Bensdorp Schokolade: Eine Reise durch die Geschichte
Die Geschichte der Bensdorp Schokolade ist eng mit der Entwicklung der Schokoladenindustrie in den Niederlanden und Deutschland verbunden. Von ihren Anfängen im 19. Jahrhundert bis zu ihrer Rolle in der NS-Zeit und den späteren Veränderungen in der Unternehmensstruktur, bietet die Geschichte von Bensdorp einen Einblick in die Höhen und Tiefen eines Familienunternehmens im Wandel der Zeit.
Gründung und Expansion
Die Geschichte von Bensdorp begann im Jahr 1840, als Gerardus Bernardus Bensdorp in der Kerkstraat 184 in Amsterdam eine Schokoladenfabrik gründete. Das Unternehmen expandierte rasch und spielte eine bedeutende Rolle in der niederländischen Kakaoindustrie, die sich vor allem auf die Herstellung von Kakaopulver konzentrierte. Dies war vor allem dem Holländer van Houten zu verdanken, der eine hervorragende Methode zur Herstellung von Kakaopulver entwickelte. Neben Van Houten waren es vor allem Unternehmen wie Bensdorp, De Zaan, Gerkens Cacao und Droste, die ihre Kakaopulver weltweit erfolgreich vertrieben.
Anfang des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1901, errichtete Bensdorp eine Schokoladenfabrik in der deutschen Stadt Kleve, in unmittelbarer Nähe der Margarinewerke Van den Bergh. Dieser Schritt unterstrich die internationale Ausrichtung des Unternehmens und seine Ambitionen, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Die Nähe zu den Niederlanden und die gute Verkehrsanbindung durch die Eisenbahn spielten bei der Standortwahl sicherlich eine Rolle.
Bensdorp in Kleve: Aufstieg und Fall
Die Fabrik in Kleve entwickelte sich zu einem wichtigen Produktionsstandort für Bensdorp Schokolade. Die Eisenbahn in Kleve erlebte durch Neuansiedlungen von Firmen in den Jahren 1888 die Margarinefabrik van de Bergh, 1896 die Schuhfabriken Hoffmann und Pannier, 1903 die Schokoladenfabrik Bensdorp, sowie 1910 die Biskuitfabrik XOX, einen wirtschaftlichen Aufschwung. Sie war ein bedeutender Arbeitgeber in der Region und trug zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt bei. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schokoladenfabrik jedoch komplett zerstört. Erst 1949 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.
In den Nachkriegsjahren erlebte das Unternehmen eine Blütezeit, spezialisierte sich aber später auf die Produktion von Kakaopulver und Kakaobutter. 1962 fusionierte Bensdorp mit dem Kakaohersteller Blooker's Cacao- en Chocolade Fabrieken mit Sitz in Amsterdam. Die Fusion sollte die Marktposition des Unternehmens stärken und Synergien schaffen.
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Trotzdem kündigten sich in den 1970er Jahren Probleme an. 1974 wechselte der Vertrieb der Bensdorp-Produkte nach Hamburg, und mit Kurzarbeit im Sommer 1975 deuteten sich Schwierigkeiten bei der Kakaoproduktion an. Mangelnde Exportnachfrage führte schließlich zum „Aus“ für Bensdorp in Kleve. Im Oktober 1980 wurde die Schließung des Klever Standortes zum 1. Februar 1981 mitgeteilt. Rund 100 Mitarbeiter wurden vom Unilever-Konzern übernommen.
Bensdorp im Nationalsozialismus
Die Rolle von Bensdorp während des Nationalsozialismus ist ein komplexes und sensibles Thema. Wie viele andere Unternehmen in Deutschland und den besetzten Gebieten musste sich auch Bensdorp den politischen und wirtschaftlichen Bedingungen des NS-Regimes anpassen.
Im Rahmen der Arisierungspolitik wurden niederländische Firmen gezwungen, sich dem Zwang zur „Arisierung“ zu beugen, um ihre deutschen Betriebe zu erhalten. Margrit Schulte Beerbühl untersuchte die unternehmerische Entwicklung von Schokoladenunternehmen im Rheinland in der Zeit des Nationalsozialismus und die Auswirkungen der NS-Wirtschaftspolitik auf die Schokoladenindustrie. Hierzu stellte sie ihre Analysen zu sechs rheinischen Schokoladenunternehmen dar, darunter die eigentümergeführten Unternehmen Stollwerk aus Köln, Lohmann & Neugebaur und Novesia (Feldhaus) sowie die drei Unternehmen in niederländischem Besitz Bensdorp, Deutsche Kwatta und Van Houten & Zoon.
Die NS-Wirtschaftspolitik führte zu einer Reduzierung und Kontingentierung der Importe von Rohkakao. Dies zwang die Schokoladenindustrie, den Kakaogehalt in ihren Produkten zu reduzieren, Änderungen an Rezepturen vorzunehmen und preiswertere und heimische Ersatzprodukte zu verwenden. Um den Zugang zu Rohstoffen und den Erhalt von Betrieben und Arbeitsplätzen weiter zu sichern, war zudem die Teilnahme am Leistungskampf der deutschen Betriebe der DAF notwendig.
Nachwirkungen und heutige Situation
Nach der Schließung des Standorts Kleve im Jahr 1981 wurden die Gebäude der ehemaligen Schokoladenfabrik unterschiedlich genutzt. Im ehemaligen Bensdorp-Bürogebäude richtete sich ab März 1984 eine Wirtschaftsschule ein. Einige Gebäude der ehemaligen Kakao- und Schokoladenfabrik Bensdorp wurden am 13. November 2015 in die Denkmalliste der Stadt Kleve eingetragen. Darunter befinden sich auch die Gebäude, in denen derzeit die Turmgarage untergebracht ist. Pläne, dort ein neues Geschäftszentrum zu errichten, wurden aufgrund des Denkmalschutzes gestoppt.
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Heute ist Bensdorp Teil eines internationalen Konzerns und produziert hauptsächlich Kakaopulver in den Niederlanden. Die Marke Bensdorp ist nach wie vor bekannt und steht für hochwertige Kakaoerzeugnisse.
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