Wie der Körper Zucker abbaut: Ein umfassender Überblick

Zucker ist ein allgegenwärtiger Bestandteil unserer Ernährung. Ob in Keksen, Müsliriegeln oder Fruchtsäften, viele Menschen konsumieren täglich große Mengen davon. Aber wie genau verarbeitet der Körper Zucker, und welche Auswirkungen hat dies auf unsere Gesundheit? Dieser Artikel beleuchtet den Zuckerabbau im Körper, die verschiedenen Zuckerarten, ihre Vor- und Nachteile sowie die Risiken eines übermäßigen Zuckerkonsums.

Die Rolle von Zucker im Körper

Entgegen seinem Ruf ist Zucker nicht per se schlecht. Zucker sind im Grunde Kohlenhydrate, die als Hauptbestandteil unserer Nahrung die Energie für alle unsere Aktivitäten liefern. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, dass etwa 50 Prozent der täglichen Energiezufuhr aus Kohlenhydraten stammen sollten, idealerweise aus stärke- und ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten.

"Die Aufnahme von Zucker sollte maximal zehn Prozent der Energieaufnahme pro Tag betragen", erklärt Dr. Holzapfel. Diese Empfehlung bezieht sich jedoch auf sogenannte freie Zucker, also Zucker, der Speisen und Getränken zugesetzt wurde. Bei einer Energiezufuhr von 2.000 Kalorien entsprechen zehn Prozent etwa 50 Gramm Zucker pro Tag, was etwa zehn Teelöffeln entspricht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt sogar, die Zufuhr von freien Zuckern auf unter fünf Prozent zu reduzieren, was weniger als fünf Teelöffeln entspricht.

Gänzlich auf Zucker zu verzichten ist jedoch nicht notwendig. "Der Körper benötigt Zucker", betont die Ernährungswissenschaftlerin. Zucker liefert schnell verfügbare Energie, die wir zum Denken und Laufen benötigen. Er ist unser wichtigster Treibstoff. Allein unser Gehirn verbraucht täglich etwa 140 Gramm Glukose, auch bekannt als Einfachzucker.

Gute und schlechte Zuckerarten

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Einfach-, Zweifach-, Mehrfach- und Vielfachzuckern. Einfachzucker, wie Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker), kommen natürlich in Obst und Honig vor. Haushaltszucker besteht zu gleichen Teilen aus Glukose und Fruktose und gehört zu den Zweifachzuckern, ebenso wie Laktose (Milchzucker).

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Glukose ist der wichtigste Treibstoff für unseren Organismus. "Unser Körper ist sogar in der Lage, über die sogenannte Glukoneogenese selbst Zucker herzustellen", erklärt Dr. Holzapfel. Wir sind also nicht darauf angewiesen, ständig Traubenzucker zu konsumieren, sondern können unseren Stoffwechsel für die Energiezufuhr arbeiten lassen. Bei der Glukoneogenese verarbeitet unser Körper andere Zuckerarten und Mehrfachzucker - etwa aus Stärke - zu Glukose.

Sobald Glukose in unseren Blutkreislauf gelangt, wird Insulin ausgeschüttet. Insulin ermöglicht es den Zellen, die Glukose aufzunehmen. Ein zu hoher Glukosespiegel lässt den Blutzuckerspiegel jedoch zu schnell ansteigen und ebenso schnell wieder abfallen, was zu einem kurzfristigen Energieschub führt.

Je komplexer der Zucker bzw. die Kohlenhydrate sind, desto langsamer werden sie vom Körper verarbeitet und desto länger liefern sie Energie. Ein Vollkornbrot ist daher ein nachhaltigerer Energielieferant als ein Löffel reiner Traubenzucker. Ähnlich verhält es sich mit Holzscheiten und Streichhölzern: Ein Holzscheit brennt länger als ein Streichholz, das schnell verpufft.

Je intensiver wir trainieren, desto mehr Brennstoff - also Kohlenhydrate - benötigt unser Körper. In diesem Fall kann der Konsum von Einfachzuckern sinnvoll sein, um dem Körper schnell verfügbare Energie zu liefern.

Die Menge macht's: Risiken eines übermäßigen Zuckerkonsums

Oft tappen wir unwissentlich in die Zuckerfalle, da viele Lebensmittel wie Fertiggerichte und Soßen versteckten Zucker enthalten. Daher lohnt sich immer ein Blick auf die Inhaltsstoffe. "Vor allem zuckergesüßte Getränke belasten das Kalorienbudget, liefern leere Kalorien und tragen nicht zum Sättigungsgefühl bei", so Dr. Holzapfel.

