Ernährung bei Niereninsuffizienz: Ein umfassender Leitfaden
Eine Niereninsuffizienz stellt besondere Anforderungen an die Ernährung. Ziel ist es, die Nieren zu entlasten, den Körper optimal zu versorgen und Komplikationen vorzubeugen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Aspekte der Ernährung bei Niereninsuffizienz.
Einführung
Die chronische Nierenkrankheit (CKD), die von einer Arbeitsgruppe deutschsprachiger Nephrologen nun präziser als "abnorme Nierenfunktion" oder im fortgeschrittenen Stadium als "Nierenversagen" (KF) bezeichnet wird, kennzeichnet sich durch eine langfristige Einschränkung der Nierenfunktion. Da die Nieren eine Schlüsselrolle bei der Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und der Hormonproduktion spielen, sind Betroffene mit vielfältigen Komplikationen konfrontiert. Eine angepasste Ernährung ist daher essenziell, um das Gleichgewicht im Körper zu unterstützen und die Lebensqualität zu erhalten.
Allgemeine Ernährungsempfehlungen
Eine ausgewogene Ernährung ist auch bei Niereninsuffizienz wichtig. Es empfiehlt sich, Speisen aus allen Lebensmittelgruppen zu essen, wobei einige Anpassungen notwendig sind. Beachten Sie die folgenden allgemeinen Richtlinien:
- Lebensmittelvielfalt genießen: Eine abwechslungsreiche Ernährung mit verschiedenen Lebensmitteln ist wichtig, um den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen.
- Gemüse und Obst - "5 am Tag": Genießen Sie täglich mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst. Hülsenfrüchte und Nüsse (ungesalzen) sind ebenfalls wertvolle Bestandteile einer gesunden Ernährung.
- Tierische Lebensmittel in Maßen: Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Käse können täglich verzehrt werden. Fisch sollte ein- bis zweimal pro Woche auf dem Speiseplan stehen.
- Gesundheitsfördernde Fette nutzen: Pflanzenöle wie Rapsöl und daraus hergestellte Streichfette sind zu bevorzugen. Versteckte Fette sollten vermieden werden.
- Zucker und Salz einsparen: Mit Zucker gesüßte Lebensmittel und Getränke sollten möglichst vermieden werden. Zucker sollte sparsam eingesetzt werden.
- Wasser trinken: Trinken Sie täglich etwa 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßten Tee.
- Schonende Zubereitung: Garen Sie Lebensmittel so lange wie nötig und so kurz wie möglich, mit wenig Wasser und wenig Fett.
- Gewicht und Bewegung: Achten Sie auf ein gesundes Gewicht und bleiben Sie körperlich aktiv.
Spezifische Nährstoffe im Fokus
Bei Niereninsuffizienz ist die Kontrolle bestimmter Nährstoffe besonders wichtig:
1. Eiweiß
- Bedeutung: Eiweiß ist ein wichtiger Nährstoff für viele Körperfunktionen.
- Anpassung: Als Dialysepatient ist eine ausreichende Eiweißaufnahme notwendig, da während der Dialyse Eiweißbausteine verloren gehen. Es gilt, 1 bis 1,5 g Eiweiß pro kg Körpergewicht und Tag aufzunehmen. Hochwertige Eiweißquellen sind Fisch, Quark und Eier.
- Hinweis: Die meisten Eiweiße sind phosphatreich.
- Empfehlung: Ihr Dialysepersonal informiert Sie, wie viel und welche Arten von Eiweiß für Sie gut sind.
2. Flüssigkeit
- Bedeutung: Die Nieren regulieren normalerweise den Flüssigkeitshaushalt im Körper. Bei Niereninsuffizienz kann es zu Flüssigkeitsüberladung kommen, was zu hohem Blutdruck und Herzschädigung führen kann.
- Anpassung: Da der Körper weniger Urin produziert, ist es wichtig, die Flüssigkeitsaufnahme zu begrenzen, um Flüssigkeitsansammlungen zu vermeiden.
- Empfehlung: Ihr Gesundheitsteam wird Sie darüber informieren, wie viel Sie täglich trinken dürfen. Die erlaubte Flüssigkeitsmenge wird auf Basis der Harnausscheidung plus 500 ml pro 24-Stunden-Zeitraum errechnet.
- Tipps zur Durstkontrolle:
- Flüssigkeitsaufnahme über den Tag verteilen.
- Kleine Tassen verwenden.
- Eisgekühltes Wasser zum Gurgeln verwenden.
- Eiswürfel lutschen (berücksichtigen Sie den Flüssigkeitsgehalt!).
- Kaugummi kauen.
- Salzige Lebensmittel vermeiden.
- Auf versteckte Flüssigkeiten achten (z.B. in Soßen, Cremes, Melonen).
3. Salz (Natrium)
- Bedeutung: Bei Niereninsuffizienz kann der Körper den Natriumspiegel nicht mehr effizient regulieren. Natrium kann zu Bluthochdruck beitragen und Durst verursachen.
- Anpassung: Verwenden Sie Salz beim Kochen nur in geringen Mengen.
