Toleranzen beim Honiggewicht im Glas: Was Imker wissen müssen
Die Frage nach den zulässigen Toleranzen beim Füllgewicht von Honig in Gläsern ist ein viel diskutiertes Thema unter Imkern. Während die Unterschreitung des angegebenen Gewichts klar durch die Fertigpackungsverordnung (FertigPackV) geregelt ist, herrscht Unsicherheit bezüglich einer maximal zulässigen Überschreitung. Dieser Artikel beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen, diskutiert mögliche Konsequenzen einer Überfüllung und gibt Imkern praktische Hinweise für die Honigabfüllung.
Rechtliche Grundlagen: Fertigpackungsverordnung und ihre Auslegung
Die Fertigpackungsverordnung (FertigPackV) dient dem Verbraucherschutz und regelt unter anderem die zulässigen Abweichungen vom Nennfüllgewicht bei Fertigverpackungen. Für Honig sind die Toleranzen auf der Seite Honigmacher.de detailliert beschrieben. Die FertigPackV legt fest, welche Minusabweichungen zulässig sind. So erlaubt § 22 bei einem 500-Gramm-Glas eine maximale Abweichung nach unten von 15 Gramm, was 3 % entspricht. Zusätzlich dürfen 2 % der Gebinde diese Minusabweichung unterschreiten.
Fehlende Regelung für Überschreitungen
Auffällig ist, dass weder die FertigPackV noch andere offizielle Quellen eine obere Toleranzgrenze für das Füllgewicht explizit definieren. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau erwähnt in ihren "Rechtsgrundlagen Honigabfüllung" ebenfalls keine obere Toleranzgrenze. Dies bedeutet jedoch nicht, dass eine Überschreitung des Füllgewichts grundsätzlich unproblematisch ist.
Mögliche Konsequenzen einer Überfüllung
Auch wenn die FertigPackV eine "Zuviel" in Maßen nicht explizit abdeckt, können sich aus einer deutlichen Überschreitung des Füllgewichts dennoch Konsequenzen ergeben.
Wettbewerbsrechtliche Aspekte
Eine übermäßige Überschreitung des Füllgewichts könnte als unlauterer Wettbewerbsvorteil ausgelegt werden. Ein benachbarter Imker könnte dies als Wettbewerbsverzerrung ansehen und rechtliche Schritte einleiten. In diesem Fall müsste ein Gericht die "Wahrheit" feststellen.
Lesen Sie auch: Nougat im Glas selber machen: Schritt-für-Schritt Anleitung
Messungenauigkeit und ungeeichte Waagen
Ein wichtiger Aspekt ist die Verwendung einer geeichten Waage. Wer keine geeichte Waage verwendet und ungenau misst, riskiert Probleme. Es ist nicht zulässig, einfach immer 20 g mehr ins Glas zu geben, um sicherzustellen, dass die 500 g erreicht werden. Das Problem ist nicht die Überschreitung der Füllmenge an sich, sondern die Nichtverwendung einer genauen Waage.
Anpreisung und Täuschungsabsicht
Eine "Überfüllung" kann problematisch sein, wenn sie angepriesen wird oder dazu dient, eine ungenaue Messung zu kompensieren. Wer beispielsweise mit "mindestens 520g" wirbt, obwohl das Glas eigentlich nur 500g enthalten soll, könnte sich einer Täuschung schuldig machen.
Empfehlungen für Imker
Um rechtlichen Problemen vorzubeugen und einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten, sollten Imker folgende Punkte beachten:
- Verwendung einer geeichten Waage: Eine geeichte Waage ist unerlässlich, um das Füllgewicht genau zu bestimmen und sicherzustellen, dass die Toleranzgrenzen eingehalten werden.
- Einhaltung der Minusabweichungen: Die Unterschreitung des Nennfüllgewichts sollte innerhalb der in der FertigPackV festgelegten Toleranzen liegen.
- Vermeidung von übermäßigen Überschreitungen: Auch wenn es keine explizite obere Toleranzgrenze gibt, sollte das Füllgewicht nicht übermäßig überschritten werden, um wettbewerbsrechtliche Probleme zu vermeiden.
- Transparente Kommunikation: Eine offene und ehrliche Kommunikation mit den Kunden ist wichtig. Wer beispielsweise aufgrund von Schwankungen im Abfüllprozess gelegentlich etwas mehr Honig ins Glas füllt, sollte dies nicht aktiv bewerben, sondern als "Bonus" betrachten.
Zusätzliche Informationen
Es ist wichtig zu beachten, dass eine Biene pro Flug etwa 30 mg Nektar mit einem Wassergehalt von etwa 70 % sammelt. Daraus wird Honig mit einem Wassergehalt von 18 %, wodurch sich das Gewicht auf etwa 1/3 reduziert. Eine Biene sammelt also pro Flug etwa 10 mg Honig. Für 500 Gramm Honig sind somit 50.000 Flüge notwendig. Wenn man annimmt, dass ein Flug etwa mit einer Flugleistung von 2 Kilometern einhergeht, ergibt sich pro Honigglas von 500 Gramm eine Flugleistung von 100.000 Kilometern. Das bedeutet, dass die Bienen für ein Glas Honig von 500 Gramm 2 1/2 Mal um die Erde fliegen.
Lesen Sie auch: Honigernte: Eine Frage der Bienenanzahl
Lesen Sie auch: Ruhrkuchen im Glas: Das perfekte Mitbringsel
tags: #glas #honig #gewicht #gramm