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"Ein Zuckerkonsum über den Empfehlungen hinaus kann schädlich sein", warnt die Ernährungswissenschaftlerin. Ein zu hoher Zuckerkonsum begünstigt Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem steht ein erhöhter Zuckerkonsum in Zusammenhang mit Karieserkrankungen.

Zu viel Zucker kann sich auch auf das Körpergewicht auswirken. Wenn wir Zucker konsumieren, wird die Insulinausschüttung angekurbelt, was die Fettverbrennung blockiert. Wenn die Glukose nicht verbraucht wird, weil wir uns nicht bewegen und keine Energie verbrennen, wandelt der Körper sie in Glykogen um und legt Reserven in Form von Fett an.

Komplett auf Süßes zu verzichten ist jedoch nicht notwendig. Um unerwünschte Fettpölsterchen zu vermeiden, sollte man sich nach dem Naschen bewegen. Sport ist ein effektiver Weg, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Regelmäßiges Training sorgt dafür, dass die Muskeln auch nach dem Sport Zucker aus dem Blut verbrauchen.

Ein Tipp bei Heißhunger auf Süßes ist, zuerst eine ausgewogene Mahlzeit zu essen. Der Körper ist dann bereits mit der Zuckerneubildung aus Gemüse, Fisch oder Brot beschäftigt, was das Verlangen nach einem schnellen Zuckerkick reduzieren kann.

Insulin und seine Wirkung im Körper

Damit Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert werden kann, schüttet ein gesunder Körper Insulin aus. Insulin sorgt dafür, dass Glukose (Einfachzucker) in die Körperzellen gelangt und dort zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Somit ist es auch für die Senkung des Blutzuckerspiegels verantwortlich.

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Hauptregulator der Insulinfreisetzung ist der Glukosespiegel im Blut. An der Steuerung der Freisetzung sind jedoch weitere Faktoren beteiligt, wie etwa die Eiweiß- und Fettsäurenkonzentration im Blut, Impulse aus dem vegetativen Nervensystem nach dem Essen und verschiedene Hormone.

Auswirkungen von Insulin auf die Muskulatur: Insulin bewirkt, dass Glukose in die Muskelzellen aufgenommen und direkt zur Energieversorgung abgebaut werden kann. Zusätzlich fördert es den Aufbau des Energiespeichers der Muskeln, um sie zwischen Mahlzeiten zu versorgen. Ist dieser Speicher voll, unterstützt das Insulin den Umbau des Zuckers zu Fett und dessen Speicherung zwischen den Muskelfasern.

Auswirkungen von Insulin auf Fettgewebe und Leber: Wie in den Muskelzellen erhöht Insulin auch im Fettgewebe die Aufnahme von Glukose. Zusätzlich fördert es hier den Glukoseabbau sowie die Umwandlung zu Fett. Die Leber hingegen kann Zucker selbstständig in ihre Zellen befördern, allerdings unterstützt Insulin die Speicherbildung sowie den Zuckerabbau zur Energiegewinnung.

Auswirkungen von Insulin auf das Gehirn: In den Gehirnzellen regt Insulin die Bildung von Neurobotenstoffen an, die unter anderem wichtig für Gedächtnis, Entspannung und Gehirnaktivität sind. Außerdem scheint Insulin den Dopaminspiegel im Gehirn zu senken, der unter anderem für Belohnungsprozesse und kognitive Funktionen verantwortlich ist. Studien haben gezeigt, dass auch das Körpergewicht und die Fettverteilung von der Wirkung des Insulins im Gehirn beeinflusst werden.

Der Blutzuckerspiegel steigt und sinkt unterschiedlich schnell, abhängig von der Art der konsumierten Kohlenhydrate. Zuckerhaltige Lebensmittel lassen den Blutzucker schnell ansteigen und wieder abfallen, was Heißhunger verursachen kann. Reine Stärke und Weißmehlprodukte bewirken einen etwas moderateren Anstieg und Abfall des Blutzuckers. Komplexe Kohlenhydrate wie Mehrfachzucker und Ballaststoffe (z.B. Vollkornprodukte oder Hülsenfrüchte) lassen den Blutzucker sehr langsam ansteigen und abfallen, was zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl führt. Der glykämische Index (GI) gibt eine Orientierungshilfe hinsichtlich der Auswirkungen von kohlenhydratreichen Lebensmitteln auf den Blutzucker.

Insulinresistenz, Diabetes und ihre Folgen

Eine Insulinresistenz liegt vor, wenn der Körper zwar ausreichend Insulin produziert, dessen Wirkung aber vermindert ist. Dies führt zu erhöhten Insulin- und Blutzuckerspiegeln. Der Körper reagiert auf die Insulinresistenz, indem er versucht, die Resistenz mit einer gesteigerten Insulinausschüttung auszugleichen. Die Entstehung einer Insulinresistenz ist komplex und noch nicht vollständig geklärt, aber Übergewicht, ein ungesunder Lebensstil und genetische Veranlagung erhöhen das Risiko.

