Wo wird Zucker weltweit produziert? Eine umfassende Analyse
Zucker ist ein allgegenwärtiger Bestandteil unserer Ernährung und findet sich in zahlreichen Lebensmitteln und Getränken. Der durchschnittliche Deutsche konsumiert jährlich fast 33 Kilogramm Zucker. Doch woher kommt dieser Zucker und wie wird er produziert? Dieser Artikel beleuchtet die globale Zuckerproduktion, ihre wichtigsten Akteure und die damit verbundenen wirtschaftlichen und politischen Aspekte.
Zuckerquellen: Zuckerrohr und Zuckerrüben
Zucker wird hauptsächlich aus zwei Pflanzen gewonnen: Zuckerrohr und Zuckerrüben. Rund vier Fünftel des weltweit erzeugten Zuckers ist Rohrzucker. Während außerhalb Europas fast ausschließlich Zuckerrohr geerntet wird, werden in der EU nur Zuckerrüben angebaut. In klimatisch gemäßigten Ländern, vor allem in West-, Mittel- und Osteuropa sowie in den Vereinigten Staaten, China und Japan, wird der Zucker aus Zuckerrüben gewonnen, in tropischen und subtropischen Anbaugebieten dagegen aus Zuckerrohr. Die wichtigsten Zuckerrohrproduzenten sind Indien, Brasilien, Thailand, China, Australien, Mexiko, Kuba und die USA. Insgesamt wird Zucker weltweit in 127 Ländern erzeugt. 79 Länder gewinnen ihn aus Zuckerrohr, 38 nur aus Zuckerrüben und 10 aus beiden Pflanzen.
Zuckerrübenanbau in Deutschland und der EU
In Deutschland wird Zucker aus Zuckerrüben gewonnen. Für die Herstellung von einem Kilogramm reinem Zucker braucht man etwa sieben Zuckerrüben. Für diese Menge Rüben wird eine Anbaufläche von circa 0,8 Quadratmeter benötigt. Zuckerrüben wachsen am besten im warmen, gemäßigten Klima und mögen tiefgründige sandig-lehmigen Böden. Weniger geeignet sind sehr schwere, nasse und kalte Böden. Auch mit Wasser gehen Zuckerrüben im Vergleich zu anderen Kulturen sehr sparsam um. Nichtsdestotrotz sind sie auf eine ausreichende Wasserversorgung angewiesen, um genügend Zucker in ihren Zellen einzulagern. Auf einem Hektar wachsen zwischen 80.000 und 100.000 Rübenpflanzen. Für viele landwirtschaftliche Betriebe ist der Zuckerrübenanbau eine wichtige Kultur. Ausgesät wird sie von Ende März bis Mitte April. Vorher stehen oft noch Zwischenfrüchte auf dem Acker. Für eine gute Jugendentwicklung brauchen die Zuckerrüben ausreichend Wärme zum Keimen, Frost mögen sie dagegen gar nicht. Nach der Aussaat wird das Zuckerrübenfeld mit einer Hacke mechanisch oder mit chemischem Pflanzenschutz behandelt, damit die ebenfalls auflaufenden Beikräuter nicht die Überhand gewinnen und die jungen Rübenpflanzen in ihrem Wachstum ausbremsen. Geerntet werden sie in der Regel ab Mitte September bis Ende Dezember mit einem Zuckerrübenvollernter. Diese hocheffektive Erntemaschine köpft die Blätter vom Wurzelkörper und rodet die Rüben. Von dort aus werden sie zu festgelegten Zeitpunkten mit einem Überladeband in Transportfahrzeuge geladen und in die Zuckerrübenfabrik transportiert.
In der Zuckerfabrik werden die Rüben gewaschen und in kleine Rübenschnitzel geschnitten. Danach wird mithilfe von heißem Wasser der Zucker aus den Schnitzeln extrahiert. Eine Zuckerrübe speichert etwa 17 bis 19 Prozent ihres Gewichts als Zucker ein. Durch Verdampfungskristallisation wird schließlich der Saft nach und nach eingedickt und solange gesiedet, bis ein zähflüssiger Sirup entsteht. In Kristallisatoren wird der Sirup vom Zucker getrennt.
