Insekten in Lindt Schokolade: Was steckt wirklich drin?

Die Frage, ob und inwieweit Insekten in Lebensmitteln, insbesondere in Schokolade wie Lindt, enthalten sind, beschäftigt viele Verbraucher. Seitdem die Europäische Union die Verwendung bestimmter Insekten in Lebensmitteln erlaubt hat, ist die Verunsicherung groß. Dieser Artikel beleuchtet die Faktenlage und gibt Aufschluss darüber, was wirklich in unserer Schokolade steckt.

Insekten als Zutat: Eine neue EU-Verordnung macht's möglich

Seit dem 26. Januar 2023 erlaubt eine neue EU-Verordnung die Verarbeitung von Hausgrillen und Getreideschimmelkäfern in Lebensmitteln. Mehrere Firmen haben sich bereits die Exklusivrechte zur Verarbeitung dieser Krabbeltiere gesichert. Diese Entwicklung hat bei vielen Verbrauchern für Empörung gesorgt, obwohl Insekten schon seit langem in zahlreichen Lebensmitteln enthalten sind.

Welche Insekten sind betroffen?

Die EU hat verschiedene Insektenarten als "neuartige Lebensmittel" (Novel Food) zugelassen. Dazu gehören:

  • Larve des Gelben Mehlwurms (Tenebrio molitor): Darf ganz, getrocknet oder in Pulverform verwendet werden, beispielsweise in Proteinriegeln, Backwaren oder Snacks.
  • Europäische Wanderheuschrecke (Locusta migratoria): Wird gefroren, getrocknet oder gemahlen in Lebensmitteln eingesetzt.
  • Hausgrille (Acheta domesticus): Ist vielseitig einsetzbar, in ganzer Form, als Pulver oder gefriergetrocknet - häufig als Eiweißzutat in Fitnessprodukten oder Nudelteig.
  • Larve des Getreideschimmelkäfers (Alphitobius diaperinus): Auch als Buffalowurm bekannt, darf in Form von Paste oder Pulver zugesetzt werden, beispielsweise in Burgerpatties, Gebäck oder Fleischersatzprodukten.
  • Pulver aus Mehlwürmern: welches mit UV-Strahlung behandelt wurde.

Diese Insektenarten mussten ein spezielles Zulassungsverfahren durchlaufen, da sie vor dem 15. Mai 1997 in der EU nicht in nennenswertem Umfang konsumiert wurden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) prüft dabei die Sicherheit jeder Art.

Wo können Insekten enthalten sein?

Insekten können in einer Vielzahl von Lebensmitteln enthalten sein, darunter:

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  • Mehrkornbrot und -brötchen
  • Cracker und Brotstangen
  • Getreideriegel
  • Porridge
  • Kekse
  • Molkenpulver
  • Suppen und Suppenkonzentrate oder -pulver
  • Nudeln
  • Verzehrfertige, herzhafte Sandwiches
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Backwaren
  • Bierähnliche Getränke
  • Teigwaren (trocken)
  • Soßen
  • Kartoffelerzeugnisse
  • Gerichte auf Basis von Hülsenfrüchten
  • Fleischalternativen
  • Snacks auf Maismehlbasis
  • Schokoladenerzeugnissen
  • Nüssen und Ölsaaten

Kennzeichnungspflicht: Wie erkenne ich Insekten im Essen?

Die gute Nachricht ist: Die enthaltene Insektenart muss im Zutatenverzeichnis mit ihrem wissenschaftlichen Namen und dem Hinweis auf die Zubereitungsform (z. B. "Pulver aus Acheta domesticus") angegeben werden. Es wird sich kein gesondertes, gut erkennbares Zeichen auf der Verpackung befinden.

Insekten in Schokolade: Ein glänzendes Problem?

Manche Süßigkeiten haben eine glänzende Beschichtung, die durch Schellack entsteht. Schellack ist die Hinterlassenschaft der Lackschildlaus und wird unter der Kennzahl E904 in der Zutatenliste aufgeführt. So werden die Laus-Ausscheidungen zum Beispiel bei den beliebten Schokobons von kinder sowie bei den „Bunten Kakaolinsen“ von Milka benutzt, um diese zum Glänzen zu bringen. Schellack, auch Plattlack oder Lackharz, ist ein Harz, das von Schildläusen abgesondert wird. Das Harz wird von den Bäumen geernet, erhitzt, gesäubert und geformt, und anschließend zu Schellack zermalmt und weiterverarbeitet.

Der Fall Lindt: Was ist dran an den Vorwürfen?

Einige Verbraucher haben berichtet, dass sie in Lindt-Pralinen oder anderer Schokolade Insekten oder deren Rückstände gefunden haben. Es ist wichtig zu beachten, dass solche Funde verschiedene Ursachen haben können. Es kann durchaus passieren, daß vor allem nusshaltige Schokolade im Supermarkt überlagert und sich Larven und Insekten entwickeln können. Dann hat der Händler ein Problem, denn so ein Befall weitet sich schnell auf das ganze Regal aus. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Produkte während der Lagerung oder des Transports kontaminiert wurden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Lindt absichtlich Insekten in seinen Produkten verarbeitet, es sei denn, sie sind gemäß den EU-Verordnungen korrekt gekennzeichnet.

Vorteile von Insekten in Lebensmitteln

Trotz des Ekels, den viele Menschen empfinden, bieten Insekten in Lebensmitteln auch Vorteile:

  • Wertvolle Proteinquelle: Essbare Insekten enthalten Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Mineralstoffe. Speise-Grillen enthalten beispielsweise knapp 70 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm.
  • Klimafreundlicher: Im Vergleich zu Nutztieren brauchen Insekten weniger Platz und Wasser und verursachen weniger Treibhausgas-Emissionen.

Risiken und Bedenken

Es gibt auch Bedenken hinsichtlich des Verzehrs von Insekten:

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  • Allergien: Insekten enthalten ähnliche Proteine wie Krebstiere oder Hausstaubmilben. Deshalb kann der Verzehr bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auslösen. Laut EU-Vorgaben muss ein entsprechender Hinweis ("Kann bei Allergikern Reaktionen auslösen") deutlich auf der Verpackung stehen.
  • Tierschutz: Für die Haltungsbedingungen, den Einsatz von Arzneimitteln und die Tötung von Insekten existieren in Deutschland noch keine Vorschriften.

Alternativen und Transparenz

Verbraucher, die keine Insekten in ihren Lebensmitteln wünschen, können auf Produkte mit dem Veganblume der Vegan Society achten, die garantiert keine tierischen (Neben-)Produkte enthalten. Es ist wichtig, die Zutatenliste beim Einkauf genau zu prüfen und sich über die Herkunft und Verarbeitung der Lebensmittel zu informieren.

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