Die Geschichte der Krüger Gruppe Schokolade
Die Krüger Gruppe, zu der auch die Ludwig Schokolade gehört, ist einer der größten Schokoladenhersteller Europas. Das Unternehmen ist nicht nur für seine Vielfalt an Schokoladenprodukten bekannt, sondern auch für seine lange und bewegte Geschichte, die von Übernahmen, Werksschließungen und strategischen Neuausrichtungen geprägt ist.
Anfänge und Expansion
Alles begann vor fünf Jahrzehnten mit einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern, einer Idee und dem Anspruch, höchste Qualität und Know-how zu vereinen. Willibert Krüger legte mit Mut und einem ausgeprägten Gespür für Märkte und Chancen den Grundstein für das heute weltweit agierende Unternehmen.
Die Krüger Gruppe hat sich im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt und ihr Portfolio kontinuierlich erweitert. Neben Schokolade gehören heute auch Kaffee, Instantprodukte und Nahrungsergänzungsmittel zum Sortiment.
Übernahme der Ludwig Schokolade
Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Krüger Gruppe war der Erwerb der Ludwig Schokolade GmbH & Co. KG. Mit dieser Übernahme sicherte sich Krüger nicht nur das gesamte Markengeschäft für Schokolade und Kaubonbons, sondern auch das Start-up HAFERVOLL GmbH in Köln sowie eine Mehrheitsbeteiligung an der BL Balanced Lifestyle Food and Beverages GmbH in Wien, was den Einstieg in das Wassersprudler-Segment bedeutete.
Die Ludwig Schokolade GmbH & Co. KG produziert noch in Werken in Saarlouis und Polen.
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Schließung des Werks in Quickborn
Ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Ludwig Schokolade und damit auch der Krüger Gruppe ist die endgültige Schließung des traditionsreichen ehemaligen "Trumpf-Werks" in Quickborn Anfang 2010. Damit ging in Quickborn ein Stück Stadt- und Schokoladengeschichte zu Ende.
Seit 1951 war in Quickborn Kakao- und Schokoladenmasse hergestellt worden, später wurde hier auch die Marke FRITT produziert. In den 1950er Jahren arbeiteten bis zu 2.000 Menschen auf dem 30.000 qm großen Firmengelände. Bei der Integration von Ludwig Schokolade in die Krüger-Gruppe konzentrierte man sich auf weniger Standorte, so dass bis 2006 letztlich noch 80 Mitarbeiter in Quickborn verblieben waren. Vor drei Jahren wurde dann die endgültige Schließung des Werks entschieden, die sich nun vollzieht. Die Produktion von Schokolademasse, die bislang noch von acht Mitarbeitern bewerkstelligt wurde, wird in die anderen Werke von Ludwig verlagert.
Die Geschichte von Mauxion
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Krüger-Gruppe ist die Marke Mauxion, deren Geschichte bis ins Jahr 1855 zurückreicht. Die Saalfelder Schokoladenfabrik "Mauxion" unterhielt vielfältige Verbindungen zum Rheinland. Schon 1900 hatte sie eine Verkaufsfiliale in Bonn in der Bonngasse 2 eröffnet.
André Mauxion eröffnete am 3. Juni 1855 eine Confiserie in Berlin. 1872 stieg er in die Schokoladenproduktion ein. Altersbedingt übergab er 1895 die Geschäftsleitung an seine Söhne Alfred und Felix. Da in Berlin Expansionsraum für eine Erweiterung der Fabrik fehlte, erwarben die Brüder 1900/1901 ein Grundstück in Saalfeld, Thüringen, das erhebliche Standortvorteile für die Energieversorgung der Fabrik besaß.
Eine neue Ära von Mauxion begann 1911 mit dem Einstieg von Ernst Hüther (1880-1944) und der Umwandlung der offenen Handelsgesellschaft am 5. September 1911 in die „Chocoladenfabrik Mauxion GmbH“. Zu Beginn war dieser als einer von fünf Gesellschaftern mit nur 25.000 Reichsmark am Stammkapital beteiligt. Nachdem er sich zunächst die Geschäftsführung mit Alfred Mauxion geteilt hatte, übernahm er am 28. Juni 1913 die alleinige Leitung und prägte seitdem die Geschichte von Mauxion.
