Das süße Geheimnis: Warum Schokolade mehr ist als nur ein Genussmittel

Schokolade, eines der beliebtesten Geschenke weltweit, ist mehr als nur eine Süßigkeit. Ob zum Geburtstag, Valentinstag oder einfach als kleine Aufmerksamkeit, Schokolade in ihren vielfältigen Formen, Farben und Geschmacksrichtungen bereitet Freude und hat eine lange Tradition. Doch was steckt hinter der Faszination Schokolade und warum wird sie so gerne verschenkt?

Die historische Bedeutung von Schokolade

Die Tradition, Schokolade zu verschenken, reicht weit zurück. Schon die alten Maya und Azteken schätzten Kakao als wertvolles Gut, das für Götteropfer und königliche Zeremonien verwendet wurde. Im 16. Jahrhundert kam die Schokolade nach Europa und entwickelte sich schnell zu einem Symbol für Wohlstand und Exklusivität. Adlige und wohlhabende Bürger schenkten sich Schokolade als Zeichen von Wertschätzung und Verbundenheit, was den Grundstein für unsere heutige Interpretation legte.

Diese historische Symbolisierung hat sich in vielen Ländern gefestigt, und das Schenken von Schokolade ist fest in verschiedenen kulturellen Traditionen verankert. In westlichen Ländern spielt Schokolade eine wichtige Rolle an Festen und Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder als Trostspender in schwierigen Zeiten. Hier findet man die Süßigkeit beispielsweise als Hase, Weihnachtsmann oder XXL-Osterei in jedem Supermarkt. Aber auch in Japan gibt es besondere schokoladige Traditionen, wie das Schenken von Schokolade am Valentinstag, bei dem Frauen Männern Schokolade schenken. Diese Traditionen zeigen, dass das Verschenken von Schokolade nicht nur mit ihrem köstlichen Geschmack zu tun hat, sondern eine besondere psychologische Wirkung besitzt.

Psychologische Aspekte des Schokoladenkonsums

Ein zentraler Faktor ist die enge Verbindung zwischen Schokolade, Traditionen und Kindheitserinnerungen. Viele Menschen verknüpfen den Genuss von Schokolade mit positiven Erlebnissen aus der Vergangenheit - sei es eine Belohnung für gute Leistung, ein Trostpflaster nach einem schlechten Tag oder ein festlicher Genuss an besonderen Anlässen. Diese nostalgischen Assoziationen bleiben oft ein Leben lang bestehen und lassen das Verlangen nach der süßen Köstlichkeit gerade bei solchen Gegebenheiten steigen.

Doch nicht nur Erinnerungen machen Schokolade zu einem besonderen Geschenk - auch ihre sensorische Wirkung spielt eine entscheidende Rolle. Schokolade schmilzt bei Körpertemperatur und entfaltet eine einzigartige, cremige Textur, die im Gehirn ein Gefühl von Wohlbefinden und Zufriedenheit auslöst. Studien zeigen, dass dieser Prozess dieselben Hirnareale aktiviert wie liebevolle Berührungen oder Umarmungen. Diese Kombination aus Tradition, Nostalgie und physischem Wohlbefinden macht Schokolade zu einem besonders wirkungsvollen Geschenk.

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Schokolade und Geschlechterrollen: Ein Mythos?

Wenn es um Schokolade geht, werden Frauen oft als die Hauptzielgruppe dargestellt. Werbung suggeriert, dass Frauen bei Schokolade schwach werden und sie als Trost oder Belohnung suchen. So wird das Pralinen-Sortiment „Diva“ der Firma Lindt als „wahrhaft luxuriöser Chocoladengenuss für alle Göttinnen des Alltags“ beworben. Es gibt eine Reihe von Schokoladenprodukten, die speziell Frauen „verwöhnen“, „verführen“ oder „sinnlich entführen“ wollen. Männer spielen im Zusammenhang mit Schokolade oft nur eine Nebenrolle.