Eine Insulinresistenz steht im Verdacht, in direktem Zusammenhang mit der Entstehung von Krebserkrankungen im Magen-Darm-Trakt und Gebärmutterkrebs zu stehen, da Insulin die Zellteilung anregt und somit auch das Wachstum von Krebszellen begünstigen kann.

Wenn eine gesteigerte Insulinausschüttung den Blutzucker nicht mehr senken kann und dieser dauerhaft erhöht bleibt, kann dies zur Diagnose Typ-2-Diabetes bzw. Prädiabetes führen. Durch rechtzeitige Maßnahmen wie Gewichtsreduktion und einen gesunden Lebensstil lässt sich der Blutzuckerspiegel oft wieder stabilisieren und Typ-2-Diabetes verhindern oder hinauszögern.

Bei Diabetes mellitus wird Insulin oft gespritzt, um das fehlende Insulin zu ersetzen und den Blutzuckerspiegel unter Kontrolle zu halten. Dies kann langfristige Komplikationen vermeiden. Allerdings kann die Insulintherapie auch Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und in seltenen Fällen einen hypoglykämischen Schock verursachen.

Auch bei Typ-2-Diabetes können Betroffene durch Anpassung ihres Lebensstils ihren Blutzuckerwert senken und im besten Fall sogar ohne Medikamente auskommen. Wichtig ist, sich mit den Inhaltsstoffen von Lebensmitteln auseinanderzusetzen, insbesondere mit den enthaltenen Kohlenhydraten. Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst sollten bevorzugt werden, während Lebensmittel mit hohem Gehalt an zugesetztem Zucker vermieden werden sollten. Regelmäßige Bewegung kann ebenfalls dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu senken.

Die Rolle der Leber bei der Blutzuckerregulation

Die Leber spielt eine zentrale Rolle bei der Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Sie ist die erste und wichtigste Verteilstation für alle Stoffe, die aus dem Darm in die Blutbahn gelangen. Hier werden sie entweder sofort verwertet, gespeichert, umgewandelt oder abgebaut.

Um einen möglichst ausgeglichenen Zuckergehalt im Blut zu gewährleisten, setzt die Leber zahlreiche chemische Helfer ein, darunter die von der Bauchspeicheldrüse produzierten Hormone Insulin und Glucagon. Insulin öffnet die Zellen des Muskel- und Fettgewebes für die im Blut anströmende Glukose, während Glucagon die Energiespeicher der Leber- oder Muskelzellen öffnet und dafür sorgt, dass eingelagerter Zucker ins Blut gelangt.

Das Wechselspiel dieser beiden Hormone hält den Blutzuckerspiegel innerhalb relativ enger Grenzen auf einem stabilen Niveau und stellt sicher, dass der Körper stets die akut erforderliche Glukosemenge erhält. Gerät dieser Regelkreis aus der Balance, drohen dramatische Folgen, wie Unterzuckerung oder ein stark überhöhter Blutzuckerspiegel, der zu Diabetes mellitus führen kann.

Zuckerarten und ihre Auswirkungen

Es gibt viele verschiedene Zuckerarten, die in unseren Lebensmitteln vorkommen. Glukose ist lebensnotwendig, aber unsere Lebensmittel enthalten auch andere Zuckerarten wie Saccharose, Dextrose, Raffinose und Fruktose. Keine dieser Zuckerarten muss dem Körper extra zugeführt werden, da er alles Wichtige aus einer ausgewogenen Ernährung gewinnen kann.

Die WHO empfiehlt, dass die Aufnahme von Zucker, z.B. in Form von Haushaltszucker und Fruchtsäften, nicht mehr als 25 bis 50 Gramm pro Tag betragen sollte. In Deutschland nehmen die Menschen durchschnittlich rund das Doppelte davon zu sich. Ein zu hoher Zuckerkonsum kann zu einer Reihe von negativen Folgen führen, darunter Karies, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Nervosität, Magen-Darm-Probleme, Haarausfall und Hautkrankheiten.

Mythen rund um Zucker

Es gibt viele Mythen rund um das Thema Zucker. Einige davon sind:

  • Zucker kann man einfach ersetzen: Ja und Nein. Es gibt viele Zuckerersatzstoffe mit verschiedenen Vor- und Nachteilen.
  • Brauner Zucker ist gesünder: Nein, es bleibt Zucker. Vollrohrzucker enthält jedoch mehr Mineralstoffe.
  • Zucker macht süchtig: Das ist medizinisch umstritten.
  • Zuckerfreie Lebensmittel sind wirklich ganz ohne Zucker: Meist enthalten sie Zuckerersatzstoffe.

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