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Mauxion gehörte zu den Schokoladenfabriken, die von der Bohne bis zur Schokoladentafel produzierten. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der Seeblockade der Engländer kämpfte die Firma mit Lieferengpässen, da kein Rohkakao mehr zu bekommen war. Da Hüther noch unmittelbar vor Kriegsbeginn erhebliche Mengen an Rohstoffen eingekauft hatte, konnte er dennoch eine Zeit lang weiterproduzieren. Die noch vorhandenen Schokoladen- und Kakaobestände wurden im Zuge der Kriegsernährungswirtschaft schon bald für die Heerverpflegung bestimmt. Wie andere Schokoladenfabriken sah sich Mauxion zur Produktion von Nährmitteln, Suppenmehlen und anderen Surrogaten, gezwungen.
Nach Ende des Krieges modernisierte und erweiterte Hüther die Fabrikanlage. Schon 1916 hatte der Bau der Saalbrücke, die das Werk mit der Stadt am gegenüberliegenden Ufer der Saale verband, die wirtschaftliche Bedeutung des Unternehmens verdeutlicht. Zwischen 1921 und 1928 wurde der größte Teil der alten Anlagen abgerissen und durch einen neuen Industriebau ersetzt. Wie andere Unternehmer strebte Hüther eine gewisse Autarkie des Betriebes an. Aus diesem Grund erwarb er eine Hausdruckerei, eine Buchbinderei, eine Kistenfabrik und eine Autohalle. Zur Deckung des steigenden Strombedarfs ließ er auch auf dem Fabrikgelände ein neues Dampfkraftwerk bauen. Am Saalfelder Bahnhof entstanden außerdem mehrere Gleisanlagen, die nur für den Versand von Mauxion-Ware bestimmt waren. Täglich wurden hier bis zu 25 Waggons abgefertigt. Für seine Mitarbeiter stiftete er außerdem ein Erholungsheim in Garmisch-Partenkirchen.
Beim Vertrieb ihrer Produkte setzte Mauxion vor allem auf den Direktvertrieb. Hüther beschäftigte „reisende Herren“. die mit gefüllten Musterkoffern Kunden besuchten und Bestellungen aufnahmen. Nach dem Einstieg in das Automatengeschäft, in dem bis dahin nur die Kölner Firma Stollwerck vertreten war, kam ab 1930 der Straßenverkauf hinzu. An den neuen Mauxion-Automaten konnten Kinder und Erwachsene für wenig Geld Pralinen oder Schokoladentafeln mit Sammelbildern kaufen. An größeren Bahnhöfen wurden auch Schokoladen und Pralinen in Reisegrößen verkauft. Als einer der ersten Firmen bot Mauxion einen Kakao „to-go“ an. Dazu entwickelte die Firma die sogenannte „Schokoladenfontäne“, die wie eine große Milchkanne aussah, und aus der Kakao direkt in Becher gefüllt wurde.
Wie andere Unternehmen auch baute Mauxion ab der Jahrhundertwende sogenannte „Flagship-Stores“ auf. Dabei handelte es sich um Geschäfte in ausgewählten Städten, in denen nur Mauxion-Ware angeboten wurde. Meist waren diese Filialen eine Kombination aus Ladengeschäft und Konditorei. Eine solche Markenfiliale befand sich ab 1900 auch auf der Bonngasse 2 in Bonn. Weitere Filialen befanden sich zum Beispiel in Berlin, Leipzig, Garmisch-Partenkirchen und Breslau.
1924 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 17,4 Millionen Reichsmark. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 500 im Jahr 1921 bis 1925 auf 1800. 75 Prozent der Beschäftigten waren weiblich. Schon früh baute die Firma eine eigene Markenidentität auf. 1918 ließ Hüther ein neues Markenlogo gestalten, das aus seinen Initialen zusammengesetzt war. Darüberhinaus war die markeneigene Verpackung an dem stets vorhandenen blauen Band wiederzuerkennen. Neben den Reklamefilmen in Lichtspieltheatern, den oft ganzseitigen Werbeanzeigen in Zeitschriften und den großen Reklameplakaten an öffentlichen Plätzen organisierte Mauxion auch ungewöhnliche Werbeaktionen. So ließ die Firma eigene Kleinflugzeuge und ein Freiballon mit Werbebannern über das ganze Land fliegen.
