Fake-Honig erkennen: Ein umfassender Test und Leitfaden für Verbraucher

Gepanschter Honig ist ein wachsendes Problem, das Verbraucher und Imker gleichermaßen betrifft. Studien zeigen, dass ein erheblicher Teil des im Handel erhältlichen Honigs, einschließlich Markenprodukten, mit billigen Sirupen gestreckt sein könnte. Dieser Artikel beleuchtet die Problematik, stellt verschiedene Testmethoden vor und gibt Verbrauchern Ratschläge, wie sie echten Honig erkennen können.

Die Problematik des gepanschten Honigs

Honig ist ein beliebtes Naturprodukt, dessen Konsum weltweit steigt. Allein in Deutschland verzehrt jeder Einwohner durchschnittlich etwa ein Kilogramm Honig pro Jahr. Da die heimische Produktion den Bedarf nicht decken kann, müssen große Mengen importiert werden. Diese Importe stammen hauptsächlich aus der Ukraine, Mexiko, Argentinien und China. Die Preisunterschiede im Supermarkt sind erheblich, wobei ein 500-Gramm-Glas zwischen drei und acht Euro kostet.

Britta Schautz, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin, erklärt: "Genau deshalb ist der Honigmarkt so umkämpft, weil man damit auch hohen Gewinn machen kann." Eine Untersuchung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2023 ergab, dass fast jede zweite getestete Honigprobe mit Sirupen auf Mais-, Reis- oder Zuckerrübenbasis gestreckt war, um die Herstellungskosten zu senken. Besonders betroffen sind Importe aus China.

Das Mischen von Honig mit anderen Substanzen ist jedoch illegal, da Honig ein geschütztes Naturprodukt ist. Die Kontrollbehörden sind oft machtlos gegen diese betrügerischen Einfuhren, da Untersuchungen nur stichprobenartig durchgeführt werden können. Zudem sind die Fälscher oft einen Schritt voraus und kennen die Analysemethoden.

Die Zutaten der Fälscher

Die Sirup-Produkte, die zum Strecken von Honig verwendet werden, sind vielfältig und können leicht online erworben werden. Dazu gehören:

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  • Flüssige Süßstoffe
  • Bienen-Enzym
  • Glukose
  • Mais-Sirup
  • Hochfrucht-Sirup

Diese Produkte werden häufig auf chinesischen Online-Plattformen angeboten, was die Problematik noch verschärft.

Testmethoden zur Erkennung von Fake-Honig

Um gefälschte Honige aufzuspüren, verwenden Labore verschiedene Methoden.

Chemisch-physikalische Methoden

Bislang wurden hauptsächlich chemisch-physikalische Methoden eingesetzt, um Zuckerprofile zu bestimmen und Zuckersirup-Rückstände aufzuspüren. Diese Methoden sind jedoch nicht immer zuverlässig, da die Fälscher immer raffiniertere Sirupe verwenden, die den Tests standhalten.

DNA-Analyse

Moderne DNA-Analysen bieten eine vielversprechende Alternative. Hierbei wird die im Honig enthaltene DNA untersucht, um Pflanzenarten zu identifizieren, die die Bienen besucht haben. Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) hat diese Methode an 30 zufällig ausgewählten Honigen aus deutschen Supermärkten getestet. Das Ergebnis war alarmierend: 80 Prozent der Proben waren gefälscht, darunter auch namhafte Marken, Bio- und Fairtrade-Honige.

Michael Traugott vom Institut für Ökologie Innsbruck leitet eines der führenden Labore in Europa, das auf DNA-Analysen für Honig spezialisiert ist. Weltweit wurden von Tausenden von Wissenschaftlern DNA-Abschnitte von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen gesammelt und bestimmt, was eine umfassende Datenbank für den Vergleich ermöglicht.

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Auch das ARD Kompetenzcenter Verbraucher hat ein Labor mit der Untersuchung einer Stichprobe beauftragt. Das Ergebnis: Vier von sechs Honigen fielen durch, da ihr DNA-Profil zu stark vom typischen Profil eines Honigs abwich.

Kritik an der DNA-Analyse

Die Industrie zeigt sich von den Ergebnissen der DNA-Analyse wenig beeindruckt. Unternehmen wie Langnese und Edeka argumentieren, dass die Prüfprozesse nicht voll ausgereift seien und die verwendeten Datenbanken nicht international repräsentativ. Sie betonen, dass ihre eigenen Analysemethoden einwandfreie Ergebnisse liefern. Auch Breitsamer und Rewe sind von ihren Testmethoden überzeugt und bezweifeln, dass die DNA-Methodik geeignet ist, zuverlässig echte Honige von gestreckten Honigen zu unterscheiden.

Dr. Matthias Kopetzky, ein Wirtschaftsforensiker, der sich mit der Aufdeckung von Lebensmittelbetrug befasst, verteidigt die neue DNA-Analyse: "Bei den Gerichten ist die DNA-Methode so eingeführt, dass wir Leute, die damit überführt werden, ein Leben lang ins Gefängnis stecken. Aber für den Honig soll es nicht reichen."

Ergebnisse einer ZDF frontal Untersuchung

ZDF frontal führte eine eigene Untersuchung durch, bei der Honig-Eigenmarken von Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Penny und Netto sowie der Honig von Marktführer Langnese in zwei unterschiedliche Labore nach Estland und Österreich zum DNA-Test geschickt wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass der Großteil dieser Honigproben nicht als echter Honig einzustufen ist.