Verwendung von Zucker in Deutschland
Von dem in Deutschland erzeugten Zucker werden 62 Prozent (Stand 2022/23) von Verarbeitungsbetrieben genutzt, vor allem in der Erfrischungsgetränke-, Süß- und Backwarenindustrie. Nur etwa neun Prozent wird in haushaltsüblichen Gebinden (meistens 1 Kilogramm-Packungen) als Raffinadezucker oder Weißzucker vermarktet - überwiegend über den Einzelhandel, aber auch über den Großhandel oder direkt an Endverbraucher. So wurde im Wirtschaftsjahr 2022/23 2,8 Prozent der Rübenerntemenge an chemische und pharmazeutische Verarbeitungsbetriebe sowie Betriebe der Bioethanolherstellung abgesetzt.
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Nebenprodukte der Zuckerherstellung
Bei der Verarbeitung von Zuckerrüben fallen Nebenprodukte und Reststoffe an, aus denen sich viele weitere wertvolle Produkte herstellen lassen. So werden zum Beispiel die Rübenschnitzel als Futtermittel für Rinder, Schweine, Schafe und Pferde eingesetzt. Ebenso kann die Melasse - ein zähflüssiger dunkelbrauner Sirup, der nach der letzten Kristallisation zurückbleibt, einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden. Außerdem fallen bei der Reinigung des Zuckerrohsaftes Stoffe an, die nicht für den Zucker benötigt werden. Sie werden mithilfe zugesetzter Kalkmilch und Kohlensäure gebunden und ausgeschieden.
Globale Zuckerproduktion und -verbrauch
Die weltweite Zuckererzeugung ist im ZWJ 2023/24 gegenüber dem Vorjahr um 2,4 % auf knapp 193 Millionen Tonnen Rohzuckerwert (Rw) gewachsen. Dabei haben vor allem Brasilien, die EU-27 und China die Zuckerproduktion gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Hauptursache hierfür waren die hohen Zuckerpreise, die dazu geführt haben, dass Brasilien einen Rekordanteil seiner Zuckerrohrernte zu Zucker und weniger zu Ethanol verarbeitet hat. In der EU und in China haben eine Ausweitung der Anbauflächen sowie höhere Erträge zum Produktionswachstum beigetragen. Brasilien steht somit auch im ZWJ 2023/24 an der Spitze des Rankings der weltweit größten Zuckerproduzenten, gefolgt von Indien. An dritter und vierter Stelle stehen mit deutlichem Abstand die EU-27 und China. Zusammen erreich die Top-3 zuckerproduzierenden Länder einen Anteil von rund 50 Prozent an der weltweiten Zuckererzeugung.
Der globale Zuckerverbrauch ist im ZWJ 2023/24 gegenüber dem Vorjahr um 1,2 % gewachsen. Damit entsprach das Nachfragewachstum in etwa dem durchschnittlichen Niveau der letzten zwanzig Jahre. In den Vorjahren hatten die Corona-Pandemie und hohe Inflationsraten zu Absatzrückgängen geführt. Auch im ZWJ 2023/24 bleibt Indien das Land mit dem weltweit höchsten Zuckerverbrauch, gefolgt von der EU 27 und China. Pro-Kopf liegt der Konsum in Indien jedoch weiterhin leicht unterhalb des globalen Durchschnitts.
Die größten Zuckerproduzenten weltweit
Brasilien und Indien sind die führenden Zuckerproduzenten der Welt. Brasilien verarbeitet einen Rekordanteil seiner Zuckerrohrernte zu Zucker, während Indien ebenfalls eine bedeutende Rolle spielt. An dritter und vierter Stelle stehen mit deutlichem Abstand die EU-27 und China. Zusammen erreich die Top-3 zuckerproduzierenden Länder einen Anteil von rund 50 Prozent an der weltweiten Zuckererzeugung.
Zuckerpreise auf dem Weltmarkt
Auf dem Weltmarkt sind die Preise für Roh- und Weißzucker seit ihrem im Frühjahr 2020 beobachteten Preistief kontinuierlich gestiegen und lagen zu Beginn des Zuckerwirtschaftsjahres 2023/24 - das Zuckerwirtschaftsjahr beginnt im Oktober und endet im September - auf einem Rekordniveau. Hauptursache für die Preissteigerungen waren die Auswirkungen des Wetterphänomens „El Niño“, das in den wichtigen Produktions- und Exportländern Brasilien, Indien und Thailand zu Wetterextremen, wie starken Regenfällen und schweren Dürren und damit zu Ertragsausfällen führt. Hinzu kamen Meldungen über begrenzte brasilianische Exportkapazitäten aufgrund von Transport- und Logistikproblemen.