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Krisenjahre und Neuanfang
Mitte der 1920er Jahre machte die Branche eine schwere Krise durch. Von den 1924 bestehenden 340 Fabriken musste bis 1925 die Hälfte schließen. Mauxion geriet gleichfalls in finanzielle Schwierigkeiten. Die Firma wurde nur durch die finanzielle Unterstützung des Thüringer Innenministeriums vor dem Konkurs gerettet. Während die Firma 1930 noch 14 Millionen Reichsmark Umsatz machte, waren es 1933 nur noch sieben Millionen Reichsmark. Im Jahr der Bankenkrise 1931 fielen die Umsätze erneut stark ab. Daraufhin kam es zu Streitigkeiten mit den kreditgebenden Banken. Sie kündigten Hüther die Kredite und forderten eine Rückzahlung von 200.000 Reichsmark. Ein jahrelanger Konflikt folgte. Erst nachdem sich 1936 der Thüringer Gauwirtschaftsberater der NSDAP Otto Eberhardt für die Schokoladenfabrik einsetzte, konnte der Streit zugunsten Ernst Hüthers beigelegt werden. 1937 traten sowohl Ernst Hüther als auch sein Sohn Werner Hüther der NSDAP bei. Bis zum Ausbruch des Krieges stiegen die Umsätze des Unternehmens von über 11 Mio. Reichsmark 1934 auf mehr als 15,5 Mio.
Der Zweite Weltkrieg traf das Unternehmen wiederum schwer. Die Einfuhr von Rohkakao nahm zunächst rapide ab, bis sie 1942 schließlich ganz zum Erliegen kam. Produktion und Verbrauch unterlagen erneut der staatlich gelenkten Kriegswirtschaft. Neben Süßwaren begann Mauxion Nährmittel wie Malzkost, Haferkakao, Melakost, Trockengemüse, Trockenobst zu produzieren. Um eine Schließung des Werkes abzuwenden, stellte Hüther BMW Räume für die Produktion von kriegswichtigen Rüstungsgütern, für Flugzeuge und andere Fahrzeuge, bereit.
Im August 1944 starb Ernst Hüther und sein Sohn Werner (1908-1962) übernahm die Leitung. Bereits am 16. Juli 1945 wurde er jedoch enteignet und floh zwei Jahre später über die Grenze nach Westdeutschland. 1948 wurde die Enteignung rechtskräftig vollstreckt und das Unternehmen zum „VEB (Volkseigener Betrieb) Mauxion“ erklärt.
Mauxion nach dem Krieg
Ab 1949 war wieder Rohkakao verfügbar. Dieser wurde unter den Fabrikanten quotiert. Fabrikanten, die keine einsatzfähigen Maschinen besaßen, war es dann möglich den Rohkakao entweder an andere Fabrikanten zu verkaufen oder Produktionsaufträge zu erteilen. Davon machte auch der neue Geschäftsführer des Mauxion-Unternehmens Werner Hüther Gebrauch. Er erteilte der Firma „Schoko-Buck“ in Stuttgart einen Produktionsauftrag. Schon bald konnten wieder Produkte unter dem Namen Mauxion vertrieben werden. Auch die „Ph. Kneisl Kakao-, Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik“ in Geretsried und die Schokoladenfabrik „Harry Trüller“ in Celle wurden von Hüther mit der Produktion von Tafelschokolade beauftragt. Schließlich wurde auch ein Teil des ehemaligen Erholungsheimes in Garmisch-Partenkirchen zur Produktionsstätte umgebaut.
