"Nicht aus Zucker sein": Herkunft, Bedeutung und Verwendung einer lebendigen Redewendung

Die deutsche Sprache ist reich an Redewendungen, die oft tiefe Einblicke in die Kultur und Geschichte geben. Eine besonders interessante Redewendung ist "nicht aus Zucker sein". Dieser Artikel beleuchtet die Herkunft, Bedeutung und Verwendung dieser Wendung und zeigt, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt hat.

Ursprung und Bedeutung

Die Redewendung "nicht aus Zucker sein" bedeutet umgangssprachlich, dass jemand unempfindlich gegenüber etwas oder jemandem ist, zäh und ausdauernd ist. Sie drückt aus, dass man Widrigkeiten trotzen kann und nicht gleich bei der ersten Schwierigkeit aufgibt. Die Metapher des Zuckers, der sich in Wasser auflöst, verdeutlicht die Zerbrechlichkeit und Empfindlichkeit, die demjenigen abgesprochen wird, der "nicht aus Zucker" ist. Die Redensart kam Ende des 19. Jahrhunderts auf.

Verwendung im Alltag

Die Redewendung findet in verschiedenen Kontexten Anwendung, oft mit einer zusätzlichen Adverbialbestimmung wie "doch" oder "schließlich". Einige Beispiele aus aktuellen Medien verdeutlichen die vielfältige Einsatzweise:

  • "Aus Zucker darf man hier [auf dem Recyclinghof] nicht sein, und mit Menschen sollte man auch umgehen können." (Hamburger Abendblatt, 29.04.2023) - Hier wird betont, dass man auf einem Recyclinghof robust und belastbar sein muss.
  • "Ich bin ja nicht aus Zucker, ich habe schon viel erlebt." (Frankfurter Rundschau, 20.01.2023) - Diese Aussage unterstreicht die Widerstandsfähigkeit einer Person aufgrund ihrer Lebenserfahrung.
  • "Die NLA‑Spielerinnen des LC Brühl sind nicht aus Zucker. Die Handballerinnen wünschen sich einen Trainer, der Strenge zeigt und auch mal laut wird." (St. Galler Tagblatt, 20.09.2018) - Hier wird die körperliche und mentale Stärke der Sportlerinnen hervorgehoben.
  • "Das ist für mich okay, wir sind alle nicht aus Zucker", sagte Thomas Müller zu dem "ein[en] oder anderen Spruch unter der Gürtellinie". (Fränkischer Tag, 02.11.2021) - In diesem Beispiel zeigt sich, dass auch im professionellen Sport eine gewisse Härte erwartet wird.

Ein speziellerer Anwendungsfall bezieht sich auf die Unempfindlichkeit gegenüber Niederschlag:

  • "Die Schüler der Gräfelfinger Grundschulen sind nicht aus Zucker. Sie trotzen dem Regen, das haben sie bewiesen." (Münchner Merkur, 25.10.2022) - Hier wird die Tapferkeit der Kinder hervorgehoben, die sich vom Regen nicht abhalten lassen.
  • "Wir Hamburger wissen, schlechtes Wetter geht wieder vorbei. Wir sind ja nicht aus Zucker", sagte Scholz am Dienstagabend zum Auftakt der Party[…]. (Scholz trommelt in Berlin für Olympia-Bewerbung, 01.09.2015) - Diese Aussage betont die norddeutsche Gelassenheit im Umgang mit schlechtem Wetter.
  • "Radprofis sind nicht aus Zucker, aber vor allem die Abfahrt zwischen dem ersten und dem zweiten Anstieg über den Col de Sarenne gilt schon bei trockener Strasse als gefährlich, bei Regen als eigentlich unzumutbar." (Luzerner Zeitung, 19.07.2013) - Hier wird die Widerstandsfähigkeit von Radprofis relativiert, da selbst sie bei extremen Bedingungen an ihre Grenzen stoßen.

Sprachliche und kulturelle Aspekte

Die Redewendung "nicht aus Zucker sein" reiht sich ein in eine Vielzahl von deutschen Redensarten, die oft auf bildhaften Vergleichen und historischen oder kulturellen Hintergründen basieren. Sie ist ein Ausdruck der deutschen Sprache, der die Fähigkeit betont, Widrigkeiten zu ertragen und nicht bei der ersten Schwierigkeit aufzugeben.

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Kontrast zu anderen Redewendungen

Im Gegensatz zu Redewendungen, die Zerbrechlichkeit oder Empfindlichkeit betonen, wie beispielsweise "aus Glas sein", vermittelt "nicht aus Zucker sein" ein Gefühl von Stärke und Unverwüstlichkeit. Während jemand, der "aus Glas" ist, besonders vorsichtig behandelt werden muss, kann man von jemandem, der "nicht aus Zucker" ist, erwarten, dass er Herausforderungen annimmt und überwindet.

Variationen und verwandte Ausdrücke

Obwohl die Redewendung "nicht aus Zucker sein" in ihrer Grundform weit verbreitet ist, gibt es auch Variationen und verwandte Ausdrücke, die ähnliche Bedeutungen vermitteln. Dazu gehören beispielsweise:

  • "Hart im Nehmen sein"
  • "Ein dickes Fell haben"
  • "Sich nicht unterkriegen lassen"

Diese Ausdrücke betonen ebenfalls die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu ertragen und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen.

Die Rolle des Zuckers in der Sprache

Es ist interessant festzustellen, dass Zucker als Metapher in der Sprache oft eine ambivalente Rolle spielt. Einerseits steht Zucker für Süße, Genuss und Vergnügen, wie in Redewendungen wie "jemandem etwas versüßen" oder "Zuckerbrot und Peitsche". Andererseits kann Zucker auch für Oberflächlichkeit, Künstlichkeit oder eben Zerbrechlichkeit stehen, wie in der Redewendung "nicht aus Zucker sein".

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