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Auf dem EU-Zuckermarkt sind die Preise infolge der durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelösten Energiekriese im ZWJ 2022/23 stark gestiegen. Zudem war Zucker auf dem EU-Markt knapp, sodass die Importpreise für Weltmarktzucker zuzüglich Einfuhrzoll und Transportkosten bestimmend für die Preisbildung in der EU waren. Die Normalisierung der Energiepreise und Ausdehnung der Rübenanbaufläche bei einer gleichzeitig rückläufigen Zuckernachfrage haben die Preise im ZWJ 2023/24 jedoch deutlich sinken lassen.
Die Rolle der EU in der Zuckerproduktion
Innerhalb der EU-27 ist Deutschland seit einigen Jahren der größte Zuckerproduzent, an zweiter und dritter Stelle folgen Frankreich und Polen. Zusammen haben diese drei Länder einen Anteil von knapp 70 Prozent an der EU-Erzeugung. Vor allem Deutschland und Polen haben die Zuckerproduktion nach der Aufhebung des EU-Quotensystems im Jahr 2017 deutlich gesteigert. Für das ZWJ 2024/25 (Ernte 2024) zeigen vorläufige Zahlen einen Anstieg der EU-Erzeugung um 7 bis 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2023/24 wurden EU-weit laut Angaben der EU-Kommission knapp 15 Millionen Tonnen Zucker (EU-27) produziert.
Exporte und Importe der EU
Vor dem Hintergrund der knappen Versorgungslage habe die EU-Zuckerexporte in Drittstaaten im ZWJ 2022/23 eine historischen Tiefstand erreicht und betrugen lediglich noch 0,7 Millionen tonnen Weißzuckerwert (Ww). Im ZWJ 2023/24 sind die Exportmengen jedoch wieder angestiegen und erreichten ein Niveau von 1,8 Millionen Tonnen (Ww). Hauptabsatzmärkte der EU sind traditionell der Nahe Osten, Nordafrika sowie Länder in direkter Nachbarschaft zur EU (Norwegen, Schweiz), da die EU im Vergleich zu anderen großen Exporteuren, wie Brasilien, Indien, Thailand und Australien, in diesen Regionen Transportkostenvorteile hat.
Die EU-Zuckerimporte aus Drittstaaten betrugen im ZWJ 2023/24 rund 1,7 Millionen Tonnen (Ww) und lagen damit leicht unterhalb des durchschnittlichen Niveaus seit Aufhebung der EU-Produktionsquoten im Jahr 2017. In den letzten Jahren sind vor allem die Importmengen aus ehemaligen Kolonialstaaten und Entwicklungsländern, wie Mozambik, Kuba und Mauritius, deutlich gesunken. Dagegen sind die Importe aus der Ukraine infolge des russischen Angriffskrieges und temporärer Handelserleichterungen stark angestiegen. Die Ukraine war damit im ZWJ 2023/24 das wichtigste Herkunftsland für EU-Zuckerimporte, gefolgt von Brasilien. Darüber hinaus hat die EU aus 110 weiteren Ländern Zucker eingeführt. Aufgrund der hohen regulären EU-Zollsätze wird Zucker dabei ausschließlich aus Ländern importiert, die im Rahmen von Präferenzreglungen oder Handelsabkommen einen zollfreien oder zollreduzierten Zugang zum EU-Binnenmarkt haben.
Zucker als Wirtschaftsfaktor
Zucker ist einer der wichtigsten Rohstoffe für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, insbesondere für die Süßwarenherstellung. Neben der Verwendung in der Ernährungsindustrie werden sowohl Zuckerrohr als auch Zuckerrüben vermehrt als Energiepflanzen zur Herstellung von Bioethanol genutzt.
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Der Einfluss der Zuckerindustrie
Die Zuckerindustrie hat es geschafft: Das „süße Gift“ ist in aller Munde. Das war nicht immer so. Gezielt haben führende Firmen die Produktion und den Absatz von Zucker ausgeweitet - auch mit Hilfe der Politik. Was einst ein Luxus war, ist für Millionen Menschen zum Grundnahrungsmittel geworden: Weltweit wird mehr Zucker konsumiert als je zuvor. Die industriell verarbeiteten Lebensmittel und Getränke, denen er zugesetzt ist, sind inzwischen überall weit verbreitet, und die Hersteller verdienen viel Geld damit. Die Anbauflächen für Zuckerrohr und Zuckerrüben weiten sich immer mehr aus und beanspruchen heute etwa eine Fläche von der Größe Polens.
