Mögen Ameisen Honig? Eine umfassende Betrachtung der Ernährung von Ameisen
Ameisen sind faszinierende Insekten, die in komplexen Sozialverbänden leben und eine Vielzahl von Ernährungsstrategien entwickelt haben. Die Frage, ob Ameisen Honig mögen, ist nicht einfach mit Ja oder Nein zu beantworten. Um dies umfassend zu klären, betrachten wir die vielfältigen Aspekte der Ameisenernährung, ihre natürlichen Nahrungsquellen und die Rolle von Honig und Zucker in ihrer Ernährung.
Einführung in die Ameisenernährung
In der Natur ernähren sich Ameisen von einer Vielzahl von Quellen, die je nach Art und Jahreszeit variieren. Grundsätzlich benötigen Ameisen zwei Hauptbestandteile in ihrer Ernährung: Kohlenhydrate und Proteine.
- Kohlenhydrate: Diese liefern Energie und werden hauptsächlich aus Pflanzensäften, Blütennektar und Honigtau gewonnen.
- Proteine: Diese sind wichtig für das Wachstum der Larven und werden hauptsächlich aus Insekten und anderen kleinen Tieren bezogen.
Natürliche Kohlenhydratquellen für Ameisen
Ameisen haben in der Natur verschiedene Möglichkeiten, Kohlenhydrate aufzunehmen, die je nach Art und Jahreszeit unterschiedlich genutzt werden. Im Wesentlichen sind es vor allem Pflanzen und deren Säfte, die die Ameisen direkt oder indirekt mit den benötigten Nährstoffen versorgen.
- Direkt von Pflanzen: Ameisen nehmen Kohlenhydrate direkt über Blüten, Wunden, angenagte Pflanzenteile oder extraflorale Nektarien auf. Einige Arten, wie Messor, beissen kleine Wunden in Blattknoten und lecken den austretenden Saft auf. Atta und Acromyrmex nehmen Pflanzensäfte bereits beim Zerkauen der Blätter auf. Zusätzlich gehen viele Arten gerne an sehr reife Früchte und lecken deren Saft auf.
- Indirekt durch Symbiosen mit Pflanzenläusen: Dies ist wohl die verbreitetste Methode. Ameisen "melken" Blattläuse, um an deren zuckerhaltigen Honigtau zu gelangen. Im Gegenzug beschützen die Ameisen die Blattläuse vor Fressfeinden.
Die Rolle von Honig in der Ameisenhaltung
In der Ameisenhaltung gibt es theoretisch zwei Quellen für die Kohlenhydratversorgung: Honig/Honigwasser und Zuckerwasser. Da man sich keinesfalls darauf verlassen sollte, dass die Ameisen in der Haltung Pflanzenläuse melken, ist es wichtig, alternative Kohlenhydratquellen anzubieten.
Honig als naturnahe Nahrungsquelle
Honig besteht in erster Linie aus dem verarbeiteten Nektar von Blüten und Honigtau. Neben Fructose und Glucose sind noch über 200 andere Inhaltsstoffe enthalten, von denen einige für die Ameisen von großem Wert sind. Honig enthält im Vergleich zu Zuckerwasser eine größere Anzahl an Enzymen, Aminosäuren, Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen.
Lesen Sie auch: Erfahrungen mit Honig als Ameisenfalle
Zuckerwasser als Alternative?
Zucker selbst ist für die Ameisen nicht schädlich, denn er besteht ja aus Kohlenhydraten, welche die Ameisen in der Natur durch den Pflanzenlauskot, Blütennektar oder andere Pflanzensäfte aufnehmen. Allerdings besteht Industrie-, Haushalts- Rohrzucker nur aus Saccharose, einem Disaccharid, welches obendrein noch anteilig im Honig/Honigtau enthalten ist und durch die Verdauung der Ameisen erst in Fructose und Glucose aufgespalten werden muss.
Honig vs. Zuckerwasser: Was ist besser für Ameisen?
Der Honig kommt dem natürlichen Honigtau in Zusammensetzung und Gehalt sehr nahe und ist für die gesunde Ernährung der Ameisen Voraussetzung. Es ist ein Irrglaube, dass die Ameisen mit dem natürlichen Kohlenhydrat-Lieferanten Honigtau nur reine Kohlenhydrate aufnehmen. Im natürlichen Honigtau, dem Kot der Pflanzenläuse, dem Blütennektar oder anderen Pflanzensäften, befinden sich eine große Anzahl an Enzymen, Aminosäuren, Mineralstoffen, Spurenelementen, Elektrolyte und Vitaminen.
