergehalt liegt unter 20 %.
- Kein Spritzen von Honig aus den Wabenzellen.
Maßnahmen bei zu feuchtem Honig
- Die Waben zurück ins Volk hängen und 1-2 Wochen warten.
Hygiene bei der Honigernte
Auch ohne dedizierten Schleuderraum ist Hygiene bei der Honigernte wichtig.
Hygienemaßnahmen
- Fließendes Wasser und Reinigungsmittel bereitstellen.
- Schleuder, Entdeckelungsgeschirr und -gabel reinigen.
- Saubere Honigeimer verwenden.
- Während der Honigernte keine anderen Tätigkeiten im Raum durchführen.
Vorbereitung der Honigernte
Bienenflucht einsetzen
Am Tag vor der Honigernte eine Bienenflucht zwischen Honigraum und Brutraum einsetzen. Dadurch können die Bienen in den Brutraum gelangen, aber nicht mehr zurück.
Honigwaben entnehmen
Am Erntetag die reifen Honigwaben entnehmen und verbliebene Bienen vorsichtig entfernen.
Verarbeitung des Honigs
Entdeckeln der Waben
Die Waben von den Wachsdeckeln befreien. Dies kann mit einer Entdeckelungsgabel oder einem beheizbaren Entdeckelungsmesser erfolgen.
Schleudern oder Abtropfen
Je nach gewählter Methode den Honig schleudern oder abtropfen lassen.
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Sieben des Honigs
Den Honig durch ein Grob- und Feinsieb passieren lassen, um Wachsreste zu entfernen.
Abschäumen des Honigs
Den Honig eine Zeit lang stehen lassen, sodass Wachsteilchen und Luftblasen als Schaum nach oben steigen und abgeschöpft werden können.
Lagerung des Honigs
Honig sollte kühl und trocken gelagert werden. Schnell kristallisierenden Honig (z.B. Rapshonig) sofort nach dem Schleudern rühren.
Rühren des Honigs
Durch das Rühren wird die Kristallisation des Honigs verlangsamt und eine cremige Konsistenz erreicht.
Schritte zum Rühren des Honigs
- Fein cremigen Honig (Impfhonig) besorgen.
- Impfhonig (3-10 % der Gesamtmenge) unter den Honig rühren.
- Den Honig mehrmals täglich rühren.
Impfen des Honigs
Das Impfen des Honigs mit feinkristallinem Honig fördert eine gleichmäßige Kristallisation und verhindert die Bildung großer Kristalle.
Umgang mit Melezitosehonig (Zementhonig)
Melezitose ist ein Dreifachzucker, der in Waldhonig vorkommen kann und zu einer schnellen Kristallisation führt. Dieser „Zementhonig“ ist für Imker problematisch, da er sich kaum schleudern lässt und für Bienen ungesund ist.
Erkennung von Melezitosehonig
- Hohe Tageszunahmen im Juli (über 3 kg).
- Trüber Honig, bei dem der Zellboden nicht mehr erkennbar ist.
- Geleeartige Konsistenz und sandige Beschaffenheit.
Maßnahmen bei Melezitosehonig
- Nicht als Winterfutter für Bienen lassen.
- Melezitosehonig entnehmen, auch im Brutnest.
- Waben wässern und von Bienen umtragen lassen.
- Eventuell Abwandern oder Mittelwände geben.
Methoden zur Gewinnung von Melezitosehonig
- Waben mit einer Nadelwalze bearbeiten und schleudern.
- Waben pressen oder einschmelzen.
Geräte und Hilfsmittel
Für die Honigernte ohne Schleuder sind folgende Geräte und Hilfsmittel nützlich:
- Messer zum Schneiden der Waben
- Eimer zum Sammeln der Wabenstücke
- Kartoffelstampfer oder Honigrührer zum Zerstampfen der Waben
- Sieb oder Gemüseschutznetz zum Abseihen des Honigs
- Honigpresse (optional)
- Gläser zum Abfüllen des Honigs
- Entdeckelungsgabel oder -messer
- Honigrührer zum Rühren des Honigs
Rechtliche Aspekte
Hobbyimker unterliegen bestimmten rechtlichen Bestimmungen, insbesondere der Honigverordnung. Diese schreibt unter anderem einen maximalen Wassergehalt von 20 % vor.
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