- Empfehlung: Vermeiden Sie verarbeitete und fertige Lebensmittel, da diese oft viel Salz enthalten. Überprüfen Sie die Zutatenliste auf Salz und Natrium.
4. Phosphat
- Bedeutung: Ein erhöhter Phosphatspiegel kann langfristig Knochenentkalkung und Arteriosklerose hervorrufen.
- Anpassung: Das meiste Phosphat ist in Proteinen enthalten.
- Empfehlung: Bei hohen Phosphatwerten ist eine phosphatarme Diät notwendig. Eventuell werden Phosphatbinder verschrieben, die das Phosphat in der Nahrung binden. Ihr Ernährungsberater berät Sie bei Ihrer Diät und zur richtigen Einnahme der Phosphatbinder.
- Hinweis: Milchprodukte sollten eventuell eingeschränkt werden.
5. Kalium
- Bedeutung: Wenn die Nieren nicht mehr genug Kalium ausscheiden, kann der Kaliumspiegel im Blut steigen (Hyperkaliämie). Hyperkaliämie ist gefährlich und kann zu Herzrhythmusstörungen führen.
- Anpassung: Kaliumreiche Lebensmittel sollten vermieden oder nur in kleinen Mengen verzehrt werden.
- Empfehlung: Ihr Arzt wird Sie bei der Kontrolle Ihres Kaliumspiegels unterstützen.
- Zubereitungstipp: Einige kaliumreiche Lebensmittel (z.B. Kartoffeln, Obst) können bei korrekter Zubereitung verzehrt werden. Legen Sie diese Lebensmittel vor dem Verzehr in Wasser ein, um das Kalium auszulaugen.
6. Zucker
- Bedeutung: Bei Niereninsuffizienz ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, um Begleiterkrankungen wie Diabetes zu vermeiden oder zu kontrollieren. Ein hoher Zuckerkonsum kann zu Übergewicht, erhöhten Blutzuckerwerten und einer Verschlechterung der Nierenfunktion führen.
- Anpassung: Vermeiden Sie zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten. Achten Sie auf versteckten Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln.
- Empfehlung: Verwenden Sie alternative Süßungsmittel in Maßen.
Weitere wichtige Aspekte
- Verarbeitete Lebensmittel und Restaurants: Vermeiden Sie verarbeitete und fertige Lebensmittel, wenn möglich, da diese oft viel Salz enthalten. Wenn Sie verarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen, überprüfen Sie die Zutatenliste auf Salz und Natrium. Fragen Sie in Restaurants nach dem Salz-, Phosphat- und Kaliumgehalt der Speisen oder überprüfen Sie diese Inhaltsstoffe selbst mithilfe von Diätlisten.
- Zubereitung: Durch die richtige Zubereitung können Sie den Gehalt bestimmter Nährstoffe in Lebensmitteln reduzieren.
- Ernährungspyramide: Die nierenfreundliche Ernährungspyramide kann Ihnen helfen, Ihren Speiseplan zu optimieren. Lebensmittel aus der unteren Ebene können häufiger gegessen werden, während Lebensmittel aus der oberen Ebene mit weniger Portionen einzuplanen sind.
Die Rolle der Ballaststoffe
Ein hoher Ballaststoffanteil in der Ernährung ist für Nierenkranke besonders wichtig. Wenn man zu wenig Fasern aufnimmt, vermehren sich im Darm die eiweißzersetzenden Bakterien. Das führt dazu, dass mehr Eiweiß aufgespalten wird und dadurch große Mengen an giftigen Eiweißabbauprodukten entstehen. Die kranke Niere kann diese Gifte nicht ausscheiden.
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Individuelle Anpassung
Welche Diät für Sie gut ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Ihren Vorlieben und Abneigungen, dem Stadium Ihrer Nierenfunktion, der Art der Behandlung, die Sie erhalten, sowie anderen Krankheiten, die Sie haben (z.B. Diabetes). Sprechen Sie auf jeden Fall mit Ihrem Gesundheitspersonal. Sie helfen Ihnen dabei, herauszufinden, welche Art von Ernährung oder Diät für Sie am besten geeignet ist.
Unerwünschte Gewichtsveränderungen vermeiden
Die Dialysebehandlung ist ein anstrengendes Verfahren. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Reserven behalten und unerwünschte Gewichtsveränderungen vermeiden.
Die Bedeutung der interdisziplinären Betreuung
Eine erfolgreiche Ernährungstherapie bei Niereninsuffizienz erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt, Ernährungsberater und Patient. Der Arzt überwacht die Nierenfunktion und passt die Therapie gegebenenfalls an. Der Ernährungsberater erstellt einen individuellen Ernährungsplan und unterstützt den Patienten bei der Umsetzung. Der Patient spielt eine aktive Rolle, indem er sich an die Empfehlungen hält und regelmäßig Rücksprache hält.
Bewegung und Sport
Regelmäßige körperliche Aktivität ist auch für Menschen mit Niereninsuffizienz von Vorteil. Sie kann helfen, die Muskelkraft zu erhalten, die Knochengesundheit zu verbessern und das Herz-Kreislauf-System zu stärken. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie mit einem Trainingsprogramm beginnen.
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