Rheuma und Ernährung: Wie Zucker und eine angepasste Ernährung helfen können

Rheuma ist ein Sammelbegriff für verschiedene entzündliche Erkrankungen, die oft mit starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen. Eine gezielte Ernährung kann eine wichtige Rolle bei der Linderung von Beschwerden spielen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Besonders der Konsum von Zucker steht dabei im Fokus.

Die Diagnose und der Weg zur Ernährungsumstellung

Als bei mir in jungen Jahren, ich war gerade mal 24 Jahre alt, rheumatoide Arthritis festgestellt wurde, wusste ich überhaupt nicht, was da auf mich zukommt. Nach dem ich mich mit den verschiedenen Behandlungsmethoden vertraut gemacht habe, war es mir auch wichtig, meine Ernährungsgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen. Dabei ist mir vor allem mein hoher Zuckerkonsum bewusst geworden.

Warum lieben wir Zucker?

Die Vorliebe für Süßes ist uns angeboren. Die Muttermilch, die erste Nahrung, die wir zu uns nehmen, ist süßlich. Das ist von der Natur gut eingerichtet, denn der süße Geschmack baut schnell Energie auf. In der chinesischen Medizin wird er aus dem Grunde als der wichtigste Geschmack angesehen.

Die Auswirkungen von Zucker auf den Körper

Wenn wir regelmäßig Produkte mit viel Zucker zu uns nehmen, kommt es zu einem chronisch erhöhten Insulinspiegel, der im Körper entzündungsfördernd wirkt. Zudem gibt es Hinweise, dass ein hoher Konsum von Kohlenhydraten den Krankheitsverlauf rheumatischer Erkrankungen negativ beeinflusst, da sie immunologische und entzündliche Prozesse des Körpers negativ verstärken.

Strategien zur Reduzierung des Zuckerkonsums

Geholfen hat mir vor allem, regelmäßig „richtige“ Mahlzeiten zu essen mit genügend Proteinen wie z. B. Fisch oder Hülsenfrüchten und eine adäquate Menge an Fett. Dazu süße Gemüsebeilagen wie gebackene Süßkartoffeln, Kürbismus, Kartoffel-Möhrenstampf, Rotkohl mit Äpfeln. Aber ganz verzichten möchte ich auch nicht. Selbst mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung wie der rheumatoiden Arthritis, Morbus Bechterew oder einer anderen rheumatischen Erkrankung, brauchen wir ab und zu etwas Süßes. Ich koche mir regelmäßig Kompotte, Milchreis oder Grießpudding und süße sie mit Ahorn- oder Reissirup. Reissirup hat den Vorteil, dass es einen hohen Anteil an Mehrfachzucker aufweist. Das bedeutet, dass sich die Zuckeraufnahme ins Blut verzögert und das Verlangen noch mehr Süßes zu essen nicht ausgelöst wird.

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Alternativen zum herkömmlichen Zucker

Es gibt nicht den EINEN Zucker. Hinter dem Begriff verstecken sich verschiedene Arten, z.B. Glukose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker) oder Laktose (Milchzucker). Daneben existieren noch Stärke, in Kartoffeln, oder die Saccharose, der Haushaltszucker. Allen gemein ist, dass sie zu den Kohlenhydraten zählen. Nehmen wir Kohlenhydrate zu uns, reagiert der Körper mit einer Insulinausschüttung.

Setzen Sie daher auf Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel langsam und geringfügig ansteigen lassen:

  • Agavendicksaft statt Haushaltszucker (in Maßen)
  • Vollkornprodukte mit hohem Ballaststoffanteil
  • Pellkartoffeln
  • Vollkornnudeln (in Maßen)
  • Wasser und ungesüßte Tee

Die Rolle der Ernährung bei Arthrose

Bisher war das Ziel der ernährungsmedizinischen Behandlung in der Arthrose-Therapie primär, das Gewicht des Patienten zu senken. Das kann durch einen angepassten Lebensstil mit mehr Bewegung und veränderte Essgewohnheiten gelingen. Im Gegensatz zu Krankheitsbildern wie der rheumatoiden Arthritis, bei der Ernährung eine wichtige Rolle spielt, ist die Studienlage bei Arthrose eher gering und wenig erforscht.

