Demeter Honig Richtlinien: Eine Analyse der aktuellen Diskussionen und Entwicklungen
In der Demeter Imkerszene gibt es derzeit einige Diskussionen, die die Zukunft der Richtlinien für Demeter Honig betreffen. Es geht um die Zulässigkeit von Absperrgittern, die Erwärmung von Honig zur Verbesserung der Fließfähigkeit und die mögliche Einführung von Mittelwänden und künstlicher Königinnenzucht. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe dieser Diskussionen und zeigt die verschiedenen Standpunkte auf.
Einsatz von Absperrgittern: Ein Zugeständnis an die Praxis?
In langjährigen Untersuchungen wurden Qualitätsunterschiede zwischen Honig von Bienenvölkern mit und ohne Königinnenabsperrgitter geprüft. Die Ergebnisse zeigten zwar Unterschiede, diese wurden jedoch als geringfügig eingestuft. Infolgedessen hat Demeter e. V. Deutschland die Richtlinien 2024 erweitert: "Der Einsatz eines Absperrgitters ist zulässig, es muss eine Ausnahmegenehmigung bei Demeter e. V. beantragt werden."
Diese Erweiterung ist ein Zugeständnis an Bienenhalter mit vielen Völkern. Traditionell verzichten Demeter Imker auf Absperrgitter, um die Einheit des Bienenvolkes nicht zu stören. Das Aufsetzen der Honigzargen erfordert Erfahrung, um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Kühle Nächte oder Regentage können dazu führen, dass die Königin in die Honigzarge steigt und dort Eier legt. In solchen Fällen werden Honigwaben mit Brut bei der Ernte aussortiert und den Völkern zum Schlüpfen zurückgegeben.
Erwärmung von Honig: Qualitätsverlust oder notwendige Maßnahme?
Ein weiterer Punkt der Diskussion ist die Frage, ob die Erwärmung von Honig, um ihn dauerhaft flüssig zu machen, zugelassen werden soll. Dieses Vorhaben wird als bedenklicher eingestuft, da bekannt ist, dass bereits bei 42°C die ersten Eiweiße im Honig denaturieren und mit steigender Temperatur und längerer Dauer weitere wertvolle Eigenschaften zerstört werden.
Obwohl argumentiert werden kann, dass Honig in der Verarbeitung oft erwärmt werden muss, gehört es für viele Demeter Bienenhalter zu den Qualitätsansprüchen, den bestmöglichen Honig abzugeben. Es besteht die Sorge, dass eine Zulassung der Erwärmung von Honig die Demeter Richtlinien weiter "konventionalisieren" könnte.
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Mittelwände und künstliche Königinnenzucht: Ein Tabubruch?
In der Gerüchteküche wird gemunkelt, dass auch über Mittelwände und künstliche Königinnenzucht in der Demeter Imkerei nachgedacht wird. Dies würde einen deutlichen Bruch mit den bisherigen Prinzipien darstellen.
Rudolf Steiner betonte in seinen Arbeitervorträgen die Bedeutung des Wabenwerks als "Skelett" des Bienenvolkes. Es liegt daher nahe, dieses zentrale Organ von den Bienen selbst errichten zu lassen. Die künstliche Königinnenzucht könnte die innige Verwandtschaft zwischen der gekauften Bienenkönigin und den Arbeitsbienen beeinträchtigen.
Allerdings erlauben die Demeter Richtlinien bereits heute, dass zur "züchterischen Auslese […] die Umweiselung mit aus dem Schwarmprozess hervorgegangenen Königinnen und Schwarmzellen erlaubt (ist)." Diese Möglichkeit wird hauptsächlich von Imkern mit vielen Völkern genutzt.
Die Bedeutung der Demeter Richtlinien
Die Demeter Richtlinien stellen die unterste Ebene einer wesensgemäßen Bienenhaltung dar. Viele Imker mit wenig Völkern bringen durch Beziehung und Hingabe, Achtung und Liebe ihre Bienenhaltung auf höhere Ebenen.
Wesensgemäße Bienenhaltung nach Demeter
Die Demeter-Bienenhaltung basiert auf dem Respekt vor dem Bienenvolk als Einheit. Die Lebensäußerungen des Bienenstocks werden berücksichtigt, und der Imker interessiert sich für das Wesen des "Bien". Die Rhythmen, die den Bienenstock durchziehen, sind bekannt und werden im Laufe der Zeit vertieft.
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Motive für Demeter-Bienenhaltung
Anfänger entscheiden sich oft für die Demeter-Bienenhaltung, weil sie die Herangehensweise als plausibel empfinden. Gestandene Imker suchen einen anderen Weg, mit ihren Bienen zu arbeiten, weg von mechanischen Betriebsweisen. Sie wollen mehr mit dem Bienenleben gehen und die Völker weniger zwingen.
Zertifizierung
Die Demeter-Zertifizierung bestätigt, dass die Vorgaben der EU-Verordnung für Öko-Landbau erfüllt sind. Sie erlaubt die Nutzung der Marke "Demeter". Imker lassen sich auf eigene Kosten zertifizieren, um ihre Produkte als "ökologisch erzeugt" zu kennzeichnen und sich jährlich von einem Kontrolleur überprüfen zu lassen.
Typische Fragen am Anfang
Wer sich als Imker nach den Demeter-Richtlinien zertifizieren lassen will, steht vor Fragen wie:
- Wie wirkt sich die Vermehrung aus dem Schwarmtrieb auf meinen Betriebsablauf aus?