Doch entspricht dieses Bild der Realität? Essen Frauen tatsächlich mehr Schokolade als Männer? Statistiken des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) zum tatsächlichen Schokoladenkonsum von Frauen liegen nicht vor. Auch Ernährungsinstitute können weder mit empirischem Material noch mit qualitativen Forschungserkenntnissen zum Thema weiterhelfen.

Die „Nationale Verzehrsstudie II“ aus dem Jahr 2008 zeigt, dass Männer durchschnittlich mehr Süßwaren zu sich nehmen als Frauen. Allerdings unterscheidet die Studie nicht zwischen Pralinen, Eis und Gummibärchen. Auch die These, dass Frauen instinktiv zu Schokolade greifen, um einen prämenstruell absinkenden Serotoninspiegel im Blut anzuheben, ist wenig aussagekräftig, da der Einfluss des in der Schokolade vorhandenen Glückshormons Phenethylamin erst ab einer Verzehrmenge jenseits der Brechschwelle wirksam werden würde.

Trotzdem gehört das Bild von der naschhaften Frau zu den Top-Sellern unserer Kultur. Warum ist das so?

Die naschhafte Frau als Klischee

Jana Rückert-John, Ernährungssoziologin am Zentrum für Technik und Gesellschaft der TU Berlin, sagt: „Die naschhafte Frau ist ein Klischee.“ Süße Speisen werden mit Leichtigkeit, Schwäche und Passivität assoziiert, Merkmale, die in unserer Vorstellung eher mit weiblichen Eigenschaften als mit unserem Bild von Männlichkeit korrespondieren. Problematisch wird es, wenn sich solche Zuschreibungen immer weiter reproduzieren, sodass soziale Unterschiede irgendwann als natürlich gegeben anerkannt werden.

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Werbebilder können Teil dieses Prozesses sein, indem sie Inhalte aus dem Bedeutungsfundus unserer Kultur entnehmen und in neuen Zusammenhängen wieder in den Alltag einbringen. So setzt sich eine Vorstellung oft ganz unbemerkt fort. Ein Beispiel ist der Kosmetikhersteller Axe, dessen erfolgreichstes Produkt das 2009 eingeführte Männer-Deodorant mit Schokoladenduft ist. In dessen Werbespot wird der Duftträger zum Objekt der Begierde zahlreicher von Schokoladenlust getriebener Damen.

Historische Perspektive: Vom Prestigegetränk zum weiblichen Laster

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts galt Schokolade nicht als vornehmlich weiblich. Flüssig galt sie als edles Prestigegetränk der höfischen Gesellschaft, bei Frauen wie Männern gleichermaßen beliebt.

Mit der Französischen Revolution schwand der Einfluss des Adels und mit ihm die Bedeutung seiner Statussymbole. Im neuen bürgerlichen Zeitalter entschieden nicht mehr Titel und Stammbäume über gesellschaftlichen Erfolg, sondern die rechtschaffene Arbeit des fleißigen Bürgers. Der trank leistungssteigernden Kaffee, keinen Kakao - eine klare Abgrenzung zum hedonistischen Lebensstil der aristokratischen Müßiggänger. Schokolade war gleichbedeutend mit Genuss und der galt im neuen Nützlichkeitsdenken als Vorbote von Schlendrian, Verschwendungssucht und sexueller Ausschweifung.

Besonders gefährlich war dies in den Augen der Aufklärer für Frauen, die als weniger vernunftbegabt angesehen wurden und unter dem ständigen Verdacht standen, einer Versuchung nicht standzuhalten. Eine Frau, die in der Öffentlichkeit lustvoll ihr Essen verschlang, galt (und gilt bis heute) als obszön. Anständig war, wer seine „natürlichen Neigungen“ möglichst gänzlich zu unterdrücken wusste.