Mikronährstoffe und ihre Bedeutung

Derzeit liefern Studien zu Ernährung bei Arthrose erste Hinweise dazu, dass Mikronährstoffe positive Effekte auf den Knorpel und die Schmerzsymptome haben können. Zu den Mikronährstoffen zählen mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Vitamin D, Vitamin K sowie die Antioxidantien Vitamin C, E und Seelen. Die Studie zeigt auch, dass zu hohe Eisen- und Kupferspiegel hingegen schädlich für die Schleimhaut des Gelenks (Synovialmemembran) und den Knorpel sein können.

Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung bei Arthrose

"Da wir bislang keine wissenschaftlichen Belege aus Langzeitstudien haben, gibt es keine Empfehlung hinsichtlich einer gezielten Ernährungsweise bei Arthrose. Dennoch raten wir zu einer ausgewogenen, ballaststoffreichen und mediterranen Ernährung mit viel Obst, Gemüse und guten Fetten", fasst die Ernährungswissenschaftlerin zusammen. Wer im Rahmen der Arthrose-Erkrankung über eine Ernährungsumstellung nachdenkt, sollte sich dazu an die hausärztliche Praxis oder an die Ernährungsberatung wenden und das Vorhaben besprechen.

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Antientzündliche Ernährung bei Arthrose

Antientzündliche Ernährung bedeutet zunächst, Nahrungsmittel vom Speiseplan zu entfernen, die Entzündungen begünstigen können. Dazu gehören etwa hochverarbeitete Lebensmittel wie Wurst, Fastfood und Weißmehlprodukte. Ziel der antientzündlichen Ernährungsweise ist, Entzündungsprozesse im Körper zu unterbinden.

"Arthrose-Betroffene sollten auch auf das Rauchen verzichten. Vor allem in Kombination mit einer zu hohen Salzaufnahme hat dies negative Auswirkungen. Kommt dann noch Übergewicht hinzu, steigt das Risiko für entzündliche Gelenkerkrankungen deutlich an", sagt die Ernährungswissenschaftlerin.

Was sollte ich bei Arthrose beachten?

  • Konsum von Fleisch, Wurst und Eiern reduzieren.
  • Zweimal pro Woche Fisch (Lachs, Makrele, Hering) essen. Achten Sie auf eine anerkannt nachhaltige Herkunft beim Kauf.
  • Pflanzliche Öle wie Raps-, Lein-, Sonnenblumen oder Olivenöl verwenden.
  • Viel zuckerarmes Obst (Beeren, Pflaumen, Nektarine) und Gemüse in den Speiseplan integrieren.
  • Haferflocken, Dinkel und Hirse für eine gute Ballaststoffzufuhr einbauen.
  • Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte statt Weißmehlprodukte essen.
  • Mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag trinken.
  • Halbfett Milchprodukte, wie Quark, Naturjoghurt und körniger Frischkäse zur Knochenstärkung konsumieren.
  • Auf Süßigkeiten und Fertiggerichte weitestgehend verzichten.
  • Koffein, Alkohol und Nikotin vermeiden.

Allgemeine Ernährungsempfehlungen bei Rheuma

Für die Ernährung rheumatologischer Patienten gilt Ähnliches, eine spezielle Diät für Patienten gibt es nicht. Dennoch gibt es Faktoren, die Menschen im Allgemeinen, Patienten mit entzündlichen Erkrankungen aber im Besonderen beachten sollten. Sinnvoll ist eine individuelle, auf den Patienten abgestimmte Ernährungsberatung!

Die Bedeutung von Nährstoffen

Unter Nährstoffen versteht man Stoffe, die vom Organismus aufgenommen und mit dem Stoffwechsel verarbeitet werden. Eine gesunde Ernährung setzt die ausreichende, richtig kombinierte und hohe Qualität der Nährstoffe voraus.

Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren

Zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren zählen unter anderem die Omega-3 und die Omega-6-Fettsäuren. Beide Fettsäuren können nicht vom Körper selbst gebildet werden und müssen somit über die Nahrung aufgenommen werden. Während Omega-3-Fettsäuren Entzündungsprozesse im Körper vermindern, begünstigen Omega-6-Fettsäuren die Entstehung von Entzündungen. Unser Körper benötigt daher ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren. Ein Verhältnis unter 3:1 (Omega-6 zu Omega-3) kann als entzündungsneutral betrachtet werden.