- Wie schaffe ich es, dass meine Völker ihre Waben im Brutraum als Naturbauwaben errichten?
- Kann ich Draht zur Stabilisierung der Waben verwenden?
Die Erfahrung zeigt, dass es zu jeder Frage praktikable Antworten gibt.
Mögliche Rückstandsprobleme
Bei einer Umstellung sollte man die Geschichte des Materials prüfen, mit dem bislang gearbeitet wurde. Holz von Beuten und Rahmen kann mit Rückständen aus der Varroa-Bekämpfung oder alten Anstrichen kontaminiert sein. Auch im Wachs sind Rückstände möglich. Bei einer Umstellung mit Zertifizierung werden daher Wachsproben und ggf. Holzproben gezogen.
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Beutenmaterial
Die EU-Regeln schreiben vor, dass Bienenstöcke und in der Bienenhaltung verwendetes Material hauptsächlich aus natürlichen Stoffen bestehen müssen. Die Demeter-Richtlinie verdeutlicht, dass die Bienenwohnung vollständig aus natürlichen Materialien wie Holz, Stroh oder Lehm zu fertigen ist. Beuten aus Styropor oder ähnlichen Kunststoffen sind nicht zulässig.
Beutensysteme
Die Trennung des Lebensraums der Honigbiene von den Honigräumen erleichtert die Honigentnahme. In der Demeter-Bienenhaltung ist die Einheit des Organismus Bienenstock wichtig. Brutraum und Rähmchengröße sind so zu wählen, dass sich das Brutnest organisch mit den Waben ausdehnen kann, ohne von Rähmchenleisten durchtrennt zu werden. Es wird kein spezielles Beutensystem empfohlen, aber bewährt haben sich Magazinsysteme mit einem ungeteilten Brutraum.
Schwarmvermehrung
Die moderne Imkerei verwendet viel Intelligenz darauf, den Schwarmtrieb zu unterdrücken. In der Demeter-Bienenhaltung wird diese Energie genutzt, um die Völker zu verjüngen. Der Imker kann entscheiden, ob ein Volk zur "Vermehrungsfraktion" oder zur "Honigfraktion" gehört. Völker in Schwarmstimmung werden zur Vermehrung eingesetzt, während andere Völker Honig produzieren.
Naturwabenbau
Die Demeter-Richtlinien fordern, dass die Waben im Brutraum aus Naturbau ohne Vorgabe von Mittelwänden entstehen müssen. Anfangs- oder Leitstreifen aus Holz oder Bienenwachs geben die Baurichtung vor. Das Drahten der Rahmen zur Stabilisierung der Waben ist möglich. Naturschwärme oder vorweggenommene Schwärme bieten beste Voraussetzungen für schönen und ausreichenden Naturbau.
Ergänzungsfütterung
Alle Rohstoffe und Zutaten für die Ergänzungsfütterung müssen aus ökologischer Erzeugung stammen. Zucker aus ökologischem Anbau, Honig aus der eigenen Imkerei, Kamillenblütentee und eine Prise Salz sind ausreichend.
Die Entwicklung der Imkerei und persönliche Erfahrungen
Die Imkerei hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Persönliche Erfahrungen und Beobachtungen spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der eigenen Imkerei.
Es wird beschrieben, wie der Autor nach sieben Sommern im Badischen und 10 Jahren im Schwäbischen wieder nach Nordhessen umgezogen ist und dort seine Imkerei betreibt. Die Landschaft ist geprägt von Basaltkegeln ehemaliger Vulkane und fruchtbaren Niederungsstandorten. Diese Vielfalt bietet gute Voraussetzungen für die Bienenhaltung.
Im Mai gab es 10 Schwärme, von denen 8 an neue Imker abgegeben wurden. Neben Schwärmen konnte auch viel Honig und Wabenhonig geerntet werden.
Die Frühjahrsentwicklung der Honigbienenvölker war sehr gut, und die Ernte des Frühjahrshonigs war reich. Auch der Sommerhonig mit Lindenblütenaroma war von guter Qualität.
Der letzte Winter und das diesjährige Frühjahr waren besondere Erlebnisse. Nach minus 20 Grad im Februar und kurz darauf plus 20 Grad verhielten sich die Bienenvölker sehr vorsichtig. Die Völker haben gut ausgewintert, und es konnte guter Honig und Wabenhonig geerntet werden.
Demeter-Honig: Qualität, die man schmecken kann
Demeter-Honig wird schonend geerntet und direkt ohne zusätzliche Erhitzung in kleinen Chargen abgefüllt. Es wird konsequent auf Plastikbehälter bei der Verarbeitung verzichtet, um Mikroplastik im Produkt zu vermeiden.
Die Betriebsweise der Demeter Imker orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen der Bienen. Das Wohlbefinden der Bienen steht im Vordergrund, und die Imker verzichten auf etwa 50-70 % ihrer Honigmenge im Vergleich zu anderen Imkereien.
Die Bienen dürfen sich im Naturwabenbau kreativ ausleben und bekommen keine Mittelwände gestellt.
Die Bedeutung der Bienen für die Umwelt
Honigbienen sind unerlässlich zur Befruchtung vieler Wild- und Kulturpflanzen. Viele Wildbienenarten in Deutschland sind bedroht, und die Honigbiene ist massiv geschwächt. Die Zerstörung der natürlichen Lebensräume und die Nahrungsgrundlage für viele blütenbestäubende Insektenarten spielen eine große Rolle.
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