Durch die jahrzehntelangen, guten Beziehungen mit Kunden im ganzen Reich, war es schnell wieder möglich in den Direktvertrieb einzusteigen. Es folgten gerichtliche Auseinandersetzungen bezüglich der Nutzung des Markennamens „Mauxion“ und 1954 wurden der Familie Hüther die Nutzungsrechte offiziell zugesprochen. Der „Volkseigene Betrieb“ in Saalfeld durfte sich nicht länger Mauxion nennen oder Produkte mit diesem Namen vertreiben.
Die finanzielle Last, die durch den Verlust der Fabrikanlagen kaum auszugleichen war, beeinträchtigte die Neugründung der Firma im Westen. Als die Branche 1955 erstmals wieder mit einer Absatzkrise zu kämpfen hatte, wurde dem Unternehmen ein bestehendes Darlehen gekündigt und die beschränkten finanziellen Mittel waren bald aufgebraucht. 1958 gingen das Unternehmen und die Markenrechte an Trumpf und somit an die Leonhard Monheim AG in Aachen über. Am 9. November 1959 wurde der Firmensitz der „Mauxion GmbH“ dann offiziell nach Aachen verlegt. Nachdem die Leonhard Monheim AG 1986 verkauft wurde, ging die Marke Mauxion schließlich an die Ludwig Schokolade GmbH über.
Bis 1991 wurde in den Saalfelder Anlagen unter der VEB Thüringer Schokoladenwerke weiterhin Schokolade produziert. Nach der Wiedervereinigung übernahm das Kölner Unternehmen Stollwerck die Fabrikanlagen. Stollwerck unter Hans Imhoff hatte schon vor der Wende seine Fühler nach Saalfeld ausgestreckt, indem er in den 1980er Jahren dort einige Schokoladenprodukte für den Westmarkt hatte produzieren lassen. Imhoff erwarb den Saalfelder Betrieb für 3,5 Mio. Mark. In die Modernisierung des Werkes flossen erhebliche Investitionen. Als Dank für den Erhalt und Ausbau des Werkes erhielt Hans Imhoff die Ehrenbürgerwürde der Stadt Saalfeld. Da Imhoff keinen Nachfolger hatte, ging Stollwerck mit dem Werk in Saalfeld 2002 an die Schweizer Barry Callebaut. 2010 verkaufte Callebaut Stollwerck an das belgische Unternehmen Baronie.
Krüger Heute
Die Krüger Gruppe ist heute ein bedeutender Akteur auf dem europäischen Schokoladenmarkt. Sie produziert unter anderem Schokolade unter dem Markennamen Trumpf (Ludwig), viele Handelsmarken, Nussnougat-Creme (Wilhelm Reuss, Berlin) und Halbfabrikate wie Milchpulver, Kakao und Flüssigschokolade. Neben dem Stammsitz ist Krüger in Berlin, Saarlous, Stendal und einigen kleineren Orten vertreten. 2012 gab das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit dem US-Konzern Starbucks bekannt, für den Krüger Kaffeekapseln produziert. Derzeit wird eine neue Kaffeerösterei am Standort Bergisch Gladbach gebaut, die größte Einzelinvestition der Gruppe bislang. Aktualisierung Januar 2018: Die Kaffeerösterei ist längst in Betrieb. Den Umsatz gibt das Unternehmen mit knapp 2 Mrd. Euro an, die Zahl der Beschäftigten in Bergisch Gladbach mit 1270 und insgesamt mit 4800.
Trotz gestiegener Umsätze hat Krüger 2021 an Rentabilität verloren. Erst für dieses Jahr rechnet das Unternehmen wieder mit steigenden Erträgen. Dafür will die Gruppe auch die Abhängigkeit von einigen Großkunden reduzieren.
Produktportfolio
Die Krüger Gruppe bietet ein breites Spektrum an Schokoladenprodukten an, darunter:
- Schokoladenriegel in allen gängigen Geschmacksrichtungen, Formaten und Packungsgrößen
- Tafelschokoladen in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, Formsätzen und vielfältigen Grammaturen
- Pralinen in allen erdenklichen Ausführungen und Formen (Edle Tropfen in Nuss)
- Saisonartikel (Tafeln, Pralinen, Blätterkrokant, Adventskalender)
- Kochschokoladen und Kuvertüren
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