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Vitamin D

Durch unseren modernen Lebensstil haben wir die Sonne aus unserem Alltag weitgehend verbannt. Büroarbeit, Autofahrten, Indoor-Sport und Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor geben der Haut keine Chance ausreichend aktives Vitamin D zu bilden. Die Folge ist eine Vitamin-D-Unterversorgung. Ein niedriger Vitamin D- Spiegel gilt nicht nur als Risiko für die Knochengesundheit (z.B. Osteorose). Eine Mangelversorgung mit Vitamin D spielt bei vielen Krankheiten eine große Rolle, unter anderem auch bei rheumatischen Beschwerden. Insofern ist es sinnvoll den persönlichen Vitamin D-Spiegel beim Arzt testen zu lassen. Ein Mangel kann durch Sonne, geringfügig durch Nahrung und hauptsächlich durch Vitamin D-Supplementierung ausgeglichen werden.

Weitere Ernährungstipps für Rheumapatienten

  • Wenig rotes Fleisch: „Rotes“ Fleisch (Schwein, Rind, Lamm) fördert das Risiko für eine rheumatische Erkrankung. Eine Fleischmahlzeit pro Woche sollte jedoch genügen.
  • Viel Fisch und Meeresfrüchte: Fetter Meerfisch liefert wertvolle Fischöle. Eine Diät mit hohem Seefischanteil (800 Gramm Fisch pro Woche) hat in klinischen Tests zu leichten Verbesserungen der Zahl der geschwollenen Gelenke und der allgemeinen Schmerzintensität geführt.
  • Pflanzliche Öle: Verwenden Sie zum Braten lieber pflanzliche Fette und Öle mit hohem Linolsäureanteil, etwa Distelöl, Rapsöl, Maiskeimöl oder Weizenkeimöl. Linolsäure kann Entzündungen hemmen.
  • Reichlich Gemüse und Obst: Gemüse versorgt Sie reichlich mit Nährstoffen, Ballaststoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen. Die DGE empfiehlt täglich mindestens 400 Gramm Gemüse (circa drei Portionen) und 250 Gramm Obst (circa zwei Portionen).
  • Vollkorn: Lebensmittel aus Vollkorn sättigen länger und enthalten mehr Nährstoffe als Weißmehlprodukte.
  • Nüsse: Nüsse enthalten viel Linolsäure - doch aufgepasst, sie liefern auch reichlich Energie und können Übergewicht begünstigen.
  • Milchprodukte in Maßen: Käse ist ein guter Kalziumlieferant - wichtig für die Vorbeugung von Osteoporose.
  • Eier bewusst genießen: Rheumabetroffene müssen nicht ganz auf Eier verzichten, sollten sie jedoch mit Bedacht in ihren Speiseplan einbauen.
  • Fittrinken: Trinken Sie rund 1,5 Liter jeden Tag. Am besten Wasser oder ungesüßten Tee.
  • Selbst kochen: Fertiggerichte enthalten oft reichlich Salz, gesättigte Fettsäuren, Fleischkonzentrat, versteckten Zucker sowie Eier.

Antientzündliche Ernährung in der Praxis

  • Gemüse und Kräuter als Goldstandard: Gemüse, vor allem grünes Blattgemüse, enthält viele wertvolle Vitamine und Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Zink und Eisen. Als ideale Menge gelten 3 mal 2 Handvoll pro Tag.
  • Ideale Gemüsesorten für Rheumatiker: Chicoree, Löwenzahn, Artischocken, Kohlrabi, Möhrengrün, Gurke, Fenchel, Hülsenfrüchte Spinat, Zucchini, Kohl, Pilze.
  • Fetter Fisch: Zwei bis dreimal pro Woche fetter Fisch wie Lachs / Makrele / Forelle.
  • Ab und zu fettarme Fleischsorten: Huhn, Pute, Rinderfilet, Wildfleisch (in Maßen).
  • Weniger geeignet: Schweinefleisch, Wurstwaren, panierter Fisch (Fischstäbchen, Backfisch).

Bewegung als wichtiger Bestandteil der Therapie

Bewegung ist bei Morbus Bechterew die erste Therapieoption, das steht auch in den Leitlinien drin. Bewegung ist gut dafür, dass die körperliche Funktion und Beweglichkeit erhalten bleibt. Sie kann Schmerzen reduzieren, die Krankheitsaktivität kann runtergehen. Durch Bewegung können auch Rheuma-Schübe weniger werden und schneller vorbeigehen. Bewegung hat außerdem positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System und der Stoffwechsel wird aktiver.

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