Glückswinkel und Nürnberger Lebkuchen: Eine süße Geschichte
Nürnberg, bekannt als Lebkuchenstadt, beherbergt eine Vielzahl von Bäckereien und Konditoreien. Doch die Welt der Nürnberger Backtradition ist im Wandel. Dieser Artikel beleuchtet sowohl die Schließung eines traditionsreichen Cafés als auch die anhaltende Bedeutung des Lebkuchens und anderer süßer Spezialitäten.
Das Ende einer Ära: Café Glückswinkel schließt nach 64 Jahren
Ein Stück Nürnberger Geschichte ist zu Ende gegangen. Nach 64 Jahren schloss das Kultcafé Glückswinkel im Stadtteil Erlenstegen für immer seine Türen. Das Café samt Konditorei war über Jahrzehnte eine feste Anlaufstelle für Kuchenliebhaber. Ende Juli 2024 war Schluss.
Inhaber Udo Pierenkemper hatte das 1960 gegründete Café von seinen Eltern übernommen und bis zuletzt geführt. "Ich bin schon länger im Rentenalter und jetzt ist einfach mal Schluss", sagte der Konditormeister. Er entschied sich aus verschiedenen Gründen gegen eine Nachfolgersuche. Zum einen entsprachen die Bewerber nicht seinen Anforderungen, zum anderen hätte der Laden nach der Übergabe an einen anderen Pächter wegen diverser Auflagen renoviert werden müssen.
Das Glückswinkel erfreute sich großer Beliebtheit bei seinen Kunden. Auf Google erhielt es 4,6 von 5 möglichen Sternen. Die Gäste lobten vorwiegend die Kuchen und Torten. Eine Userin bezeichnete Pierenkempers Laden gar als die "bei weitem beste Konditorei in Nürnberg". Zeitweise hatte der Konditormeister bis zu 20 Torten im Sortiment.
Ganz will sich Udo Pierenkemper aber nicht verabschieden: Seine beliebten Lammtafeln aus Schokolade soll es weiterhin geben.
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Lammtafeln: Eine fränkische Tradition lebt weiter
Seit 2013 werden die Lammtafeln in Nürnberg von der Konditorei Glückswinkel hergestellt. Die fränkische Tradition, bei der Paten ihren Patenkindern zu Ostern Lammtafeln schenken, reicht über 100 Jahre zurück. Der Brauch lässt sich nicht genauer datieren. Das Symbol des Lammes stammt ursprünglich aus dem Neuen Testament. In nahezu allen Epochen christlicher Kunst wurde das Lamm zum zentralen Christusmotiv. Sein Opfertod hat erlösende Kraft. Die Fahne, die dem Lamm beigegeben ist, ist eine Siegesfahne und steht für die Überwindung des Todes in der Auferstehung Christi.
Die Schokolade wird in historischen Formen von Friedrich Anton Reiche gegossen. Dieser gründete um das Jahr 1870 eine Werkstatt für Zinnbeschichtungen in Dresden und installierte 1888 eine Fabrik für Blechemballagen und Schokoladenformen. Von Anton Reiche stammen viele wunderbare Formen. Insbesondere entwickelte er die Platinolform, Blechformen, die vernickelt wurden. Die Vielfalt und unterschiedlichen Formen haben die Schokoladenform heute zu den meistgesuchten Formen überhaupt gemacht. Um 1932 gab es etwa 50.000 unterschiedliche Formen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma Reiche aufgelöst und ging in der VEB Schokoladenform Dresden auf. Für die Fertigung der Lammtafeln verwendet die Konditorei Glückswinkel auch Formen von Nürnberger Formenherstellern.