Die Akzeptanz von Honig bei verschiedenen Ameisenarten
Die Akzeptanz von Honig variiert je nach Ameisenart. Einige Arten nehmen Honig gierig auf, während andere, wie z.B. Messor, Honig eher ungerne annehmen. Zuckerwasser wird von einigen Arten gelegentlich genommen. Es gibt auch Beobachtungen, dass einige Kolonien Honig nicht mögen, egal welche Sorte probiert wird.
Praktische Tipps zur Fütterung von Honig
- Honig pur oder verdünnt? Entweder pur, was zu bevorzugen ist, oder leicht verdünnt mit Wasser. Die Verdünnung des Honigs mit 50% Wasser entstammt aus der Empfehlung von Prof. Dr. Buschinger, der auf diese Art die Tiere im Institut Darmstadt über Jahrzehnte gehalten und gar gezüchtet hat. In der Haltung ist eine Verdünnung nicht notwendig.
- Wie Honig anbieten? Kleine Tropfen Honig auf ein Schälchen getropft reichen für die meisten Kolonien aus. Bestens bewährt hat sich die handelsübliche Dosierflasche, in der Honig ja praktischerweise angeboten wird: Deckel aufschnippen, Tropfen rausdrücken und wieder verschließen.
- Honig auf Wattepads: Man kann den Honig seit neustem auf Wattepads geben. Natürlich Unbehandelte. Da zieht der Honig dann ein und die Ameisen können ihn rausschlürfen. Auch fusseln die Dinger nicht.
- Abwechslung anbieten: Zusätzlich zum Honig sollten auch andere Kohlenhydratquellen wie Früchte angeboten werden, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten.
Weitere wichtige Nahrungsquellen für Ameisen
Neben Kohlenhydraten benötigen Ameisen auch Proteine und Fette.
- Proteine: Insekten, Mehlwürmer und andere kleine Tiere sind wichtige Proteinquellen für Ameisen.
- Fette: Fette liefern Energie und sind wichtig für die Entwicklung der Larven.
Was Ameisen sonst noch fressen: Ein Überblick
Ameisen sind nicht wählerisch und fressen fast alles, was ihnen über den Weg läuft. Hier eine Liste von Dingen, die Ameisen gerne fressen:
Lesen Sie auch: Gesundheitliche Lage von Heinz Hoenig im Detail
- Zucker: Honig, Marmelade, Saft, Sirup, Nutella
- Eiweiß: Insekten, Fleischreste, Tierfutter
- Fette: Öle, Nüsse
- Krümel: Keksreste, Brotkrümel
- Honigtau: Ausscheidungen von Blattläusen
- Obst: Überreife Früchte
- Tierfutter: Offenes Tierfutter im Innen- und Außenbereich
Ameisen im Garten: Nützlinge oder Schädlinge?
Ameisen können im Garten sowohl nützlich als auch lästig sein.
- Nützlinge: Ameisen lockern den Boden, fressen Schädlinge und vertilgen Aas. Die Rote Wald-Ameise erbeutet pro Tag bis zu 100.000 wirbellose Tiere.
- Schädlinge: Ameisen beschützen Blattläuse, um an ihren Honigtau zu gelangen. Einige Arten legen ihre Nisthöhlen mit Vorliebe unter sonnigen Terrassen an. Ab und zu kommt es sogar vor, dass Ameisen süße, meist überreife Früchte anknabbern.
Wie man Ameisen im Garten vertreibt
Wenn Ameisen im Garten lästig werden, muss man sie nicht gleich bekämpfen. In vielen Fällen reicht es, wenn man die Tiere einfach umsiedelt.
- Ameisennester umsiedeln: Mit Holzwolle gefüllte Blumentöpfe mit der Öffnung nach unten auf die Ameisenstraßen stellen und warten, bis die Ameisen ihr Nest in den Blumentopf umsiedeln. Dann den Blumentopf mit einer Schaufel aufnehmen und an einem neuen Standort mindestens 30 Meter vom alten Nest entfernt wieder aufstellen.
- Natürliche Vertreibungsmittel: Lavendelblüten, Zimt, Gewürznelken, Chilipulver oder Zitronenschalen auf Ameisennestern und -straßen ausstreuen. Eine Barriere aus Kreidepulver oder Gartenkalk hält die Tiere davon ab, ins Haus zu gelangen.
Lesen Sie auch: Herstellungsprozess von Blaue Biene Honig detailliert erklärt