Historische Entwicklung der Zuckerproduktion
Der raffinierte weiße Zucker, den wir in unseren Kaffee rühren, kommt ursprünglich aus Südasien, der Heimat des Zuckerrohrs. Nach heutiger Kenntnis wurde diese Pflanze zum ersten Mal vor mindestens 6000 Jahren in Neuguinea angebaut, wo sie wegen ihrer Süße gekaut und als Tierfutter verwendet wurde. In dieser Weltregion entwickelte sich die Methode, die Zuckerrohrstängel zu zerquetschen und ihren Saft zu einer zähen, süßen Masse zu verkochen. Er enthält viel Saccharose, der Zuckerart, aus der Haushaltszucker besteht. Die ersten Brocken aus unraffiniertem Zucker sind um 500 vor Christus in Indien belegt.
Zucker als Biosprit
Eine alternative Verwendung des Zuckerrohrs ist heute der Biosprit. Rund 15 Prozent der weltweiten Ernte landen in Autotanks statt in Lebensmitteln. In Brasilien führte der Biosprit-Boom Mitte der 2000er Jahre zu einer rasanten Ausweitung der Zuckerindustrie. Nicht nur der Saft, auch die Nebenprodukte werden auf unterschiedliche Weise verwendet. Eins davon ist die Melasse, eine klebrige Substanz, die nach der Extraktion der Saccharose aus dem Saft übrigbleibt. Sie wurde lange Zeit als Tierfutter genutzt oder durch Fermentierung und Destillation zu Rum verarbeitet.
Die Rolle der Politik
Die Rübenzuckerindustrie entstand im späten 18. Jahrhundert, nachdem es dem deutschen Chemiker Andreas Marggraf gelungen war, aus einer Spezialzüchtung der Runkelrübe Zucker zu gewinnen. Regierungen auf dem europäischen Kontinent griffen zu Mitteln, die man heute als Schutz einer jungen Industrie bezeichnen würde: Sie stellten Anbauflächen zur Verfügung, investierten in Forschung, überwachten den Bau von Fabriken und schufen steuerliche Anreize. Nach wie vor genießen Zuckerrübenbauern in der Europäischen Union (EU) besonderen Schutz. Heute geschieht das in Form von Zollschranken, die billige Importe aus Lateinamerika verhindern.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Die Zuckerproduktion steht vor verschiedenen Herausforderungen, darunter schwankende Weltmarktpreise, klimatische Bedingungen und politische Einflüsse. Überschüsse und Mangelsituationen auf dem freien Weltmarkt verursachen oftmals sehr starke Schwankungen des Weltmarktpreises.
Der Einfluss des Klimawandels
Die Auswirkungen des Wetterphänomens „El Niño“, das in den wichtigen Produktions- und Exportländern Brasilien, Indien und Thailand zu Wetterextremen, wie starken Regenfällen und schweren Dürren und damit zu Ertragsausfällen führt, beeinflussen die Zuckerproduktion erheblich.
Der Zuckermarkt und seine Akteure
Der Zuckermarkt ist insgesamt sehr groß. Es gibt nicht nur unterschiedliche Zuckerarten, sondern auch verschiedene Verwendungszwecke. Rohzucker wird in der Lebensmittelindustrie verwendet, aber auch zur Herstellung von Ethanol gebraucht. In Brasilien wird so z.B. die Hälfte des Rohzuckers für die Herstellung von dem Biokraftstoff verwendet. Dies wird auch gemacht, um den Zuckerpreisen auf dem Weltmarkt entgegenzuwirken.
Investitionen in die Zuckerindustrie
Private Anleger können natürlich nicht eine Tonne Zucker kaufen, um an den Schwankungen der Zuckerpreise zu partizipieren. Um jedoch nicht physisch in den Zuckerpreis zu invertieren, können Anleger in Aktien von Unternehmen aus der Zuckerindustrie investieren. Eine weitere Möglichkeit an dem Zuckermarkt teilzuhaben ist ETCs zu kaufen.
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