Lammtafeln, manchmal auch mit Hasen abgebildet und dann als Hasentafeln bezeichnet, ähneln herkömmlichen Tafelschokoladen. Statt Rippen zieren jedoch plastische Ostermotive die Vorderseite. In der Regel besteht das Motiv aus weißer Schokolade, die Tafel selbst aus Vollmilchschokolade oder edelherber Schokolade. Mit einer Spritztülle wird zunächst das Relief des Motivs mit weißer Schokolade ausgefüllt. Eine halbe Stunde später, nachdem die weiße Schokolade fest geworden ist, wird schließlich die flüssige Vollmilchschokolade oder edelherbe Schokolade in die Form gegossen und mit einem Messer glattgestrichen. Einige Stunden später kann die fertige Lamm- oder Hasentafel vorsichtig aus der Form geklopft und sorgfältig verpackt werden.
Nürnberg als Lebkuchen-Hochburg
Nürnberg ist nicht nur für seine Lammtafeln bekannt, sondern vor allem für seine Lebkuchen. Die Stadt beheimatet zahlreiche Bäckereien und Konditoreien, die diese Spezialität herstellen. Die Qualität der Nürnberger Lebkuchen ist hoch.
Lebkuchentest: Ein subjektiver Eindruck
Ein Lebkuchentest aus dem Jahr 2014 zeigt, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten oft gering sind und das gesamte Feld recht nah beieinander liegt. Die Glasur erweist sich manchmal als "Problem", da eine bessere Schokolade dem Lebkuchen guttun würde. Andererseits ist die Schokolade manchmal zu intensiv und vermischt sich zu stark mit den typischen Lebkuchengewürzen.
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Im Test wurden verschiedene Kriterien bewertet: Aussehen, Geruch, Konsistenz, Nussigkeit, Glasur, der typische Lebkuchengeschmack und der Gesamteindruck.
Einzelbewertungen verschiedener Lebkuchen
- Bäckerei Mirus: trocken, sehr süß, nussig / gut erkennbare Nusstücke
- Arnd Erbel Freibäcker: ganz eigener Geschmack, riecht mineralisch
- Bio-Vollwert-Bäckerei Wehr: Rosinen, Nelke, Zuckerkristalle, Feigen, wenig Nuss, viel Schokolade, eher untypischer Lebkuchen
- Bäckerei Imhof: Geruch besser als Geschmack, schöne hohe Form, milder Geschmack aber ein intensives Gewürz
- Lebkuchen Thomas Dornauer: Fällt nicht negativ auf, wie ein Lebkuchen sein sollte, typisches „Lebkuchengefühl im Mund“
- Café Glückswinkel: grob gepinselt / Pinselstriche, typischer Lebkuchengeschmack
- Bäckerei Kugler: Hohe Form, nussig / wie Nusskuchen, trocken, kein Gewürz, fruchtiger Geruch, Glasur neutral
- Neutor Bäckerei: Marzipan, fehlende Gewürze
- Lebkuchen & Allerlei: süß, sehr würzig
- Lebküchnerei Düll: (zu) viel Schokolade, gute Gesamtkonsistenz
- Lebküchnerei Woitinek: süß, schöne Form, Lebkuchengefühl
- Bäckerei Kugler fein: kaum wahrnehmbare Nüsse, weiche/cremige Konsistenz, neutraler Geschmack
Nürnberger Konditoren im Rampenlicht: "Deutschlands bester Weihnachtsbäcker"
Die hohe Qualität der Nürnberger Konditoren wurde auch durch die TV-Show "Deutschlands bester Weihnachtsbäcker" gewürdigt. Als einzige deutsche Stadt konnte Nürnberg gleich drei ausgezeichnete Konditormeister zu dieser Sendung schicken. Mit dabei war auch die Konditorei Café Beer. Martin Rößler, der regelmäßig in der TV-Show "Wir in Bayern" des Bayerischen Rundfunks Kuchen und Torten bäckt, trat mit seinem Team gegen die Kollegen Confiserie Café Neef und Café Glückswinkel an.
Die Konditorei Café Beer blickt auf eine lange Tradition zurück. Seit 156 Jahren steht sie für feinste Nürnberger Confiserie- und Backspezialitäten, langjährige Konditor-Tradition sowie herzliche Gastlichkeit. Das Magazin Feinschmecker zählt sie zu den besten Café- und Konditorei-Adressen Deutschlands.
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