Professor Michael Traugott, Zoologe an der Uni Innsbruck und Leiter des Labors Sinsoma, erklärte, dass die erwarteten Organismen im Honig entweder nicht vorhanden waren oder in unsinnigen Kombinationen vorkamen. Im Vergleich dazu erhielt das DNA-Profil des Honigs eines Hobby-Imkers aus dem Spreewald das Prädikat "plausibel".

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Die Supermärkte widersprechen den Ergebnissen und betonen, dass sie kontinuierlich Maßnahmen zur Qualitätssicherung etabliert haben, um die Reinheit des Blütenhonigs zu gewährleisten. Aldi argumentiert, dass keine wissenschaftlichen Belege dafür vorliegen, dass sich aus DNA-Profil, -Menge oder -Qualität eindeutige Rückschlüsse auf eine Honig-Verfälschung ergeben.

Experten wie Professor Florian Leese, Biologe und Spezialist für die DNA-Analyse in Ökosystemen, nehmen die Ergebnisse jedoch ernst und betonen die Überzeugungskraft, wenn zwei Labore zu dem gleichen Ergebnis kommen.

Die Rolle der Politik

Die Politik nimmt die Ergebnisse der DNA-Untersuchung ernst. Das Bundeslandwirtschaftsministerium steht in direktem Kontakt mit dem Labor in Estland, und die Regierung in Estland betont, dass das Akkreditierungsverfahren für die neue Testmethode angelaufen ist.

Der rheinland-pfälzische Umwelt-Staatssekretär Erwin Manz betonte im Interview mit frontal, dass der Bericht sehr ernst genommen werde und dass der Verdacht auf gepanschten Honig im Supermarkt seit Langem besteht.

Die Machenschaften der Honigfälscher

Der finanzielle Anreiz, Honig mit Zuckersirup zu strecken, ist für viele Hersteller und Händler groß. Billiger Glucose-Fructose-Sirup kostet nur einen Bruchteil von echtem Bienenhonig. Ein deutscher Honig-Händler rechnete vor, dass sich die Marge fast verdoppeln würde, wenn er seinen Honig mit 20 Prozent Sirup mischen würde.

Chinesische Händler werben auf Online-Plattformen explizit mit Sirup zum Panschen und versprechen, dass ihre Produkte die gängigen Labortests bestehen. ZDF frontal hat undercover in China recherchiert und festgestellt, dass dort Sirup hergestellt wird, der den wichtigsten Echtheitstest für Honig besteht, den sogenannten NMR-Test.

Das Honig-Experiment von ZDF frontal

Um zu testen, wie leicht sich Honig mit Sirup panschen lässt, führte ZDF frontal ein Experiment durch, bei dem Supermarkt-Honig mit Sirup aus China gestreckt wurde. Das Ergebnis: Die in der Europäischen Union verpflichtenden Handelsanalysen haben alle sechs mit Sirup gepanschten Honig-Mischungen bestanden. Selbst aufwändigere Testverfahren wie der NMR-Test wurden von zwei der sechs Mischungen bestanden.

Lebensmittelchemiker Sascha Rohn von der TU Berlin erklärte, dass man tatsächlich einen Sirup gefunden hat, bei dem man sich vorher große Gedanken darüber gemacht hat, dass er nicht auffällt.

Tipps für Verbraucher zum Erkennen von echtem Honig

Angesichts der komplexen Problematik des gepanschten Honigs stellt sich die Frage, worauf Verbraucher achten können, um echten Honig zu kaufen. Hier sind einige Tipps:

  1. Regionale Produkte bevorzugen: Kaufen Sie Honig möglichst direkt beim Imker oder auf regionalen Märkten.
  2. Herkunftsbezeichnung beachten: Achten Sie auf eine klare Herkunftsbezeichnung wie "Deutscher Honig" oder "Ursprungsland: Deutschland".
  3. Preis beachten: Ein sehr günstiger Preis kann ein Hinweis auf minderwertige Ware sein.
  4. Konsistenz prüfen: Echter Honig kristallisiert mit der Zeit. Falscher Honig bleibt flüssig.
  5. Wasser-Test: Geben Sie einen Teelöffel Honig in ein Glas Wasser. Wenn sich der Honig schnell auflöst, ist das ein gutes Zeichen.
  6. Geschmack: Achten Sie auf einen intensiven, aromatischen Geschmack, der lange auf der Zunge bleibt.
  7. Auf Bio- und Fairtrade-Siegel achten: Auch wenn diese Siegel keine Garantie sind, bieten sie eine gewisse Sicherheit.

Die Zukunft der Honigkontrolle

Um Verbraucher besser zu schützen und den Betrug mit gepanschtem Honig zu bekämpfen, sind strengere Kontrollen und genauere Kennzeichnungen erforderlich. Die EU plant, die Ursprungsländer von Honig in Zukunft detaillierter zu kennzeichnen und ein besseres System zur Rückverfolgbarkeit einzurichten.

Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) setzt sich gemeinsam mit dem Europäischen Berufsimkerbund (EPBA) für eine bessere Aufklärung und strengere Maßnahmen gegen Honigfälschungen ein. Sie fordern, dass Fälschungen in diesem Ausmaß als organisierte Kriminalität behandelt werden.

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