Dürfen Muslime Milka Schokolade essen? Eine umfassende Betrachtung der Halal-Konformität von Süßigkeiten
Als Muslim in Deutschland steht man oft vor der Frage, ob bestimmte Lebensmittel, insbesondere Süßigkeiten, halal sind. Halal bedeutet im Islam "erlaubt" und bezieht sich auf alle Dinge und Handlungen, die nach islamischem Recht zulässig sind. Das Gegenteil von halal ist haram, was "verboten" bedeutet. Muslime sind im Koran dazu angehalten, nur islamisch erlaubte Dinge zu essen und zu trinken. Dieser Artikel beleuchtet, welche Inhaltsstoffe in Süßigkeiten für Muslime problematisch sein können und ob Milka Schokolade als halal betrachtet werden kann.
Grundlagen: Was bedeutet Halal?
Halal geht über die reine Vermeidung von Schweinefleisch und Alkohol hinaus. Es umfasst den gesamten Produktionsprozess, von den Rohstoffen bis zur Verarbeitung und Verpackung. Für viele Muslime ist auch die Art der Tierhaltung und Schlachtung von Bedeutung.
Haram-Inhaltsstoffe in Süßigkeiten
Grundsätzlich gilt im Islam, dass alles erlaubt ist, was nicht explizit verboten ist. Einige Inhaltsstoffe in Süßigkeiten sind jedoch für Muslime problematisch:
- Gelatine: Gelatine wird aus dem Auskochen von Tierknochen, -häuten, -sehnen, -knorpeln und -bändern gewonnen und dient als Geliermittel und Bindemittel. Da in Europa etwa 80 % der Speisegelatine vom Schwein stammen, ist sie für Muslime haram. Alternativ kann Rindergelatine oder gelatinefreie Alternativen verwendet werden.
- Karmin: Dieser rote Farbstoff wird aus getrockneten und gekochten Cochenille-Schildläusen gewonnen. Ob Karmin halal oder haram ist, ist unter Gelehrten umstritten.
- Schellack: Schellack ist ein harzartiges Ausscheidungsprodukt der Lackschildlaus. Auch hier ist die Einstufung als halal oder haram unter Gelehrten umstritten. Einige betrachten es als halal.
- Cystein: Cystein wird oft aus Keratin gewonnen, das aus Hörnern, Federn, Haaren oder Schweineborsten stammen kann. Es wird verwendet, um das Gluten in Mehl aufzubrechen und den Teig leichter zu verarbeiten.
- Aromen mit Ethanol: Aromen in Süßigkeiten können Ethanol (Alkohol) enthalten, was für Muslime problematisch ist.
Kreuzkontamination
Auch wenn Süßigkeiten keine der genannten Haram-Inhaltsstoffe enthalten, können sie durch Kreuzkontamination in Produktionsanlagen, in denen auch nicht-halal Produkte hergestellt werden, als nicht-halal gelten.
Milka Schokolade und Halal
Mondelez Deutschland Services GmbH & Co. bestätigte, dass Milka Alpenmilch-Schokolade Milchpulver, Molkepulver und Butterreinfett als Zutaten tierischen Ursprungs enthält, aber keine Gelatine. Es wird empfohlen, die Zutatenliste und Allergiehinweise auf der Verpackung aufmerksam zu lesen, um sicherzustellen, dass ein Produkt den Erwartungen entspricht. Die Emulgatoren E471, E475 und E476, die in einigen Produkten verwendet werden, werden aus pflanzlichen Fetten hergestellt.
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Halal-Zertifizierung und ihre Bedeutung
Die Halal-Zertifizierung garantiert, dass ein Produkt die islamischen Speisevorschriften erfüllt. Unternehmen, die eine Halal-Zertifizierung anstreben, müssen sicherstellen, dass ihr gesamter Produktionsprozess, vom Wareneingang bis zum Vertrieb, halal-konform ist. Dies umfasst auch einen halal-konformen Schlachtvorgang bei der Fleischproduktion und die Vermeidung von Alkohol, selbst bei der Reinigung der Produktionsanlagen.
Toblerone als Beispiel für Halal-Umstellung
Ein bekanntes Beispiel für die Anpassung an Halal-Standards ist Toblerone. Die Schweizer Firma stellte ihre Produktion im April auf „halal“ um und ließ dies zertifizieren, ohne die Originalrezeptur zu verändern oder dafür zu werben. Dies zeigt, dass es möglich ist, Süßwaren halal-konform herzustellen, ohne den Geschmack oder die Qualität zu beeinträchtigen.
Die Rolle der Europäischen Union und der Gesetzgebung
Die Rechtslage in der Europäischen Union bezüglich Halal-Lebensmittel ist unklar. Es gibt kein einheitliches Halal-Siegel, was es für Verbraucher schwierig macht, Halal-Produkte zu erkennen. Antje Dau von der Wettbewerbszentrale in Deutschland fordert verbindliche Mindestanforderungen für die „Halal“-Kennzeichnung, um Rechtsklarheit zu schaffen.
Wachstumstreiber Schwellenländer
Islamische Länder und Schwellenländer mit einem hohen Anteil an Muslimen sind Wachstumstreiber für westliche Nahrungsmittelkonzerne. Die Umstellung auf Halal-Produktion richtet sich nicht nur an den europäischen Markt, sondern vor allem auf das Wachstum in Ländern wie Indonesien, Pakistan, Indien, Bangladesch, Ägypten, Iran und Türkei. Mit zunehmendem Wohlstand in diesen Ländern steigt auch der Konsum von Süßwaren.
Bekannte Halal-zertifizierte Marken
Weltweit gibt es über 500 Marken, die ein Halal-Zertifikat haben. Zu den in Deutschland bekanntesten zählen Haribo, Snickers und Mars, aber auch Kellogg’s und Wiesenhof. Haribo produziert seine Produkte für Europa weiterhin mit Schweinegelatine, hat aber in der Türkei eine halal-konforme Produktionsstätte für Länder mit vorwiegend muslimischen Konsumenten.
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Alkohol in Lebensmitteln
Alkohol kann in Lebensmitteln versteckt sein, auch wenn er nicht explizit als Zutat angegeben ist. Er kann durch Gärung im Verlauf des Reife- oder Herstellungsprozesses entstehen. In Süßigkeiten kann Alkohol in geringen Mengen (0,2 bis 0,5 %) vorhanden sein, was von Kindern gerochen und geschmeckt werden kann. Mondelez Deutschland gab an, dass Milka Tender aus produktionstechnischen Gründen eine sehr geringe Menge Alkohol enthält, die jedoch nicht höher ist als der natürliche Alkoholgehalt verschiedener Lebensmittel wie Obst, Fruchtsäfte, Sauerkraut, Kefir oder Brot.
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