Die Geschichte von Lindt Schokolade Kilchberg: Eine Reise durch Tradition und Innovation
Die Geschichte von Lindt Schokolade ist eng mit Kilchberg verbunden, dem Standort des Hauptsitzes von Lindt & Sprüngli. Diese Geschichte ist eine Erzählung von Unternehmergeist, Innovation und der kontinuierlichen Weiterentwicklung eines Produkts, das weltweit für Qualität und Genuss steht.
Die Anfänge: Sprüngli und die Zürcher Konditorei
Alles begann im Jahr 1836, als David Sprüngli-Schwarz gemeinsam mit seinem Sohn Rudolf Sprüngli-Ammann in ihrer Züricher Konditorei die Herstellung von Schokolade wagte. Dieser Schritt erwies sich als äußerst erfolgreich und führte zur stetigen Expansion des Unternehmens Sprüngli. 1845 stellten David Sprüngli und sein Sohn Rudolf Sprüngli-Ammann die erste feste Schokoladentafel im deutschsprachigen Teil der Schweiz her. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.
Rodolphe Lindt und die Revolution des Conchierens
Ein entscheidender Moment in der Geschichte der Schokoladenherstellung war die Erfindung der Conche durch Rodolphe Lindt im Jahr 1879. Lindt, geboren 1855 und gestorben 1909, experimentierte in seiner Berner Konditorei mit der Schokoladenherstellung. Durch Zufall entdeckte er, dass langes Rühren der Schokoladenmasse, das sogenannte Conchieren, die Qualität der Schokolade erheblich verbesserte.
Die Conche, deren Name vermutlich von ihrer muschelähnlichen Form stammt, besteht aus einem länglichen Becken, über das sich Granitwalzen bewegen. Durch die Reibung entsteht Wärme, und unerwünschte Geruchs- und Aromakomponenten verflüchtigen sich. Vor Lindts Erfindung war Schokolade oft hart und grobkörnig, doch dank des Conchierens wurde sie zart und cremig. Lindt nannte seine Schokolade nach der gleichnamigen sahnigen Creme 'Fondant'. Rodolphe Lindt war dank seiner Erfindung der Conche im Jahre 1879 zu seiner Zeit einer der bekanntesten Schokoladehersteller und seine Erfindung begründete bis heute den Weltruhm des Namens Lindt.
Die Vereinigung: Lindt & Sprüngli entsteht
Nach dem Ausscheiden von David Sprüngli-Schwarz im Jahr 1892 führten seine Söhne die Geschäfte weiter. Im Jahr 1899 erfolgte die Umwandlung der Schokoladefabrik Sprüngli in die Aktiengesellschaft "Chocolat Sprüngli AG". Im selben Jahr erwarb Sprüngli das Unternehmen von Rodolphe Lindt samt dem Patent für das Conchierverfahren. So entstand die Aktiengesellschaft Vereinigte Berner und Zürcher Chocoladenfabriken Lindt & Sprüngli.
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Kilchberg wird zum Zentrum der Schokoladenproduktion
Rudolf Sprüngli Junior übernahm die Firma seines Vaters im Jahr 1891. Ein Jahr später wurde die Confiserie Sprüngli als eigenes Unternehmen ausgegliedert. 1899 baute Rudolf Sprüngli die Fabrik in Kilchberg und wandelte die Firma im selben Jahr in eine Aktiengesellschaft um. Die Chocolat Sprüngli AG übernahm bald darauf die Berner Schokoladenmanufaktur von Rodolphe Lindt mitsamt dem Patent für dessen Conchierverfahren. Die Aktiengesellschaft Vereinigte Berner und Zürcher Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli war geboren.
Innovation und Expansion im 20. Jahrhundert
Lindt & Sprüngli expandierte im 20. Jahrhundert kontinuierlich. 1935 wurde mit der Leonard Monheim AG in Berlin ein Lizenzvertrag für die Fertigung geschlossen. Im Jahr 1972 führte Lindt & Sprüngli eine Weiterentwicklung der Conche in die Produktion ein: den Lindt & Sprüngli Chocolate Prozeß (LSCP), der den Zeit- und Energieaufwand beim Conchieren reduzieren sollte.
Die Technik des LSCP gliedert sich in die folgenden Punkte:
- Die Kakaobohnen werden thermisch vorbehandelt, damit sich die Schalen optimal abtrennen lassen.
- Durch Einsatz besonderer Reaktionslösungen werden bereits dem Kakaokernbruch unerwünschte Stoffe entzogen.
- Ebenso werden die Milchbestandteile vorveredelt.
- Erfolgt das Mischen und Feinwalzen wie bei der Schokoladeherstellung beschrieben im Zweistufenverfahren.
- Endveredelung der Schokoladenmasse durch das Conchieren. Dies kann jetzt wesentlich schneller durchgeführt werden.
Internationale Expansion und Akquisitionen
Der Börsengang im Jahr 1986 legte den Grundstein für die internationale Expansion von Lindt & Sprüngli. Es folgten die Eröffnung von Produktions- und Verwaltungsgebäuden in den USA (1989) und die vollständige Übernahme der Lindt & Sprüngli SA in Frankreich (1989). In den 1990er Jahren kamen weitere Tochtergesellschaften in Italien, Österreich, Polen, Kanada und Australien hinzu.
Im Jahr 1998 erfolgte die Akquisition der Ghirardelli Chocolate Company in San Francisco, der zweitältesten amerikanischen Schokoladefabrik. Mit der Übernahme von Russell Stover im Jahr 2014 wurde Lindt & Sprüngli zum drittgrößten Unternehmen der Schokoladenbranche in Nordamerika.
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Das Lindt Home of Chocolate in Kilchberg
Am historischen Hauptsitz von Lindt & Sprüngli in Kilchberg wurde 2020 das Lindt Home of Chocolate eröffnet. Der Neubau, entworfen von den Architekten Christ & Gantenbein, beherbergt ein interaktives Schokoladenmuseum, eine Forschungs- und Pilotanlage, den weltweit größten Schokoladenladen, ein Café und eine Chocolateria.
Das Museum bietet auf 1.500 qm Ausstellungsfläche Einblicke in die Geschichte, Produktion und den Genuss von Schokolade. Besucher können eine Kakaoplantage virtuell besuchen, die Geschichte der Schokolade erkunden und den Produktionsprozess hautnah erleben. Ein Highlight ist der neun Meter hohe Schokoladenbrunnen im Eingangsbereich.
Lindt & Sprüngli heute
Heute ist Lindt & Sprüngli ein global agierendes Unternehmen mit Produktionsstätten in Europa und den USA. Das Unternehmen ist bekannt für seine hochwertigen Schokoladenprodukte, darunter die Lindor Kugeln, die Excellence Tafeln und der Lindt Goldhase. Lindt & Sprüngli engagiert sich für Nachhaltigkeit und betreibt ein eigenes Landwirtschaftsprogramm.
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