In Werbekampagnen finden sich auch heute noch Versatzstücke dieser uralten Verführungs- und Entsagungslogik. So sah man die Schauspielerin Eva Longoria vor einiger Zeit in einer Schokoladeneiswerbung lasziv von Plakatwänden schauen, begleitet von den Worten: „Mein Name ist Eva. Wie könnte ich dieser Versuchung widerstehen?“

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Schokolade als Belohnung für weibliche Anstrengung

Laut der Psychologin Ilona Bürgel sind es vor allem Frauen, die sich erst besondere Disziplin abverlangen und sich hinterher mit Schokolade für die Entbehrungen belohnen. Männer sind fähig - Frauen strengen sich an. Beim weiblichen Schokoladenhunger spielt dieser Belohnungsaspekt offenbar eine weit größere Rolle als der hormonelle Faktor oder eine grundsätzliche Unfähigkeit der Frau zur Affektkontrolle.

Ernährungssoziologin Rückert-John verweist auf die Ergebnisse der Attributionsforschung, die besagen, dass Frauen häufiger glauben, sich anstrengen zu müssen, um ein Ziel zu erreichen, während Männer im Allgemeinen eher davon ausgehen, dass eine von ihnen erbrachte Leistung Ergebnis ihres Könnens ist. Aus dem Sich-Anstrengen wiederum resultiere bei Frauen dann die Einschätzung: Ich habe mich so bemüht, jetzt kann ich mich belohnen.

Herrenschokolade: Ein bitteres Gegenstück?

Im Gegensatz zur vermeintlichen Vorliebe von Frauen für süße Schokolade, gibt es den Begriff der "Herrenschokolade", der sich auf Bitterschokolade mit einem hohen Kakaoanteil bezieht. Früher wurde angenommen, dass Männer keine Süßigkeiten mögen und ihren Widerwillen gegen Zuckerkram durch den Verzehr sehr bitterer Schokolade beweisen müssen.

Heute reißen sich auch die Damen um bittere Schokolade. Immer höher steigen die Kakaoanteile - 70, 80, 92 Prozent -, immer höher auch die Preise.

Schokolade: Aphrodisiakum und Glücklichmacher?

Schokolade gilt als romantische Aufmerksamkeit und wird oft als Aphrodisiakum betrachtet. Tatsächlich enthält Kakao das sogenannte Phenylethylamin, das als Muntermacher gilt und Puls, Blutdruck und Blutzuckerspiegel erhöht - allerdings nur in hoher Dosis. In Schokolade liegt Phenylethylamin in zu geringer Konzentration vor, als dass es wirksam sein könnte.

Neben Tryptophan, Theobromin und Phenylethylamin enthalten Kakao und damit auch Schokolade Polyphenole, Bitterstoffe, die in der Natur die Kakaopflanze vor Fressfeinden schützen sollen. Im menschlichen Körper weiten sie die Blutgefäße im Gehirn und verbessern dadurch die Wahrnehmung. Wissenschaftler glauben, dass das auch für die Flavonole gilt, die ebenfalls in Schokolade enthalten sind.

Schokolade soll angeblich 66 verschiedene Wirkstoffe enthalten, die potenziell Herz und Kreislauf schützen können. Tatsächlich gibt es einige Studien, die gewisse Inhaltsstoffe der Schokolade mit positiven Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System in Verbindung bringen. Dennoch warnen Experten davor, vermehrt Schokolade zur Stärkung des Herzens zu essen.

Macht Schokolade glücklich?

Schokolade ist das Allheilmittel gegen Liebeskummer, schlechte Laune und kalte Wintertage. Es ranken sich viele Gerüchte rund um Schoki: sie sorgt für gute Stimmung, steigert die Libido, beschert aber gleichzeitig auch Pickel. Was stimmt? Und macht Schokolade glücklich?

Jeder, der bei einer Liebesschnulze oder nach einem stressigen Tag schon mal zur Tafel Schoki gegriffen hat, wird bestätigen, dass sie glücklicher macht als ein Apfel. Schon die Maya und Azteken schrieben der Kakaobohne verschiedene (Heil-) Kräfte zu. Natürliche und anregende Aufputschmittel wie Koffein oder der Pflanzenstoff Theobromin, der rauschähnliche Zustände hervorrufen kann sind im Kakao enthalten. Die Aminosäure Tryptophan wandelt der Körper in das Glückshormon Serotonin um und auch das enthaltene Anandamid sowie Phenylethylamin sorgen für gute Laune. Auch bei Stress hilft diese leckere Süßigkeit. Besonders dunkle Schokolade mit einem höheren Kakaoanteil sorgt für die Ausschüttung des Anti-Stress-Hormons Dopamin.

Die Inhaltsstoffe sind allerdings in einer so niedrigen Konzentration vorhanden, dass es andere Gründe gibt, warum wir so gerne zur Schokolade greifen. Der Hauptbestandteil der Schokolade ist Zucker. Dieser allein ist so schon in der Lage, den Belohnungsmechanismus im Gehirn zu aktivieren. Viele verbinden den Geschmack oder den Geruch von Schokolade mit positiven Emotionen oder Erfahrungen. Diese sind beispielsweise eine schöne Erinnerung an Weihnachten und persönliche Weihnachtsgeschenke, ein Trostpflaster aus der Kindheit oder eine Belohnung zur bestandenen Führerscheinprüfung. Ebenso schenken viele eine Tafel Schokolade oder Pralinen als Dankeschön oder Entschuldigung.

Schokolade und Gesundheit

Süßigkeiten allein sind nicht verantwortlich für unreine Haut. Wissenschaftler haben bisher keinen Zusammenhang zwischen Pickeln und Schoki gefunden. Der Grund ist aber häufig eine generelle schlechte Ernährung. Essen Sie also lieber etwas Obst und Gemüse statt Chips und Pizza.

Zum Teil schon, da in der Kakaobohne eine Reihe sekundärer Pflanzenstoffe enthalten sind, besonders Polyphenole. Diese kommen in zahlreichen pflanzlichen Nahrungsmitteln vor und sind häufig gesundheitsfördernd für den menschlichen Körper. Die Polyphenole der Schokolade werden erwiesenermaßen vom Blut aufgenommen und sollen sich entzündungshemmend, blutdrucksenkend und krebsvorbeugend auswirken. Einige dieser Pflanzenstoffe können auch Körperzellen schützen, indem sie Fettablagerungen und Zelloxidationen vermindern.

Jede Schokolade (außer weiße) enthält Polyphenole, doch der Gehalt hängt beispielsweise schon allein von der Art der Kakaosorte und der Anbaumethode ab. Je höher der Polyphenol-Gehalt, desto gesünder die Schokolade und dieser wird durch den Kakao-Anteil bestimmt. Etwa die Hälfte einer Kakaobohne besteht aus reinem Fett, der Kakaobutter. Sie enthält aber auch Alkaloide, am wichtigsten sind dabei Theobromin und Koffein. Letzteres ist zwar nur in einer geringen Menge enthalten, dennoch empfinden wir den Genuss der Schokolade als leicht anregend. Diese beiden Stoffe sorgen übrigens für den herben Geschmack von Kakao - unverarbeitet ist die Kakaobutter nämlich sicher keine süße Versuchung. Das Kakao-Aroma entwickelt sich bei der Röstung.

Bitterschokolade enthält auf 100 Gramm etwa 520 Kalorien - das sind 40 weniger als bei weißer Schokolade. Sie hat auch deutlich weniger Zucker als andere Sorten. Besonders auf die weiße Variante sollten Sie deshalb verzichten. Allerdings hat auch das dunkle Exemplar einen negativen Punkt: Sie enthält am meisten Fett.

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